Kapitel 51
Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger und in Hogwarts breitete sich trotz der schwierigen Lage der Zaubererwelt, der sich jeder bewusst war, eine behagliche Weihnachtsstimmung aus.
Es schien beinahe so, als wären sowohl die Schüler als auch die Lehrer, die nicht zu Voldemorts Gefolgschaft gehörten, nahezu versessen darauf, alles weihnachtlich und wunderschön wirken zu lassen. So als wollten sie von der Tatsache ablenken, dass die Welt um Hogwarts in Flammen stand. So als wollten sie mit der Weihnachtsdekoration die Trauer und das Leid, das herrschte hinwegfegen.
Doch all das, bekam Severus nur schemenhaft mit. Er war zu sehr auf seine düsteren Gedanken fixiert, als dass er die gemütliche und winterliche Stimmung seines Zuhauses mitbekommen konnte.
Die Kamine, die die Schule in ein warmes und behagliches Licht tauchten, fielen ihm kaum auf, genauso wenig, wie er einen Blick für die verschneite Landschaft übrighatte, die von dem glitzernden Schnee bedeckt, wie ein verwunschenes und verträumtes Paradies wirkte. Die Düsternis und der Schmerz in Severus Innerem überschatteten alles Positive.
Er sah die Carrows, die ihre grausamen Bestrafungen in der Schule verbreiteten und die Angst und Schrecken mit sich brachten, egal wo sie auch hinkamen. Er sah Draco Malfoy, der durch die Flure stolzierte, wie ein König und seinen Schmerz und seine Angst hinter einer Fassade aus Hass und Arroganz versteckte.
Doch vor allem sah er Liana. Er sah die Tränen in ihren Augen und ihre Silhouette, die sich in der Dunkelheit der Nacht verlor.
Er liebte sie.
Es hatte lange gedauert, das zu realisieren. Er hatte nicht akzeptieren können, dass er eine Muggel-Frau liebte, die er nicht einmal richtig kannte, doch schließlich hatte er es sich eingestehen müssen. Denn es verging keine Minute, in der er nicht an sie dachte, oder sich selbst mit Vorwürfen darüber überschüttete, dass er sie hatte gehen lassen. Dass er ihr nicht nachgelaufen war und sie zurückgerufen hatte. Denn das Leben ohne sie fühlte sich leer an. Leer und bedeutungslos.
Der Schnee, der schon von den vielen Stiefeln der anderen Zauberer plattgedrückt war, knirschte leise, als er sich über die breite und vollständig zugeschneite Straße bewegte. Automatisch setzte er in Gedanken versunken einen Schritt vor den anderen und hatte den Blick dabei fest auf die Umrisse der Häuser von Hogsmeade gerichtet.
Es herrschte dichtes Schneetreiben, während er auf das Zaubererdorf zusteuerte, das beinahe vom dichten weißen Nebel verschleiert wurde. Es war nicht das beste Wetter für einen Ausflug, doch der Besuch des Dorfes hatte sich nicht verschieben lassen. Am vergangenen Tag waren die meisten Schüler über die Ferien zu ihren Familien gereist und Severus war es endlich gelungen eine Entscheidung zu treffen.
Plötzlich hatte er durch den dunkeln Schleier sehen können, der seine Gedanken überschattete und er hatte realisiert, dass es so nicht weiterging. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, doch für diese Aufgabe benötigte er Kraft und Entschlossenheit. Und die einzige Person, die ihm diese geben konnte, war Liana.
Aus diesem Grund hatte der Zauberer beschlossen, sie um jeden Preis wiederzusehen. Doch da er sich sicher war, dass sie ihn mittlerweile hasste, musste er ihr zeigen, dass sie ihm wichtig war und dass er die letzten Worte, die er zu ihr gesagt hatte, nicht so gemeint hatte.
Bald konnte er die dunklen Rauchwolken erkennen, die aus den Kaminen der Häuser von Hogsmeade aufstiegen und sich wie dunkle Wolken über dem Dorf verteilten, bevor sie sich langsam in Luft auflösten. Das kleine Zaubererdorf wirkte so wie jedes Jahr. Gemütlich, weihnachtlich und voll von magischen Überraschungen, die sich hinter den bunt geschmückten Glasvitrinen der Geschäfte verbargen.
Severus hatte nur selten Zeit in Hogsmeade verbracht. Während seiner eigenen Schulzeit, war es für ihn der Ort gewesen, an dem sich Lily mit ihren anderen Freunden getroffen hatte und er nicht willkommen gewesen war und während seiner Lehrerzeit, hatte er es vorgezogen seine freien Momente alleine zu verbringen.
Doch jetzt, als er zwischen den mittelalterlich wirkenden Häusern stand und die kalte Winterluft in sich aufsog, wirkte das Dorf wie der schönste und zugleich ruhigste Ort der Welt.
Da die Schüler abgereist waren, schwebte kein fröhliches Lachen durch die kalte Luft, sondern man hörte nur Severus eigenen, beinahe lautlosen Schritte, der auf die bunt geschmückten Läden zusteuerte, wo sich die meisten Einwohner vor der beißenden Kälte versteckten.
Doch im Gegensatz zu ihnen, suchte Severus im Inneren nicht nach Wärme und Gemütlichkeit, sondern nach einem Geschenk für die Frau, die er liebte.
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