57.
Die nächsten Tage ohne Nate vergingen schnell - viel zu schnell. Bevor er nach D.C flog, schwor ich mir bei seiner Rückkehr von Ethan und mir zu erzählen. Nate verdiente die Wahrheit, er verdiente von diesen Gefühlen in mir zu wissen. Das erste Mal in Jahren konnte ich mich kaum an meine Arbeit konzentrieren, denn meine Gedanken schweiften immer wieder zu meinem noch Freund.
Seit jenem Abend hörte ich Nichts mehr von Ethan Lewis. Ich wusste nicht, ob ich diese Tatsache gut fand oder schlecht. Irgendwie wollte ich wissen, ob es ihm gut ging. Ich wollte wisse wie er sich derzeit fühlte und ob er mit Tienna sprach.
Nate lebte in einer Stadt namens Duxbury in Massachusetts - jedes Wochenende machte er sich auf den Weg nach Nantucket für mich. Dieses Mal jedoch sagte ich ihm, dass ich ihn besuchen werde. Aus irgendeinem Grund wusste Nate bereits, dass das kein gutes Zeichen war. Er fragte mich immer und immer wieder, ob Alles okay sei und es mir gut ginge - ich jedoch sagte ihm bloß nur, dass ich Etwas mit ihm klären müsste.
Nach der 3-stündigen Fahrt kam ich auch schon an. Ich fühlte mich mega schlecht. In den letzten Monaten besuchte ich ihn kaum in Duxbury, weil er sich immer freiwillig auf den Weg nach Nantucket machte. Nate wollte so viel Zeit wie möglich mit mir verbringen. Und ich? Ich fuhr nach Duxbury um mit ihm Schluss zu machen.
"Hey", lächelte ich ihn schwach an und schenkte ihm eine kurze Umarmung. Danach trat ich in das Haus und blieb direkt im Flur stehen - ich wollte gleich zur Sache kommen. Ich machte ihm viel zu lange Etwas vor. "Wir müssen reden", murmelte ich vor mich hin und starrte denn auf meine Hände.
"Du machst Schluss", las er meine Gedanken. Sofort sah ich ihm in die Augen - wie auch damals in Johns Augen, sah ich in Nates Augen den Schmerz. "Wieso?", fragte mich Nate nach wenigen Momenten mit diesem Schmerz in seiner Stimme.
"Es tut mir so leid", flüsterte ich leise und sah ihm in die Augen. "Ich wollte dich nie so verletzten, Nate." Déja-vú. Sagte ich nicht genau dieselben Sätze damals zu John? Erneut war Ethan Lewis der Grund. "Ich möchte dir erklären wieso, denn du verdienst die Wahrheit, Nate", atmete ich tief durch und sammelte meinen ganzen Mut zusammen. "In den letzten Monaten warst du so ein wundervoller Bestandteil meines Lebens. Und ich möchte, dass du weißt, dass du einen Platz in meinem Herzen hast. Ich mag dich wirklich, sehr gern, Nate-"
"-aber du liebst mich nicht", sprach er meine Gedanken aus. In diesem Moment sah ich wie Etwas in ihm zusammenbrach.
"Es tut mir so leid", sprach ich mit einem Kloß in meinem Hals. Meine Tränen hielt ich zurück und atmete erneut tief aus. "Du hast mir so viele tolle Momente geschenkt und ich werde dir nie genug dafür danken können. In deiner Gegenwart habe ich mich nie einsam gefühlt. Du bist einer der wundervollsten Menschen, der mir begegnet ist und es tut mir von Herzen leid, dass ich dir diese Liebe nicht wiedergeben kann. Nate, du verdienst eine wundervolle Frau, die nicht jeden Tag einen Kampf mit sich selber kämpft. Eine, die nicht zu späte zu jedem Treffen kommt und ganz besonders eine, die dich von ganzem Herzen liebt. Ich bin leider nicht diese Frau - ich wünschte, ich wäre es", wischte ich meine Tränen weg und kam ihm einen Schritt näher. Nate blieb stehen und ließ meine Nähe zu. "Vor zehn Jahren, habe ich mich in diesen Jungen verliebt, Nate. Und egal, was er tat, diese Liebe verschwand nie - bis heute lebt sie in mir und hält mich davon ab andere Beziehungen vollkommen einzugehen. Ich dachte wirklich, dass diese Liebe mit der Beziehung zu dir verschwinden würde. Ich dachte wirklich, ich könnte meine alte Liebe vergessen und eine neue zu dir aufzubauen. Denn in deiner Gegenwart fühlte ich mich so Gut - ich fühlte in deiner Gegenwart Etwas, dass ich schon lange nicht mehr mit jemanden hatte. Aber in den letzten Monaten ... seit-"
"-der Hochzeit", sprach er erneut meine Gedanken aus. Nate setzte eins und eins zusammen und wusste, dass ich von Ethan Lewis sprach. "Die Person ist Ethan, nicht wahr?" Und auch in diesem Moment war er mir nicht wütend. Nate versuchte mich zu verstehen, obwohl sein Herz in tausende Teile brach. Ein weiterer Grund, wieso ich ihn nicht verdiente.
Ich nickte langsam, während eine Träne über meine Wange floss. "Ich habe auf seiner Hochzeit wieder realisiert, wie tiefgründig die Liebe zu ihm ist. Und seitdem Tag kämpfe ich diesen Kampf in mir, Nate. Ich habe wirklich versucht ihn für dich zu vergessen. Doch diese Liebe ... Nate, diese Liebe sitzt so tief in mir."
Nate spannte seinen Kiefer an und versuchte seine Tränen zu unterdrücken. "Wieso hast du es mir nicht früher erzählt?", stellte er mir diese eine Frage. Eine Frage, zu der ich heute noch keine Antwort hatte.
"Ich weiß es nicht, Nate", zuckte ich mit meiner Schultern und sah ihn mit Tränen in meinen Augen an. "Es tut mir so leid, dass ich dich in diese Situation reingezogen habe. Ich wollte dich nie verletzten."
Nate atmete tief aus und unterbrach den Augenkontakt. Er sah auf den Boden und schloss für wenige Sekunden seine Augen. In mir hatte ich einen enormen Drang ihn zu umarmen, doch ich hielt Abstand. "Danke, dass du es mir jetzt gesagt hast", sah er schließlich wieder in meine Augen. "Es tut zwar sehr weh", lachte er traurig und strich sich durch seine Haare dabei atmete er erneut tief aus. "Doch ich danke dir, Katelyn."
Seine verständnisvolle Art machte diese Situation noch schlimmer. Wieso konnte er mich nicht wütend sein? "Wieso bist du so verständnisvoll?", fragte ich und schüttelte meinen Kopf. "Du kannst sauer auf mich sein, Nate."
Nate legte seine Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. "Katelyn ich kann die Liebe nicht erzwingen - aus diesem Grund kann ich doch nicht sauer auf dich sein. Andere Frauen hätten einfach Schluss gemacht ohne jegliche Erklärung. Ich kann nicht sauer auf dich sein, weil dein Herz jemanden Anderen gehört", schüttelte er noch immer den Kopf. "Natürlich kann ich sauer auf dich sein, dass du es mich nicht eher gesagt hast. Aber entscheide mich für die andere - bessere Art. Ich akzeptiere diese Tatsache und lebe weiter mit meinem Leben. Es wird zwar eine Zeit dauern, bis ich mich an ein Leben ohne dich gewöhne, aber ich möchte, dass du glücklich bist. Und, wenn ich ehrlich bin, wusste ich, dass du nicht glücklich in dieser Beziehung warst."
Tief atmete ich aus und schüttelte langsam meinen Kopf. Ich verdiente jemanden so Tolles nicht. "Denkst du, wir können weiterhin in Kontakt bleiben?"
"Ehrlich gesagt, denke ich nicht", schüttelte er seinen Kopf und lachte traurig. Nate schloss ein Auge und zuckte mit den Schultern: "Der Schmerz ist dennoch enorm."
"Okay", flüsterte ich leise. Meine Tränen wischte ich weg und machte mich auf den Weg zur Haustür. "Es tut mir so unendlich leid. Es tut mir so leid, dass es so enden musste", meinte ich noch ein letztes Mal bevor ich aus dem Haus trat.
Nate kam auf mich zu und drückte mich in eine Umarmung. Seine zitternden Hand spürte ich auf meinem Rücken, während seine Tränen auf meiner linken Schulter landeten. "Lebewohl, Katelyn."
Wenige Minuten später machte ich mich bereits weinend auf den Weg nachhause. In diesem Moment war der Schmerz ebenfalls enorm groß. Immerhin war Nate in den letzten Monaten ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Doch ich wusste, dass ich ihm Nichts mehr vormachen konnte - er verdiente die Wahrheit. Ich wusste, dass dieser Schritt ein guter war und dennoch schmerzte er höllisch.
Da die letzte Fähre bereits das Festland vor einigen Stunden verließ. Entschied ich mich am Parkplatz in meinem Auto zu schlafen. Viel Schlaf fand ich jedoch in den sechs Stunden nicht - eigentlich schlief ich gar nicht. Denn ich war damit beschäftig meine ganzen Erinnerungen mit Nate von meinem Handy zu löschen.
Um sechs Uhr Morgens nahm die erste Fähre nach Nantucket. Zuhause angekommen, machte ich mich nicht auf den Weg ins Bett, sondern nahm eine Dusche und tat das, was ich immer tat, wenn ich nicht über mein Leben nachdenken wollte - ich stürzte mich in die Arbeit.
Für meinen Vater erledigte ich einige Immobilienbesichtigungen und schrieb einige Kaufverträge. Danach war ich damit beschäftigt einen neuen Lieferanten für die Eisdiele zu suchen und besuchte auch kurz daraufhin das Geschäft. Nach einigen Besorgungen, traf ich mich mit potentiellen Immobilienkunden zum Mittagessen und telefonierte danach noch mit der stellvertretenden Geschäftsführerin in Cape Cod.
"Schon wieder?", fragte ich und seufzte als mir einer der Köchinnen über den defekten Ofen in der Küche erzählte. "Haben wir den nicht erst vor wenigen Monaten ausgetauscht?", sprach ich in dem Moment eher mit mir selber. "Ich bin mir sicher, dass wir noch eine Garantie haben - ich rufe gleich die Hersteller an. Denkst du, du kommst für wenige Stunden mit bloß nur einem aus?", fragte ich und griff nach meinem Handy und durchsuchte meine eingespeicherten Kontakte.
"Ist bestimmt kein Problem - ich wollte dir bloß nur Bescheid sagen!", lächelte sie mich an und verschwand wieder zurück in die Küche.
"Ich habe die Nummer im Büro", murmelte ich leise vor mich hin und ging ein zweites Mal meine Kontakte durch. "Ich bin im Büro, falls du mich brauchst!", sprach ich zur Kellnerin hinter der Theke. "Kannst du dir vorstellen, dass das Ding bereits nach wenigen Monaten defekt ist?", fragte ich sie etwas genervt und sah nun das erste Mal zu ihr. Erst jetzt bemerkte ich, dass ein Gast ebenfalls vor uns stand.
Tienna.
Ich stoppte. "Hey Katelyn", lächelte sie mich an und kam mit offenen Armen auf mich zu. Für wenige Sekunden stand ich wie ein Stock da - aus Freundlichkeit schenkte ich ihr eine Umarmung zurück. "Ich bin hier um eine Bestellung abzuholen", lächelte sie die Kellnerin neben mir an.
"Unter welchem Namen?", fragte meine Kollegin sie freundlich und drehte sich zu den fertigen Bestellungen um.
Tienna sah zu mir und dann wieder zu ihr und antwortete: "Lewis."
Während sie vor mir stand, dachte ich an All die Dinge, die sie Ethan antat. Ich dachte daran wie sehr ihre Taten ihn veränderte und wie sehr er unter allem litt. Wie konnte sie ihn so zerstören? Sah sie denn selber nicht, dass er nicht mit ihr glücklich war? Wieso ging sie die Ehe mit ihm ein, wenn sie ihm nicht treu blieb? Wieso konnte sie ihn nicht mit der Liebe lieben, die er verdiente?
"Und denkst du, du kannst kommen? Du kannst auch gerne deinen Freund mitnehmen", holte mich Tienna plötzlich aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie während der ganzen Zeit mit mir sprach.
Ich schüttelte meinen Kopf und legte meine Stirn in Falten: "Tut mir leid, wohin?"
Sie kicherte und meinte: "Zum BBQ? Wir haben einige Freunde von Ethan nach Nantucket eingeladen. Und ich dachte es wäre nett dich auch dort zu haben. Ethan freut sich bestimmt!"
Bevor ich einen weiteren Abend mit Ethan und Tienna erlebe, mache ich mir lieber Etwas mit meinen Freunden aus. "Ich habe bereits Pläne mit meinen Freunden gemacht, aber vielen lieben Dank für die Einladung. Vielleicht ein anderes Mal", lächelte ich sie falsch an und schnappte nach einem Glas Wasser.
Tienna schnappte das Essen und verabschiedete sich mit einer weiteren Umarmung. Meine Blicke folgten ihr aus dem Restaurant. Durch die Glaswände sah ich Ethan mit seinen Freunden aus Connecticut vor dem Restaurant stehen. Lächelnd legte er sofort seinen Arm um die Schulter seiner Frau und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Langsam entfernten sie sich vom Restaurant. Doch bevor sie außer Blickweite waren, drehte sich Ethan ein weiteres Mal um und starrte die Türen des Restaurants an. Sein Lächeln verschwand und seinen Arm nahm er von der Schulter seiner Frau.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top