Nacht 2

Es war der 8.9.2024. In Tokio war es mal wieder kalt. Yamihiro bereitete sich für den nächsten Schultag vor. Er war froh, dass sein Vater schlief, da er zu viel Alkohol getrunken hatte, doch er sah einen Zettel auf seinem Platz liegen.

Uccidi il bersaglio 40. (Sai ​​cosa intendo, Yami)

Yamihiro seufzte. Wieso musste sein Vater seine Nachrichten auch immer auf Italienisch schreiben? War es so schwer mal verständlich zu reden? Er zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Mist. Allerdings fürchtete sich Yamihiro vor den Konsequenzen, weshalb er abwartete, bis es Nacht wurde.

Es war schon seit Generationen so, dass die Oscuritás Meister der Täuschung waren. Seit Generationen hinweg waren die Oscuritás Serienkiller und nie geschnappt worden. Auch Yamihiro war davon betroffen. Er war der Serienkiller, um den es momentan am meisten ging: Schattenflamme. Das war sein Codename in der Welt der Kriminellen. Seine angeschlagene Kniescheibe hatte er bekommen, als er eines Nachts von der Polizei geflüchtet war und hingefallen war.

Takashi hatte sich nie darum gekümmert. Ihm wurden damals auch insgesamt 9 Kugeln in den Kopf geschossen worden. Das war für Yamihiro die Erklärung, wieso er jetzt rauchte und trank.

Als die Sonne hinter den Bergen verschwand, griff Yamihiro zu seinem schwarzen Kapuzenmantel und nach seiner extra scharfen Klinge, die schon so viele Leben genommen hatte. Mit einem letzten Blick auf seinen Vater, der schnarchte zog er sich die Kapuze über den Kopf und ging los. Die Nacht war sein Tag.

Lautlos schlüpfte Yamihiro in das Haus seines Opfers und schnitt ihm in die Kehle. Dann verschwand er wieder. Yamihiro nahm einen Umweg, um nicht der Polizei zu begegnen. Für ihn war das riskant, wenn er einem Polizisten über den Weg lief, da in der Nacht jeder verdächtig war. Außerdem war Yamihiro an dem Tag nicht in Stimmung, zu kämpfen. Ihn ging seit neustem ein Mädchen so sehr auf den Sack, sodass er sie am liebsten abmurksen würde.

Als er zu Hause ankam zog er seinen Mantel aus, wusch seine Klinge ab und sah nach seinem Vater. Takashi schlief immer noch auf der Couch und sein Atem stank nach Alkohol. Yamihiro ging still in sein Zimmer und fing mit dem Lernen für die Schule an. Mitten drinnen schlief Yamihiro ein. Er war schon sehr lange wach, weswegen er auch seinen Schlaf brauchte.

Nach 2 Stunden ertönte auch schon das Geräusch seines Weckers. Müde packte er seine Sachen zusammen, kochte seinem Vater was zu Essen und ging zur Schule. Es war jeden Tag der gleiche Ablauf. Allerdings standen an diesem Tag überall Polizisten. Selbst die Schule wurde von Polizisten überwacht. Yamihiro war komplett verwundert. Wie es aussah, waren die Maßnahmen nach der Jagd nach ihm verstärkt worden. Yamihiro mischte sich sofort unter die anderen Schüler. Er wollte nicht ins offene Kreuzfeuer rennen. Eine der Regeln, die Takashi ihm beigebracht hatte, war, dass er niemals bei Polizisten positiv, oder negativ auffallen durfte.

„Yamihiro!" Die plötzliche Stimme von Rika, dem Mädchen aus seiner Klasse, das ihm in letzter Zeit auf die Nerven ging, ließ ihn zusammenzucken.

„Was willst du, Rika?" knurrte er und schaute ihr dabei kalt in die Augen.

„Wieso so unfreundlich?" Rika stemmte die Hände in die Hüften und hob eine Augenbraue. „Du scheinst mir etwas zu verbergen. Da draußen sind überall Polizisten, und du siehst so aus, als wüsstest du, was los ist." Yamihiro schnaubte. „Hör auf, dummes Zeug zu reden. Warum sollte ich mehr wissen als du?" Rika zuckte nur mit ihren Schultern. „Vielleicht, weil du so distanziert bist", meinte sie. Yamihiro seufzte und ging ins Gebäude. Er vermied es alleine mit Polizisten zu sein, weshalb er stets mit anderen unterwegs war.

Nach dem Schultag nahm Yamihiro eine Abkürzung durch eine dunkle Seitengasse, als plötzlich jemand ihn an der Schulter festhielt. Yamihiro erstarrte vor Schock und drehte sich nach hinten.

Ein junger Polizist, der Mitte 30 zu sein schien, war hinter Yamihiro. Er hatte blondes kurzes Haar und giftgrüne Augen.

„Was machst du denn hier? Weißt du nicht, dass es gefährlich ist, sich zu dieser Zeit noch draußen aufzuhalten?", fragte der Polizist. Yamihiro blickte zu Boden. „Das ist aber der Weg zu mir nach Hause...", antwortete er. Der Polizist musterte Yamihiro, bevor er seine Schulter losließ. „Denk daran auf dich aufzupassen, Junge. In der Nacht sind hier nämlich Serienmörder, wie Schattenflamme unterwegs. Der Kerl ist einfach nicht zu unterschätzen", erklärte der Polizist. Yamihiro nickte. „Das werde ich!"

Als Yamihiro nach Hause kam, lag sein Vater immer noch – oder schon wieder schlafend auf dem Sofa. Yamihiro seufzte nur. Er lüftete die Wohnung und sorgte, dass der Alkoholgestank endlich wegging. Dann räumte er so leise wie möglich auf. Am Wohnzimmertisch lagen überall Zigaretten verteilt. Yamihiro schmiss sie in den Müll.

Dann wechselte er die Bandage auf seinem Knie. Yamihiro behandelte seine Wunden alleine, ohne jegliche Hilfe. Er konnte es sich nicht leisten schwach zu werden. Daran glaubte er, da er schon oft genug schwach gewesen war. Er war zum Beispiel in der Grundschule, wegen seines Geburtstages gemobbt worden. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top