Kapitel 22 - SIE
"...die Insel verlassen möchte."
Verwirrt verzog ich das Gesicht. Wo war ich? Was war passiert?
"Ich werde mit ihm sprechen", versicherte nun eine andere Stimme und mein Herz machte einen Hüpfer. Viggo! Ich blinzelte vorsichtig und erkannte mein Zimmer und zwei Personen am Fußende des Bettes. Alles war wie immer, warm und hell, der vertraute Geruch meines Zimmers umgab mich. Doch ich wusste, was alles zuvor passiert war, weshalb ich mir meine aktuelle Lage nicht erklären konnte. Was war aus dem Gift geworden? Und aus Lars?
"Das solltest du auch, er ist immer noch sauer wegen der Verzögerung gegenüber diesem komischen Sammler. Ich hoffe ich kann ihn für eine Weile beschäftigen", erklärte die zweite Person, deren Stimme ich nun Ryker zuordnen konnte. Allerdings verwirrte der Inhalt seiner Worte mich mehr als meine eigene Lage.
"Danke, Ryker, ich weiß, dass es auch für dich nicht leicht ist so lange hier zu bleiben." - "Schon okay, du hast die Sache gut gelöst, ich schätze es ist richtig so." Worüber sie auch sprachen, mit jedem Wort wurde es für mich undurchsichtiger. Viggo hatte mir erzählt, dass er sich noch nie so recht mit seinem Bruder verstanden hatte, warum - ?
"Danke, Bruder", sprach Viggo zu meiner größten Verwunderung und ich verlor endgültig den Anschluss. "Immer", erwiderte der zweite Bruder nur und ich hörte schwere Schritte, die sich zu der Treppe bewegten.
Sobald die Tür ins Schloss fiel hörte ich Viggo lachen. "Ich warte seit drei Tagen hier, also mach endlich die Augen auf!" - "Drei Tage?!" fragte ich schockiert und er lachte erneut. Die Augen hatte ich schon längst geöffnet und als Viggo sich an meinen Bettrand setzte, setzte auch ich mich auf und streckte mich. Ich fühlte mich gut. Der Schmerz an meinem Arm, in meinem Kopf und auch das Schwindelgefühl waren vergangen.
"Ja, du hast uns allen große Sorgen bereitet", murmelte er nun etwas ernster und reichte mir etwas Wasser, was ich dankbar entgegennahm. Für einen Moment schwiegen wir, während ich das Wasser weg stellte. "Worüber hast du mit Ryker gesprochen?" fragte ich etwas unsicher und er lächelte bitter. "Mein Vater ist hier", erklärte er und ich stockte. "Wegen -?" "Ach nein," er lächelte matt, "wir hätten einfach schon lange zurück sein müssen, er duldet keine Verspätung."
"Oh..." hauchte ich und verlagerte unwohl mein Gewicht, aber er schüttelte nur abwehrend den Kopf. "Ich werde mit ihm reden, wenn ich Glück habe und dein Vater mich unterstützt, dann wird er verstehen", er sah mich an, "außerdem haben Ryker und ich uns endlich auf unsere Erbposten geeinigt, das wird ihn vielleicht auch etwas besänftigen." Er nickte immer wieder, doch in meinen Ohren klang das noch etwas wage und ich knetete nervös meine Hände. Ich wollte auf keinen Fall, dass er wegen mir mit seinem Vater stritt, wo gerade sein Großvater verstorben war.
"Laila, ich bereue nicht, dass ich geblieben bin, egal was ich dafür aushalten müsste. Ich hätte es nicht ertragen, nicht zu wissen, ob es dir gut geht", versicherte er und mir wurde ungewöhnlich warm. "Als ich zusammen mit Palma, auf dem Rückweg nach hause herausgefunden habe was Lars vorhat, hatte ich - Angst, dass es zu spät sein könnte", redete er weiter, auch wenn er sich etwas überwinden musste. "Und es war zu spät, als ich hier ankam. Ich hätte es nie geschafft, -" "Aber du hast es, Viggo, du hast es geschafft. Mir geht es gut und das verdanke ich dir allein", unterbrach ich ihn sanft und lächelte aufmunternd.
Er allerdings seufzte nur. "Es gibt noch mehr... schlechte Nachrichten", drückte er sich um etwas und ich schluckte nervös. Als er das aber sah, schüttelte er leicht den Kopf. "Ich möchte es dir nicht vorenthalten, es - es ist nur etwas... heftig. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob du das jetzt schon -" er unterbrach sich und ich nickte dankbar, woraufhin wir in erneutes Schweigen verfielen.
Ich beobachtete ihn für einen Moment, wie er nachdenklich aus dem Fenster sah. Er sah müde aus, dunkle Ringe umgaben seine Augen und seine dunklen Locken fielen ihm zum Teil ins Gesicht. Die letzten Tage hatten Spuren hinterlassen, besonders der lange Kratzer auf seinem Hals würde eine bleibende Narbe werden. Dennoch machte mir sein Anblick, seine vertrauten Gesichtszüge und seine Stimme, unteranderem in Kombination mit dem warmen Sonnenlicht und meinem gewohnten Zimmer, Hoffnung. Der Wind spielte mit den Vorgängen und brachte einen warmen Luftstoß herein.
"Danke" - "Was?" Er drehte sich zu mir zurück und sah mich fragend an. "Na, dass du für mich gestorben wärst... dein Leben für mich riskiert hast", verbesserte ich mich schnell, als ich bemerkte, wie seltsam es sich anhörte.
Sanft schloss er meine Hände in seine und ein Kribbeln strich über meinen Arm. "Du wärst fast gestorben, Laila", murmelte er und sah mir fest in die Augen, "Lars hat das Gegenmittel zerbrochen und wir hätten es beinahe nicht geschafft rechtzeitig ein zweites zu finden. Du wirst das Gift nie vollständig losbekommen, es kann dich jederzeit wieder einholen", erklärte er so ernst und niedergeschlagen, wie ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen hatte.
Langsam nickte ich, versucht diese schwere Information zu verarbeiten. Aber dann lächelte ich und drückte sein Hände sanft. "Aber ich lebe. Deinetwegen" - "Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, du bist mir wichtig Laila, das habe ich gelernt, neben so vielem anderen..." sagte er und diesmal lächelte er, zuversichtlich. Mir wurde noch wärmer und ich sah auf unsere Hände hinab. War es denn möglich...?
"Du mir auch - ich meine, du - du hast keine Ahnung, wie schrecklich es für mich war, dich..." stotterte ich ohne nachzudenken und meine Stimme erstarb, ich seufzte leise. "Ich-" doch erneut brach ich ab und sah schüchtern auf, wo ich Viggos aufmerksamen Blick traf. Er bewegte stumm die Lippen und kniff leicht die Augen zusammen, als hätte er etwas sagen wollen, doch sah er mich erwartungsvoll an. Seine Augen funkelten wissend und langsam formte sich ein Grinsen auf seinem Gsicht. Ich sah schnell wieder auf unsere Hände hinab, als ich merkte wie ich rot wurde.
"Du weißt was ich sagen will, oder?" murmelte ich zaghaft, woraufhin er leise in sich hineinlachte. "Und ich will, dass du es selber sagst."
Ich holte tief Luft und sah für einen Moment in seine braunen Augen, wand meinen Blick allerdings schnell wieder ab, bevor ich den Mut verlor. "Ich - ich glaube, ich habe mich verliebt... oder bin zumindest auf dem Weg, ich mei-" Doch bevor ich mein zusammenhangsloses Gemurmel beenden konnte, zog mich näher zu sich und ich sah verwundert auf. Seine Augen funkelten.
"Und ich weiß, ich bin verliebt."
Ungläubig riss ich die Augen auf. Ein schwaches "Wa"- entkam mir, doch unterbrach er mich, indem er sich nach vorne beugte und unsere Lippen miteinander vereinte.
Voller Überraschung spannte ich mich an, bevor ich mir mit einem Mal meiner Situation bewusst wurde. Ich bin verliebt. Das hatte er gesagt. Es waren nur drei Worte, doch trotzdem erfasste mich eine gewaltige Glückswelle und ich entspannte mich schlagartig. Jede Faser meines Körpers schien unter Strom zu stehen, dieses Glücksgefühl war selbst mit meinem gesamten Wortschatz nicht zu beschreiben.
Bevor ich allerdings regieren konnte zog er sich ein Stück zurück und musterte mich etwas unsicher. Ich aber lächelte voller Glück und er erwiderte mein Lächeln, während ich seine Erleichterung förmlich spüren konnte. Wortlos grinsend sahen wir uns in die Augen. Blau und Braun.
So viel Abscheu hatte ich für diese braunen Augen empfunden und nun schien ich darin zu versinken und nie wieder frei zu kommen. Je länger ich in die Tiefen dieser Augen sah, breitete ein Kribbeln sich über meinen ganzen Körper aus und wie auf ein stummes Zeichen fanden wir wieder zueinander.
Doch diesmal war es anders. Nicht flüchtig und unsicher, sondern viel näher und liebevoller. Uns verband noch eine etwas forschende, schüchterne Art, während wir unsere Lippen langsam und voller Hingabe gegeneinander bewegten.
Ganz beiläufig zog Viggo mich auf seinen Schoss, da wir uns immer noch gegenüber gesessen hatten. Nun aber zog er mich sicher an seine warme Brust, als wolle er mich nie mehr loslassen. Die Wärme schien sich über meinen ganzen Körper auszubreiten. All die Anspannung und Angst fiel von mir ab und ich versank völlig in diesem Moment. Ich fühlte mich so sicher und glücklich, wie seit Jahren nicht mehr.
Wie von selbst, ganz intuitiv, schlag ich meine Arme um seinen Hals, um noch näher bei ihm zu sein. Unsere Lippen schienen miteinander zu verschmelzen, als hätten sie schon immer zusammen gehört. Seine Lippen waren viel weicher, viel wärmer, als ich es erwartet hätte, doch mein Wortschatz schien sich aufgelöst zu haben, während wir diesen Kuss teilten.
Als konnte ich immer noch nicht ganz verarbeiten, was hier gerade passierte, lächelte ich in den Kuss hinein und löste meine Lippen von seinen. Nicht fähig den Rest von mir folgen zu lassen, lehnte ich meine Stirn an seine und versank erneut, wenn auch etwas außer Atem, in seinen Augen. Lächelnd schloss er sie für einen Moment, als könnte er es selbst kaum glauben.
Er platzierte einen sanften Kuss auf meiner Stirn und lehnte sich etwas zurück, um etwas in seiner Tasche zu suchen. Worte hätten in diesem Moment alles zerstört, so beobachtete ich ihn einfach schweigend, immer noch ein breites Grinsen im Gesicht. Er griff lächelnd nach meiner Hand und ließ etwas hineingleiten. Noch bevor ich es sah, erkannte ich das vertraute Gewicht und das leise Rasseln der einzelnen Kettenglieder und als ich meine Hand öffnete, erblickte ich das feine Kettchen mit dem Sternen Anhänger.
"Du hast es verloren", erklärte er leise, da ich so nah bei ihm war. Sein Atem strich über mein Ohr und ich drehte mich lächelnd zu ihm. "Sie lag noch in deinem Zimmer", fuhr er fort und erwiderte mein Lächeln, während er die Kette aus meiner Hand nahm und vorsichtig um meinen Hals legte. "Das wird nicht mehr passieren", versprach er und ich legte verwirrt die Stirn in Falten.
"Weil ich nämlich nie wieder gehen werde."
Ist das Kapitel zu kurz? - Vermutlich!
Ist das Kapitel (relativ gesehen) inhaltslos und seeeehr kitschig? - Sicher!
Hotel? - Trivago!
Ist der Witz durch? Ja, ihr habt recht...
Tatatada! Der große Höhepunkt - wie mans nimmt. Eigentlich bin ich ja kein Fan von diesem direkt küssen - auch wenn ichs jetzt schon zwei mal gemacht habe - ups
Naja einen schönen Tag!
LG Honigmuesli
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