Kapitel 13
Ciel
Verwirrt sah ich zur Seite. Neben mir stand eine Frau mit dunkelbraunen, seidigen Locken, die ihr knapp über die Schulter fielen. Sie hatte weit aufgerissene Augen, dessen rote Farbe sich, wie ein Strudel, bewegte.
Eine Seherin.
Geschockt öffnete die Brünette mehrmals den Mund, doch ich konnte ihre Worte nicht hören. Ich folgte ihrem Blick und sah wieder in die Runde. Mich eingeschlossen, standen fünf Personen um einen runden Tisch herum. Eine Strix, ein Fantom, ein Drakonier, plus die Brünette und mich, zwei Seher.
Ich versuchte mich auf das Gespräch zu konzentrieren und diesmal gelang es mir auch. Die nächste Stimme erklang laut in meinen Ohren. Jedoch sah ich keinen Mund, der sich dazu bewegte. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ich verstand, dass die Stimme von mir kam.
"Wir könn' so nich' weitermachen. Wir brauchen 'nen Plan. Einen Guten."
"Leichter gesagt als getan", murmelte das Fantom und stützte sich müde mit beiden Armen auf dem Tisch ab, "Wir stehen hier schon ewig. Könn' wir ma' 'ne Pause machen?"
"Oh, is' das Baby etwa mü-de?" zog die Strix das Fantom auf, "Ja, geh ruhig dein' Schönheitsschlaf machen. Es is' ja nich' so, als wären wir im Krieg."
"Geht das schon wieder los... Hör ma' her du aufgeblasene-"
"Schluss jetz'", unterbrach der Drakonier das Fantom in einer ruhigen aber scharfen Stimme. Anschließend seufzte er und rieb sich seine müden Augen, bevor er weitersprach, "Also, habt ihr schon was von den anderen Sehern gehört?"
Die Seherin neben mir schüttelte den Kopf.
"Noch nichts. Ich weiß nur, dass sie sich mit euch in Rakar treffen wollten..."
"Aber Rakar ist doch gar nich' weit weg von Mount. Mephisto", meinte die Strix, "Man muss doch nur Richtung Süden, durch den Wald. Wie lange soll das denn noch dauern?"
Scheinbar hatte niemand eine Antwort darauf. Es blieb still, bis der Drakonier wieder den Mund öffnete.
"Okay, wir machen das so–"
"Alles Aufgewacht! Los, raus aus den Federn!"
Ich schoss hoch, Augen weit aufgerissen, und sah zur geschlossenen Tür des Schlafzimmers. Tressa hatte es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht uns alle gleichzeitig aus dem Bett zu werfen. Bei mir hatte es jedenfalls fast funktioniert. Ich saß, wie ich bemerkte, gefährlich nahe an der Bettkante.
„Alles in Ordnung?“ fragte Vivi, die schon komplett bekleidet neben dem Bett stand.
Das war eine gute Frage. Was war das gerade für ein komischer Traum gewesen? Er schien so real zu sein und anders als bei normalen Träumen, konnte ich mich an jedes Detail erinnern. Jedes Gesicht, jedes Wort – ich erinnerte mich an alles.
Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß auch nicht. Ich habe so einen komischen Traum gehabt.“
Vivi lief einmal um das Bett herum und setzte sich lächelnd neben mich. „Erzähl mir davon.“
„Bist du sicher? Sollten wir nicht mit den anderen runter gehen?“
„Wir sind keine von ihren Soldaten.“
Damit hatte sie wohl recht… Ich erzählte ihr also von meinem Traum, wie die unterschiedlichen magischen Wesen um den Tisch standen und über irgendeinen Krieg gesprochen hatten. Vivi hatte mir die ganze Zeit lang aufmerksam zugehört und wartete, bis ich endgültig fertig erzählt hatte bevor sie sprach.
„Ciel, könnte es vielleicht sein, dass das gar kein Traum war?“
Stirnrunzelnd sah ich sie an. Ihre braunen Augen strahlten nur so vor Aufregung. Kein Traum? Aber…
Achso, ja natürlich.
„Du meinst, ich habe gerade die Vergangenheit gesehen?“
Vivi nickte wild. „Ja, das muss es sein.“
„Alles schön und gut, aber warum passiert das während ich schlafe?“
Jetzt wo ich darüber nachdachte, fiel mir wieder ein, wie ich zum ersten Mal… naja, Magie verwendet habe. Vivi und ich waren im Veersheilwald kurz eingenickt, woraufhin ich angefangen hatte das Summen zu hören, dass uns zu den Feen geführt hatte.
Nein...
Ich erinnerte mich. Das war nicht das erste Mal gewesen, dass ich das getan hatte. In der Nacht, als Vivi und ich von der Farm geflohen waren, hatte ich ebenfalls so einen eigenartigen Traum gehabt. Zugegeben, damals war alles etwas verschwommen gewesen, aber dort hatte man auch von einem Krieg gesprochen. Es musste sich um den gleichen Krieg handeln.
Vivi zuckte nur mit den Achseln und stand auf.
"Komm", meinte sie, "zieh dich an. Vielleicht können wir die anderen danach fragen."
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