47.

                  Wenige Monate später war es soweit meine Sachen zu packen und über das Wochenende nach San Francisco zu fliegen. Während meinem 3-stündigen Flug fühlte ich mich wie das 21-jährige Mädchen von damals, dass für die Liebe sich sechs Stunden auf den Weg machte. Doch einige Ding waren dieses Mal anders. Mit 26 Jahren saß ich im Flugzeug und flog freiwillig zur Hochzeit meiner ersten großen Liebe - eine Liebe, die heute noch in mir ruhte. 

                In San Francisco mietete ich mir ein Auto und machte mich danach auf den Weg zu meinem Hotel. Mein Kleid nahm ich sorgfältig aus meinem Koffer und machte es auf meinem Bett breit. Einige Minuten starrte ich das lange Kleid mit hellem Blumenmuster an. Irgendetwas in mir schrie danach den nächsten Flieger wieder zurück nach Massachusetts zu nehmen. Doch eine andere Seite in mir wollte Ethan wiedersehen. 

Das Klingeln meines Telefons holte mich aus meinen Gedanken. Sofort lief ich zu meiner Tasche. "Hey Schatz", hörte ich Nate's Stimme am anderen Ende. "Ich wollte nur sichergehen, dass du gut angekommen bist." 

Ich lächelte leicht vor mich hin und atmete tief aus. Nate und ich lernten uns vor zwei Jahren auf einem Event kennen - die Beziehung ging ich vor wenigen Monaten ein. "Ich bin vor zwei Stunden angekommen - mache mich gerade eben fertig für die Hochzeit", blickte ich aus dem Fenster und sah San Francisco vor mir. Nur für Ethan würde ich eine so weite Reise auf mich nehmen. 

"Tut mir echt leid, dass ich dich nicht begleiten konnte. Ich hätte echt gerne deinen besten Freund aus Kindheitstagen kenngelernt!", hörte ich seine traurige Stimme. 

Nate war ein Gottes Geschenk. Er war nicht nur unglaublich erfolgreich in seinem Job, gutaussehend, sondern auch ein Engel. Nate war die erste Person, die die Einsamkeit seit langem in mir stillen konnte und ich mochte ihn tatsächlich sehr gern. Doch die Gefühle zu ihm waren nicht so stark, wie die damals zu Ethan. Ich redete mir ein, dass diese sich noch im Laufe der Zeit entwickeln werden. Ich erzählte ihm von der ganze Freundschaft zwischen Ethan und mir - ich ließ jedoch die Liebesgeschichte aus. "Mach dir keinen Kopf, Nate. Ich werde bloß nur zur Zeremonie gehen und für ein oder zwei Drinks anwesend sein." Denn mehr würde mein Herz nicht ertragen. 

Was machte ich mir eigentlich vor? Ich war in einer neuen Beziehung und trotzdem schmerzte mein Herz noch immer wegen meiner ersten Liebe. 

"Ich muss mich fertigmachen, wir hören uns Morgen, Nate", sagte ich und schob meine Gedanken auf die Seite. "Ich vermisse dich!", fügte ich noch schnell hinzu und legte dann auf. Ich sprang in die Dusche und machte mich in innerhalb von einer Stunde fertig. Die ganze Zeit versuchte ich meine Gedanken und Gefühle in den Hintergrund zu schieben und dachte daran wieviel meine Anwesenheit Ethan bedeuten würde. Eines, das ich schon immer wollte, ist Ethan glücklich zu sehen. Auch, wenn ich darunter litt. 

Mit meinem Auto machte ich mich auf den Weg zur Location, die direkt am Strand war. Ein großes, nobles Restaurant geschmückt mit allmöglichen rot und weißen Blumen. Bevor man das Restaurant betrat, wurde man von einem großem, leuchtendem E und einem T empfangen. Rund um die Buchstaben waren Rosenblüten verstreut. 

Tief atmete ich durch und ignorierte ein weiteres Mal das komische Gefühl in mir. Ich ging durch das Restaurant durch und folgte den anderen Gästen hinaus auf den Strand. Dort wurden wir von einem Kellner empfangen und zu unseren Plätzen gebracht. Mehr als fünfzig Stühle waren am Sandstrand verteilt und zeigten alle zum wundervollem Strand. 

Mein Herz zog sich plötzlich zusammen. Meinte Ethan nicht, er würde den Strand für immer mit mir verbinden? Aus irgendeinem Grund brach mein Herz ein wenig bei dem Gedanken, dass er von nun an den Strand mit seiner Hochzeit verbinden wird und nicht mehr mit den wundervollen Sommernächten mit mir. 

Plötzlich drehten sich einige Gäste um und fingen an breit zu lächeln. Ich folgte vorsichtig den Blicken und erkannte zuerst Ethans Stiefbruder Connor, der in einem dunkelgrauem Anzug lachend Gang hinunterging. Dann sah ich ihn. 

Ethan Lewis.

Mein Herz stoppte für eine Binnensekunde und ich hielt meinen Atem an, während ich jeden Schritt verfolgte. Er ging an mir vorbei und unterhielt sich lachend mit einer seiner Freunde aus Old Greenwich. Jemanden, den ich in jenem Sommer, als ich zwei Wochen bei Ethan verbrachte, kennenlernte. 

Ethan sah anders aus. Seine Haare waren kürzer und er schien größer und muskulöser denn je. Aus irgendeinem Grund schien auch sein Auftreten und die sonst positive Aura, die er immer mit sich trug, anders. War das der Ethan, in den ich mich damals verliebte? 

Endlich schnappte ich wieder nach Luft. Ich schloss meine Augen und versuchte den Schmerz in mir zu unterdrücken. Was fiel mir eigentlich ein hierher zu kommen? Ich wusste doch wie sehr mich dieser Anblick verletzten wird. 

Bevor ich jedoch verschwinden konnte, erhoben sich plötzlich alle Gäste und eine sanfte Musik fing an zu spielen. Verwirrt stand ich ebenfalls auf und folgte den Blicken der Gäste. 

Tienna. 

Als ich sie in ihrem wundervollem Brautkleid sah, verstand ich plötzlich Alles. Sie war wunderschön. Tienna besaß langes, blondes Haar und eisblaue Augen, genau wie Ethan. Mit leichten Tränen in ihren Augen lächelte sie Ethan an und schreitet elegant auf ihn zu. Meine Augen richtete ich auf Ethan, der mit einem breitem Lächeln seine bald-Frau anlächelte. Conner schlug ihm leicht auf die Schulter und nickte voller Stolz. Ethan schüttelte unglaubwürdig seinen Kopf und ging einen Schritt auf seine Braut zu. Er umarmte ihren Vater und griff dann nach ihrer Hand. "Du bist wunderschön", formten seine Lippen. 

Mein Herz brach ein weiteres Mal.

Während der ganzen Zeremonie versuchte ich meine Tränen zu unterdrücken. Ich versuchte mir einzureden, dass all dies bloß nur ein schlechter Traum war und ich demnächst in Nantucket als 21-jährige neben Ethan aufwachen werde. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr wurde mir bewusst, dass das hier kein Traum war. 

Meine ersten Tränen flossen während dem Gelübde. Ich sah mich um und bemerkte, dass einige Gäste ebenfalls weinten. Der Unterschied jedoch war, dass sie vor Freude weinten. Als Ethan sie küsste, schloss ich meine Augen und verlor noch mehr Tränen. 

In diesem Moment erinnerte ich mich daran, wie er mich mit diesen Lippen küsste. Meine Gedanken schweiften zu seinen Liebeserklärungen und den Nächten, an denen er mich nur anstarrte, weil er nicht genug von mir kriegen konnte. Ich erinnerte mich an jede einzelne Berührung und an jeden Moment, den wir lachend verbrachten. Plötzlich konnte ich jede einzelne Liebesnachricht wieder vor mir sehen. Doch all das war nur vergangen. Etwas, dass ich nie wieder bekommen werde und wieso? Weil ich einmal in meinem Leben Etwas nicht riskieren wollte. Ich hatte Angst davor ihn zu verlieren, ich hatte Angst davor meine Blase zu verlassen. Dabei dachte ich nie an dieses Szenario. 

Das Jubeln der Gäste riss mich aus meinen Gedanken. Meine Augen öffnete ich und sah wie das frische Paare lachend und tanzend durch den Gang, auf das Restaurant zugingen. Sofort stand ich ebenfalls auf und wischte meine Tränen weg. Ethan sah überglücklich aus - und ich konnte nicht verleugnen wie gut es tat ihn so lächeln zu sehen. Aus diesem Grund zwang ich mir ein Lächeln auf und klatschte ebenfalls. 

Mein Lächeln verschwand jedoch einige Sekunden später. 

Genau wie seines. 

Denn seine Augen trafen meine. Das erste Mal nach fünf Jahren. 

Nicht Alles hat sich an ihm verändert. Diese eisblauen Augen, blieben gleich. 

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