12. Kapitel

Josie's Sicht:
Ich saß gerade mit Kate auf ihrem Bett und hatte ihr erzählt, dass mein Erzeuger mich und meine Geschwister geschlagen hatte. Ich wartete auf eine Reaktion, aber sie kam nicht.
Meine beste Freundin saß einfach nur da und starrte die Wand an. "Kate?" Fragte ich unsicher.
"Bi-bist du sauer?" Endlich schaute sie mich an. "Nein", meinte sie. "Nein, ich bin nicht sauer, nur ziemlich geschockt. Vadim wirkte immer wie der perfekte Familienvater." Sie hatte recht. Auf Außenstehende musste er wirklich so gewirkt haben. Wenn wir nicht mit ihm alleine wahren hatte er uns behandelt, als wären wir sein ein und alles. Er hatte ins zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gegeben oder uns wenigstens umarmt. Daraus wurde aber, wenn keiner es sah, ein Schlag in die Magengrube oder ein Tritt gegen das Schienbein.
Kate's Blick ruhte immer noch auf mir. "Weißt du was saß bedeutet?" Fragte sie plötzlich. Ich schüttelte den Kopf. "Das bedeutet, dass wir beide einen scheiß Vater haben. Wir haben also eine Gemeinsamkeit mehr!" Über ihre Worte musste ich schmunzeln. Sie hatte die Gabe in jeder Situation etwas positives zu sehen.

Loui's Sicht:
(Louis ist Kate's Vater)
Heute habe ich einen Brief vom Gericht bekommen. Mary hatte sich also einen Anwalt gesucht, was bedeutet, dass sie einen neuen Job hat, denn sonst hätte sie diesen Herr Habicht gar nicht bezahlen können. Ja, ich wusste, dass sie ihren Job verloren hatte und ich wusste auch, dass Kate und sie fast pleite gegangen wären. Ihr denkt jetzt bestimmt: was ist das denn für ein herzloser Mann, aber wenn ihr wüsstet, warum ich so gehandelt habe, dann würdet ihr anders denken...

*Zeitsprung: zwei Wochen*

Josie's Sicht:
Mama hatte gerade eben einen Anruf aus dem Krankenhaus bekommen. Ihr wurde mitgeteilt, dass mein Erzeuger jeden Monent aufwachen würde. Und obwohl weder wir beide, noch Lary oder Lukas Lust auf ihn hatten, machten wir uns auf den Weg zum Krankenhaus, wo wir direkt wieder auf die Intensivstation geschickt wurden.
Als wir gerade in das Zimmer gehen wollten, wurden wir von einer Krankenschwester aufgehalten, die meinte, dass wir da gerade nicht rein könnten, weil der Arzt meinen Erzeuger, welcher gerade aufgewacht war, untersuchte. Gleich würde ich ihm, nach zwei Wochen, wieder unter die Augen treten. Wir hatten ihn nicht einmal besucht, weil keiner von uns Lust auf diesen Mistkerl hatte. Um ehrlich zu sein: Ich war ziemlich nervös. Wie würde er reagieren, wenn er erfahren würde, dass ich Mama alles erzählt hatte? Würde er ausrasten? Ich hoffte nicht, denn das würde kein gutes Ende nehmen.
Ich hatte keine Zeit mir weiter Gedanken darüber zu machen, denn der Arzt und eine Krankenschwester verließen das Zimmer, sodass wir nun rein konnten. Mit zitternden Fingern drückte ich die Türklinke nach unten und betrat dann mit den anderen den Raum. Mein Erzeuger blickte auf und lächelte uns strahlend entgegen. "Da sind ja meine Lieblingsmenschen! Schön, dass ihr da seit!" Sagte er er. Ich hätte jetzt gerade am liebsten gekotzt, aber das konnte ich mir so gerade eben noch verkneifen.

Vadim's Sicht:
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich schon so hier lag, aber es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an. Manchmal hörte ich, dass jemand in das Zimmer kam und hoffte, dass es Anke war, aber meistens hatte nur einer der Ärzte oder eine Krankenschwester nach mir gesehen. Einmal kamen meine Eltern, aber das war's dann auch schon. Die ganze Zeit über hatte ich versucht mich zu bewegen, aber es hatte nicht funktioniert. Als ich noch klein war hatte ich immer geglaubt, dass sich nur Kinder langweilen können, aber das hier war der Beweis dafür, dass es nicht so ist.
Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, das die, mit Abstand nervigste Krankenschwester herein gekommen war und mit nun irgendetwas in den Arm gespritzt hatte. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass es irgend so eine billige Schlampe, war, die mit jedem x-beliebigen Typen ins Bett stieg. Sie hatte eine, für meinen Geschmack viel zu hohe, Stimme, und erzählte mir die ganze Zeit wie hübsch sie doch sei. Wahrscheinlich sieht sie wie ne überschminkte Barbie aus.
Sie riss mich aus den Gedanken, indem sie schrie: "Seine Hand hat sich bewegt! Ich glaube, er wacht auf!" Um Gottes Willen! Wenn die so kreischt, ist ihre Stimme ja noch um mindestens drei Oktaven höher! Ich hoffte mir ist gerade nicht das Trommelfell geplatzt. Ich wurde dadurch beruhigt, dass ich hören konnte wie mehrere Personen den Raum betraten. "Können sie sich bewegen?" Erkundigte sich ein Arzt. Ich versuchte es und siehe da! Es klappte! "Sehr schön. Sie machen das super! Weiter so!" Meinte er der Mann nun und klang dabei so, als würde ermit einer Frau reden, die gerade ein Kind zur Welt bringt. Mit viel Mühe schaffte ich es nun auch meine Augen zu öffnen. Ich befand mich in einem weiß eingerichteten, nach Desinfektionsmittel riechenden Zimmer auf der Intensivstation.

Auf der einen Seite neben meinem Bett stand ein großer Mann mit sehr kurzen Haaren, welcher der Arzt war und auf der anderen Seite erblickte ich eine Frau, die genauso aussah, wie ich mir die Krankenschwester vorgestellt hatte. Blonde Haare, blaue Augen und mindestens drei Kilo Makeup im Gesicht.
Der Arzt begann mich zu untersuchen, während Barbie dabei war sich Notizen zu machen. Als die beiden fertig waren wünschten sie mir noch gute Besserung und waren dann auch schon wieder verschwunden. Barbie war übrigens die nervige Krankenschwester. Diese Stimme würde ich unter tausenden wieder erkennen.
Ich hatte eigentlich damit gerechnet für ne Weile alleine zu sein, aber da hatte ich mich getäuscht, denn keine zwanzig Sekunden später öffnete sich die Tür wieder. Ich blickte auf und sah, dass Anke, Larissa, Josie und Lukas mich besuchten. Darüber, dass meine Frau gekommen war freute ich mich, aber auf die Gesellschaft der drei nervigen Miststücke hätte ich gut verzichten können. Ich meine, wer mag schon Kinder?
Auch wenn ich die drei jetzt gerade am liebsten geschlagen hätte setzte ich ein strahlendes Lächeln auf, damit Anke keinen Verdacht schöpfte, und sagte: "Da sind ja meine Lieblingsmenschen! Schön, dass ihr da seit!" Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass die vier mich zurück grüßen würden, aber sie taten es nicht. Anke sagte erst etwas, als Lukas die Tür hinter sich geschlossen hatte.
"Wie kommst du auf die Idee deine Kinder zu schlagen?!" Woher wusste sie das? Die drei hatten doch wohl nicht geredet?
Natürlich haben sie das! Woher sollte Anke sonst Bescheid wissen?
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, während meine Kinder mich hasserfüllt anschauten.
"Das werdet ihr bereuen!" Zischte ich außer mir vor Wut...

Ich musste heute in Englisch eine fünfseitige, ich wiederhole: eine fünfseitige Arbeit schreiben! Und das in einer Schulstunde!
Das ist schlecht für mich und gut für euch. Ich schreibe nämlich immer, wenn ich mich irgendwie abreagieren muss...
Wenn ihr Glück habt kommt heute noch ein Kapitel raus.

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