#33 - Kommuniziert
Louisa
Schritt für Schritt tastete sie sich durch die Dunkelheit. Die rechte Hand fuhr an der Betonwand entlang. Sie wollte, dass es vorbei war. Sie wollte hier raus. Egal wie, einfach nur raus.
Wieso ritt sie sich jedes Mal in Schwierigkeiten? Waren ihre Freunde hinter ihr? Sie hatte Angst um sie. Um sie alle. Trotz des Streits wünschte sie sich einfach, sie hinter dem Tunnel in die Arme zu schließen.
Mit einem "Uff" lief sie gegen etwas Hartes. Schmerz durchzuckte ihr Schienbein. Die wimmerte kurz, dann erstarrte sie. Horchte. Nichts.
Sie hielt ihren Atem flach und schlich vorwärts. Kam sie überhaupt voran? Wie lange mussten sie hier verbleiben?
Plötzlich zischte etwas, unterstrichen von Klickgeräuschen, als würde man eine Hand voll Murmeln fallen lassen. Louisa blieb stehen und versuchte mit weit aufgerissenen Augen etwas zu erkennen. Etwas stand direkt vor ihr. Sie spürte kalten Atem in ihrem Gesicht. Es roch unangenehm. Wieder klickte es vor ihr mehrmals. Es erinnerte sie an eine Fledermaus, die sich mit Ultraschall im Dunkeln zurechtfand. Auch wenn Louisa ihn nicht sehen konnte, konnte sie spüren, dass er unglaublich nah vor ihr stand. Konnte sie die trüben Augen leuchten sehen?
Dann erhallte ein Schuss. Ganz kurz erhellte ein Lichtblitz den Tunnel. Für einen kurzen Moment sah Louisa das Gesicht des Monsters direkt vor ihr. Er war fast doppelt so groß wie sie. Louisa schreckte zurück und der Skrim stürzte sich auf sie. Sie zog ihre Waffe und schoss einfach. Hinter ihr erhallten ebenfalls Schüsse und Louisa erblickte John.
Dann wurde es auf einmal hell und sie wurde geblendet. Jemand zog sie auf die Beine. Und drückte ihr eine Taschenlampe in die Hand.
"Hier! Lauf!" Die Stimme kam Louisa bekannt vor. Doch sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Sie rannte los und ihr Freunde hinter ihr her. Im Lauf schwang das Licht der Taschenlampe unkontrolliert hin und her, doch es reichte aus, um den verlassenen Autos auszuweichen.
Als etwas von der Decke fiel und sich vor ihnen aufbaute blieb Louisa abrupt stehen. Sie zog die Waffe und zielte. Doch der Schuss kam nicht von ihr. Der Skrim ging zu Boden und sie sprintete weiter. Weit vor ihr sah sie ein Licht. Tageslicht. Das Ende des Tunnels.
"Fast da!" Keuchte Louisa und warf einen Blick nach hinten.
"Weiter!" Sasha rannte auf Louisas Höhe.
Erneut warf sie einen Blick zurück und sah die Skrim, die ihnen auf allen Vieren dicht auf den Fersen waren. Plötzlich stolperte Sasha und fiel mit einem Aufschrei zu Boden. Louisa machte sofort halt. Sie würde Sasha nicht zurücklassen. Nick neben ihr begann zu schießen. Der Fremde schloss aus der Dunkelheit zu ihnen auf, doch zu spät. Gerade als Louisa erkannte wer es war, wurde er von einem Skrim von den Beinen gerissen und zurück in die Dunkelheit geschleppt.
"Hugo!" Louisa keuchte entsetzt als sie das Knacken der Knocken hörte. "Steh auf!" Schrie sie Sasha an, während sie einen Skrim nach den anderen erschoss, der Sasha gefährlich nahe kam. Nicks Pistole klickte nur noch. Auch John war die Munition ausgegangen. Er zog Sasha auf die Beine und sie hetzten weiter.
Louisa konnte das Klicken und Hecheln der Skrim hinter sich hören. Sie waren Hungrig und vor ihnen war gerade ein Festmal auf der Flucht. Ein Blick zur Seite zeigte ihr die erschöpften Gesichter ihrer Freunde. Sasha humpelte und Panik tränkte Nicks blaue Augen, als er zu ihr herüber schaute. Sie würden sterben. Die Skrim würden sie bis zur Erschöpfung jagen und dann abschlachten. So war der Lauf der Dinge, nicht? Die Wölfe haben schon immer die Schafe gejagt.
Louisa lief es kalt den Rücken runter. Erneut warf sie einen Blick über die Schulter und sah, wie einer der Skrim zu Sprung ansetzte. Instinktiv bog Louisa scharf nach links, schubste Sasha und John grob auf Seite und blieb stehen. Es kostete sie all ihre Kraft, doch sie blieb stehen. Der Skrim brach den Sprung ab und kam kurz vor ihr zum stehen. Er stand so dicht vor ihr, dass sein Atem ihre Haare bewegte. Er schnaufte. Louisa schnaufte auch. Ihr Kopf begann zu schmerzen, es war ein Stechen, das sie so nicht kannte.
Der Skrim baute sich vor ihr auf und ein schrilles Kreischen drang aus seiner Kehle. Auf den Hinterbeinen war er doppelt so groß wie sie. Louisa machte einen Schritt auf den Skrim zu. Dieser wich plötzlich unsicher zurück.
"Was tust du da..." Es war kaum ein Hauchen, das aus Johns Kehle drang.
Doch Louisa konzentrierte sich voll und ganz auf den Skrim. Sie starrte ihm in die blassen Augen. Auch die Skrim, die sich hinter dem ersten versammelt hatten, starrten Louisa an. Es war ein seltsames Gefühl, beinahe als wäre es eine Verbindung. Sie hörte Stimmen, konnte zwar nicht verstehen was sie sagten, doch sie klangen traurig und ängstlich. Das Gebrabbel in ihrem Kopf wurde immer lauter. Die Kopfschmerzen waren kaum auszuhalten. Ihr Atem ging schneller und Tränen schossen ihr in die Augen. Der brennende Schmerz zog ihre Wirbelsäule hinunter.
Dann hob sie einen Fuß und stampfte mit voller Kraft auf den Boden. Es hallte laut wieder. Die Skrim erschraken und machten kehrt, rannten einfach zurück in den Tunnel.
Langsam drehte sie sich zu ihren Freunden um und sackte dabei fast zu Boden.
Die Kopfschmerzen verschwanden. Und auch die Kraft verließ sie. Verunsichert sah Louisa über ihre Schulter.
Sasha war die erste, die sich wieder gefangen hatte.
"Was...wie...?"
"Ich weiß nicht." Louisa zuckte mit den Schultern.
"Du bist nicht nur immun." Nick sah Louisa entgeistert an. "Du hast mit ihnen kommuniziert."
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