Kapitel 29
Nach zweieinhalb Wochen musste ich wieder zur Schule. Ich war bereits vor einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen worden, musste aber noch eine strikte Bettruhe einhalten. Ich sage nur, schrecklich. Da wäre ich lieber in die Schule gegangen.
Jetzt gerade stand ich vor dem Spiegel an meinem Kleiderschrank und begutachtete mein Outfit. Ich trug eine dunkelblaue skinny Jeans und einen grauen Pullover mit der dunkelroten Aufschrift >Hey<. Ich hatte mir einen passenden Lippenstift aufgetragen und sowohl Concealer als auch Mascara benutzt. Meine Haare hatte ich geglättet, sodass sie mir jetzt fast bis zur Hüfte reichten. Ja, so konnte ich mich blicken lassen. Zufrieden lächelte ich meinem Spiegelbild zu und ging nach unten, wo ich mich an den Frühstückstisch setzte, an welchem Mama bereits saß. Ich wünschte ihr einen guten Morgen und lehnte dankend ab, als sie mir den Brotkorb hin hielt, in welchem sich mehrere Toasts befanden. Ich hatte heute morgen irgendwie keinen Hunger. Ich trank aber ein Glas Orangensaft und eine Tasse Kaffee, bevor ich mir meine schwarzen Ankle Boots und meine schwarze Lederjacke anzog und mir meine Tasche nahm. Ich ging noch einmal in die Küche, holte mir einen Apfel, den ich auf der Fahrt essen würde, uns verabschiedete mich von Mama. Ich ging gerade aus der Tür als Alex mit seinem Audi die Auffahrt hoch fuhr. Er gab mir einen Kuss, als ich angeschnallt im Auto saß, bevor er wieder los fuhr. "Bist du aufgeregt?" Erkundigte er sich, wendete den Blick dabei aber nicht von der Straße. "Ein bisschen." Gab ich zu. Wer wäre das nicht? Ich war über zweieinhalb Monate nicht in der Schule, weil ein Mädchen, das neidisch auf meinen Freund war, mich fast zu Tode getreten hätte. Laut Alex war ich das Gesprächsthema Nummer eins. Vor allem, seit es die Runde gemacht hatte, dass ich heute wieder zur Schule kommen würde.
Ich rutschte unruhig auf dem Autositz herum als ich sah, dass wir bereits an der letzten Ampel vor der Schule standen. Wie würden die anderen auf mich reagieren? Ich spürte wie Alex seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel legte und mit seinem Daumen sanft über ihn strich. "Kate", sagte er. "Du schaffst das schon. Beruhig dich. Ich werde nicht von deiner Seite weichen. Versprochen." Ich lächelte und legte meine Hand auf die meines Freundes. "Danke", flüsterte ich. Zu mehr war ich im Moment einfach nicht im Stande, da ich erstens aufgeregt war und ich zweitens bei Alex's Berührung ein, mir vorher unbekanntes, Gefühl spürte. Mein Unterleib hatte sich leicht zusammengezogen und ich wollte, dass Alex mich noch viel mehr berührte. Dieses Gefühl hörte allerdings auf als er seine Hand wieder von meinem Oberschenkel nahm, um die Handbremse anziehen zu können. Mittlerweile hatte er das Auto nämlich geparkt und ich sah schon jetzt, dass der gesamte Schulhof das der gesamte Schulhof den Wagen anstarrte. Da alle Scheiben verdunkelt waren, konnte ich zwar die anderen Schüler sehen, aber sie mich nicht. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mir meine Tasche nahm und die Autotür öffnete. Ich setzte zuerst den einen Fuß und dann den anderen auf das Kopfsteinpflaster des Parkplatzes und verließ dann komplett das Auto. Alle Blicke lagen auf mir, aber ich ignorierte sie so gut wie möglich. Alex kam auf mich zu, legte seinen Arm um meine Hüfte und ging mit mir zu unserer Clique. Sowohl Josie, als auch Connor, Mark und Joshua waren bereits da. Ich begrüßte sie alle mit einer Umarmung und betrat mit ihnen das Schulgebäude, als die schrille Klingel das Zeichen zum Unterrichts Beginn gegeben hatte. Mittlerweile waren auch schon Mike und Louis eingetroffen. Da Josie, Alex, Connor und ich in einer Klasse waren und jetzt Physik hatten, gingen wir in den Physikraum, wo mich wieder alle anstarrten. "Habt ihr kein eigenes Leben?!" Rief Connor, worauf alle woanders hin guckten. Dankbar schaute ich Connor an und setzte mich dann zwischen Josie und Alex auf meinen Platz. Da Connors Platz auf der anderen Seite der Klasse war setzte er sich einfach auf einen, zur Zeit noch nicht besetzten Stuhl, in der Reihe vor uns. Normalerweise saß dort Cäcylia, aber die hatte bestimmt nichts dagegen, wenn sie ihn da sitzen sehen würde. Im Gegenteil. Sie wäre wahrscheinlich direkt strahlend auf ihn zu gegangen und hatte sich auf seinen Schoß gesetzt, nur um dann eine wilde Knutscherei mit ihm anzufangen, bei welcher man am liebsten direkt zum Klo gerannt wäre, um sich dort dann zu übergeben. Überraschenderweise kam sie aber gar nicht, da sie >krank< war. Ich bezweifelte stark, dass ihre Bauchschmerzen, von welchen Clara erzählt hatte, echt waren. Sie wollte bestimmt nur nicht die Mathearbeit mitschreiben. Ich durfte sie irgendwann demnächst nachschreiben, da ich ja so lange nicht in der Schule war.
Nach der Doppelstunde Physik gingen wir in die Mensa, wo Joshua, Mark, Mike und Louis bereits an unserem Stammtisch saßen. Wir setzten uns zu ihnen und unterhielten uns, als mir eine Gruppe von Schülern auffiel, die ein Mädchen hin und her schubsten. Als ich genauer hin schaute, erkannte ich, dass Larry das Mädchen war, weshalb ich aufstand und auf die Gruppe zuging. Ich blieb hinter ihnen stehen und räusperte mich laut, sodass ich die Aufmerksamkeit der Schüler hatte. "Was soll das?" Erkundigte ich mich und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Ein Mädchen rief: "Sie hat es doch verdient! Sie hätte dich fast umgebracht!" Was sie sagte, machte mich irgendwie wütend, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Ich blieb ganz ruhig. "Niemand hat das verdient." Fing ich an. "Es geht euch zwar eigentlich nichts an, aber ich bin jetzt mal so nett und sage es euch trotzdem. Larry ist zu mir ins Krankenhaus gekommen und hat sich entschuldigt und ich habe die Entschuldigung angenommen. Gibt es hier irgendjemanden, der noch nie einen Fehler gemacht hat?" Abwartend schaute ich durch die Mensa. Kein einziger meldete sich. "Na seht ihr. Jeder Mensch macht Fehler. Und so lange man sie bereut, ist das in Ordnung. Larry ist zwar viel zu weit gegangen, aber wie ihr seht, stehe ich hier. Ich bin nicht tot. Ich lebe." Mit diesen Worten packte ich Larry am Handgelenk und zog sie mit zu meiner Clique, wo ich ihr mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass sie sich auf einen freien Stuhl setzen sollte.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
LG
Nele
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