Kapitel 22

Lorelei

Ich nahm die Tunnel unterhalb des Schlosses, um mich unbemerkt hinauszuschleichen. Sie waren eigentlich nur für Notfälle gedacht, damit man vom Schloss in verschiedene Teile der Wälder fliehen konnte und da sie vor den meisten Angestellten, aus Sicherheitsgründen, geheim gehalten wurden, konnte ich mich leicht hinunterschleichen.

Ich ging zügig durch den westlichen Tunnel. Von dort aus würde ich in der Lage sein, den anderen zu folgen, ohne dabei meine Tarnung im Wald verlassen zu müssen.

Es war feucht hier unten und stank fürchterlich nach etwas, dass ich nicht einordnen konnte. Der stechende Geruch zog sich beim Einatmen in meine Nase und blieb hartnäckig in meinem Rachen liegen, wo er einen schlimmen Würgereiz auslöste.

Meine kleine Laterne war die einzige Lichtquelle hier unten und so lief ich, mit meinem Arm weit nach vorne ausgestreckt, voran.

Die Tasche auf meinem Rücken war bis oben hin voll mit Proviant und warmen Klamotten, welche ich erst in den Nördlichen Gebieten benötigen würde.

Nach einer Weile erreichte ich endlich den Ausgang. Ich kletterte an der Leiter nach oben, öffnete die Klappe und nahm erstmal einen tiefen Atemzug der frischen, kühlen Luft. Anschließend zog ich mich komplett nach draußen, auf das feuchte Gras. Es war noch immer dunkel draußen, also hatte ich noch genug Zeit, um in die Nähe der Straße zu laufen und auf die Gruppe zu warten.

Meine Kapuze war beim Klettern heruntergerutscht, also zog ich sie mir schnell wieder über den Kopf und versteckte meine offenen Haare wieder unter meinem Mantel. So würde ich, falls ich doch entdeckt werde würde, auf den ersten Blick nämlich wie ein normaler Reisender aussehen.

Als die Sonne aufging, löschte ich meine Laterne und kniete mich hinter einer Reihe dichter Büsche. Die Gruppe sollte nun das Schloss verlassen.

Es dauerte nicht lange, bis ich sie sehen konnte. Tressa, Dorean, Mark, Lucas und zwei andere Soldaten gingen die breite Hauptstraße entlang. Jeder von ihnen trug eine Tasche auf dem Rücken. Dorean hatte anscheinend eine Uniform aus dem Schloss erhalten. Er sah nun wahrlich wie ein Teil der Gruppe aus. Ich sah, wie Lucas lebhaft etwas erzählte. Tressa und Dorean gingen schweigend nebeneinander voraus und hörten ihm wahrscheinlich zu. Mir war es vorher nicht aufgefallen, aber die beiden besaßen ungefähr die gleiche Größe.

Als sie sich meinem Versteck näherten, duckte ich mich vorsichtshalber noch etwas tiefer. Mein Herz pochte laut in meiner Brust und ich hielt meinen Atem an. Es fühlte sich an, als würden sie in Zeitlupe an mir vorbei gehen. Glücklicherweise hatte mich keiner von ihnen bemerkt. Ich wartete noch kurz, bis der Abstand zwischen uns etwas größer war und fing dann an ihnen zu folgen.

Der Tag verging schnell und, zu meiner Erleichterung, ohne jegliche Vorfälle. Zuerst dachte ich, dass es schwer werden würde, genug Abstand zu halten und ihnen nicht zu nahe zu kommen, aber das Gegenteil war der Fall. Sie gingen in einem schnellen Tempo und es war nicht leicht für mich überhaupt mit ihnen mitzuhalten.

Kurz vor Sonnenuntergang, hielten sie an, um ein Lager, leicht abseits der Straße, aufzubauen. Ich traute mich ein wenig näher heranzugehen und legte dann leise meine Tasche auf den Boden. Mein Rücken tat schrecklich weh, aber das war Nichts im Vergleich zu dem Schmerz in meinen Füßen. Ich seufzte erleichtert auf, als ich mich endlich hinsetzen konnte und lehnte mich zurück an einen Baumstamm. Nach einer Weile des Herumwühlens in meiner Tasche, hatte ich endlich alles, was ich für die Nacht brauchte. Ich legte meine Verpflegung beiseite und breitete meinen Schlafsack aus. Hin und wieder schaute ich vorsichtig hinter die dichte Vegetation zum Lager hinüber. Es wäre schlecht, wenn sie mich entdecken würden.

Es gab jedoch eine Sache, die ich nicht bedacht hatte und das fiel mir erst auf, als die Gruppe sich ans Lagerfeuer setzte. Ich konnte keins anzünden, weil sie es dann sofort bemerken würden. Also musste ich Wohl oder Übel im Dunkeln und ohne die Wärme des Feuers auskommen.

Letztendlich war das nicht weiter schlimm gewesen, denn ich war, von dem langen Tag, so erledigt gewesen, dass ich sofort eingeschlafen war.

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Ich wachte zu dem fröhlich melodischen Klang von Vogelgezwitscher auf. Langsam setzte ich mich auf und streckte mich gemütlich. Es war ein wunderschöner Morgen. Ich stand auf und sah zum Camp hinüber, doch sah niemanden. Vorsichtig ging ich etwas näher heran. Sie waren fort! Ich hatte durch ihren Aufbruch geschlafen.

Schnell stopfte ich all meine Sachen zurück in die Tasche und lief auf die Straße. Ich konnte sie noch nicht einmal mehr sehen, also rannte ich los. Als ich ihnen endlich näherkam, war ich vollkommen aus der Puste. Mein Hals brannte fürchterlich von der Anstrengung und ich schnappte keuchend nach Luft. Deshalb nahm ich mir flott meine Wasserflasche aus der Tasche, während ich zurück in den Wald ging. Von dort aus, versuchte ich ihnen weiter zu folgen und gleichzeitig den stechenden Schmerz in meiner Seite zu ignorieren. Hoffentlich hatte mich niemand bemerkt.

Die Gruppe schien langsamer zu laufen als gestern. Vielleicht war ich deshalb in der Lage gewesen sie so schnell einzuholen.

Auf jeden Fall konnte ich nun wieder so vorgehen wie gestern. Das hatte ich anfangs zumindest gedacht. Nach wenigen Stunden ging der Weg etwas steiler bergauf. Leider, endete da auch der Wald.

Toll. Was nun?

Ich stand am Waldrand, hinter einem breiten Baum. Das war wahrscheinlich der Teil, an dem wir auf einen Bergpfad wechseln sollten, aber dort gab es keine Möglichkeit für mich, ihnen unbemerkt zu folgen. Ich trug immer noch meine Kapuze. Vielleicht konnte ich mich wirklich als Reisender ausgeben.

Was mich allerdings überraschte, war, dass die Gruppe nicht weiterging. Sie standen nicht weit von mir entfernt, sogar fast zu nah. Deshalb schreckte ich auch zusammen, als Tressa plötzlich anfing laut zu sprechen.

„Am besten kommt Ihr nun heraus!"

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