Kapitel 19

Das runde Schulleiterbüro und Dumbledores ehemaliges Reich wirkte unverändert, bis auf das Fehlen von Fawkes, dem Phönix. Er war gemeinsam mit seinem Herrn verschwunden und hatte Hogwarts für immer verlassen. Bis auf dieses fehlende Element, hatte es jedoch niemand gewagt, Veränderungen am Büro des allerseits geliebten, verstorbenen Schulleiters vorzunehmen.

Einzig und allein die Porträts der ehemaligen Schulleiter hatte Severus vorrübergehend abgedeckt, da er ihre Streitereien nicht mehr ausgehalten hatte. Besonders den Anblick von Albus Dumbledore mit seinem wissenden Lächeln, der Hakennase und den blauen Augen, die hinter seinen Halbmondgläsern hervorlugten, hatte er nicht ertragen.

Ihm wurde bewusst, dass er ständig auf der Flucht war. Auf der Flucht vor Konfrontationen und vor der Wahrheit.

Nie versuchte er sich zu erklären, oder sich zu verteidigen, denn er floh vor allem, was ihm zu schwer erschien.

Selbst mit Liana, die weder sein Inneres noch seine Vergangenheit kannte, hatte er nicht reden können. Auf ihre höflichen und nett gemeinten Fragen hatte er nur mit knappen und kühlen Antworten reagiert und schließlich fluchtartig das Café verlassen.

Es war feige von ihm, jedes Mal zu fliehen, wenn es brenzlig wurde, doch es ging nicht anders. Es war ein Impuls, der sich nicht unterdrücken ließ.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, riss er das Tuch von Dumbledores Porträt und blickte geradewegs in das wissende Lächeln des verstorbenen Schulleiters. Der Anblick dieses weisen, gütigen Gesichtes, war für Severus wie ein Schlag ins Gesicht und einen Moment lang konnte er nicht anders, als den ehemaligen Schulleiter einfach nur anzustarren.

Eine Flut von Erinnerungen stürmte auf ihn herein und all die Erinnerungen, die er bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich verdrängt hatte, kehrten zu ihm zurück.

Er erinnerte sich an das seltsam taube Gefühl, während er seinen Zauberstab auf den alten Zauberer gerichtet hatte und an die Emotionslosigkeit, mit der er schließlich, beinahe ohne zu zögern den unverzeihlichen Fluch ausgesprochen hatte. Noch immer hörte er in seinen Träumen die Worte, die Dumledore das Leben genommen hatten. Avada Kedavra, begleitet von einem leuchtend grünen Blitz.

Der Zauber hatte seinen zerbrechlichen alten Körper durch die Luft gewirbelt, als wäre er leicht wie eine Feder und kurz darauf, war er wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, auf der harten Erde aufgeprallt.

Dort, neben der Schule, für die er zu Lebzeiten alles getan hatte, hatte er gelegen, gebrochen und ohne jegliches Leben. Die Flamme, die einst in seinem Inneren geglüht hatte, war ausgepustet worden, wie eine Kerze und für die, die ihn geliebt hatten, war die Welt in Dunkelheit getaucht worden.

Auch für Severus waren die folgenden Tage wie ein Albtraum gewesen. Er hatte immer wieder versucht sich einzureden, er wäre kein Mörder. Er hätte nur das getan, was nötig gewesen war, doch tatsächlich glauben konnte er das nicht.

Er hatte dem Mann, der alles für ihn getan hatte, der ihm vertraut hatte und der ihm nach seinem Dasein als Todesser zu einem besseren Leben verholfen hatte, ohne zu zögern den Zauberstab auf die Brust gerichtet und die tödlichen Worte gesprochen.

So war es abgesprochen gewesen, Severus hatte es sogar versprochen, doch hätte er sich auch nur ansatzweise Mühe gegeben, so hätte er, dessen war er sich sicher, eine andere Lösung gefunden.

Doch so war es nun einmal nicht. Ob er es wollte oder nicht, er war ein Todesser. Und das würde er immer bleiben.  

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