Kapitel 46
Bellatrix' Lestrange Bewegungen wirkten raubtierhaft und grazil, nahezu elegant, sodass Severus ihm dämmrigen Licht, das nicht viel mehr, als dunkle Konturen preisgab, beinahe ihr ungepflegtes Äußeres vergaß. Und gerade diese Eleganz und zugleich ihre starke Neigung zu den dunklen Künsten ließen sie geheimnisvoll, düster und gefährlich wirken.
Wie eine Raubkatze auf der Jagd, umkreiste sie Severus, der sich alle Mühe gab, die Todesserin keine Sekunde aus den Augen zu lassen, jedoch zugleich, ohne beunruhigt zu wirken.
„Severus, was führt dich zu mir? Ein Befehl unseres Gebieters?"
Ihre Stimme glich einem zischelnden Flüstern, das den Raum bis in alle Ecken zu durchdringen schien und Severus einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
„Gewissermaßen", beantwortete Severus ihre Frage, ohne eine Miene zu verziehen und hielt dabei den Zauberstab in der Tasche seines Umhangs fest umklammert. Denn trotz der Tatsache, dass Bellatrix nicht ahnen konnte, dass er ein Verräter war, vertraute er ihr nicht. Die Gefahr, die sie umgab, ließ in frösteln und er fühlte sich in ihrer Anwesenheit nahezu bedroht.
„Ich habe vom dunklen Lord den Befehl erhalten, einen äußerst wertvollen Gegenstand für ihn sicher zu verwahren. Jedoch erscheint mir der Ort, an dem ich diesen Gegenstand bisher aufbewahrt habe, nicht mehr sicher genug. Deshalb möchte ich dich bitten das Schwert von Gryffindor für mich zu verwahren."
Eine Weile war es still. Dann meldete sich die Todesserin erneut zu Wort, jedoch in einem leicht misstrauischen Tonfall.
„Weshalb willst du mir das Schwert anvertrauen, Severus?"
„Weil ich denke, dass die treueste Dienerin unseres Herren, die Aufgabe deutlich besser, als alle anderen erfüllen kann. Ich denke das Schert ist bei dir in besseren Händen."
Severus bildete sich ein, im Dämmerlicht zu erkennen, wie sich die Miene der Todesserin zu einem Lächeln verzog. Zu einem gefährlichen Lächeln, das jedoch von einer gewissen Genugtuung durchzogen war.
„Also? Kann ich dir das Schwert anvertrauen? Wirst du alles dafür tun, dass es nicht in die falschen Hände gerät? Für unseren Gebieter?"
Severus ließ mit Absicht leichte, jedoch deutlich hörbare Zweifel in seine Worte einfließen, um die Todesserin zu provozieren. Er wollte ihr das Gefühl geben, er halte sie nicht für fähig, die Aufgabe ihres Herren auszuführen, damit sie seine Bitte in Betracht zog.
Plötzlich drehte sich die Hexe direkt zu Severus um, sodass die ihm aus ihren beinahe schwarzen, von dichten schwarzen Wimpern umrandeten Augen, geradewegs ins Gesicht starrte.
Ihre Miene wirkte verzerrt und wütend und kurz flackerte in Severus Innerem eine Unsicherheit auf, die er jedoch gleich wieder zur Seite drängte. Sie würde nie so weit gehen, ihn direkt anzugreifen. Denn sie wusste, dass der Zauberer im Augenblick hoch in der Gunst des dunkeln Lords stand, weshalb sie sich keinen Fehltritt ihm gegenüber erlauben konnte.
„Denkst du ich bin nicht fähig auf ein Schwert aufzupassen."
Sie sprach ihre Worte nicht laut. Vielmehr glich ihre Stimme einem leisen Zischeln. Trotzdem waren die Drohung und die Wut die darin mitschwangen unmissverständlich und Severus wusste, dass er sein Ziel erreicht hatte. Die Kopie des Schwertes würde in sichereren Händen sein, als sie es bei ihm jemals sein könnten.
Ohne weiter nachzufragen, griff er in seine linke Umhangtasche, die er mithilfe des Ausdehnungszaubers von Innen vergrößert hatte und beförderte das große silbern glänzende Schwert an die Oberfläche. Kurz wog er es in seinen Handflächen hin und her und ließ seinen Blick durch den düsteren Raum schweifen, bis er wieder bei Bellatrix hängen blieb. Einige Augenblicke lang, sahen sie einander einfach nur in die Augen, beide, ohne ihre wahren Emotionen hervorscheinen zu lassen.
Dann erst streckte Severus der Todesserin das Schwert entgegen, die es auch sogleich an sich nahm. Der Zauberer wusste, dass sie sich nun nichts mehr zu sagen hatten. Er hatte die Aufgabe erfüllt, wegen der er gekommen war und sie bedurfte keiner Worte mehr.
Sein Blick streifte die dunklen Umrisse der Möbel in Bellatrix' Privatraum, dann nickte er ebendieser kurz und steif zu, bevor er den Raum verließ, ohne sich noch einmal umzublicken.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top