2.




              Acht Jahre später sah ich ihn nun wieder. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich ihn jemals wieder sehen werde. So vieles hat sich in den Jahren verändert. Am Meisten hat er sich verändert. Zwar verbrachten wir nur einen Sommer miteinander und doch fühlte ich mich damals ihm sehr verbunden.

             Ich besaß nie viele Freunde, weswegen ich die damalige Freundschaft umso mehr schätzte. Mein Vater war stets beschäftigt mit seinen Immobilien und Ferienhäuser. Mom war, ganz besonders in den Sommermonaten, beschäftigt mit unserem Restaurant und Eisdiele am Harbor. Ich beschwerte mich nie, denn ich wusste Anders könnten wir uns unser Leben auf dieser tollen Insel nicht leisten. Jeder Cent zählte im Sommer.

            Doch ganz besonders in diesem Sommer - als ich 14 Jahre alt war - wünschte ich mir, ich hätte nach mehr Zeit mit meinen Eltern verlangt. Monate bevor dem Sommer erfuhren wir, dass Mom Leukämie hatte. Mehr wertvolle Zeit mit meiner Mutter wäre wundervoll gewesen.

            Zurück zum Moment als ich Ethan Lewis das erste Mal nach acht Jahren sah. Ich erledigte kleine Einkäufe in unserer kleinen Stadt. Auf meinem Fahrrad fur ich zurück nachhause und begrüßte bekannte Gesichter. Etwas, was ich sehr über unsere wundervolle Insel mochte war, dass jeder stets freundlich und zuvorkommend war.

           Jedenfalls war ich auf meinem Weg nachhause. Während ich darüber nachdachte, welches Abendessen ich für meine Eltern zaubern werde, sah ich kurz vor meinem Haus einen schwarzen Jeep Wrangler aus Ethans Einfahrt ausparken.

           Verwirrt blieb ich stehen und ließ die Person ausparken, da diese gar nicht auf Fußgänger achtete . Und genau das war der Moment. Ich sah diesen gutaussehenden Jungen. Zuerst musterte ich ihn und dachte, dass Ethans Familie vielleicht das Haus erneut vermieteten. Doch dann trafen meine Augen seine. Diese eisblauen Augen würde ich in einem gefüllten Raum wiederfinden. Diese Augen konnte man nicht vergessen. Dieser Junge, der nur wenige Meter von mir entfernt war, war Ethan Lewis.

          Ich konnte meinen Augen nicht glauben und starrte ihn an. Erst schien ihn meine Anwesenheit nicht zu stören und parkte gemütlich aus. Doch dann fuhr er langsam an mir vorbei und starrte mir ebenfalls in die Augen. Konnte er sich an mich erinnern? Wusste er wer ich war?

        "Tut mir leid Kleines, ich habe dich nicht gesehen", rief er mir aus dem Auto zu und düste in der nächsten Sekunde davon.

       Kleines? Wer gab ihm das Recht mich so zu nennen? Er tat so als wäre er um einiges älter gewesen als ich. Und aus irgendeinem Grund fing ich an diesen Ethan Lewis nicht zu mögen.

        Auf einer Hand war ich glücklich, dass er nicht mehr derselbe tolle Junge von damals war. Sonst würde ich aus irgendeinem Grund noch immer an dieser damaligen kurzen Freundschaft festklammern. Doch auf der anderen Hand veränderte er sich in diesen Jahren enorm.

       Wieso erwartete ich etwas Anderes? Immerhin waren acht Jahre vergangen. Nicht jeder lebte auf einer immer gleichbleibenden Insel - weit weg von Anderen. An manchen Tagen liebte ich Nantucket und an anderen fühlte ich mich einsamer denn je.

      Diesen Sommer fühlte ich mich besonders einsam.

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