55.
Ich schloss meine Augen und schluckte stark. "Du kannst so Etwas nicht sagen, Ethan", flüsterte ich leise vor mich hin. Was wollte er in diesem Moment mit solch Worten erreichen? Er war verheiratet und ich in einer Beziehung. Wieso saßen wir dann hier zusammen?
"Ich darf nicht sagen, dass ich unglücklich in meiner Ehe bin?" Meine Augen hielt ich geschlossen, denn in diesem Moment konnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen. "Ich darf nicht aussprechen, dass das Leben, welches ich derzeit führe, nicht das ist, dass ich möchte?"
"Wieso hast du sie dann geheiratet Ethan? Wieso bist du dann diese Ehe eingegangen? Wieso hast du deinen verdammten Arbeitsvertrag verlängert? Wieso?", brach plötzlich meine Mauer zusammen. Ich wollte es nie soweit kommen lassen, doch in diesem Moment musste es raus.
"Du hast mir gesagt, ich soll nicht hier bleiben wegen dir, du hast gesagt ich soll meinen Träumen nachgehen", kochten plötzlich auch die Emotionen in ihm über.
Meine Augen riss ich auf und runzelte meine Stirn. "Jetzt ist es meine Schuld, dass du verheiratet bist?", lachte ich spöttisch und schüttelte meinen Kopf. Die Schmetterlinge in meinem Bauch verschwanden, während nun der Schmerz in mir wieder hervorkam. Ich nahm mir vor diesen Abend seine beste Freundin zu sein und nicht diese Person.
"Was hätte ich tun sollen Katelyn?", wurde nun seine Stimme lauter. "Was zur Hölle hätte ich tun sollen-"
"Nicht heiraten!", schrie ich ihm nun ins Gesicht. Mein ganzer Körper fing an zu zittern und ich drohte aufgrund meiner Emotionen zusammenzubrechen. In den nächsten Sekunden versuchte ich meine hektische Atmung und schnellen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen - doch es gelang mir nicht. Meine Hände ballte ich zu Fäusten und schloss meine Augen. "Du hast keine Ahnung wie es mir ging, okay? Diese ganzen Jahre lebte ich mit dem Gedanken, dass du zurückkommen wirst. Die ganzen Jahre dachte ich, wir hätten eine Zukunft. Verstehst du nicht, dass ich dich geliebt habe?", öffnete ich nun meine Augen - Ethan bemerkte sofort die Tränen. "Verdammt, ich habe dich geliebt als du gegangen bist - ich habe dich geliebt als du mir von Tienna erzählt hast. Ich habe dich während deiner Hochzeit noch immer geliebt und sieh mich an? Ich bin in einer neuen Beziehung mit jemanden, der mir jeden Tag zeigt wie sehr er mich liebt! Nate würde Alles für mich tun, weil sein Herz mir gehört! Doch meines", lachte ich mit Tränen in meinen Augen, dabei schüttelte ich meinen Kopf. Ich atmete tief durch und sah ihm dann in die Augen: "Und meines gehört einem Mann, der mir vor Jahren auch seine Liebe gestand. Doch jetzt ist er den Bund der Ehe mit einer anderen eingegangen." In diesem Moment verfluchte ich den Alkohol in mir - ich wollte ihm doch nicht von meinen Gefühlen erzählen? Ich wollte für ihn da sein. Doch aus irgendeinem Grund sprach ich weiter: "Weißt du wie es mir ging? Dich nach fünf Jahren wieder zu sehen? Ich hasse mich dafür, dass ich zu deiner Hochzeit aufgetaucht bin, denn dieser Tag hat Alles in mir zerstört. Ich hasse dich dafür, dass du mich eingeladen hast und zur selben Zeit kann ich dich nicht hassen. Es ist doch irgendwie meine Schuld, oder nicht? Ich hätte nicht auftauchen sollen. Doch ich bin gekommen - ich bin zu deiner Gott verdammten Hochzeit gekommen, weil ich dich glücklich sehen wollte. Auch, wenn mein Herz in Millionen Teile brach." Meine Augen schloss ich und fuhr mir durch meine Haare. Einige Sekunden schnappte ich tief nach Luft. "Du hast keine Ahnung welch Schmerz ich verspürte. Doch wie es aussieht bin ich verrückt? Ich bin am nächsten Tag noch in euerem Eigenheim aufgetaucht. Ich habe die ganzen Bilder in deinem Büro gesehen, die Zeitungsartikel. Und ich habe mich verflucht, ich habe mich verflucht und gehasst. Wieso bin ich damals nicht das Risiko eingegangen? Wieso ließ ich jemanden wie dich gehen?", öffnete ich meine Augen. Ethan saß mit Tränen in seinen Augen vor mir - ich konnte den Schmerz ebenfalls in ihm sehen. "Ich wollte für dich heute da sein, weil es dir schlecht ging. Heute wollte ich deine beste Freundin sein und nicht diese Person, Ethan. Doch ich kann nicht. Ich kann diese Gefühle in mir nicht einfach stoppen? Ich kann nicht einfach so tun, als würde ich dich nicht unglaublich lieben."
"Ich kann es auch nicht Katelyn, wieso denkst du sitz ich hier so vor dir?", gewann er meine Aufmerksamkeit. Nun atmete er tief durch, er sammelte seine Emotionen und wischte seine Tränen weg. "Ich bin damals gegangen, weil ich dich stolz machen wollte. Ich wollte meinen Träumen folgen, weil du deinen nicht nachgehen konntest. Verdammt Kat, die ersten Monate wollte ich jeden Tag zurück zu dir - ich wollte bei dir sein, jeden Tag. Während meinem ersten Sommer in San Francisco wollte ich sogar Alles auf den Kopf werfen, weil ich bei dir sein wollte." Ethan schluckte stark und blinzelte seinen Tränen weg. Er sah ins Nichts, doch ich wusste, dass sich gerade eben Erinnerungen vor ihm abspielten. "Immer, wenn ich deine Stimme gehört habe, wurde die Sehnsucht in mir immer größer und größer. Irgendwann konnte ich nicht mehr mit dir reden. Ich konnte es nicht mehr. Irgendwann war ich in diesem Loch gefangen - ich wollte meine Zeit in Kalifornien genießen doch zur selben Zeit war die Sehnsucht nach Nantucket und dir so groß. Ich war so verdammt einsam, Katelyn - so einsam wie noch nie zuvor", trafen seine eisblauen Augen meine. "Und dann traf ich Tienna und meine anderen Freunde - sie halfen mir gegen meine Einsamkeit. Wenn ich mit ihnen war, verlief die Zeit so viel schneller und ich dachte kaum an diese Leere, die ich in mir verspürte. Doch abends ... Gott, Katelyn abends war die Sehnsucht umso größer." Meine Aufmerksamkeit gewann seine Hand, die auf seinem Bein ruhte und wie verrückt zitterte. Sofort setzte ich mich zu ihm und griff nach seiner Hand. Ethan starrte unsere beiden Hände auf seinem Bein an und erstarrte. Vorsichtig strich ich ihm mit meinem Daumen über seine Haut und versuchte ihm in diesem Moment Kraft zu geben weiter zu reden. "Mein Vater war in einem sehr großem Autounfall verwickelt", sah er nun endlich wieder in meine Augen. Mein Herz stoppte - davon erzählte er mir nie. "Du kennst die Beziehung zwischen meinem Vater und mir, diese war in den letzten Jahren nicht besonders gut und ich fühlte mich schlecht, Katelyn. Ich dachte ich würde meinen Vater verlieren und ich war gefangen auf der anderen Seite des Landes. Meine ganzen Prüfungen standen vor der Tür und in diesem Jahr wurde ich befördert - ich konnte nicht einfach über ein Wochenende nach Vermont. Während diesen Tagen habe ich dich gebraucht Katelyn, doch du warst mit deiner Arbeit beschäftigt." Ich erinnerte mich zurück an die vielen Anrufe und Nachrichten - doch während dieser Zeit war ich mit meiner Arbeit so beschäftigt, dass wir nie dazu kamen zu reden. "Tienna war da", spannte er seinen Kiefer an. "Sie hat mir durch diese Zeit wirklich geholfen und ich werde ihr das nie vergessen. Vielleicht war auch das der Grund, wieso ich ihr die zwei Seitensprünge verzieh."
Meine Augen riss ich auf. Tienna hat Ethan betrogen? Sie sah während der Hochzeit so glücklich und verliebt aus. "Sie hat dich betrogen?", fragte ich vorsichtig.
Langsam nickte er und spannte seinen Kiefer an. "Das erste Mal war, als wir ein Jahr zusammen waren mit ihrem Ex-Freund. Der zweite Seitensprung war einige Monate vor der Verlobung mit meinem damaligen besten Freund ...", murmelte er vor sich hin und runzelte seine Stirn.
Diese eine Frage schwirrte im Raum und er wusste, dass ich diese als nächste stellen würde. "Wieso hast du sie dann geheiratet?"
Seine Hand ruhte noch immer in meiner, langsam senkte er seinen Kopf und starrte unsere Hände an. "Ich habe dich bereits verloren, Katelyn. Die Person, die immer für mich da war. Das Mädchen, welches ich mehr als mein eigenes Leben liebte. Die Realisation schmerzte, sie schmerzte so höllisch. Ich konnte nicht noch eine weitere Person verlieren", runzelte er seine Stirn erneut "Ich wollte nicht wieder einsam sein. Aus diesem Grund dachte ich, wenn ich sie heirate würde so Etwas nicht wieder passieren."
Diesen Ethan Lewis kannte ich nicht. War das der Grund für seine Veränderung? Waren all diese Erlebnisse der Grund für das Verschwinden seines alten Ichs?
Erst wenige Sekunden später realisierte ich seine Worte: "wieder passieren." Meine Kopf schüttelte ich und suchte nach seinen Augen, doch Ethan weigerte sich in meine zu sehen. Schämte er sich? "Was ist passiert, Ethan?", fragte ich vorsichtig und umfasste nun seine Hand mit meinen beiden.
Meine Berührungen schienen ihm sehr zu helfen. Er atmete tief aus und blickte nun wieder in meine Augen. "Ich habe noch nie darüber geredet, Katelyn. Keiner weiß, dass Tienna mich in der Vergangenheit betrogen hat", sprach er leise. Für die nächsten Worte sammelte er seinen ganzen Mut zusammen und fuhr fort: "Ich habe gestern Abend gesehen, dass sie ihr Ex-Freund angerufen hat. Sie hat wieder Kontakt mit ihm und aus diesem Grund haben wir uns gestritten. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Katelyn. Ich kann mich doch nicht schon scheiden lassen? Wir haben ein Leben in San Francisco zusammen aufgebaut - wie soll ich mich von ihr trennen?"
"Ethan", schüttelte ich meinen Kopf und legte meine Stirn in Falten. "Du kannst nicht bei ihr bleiben, nur weil euch materielle Dinge verbinden. Das Alles ist ersetzbar, aber nicht der Schmerz in dir. Ich verstehe, dass du nicht schon Aufgeben möchtest, aber du musst an dich und deine Gefühle denken. Du musst daran denken, was du möchtest." Seine Tränen wischte ich ihm aus dem Gesicht. Als meine warmen Finger sein kühles Gesicht berührten, zuckte er zusammen. In diesem Moment schenkte er mir erneut diesen einen Blick. "Was möchtest du Ethan?", fragte ich ihn.
Ohne zu überlegen, antwortete er: "Dich."
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