Kapitel 2: "Für mich waren es immer nur kaltblütige Killer."
"Pharanee....." Unruhig drehte ich mich auf die Seite. "...Pharanee...", flüsterte es erneut, als ich schließlich genervt die Augen öffnete und in zwei haselnussbraune blickte. "Arvio?" Verschlafen rieb ich mir die Augen, während ich mich aufsetzte und den kleinen Jungen mit dem strubbeligen braunen Haar mir gegenüber betrachtete. "Was machst du denn hier? Hat dich denn Vater nicht gesehen?" Er sah stolz aus, wie er so mit seiner Zahnlücke lächelte. "Nein hat er nicht. Ich habs geschafft mich unbemerkt reinzuschleich" Hastig drückte ich ihm einen Finger auf die Lippen und brachte ihn so noch während des Satzes zum Schweigen. "Er wird dich aber gleich bemerken, wenn du nicht ruhig bist.", flüsterte ich lächelnd. Arvio war zwar klein und flink genug um sich irgendwo einzuschleichen, aber die Klappe konnte er dabei kaum halten, was wiederum kontraproduktiv war. "So und jetzt ruhig..." Langsam ließ ich meinen Finger sinken und schloss den kleinen in meine Arme. "Wieso hast du dir so lange Zeit gelassen?" Ich spürte wie seine kleinen Hände sich an meinen Rücken klammerten. "Mama hat mich nicht gehen lassen. Sie sagte, dass es gefährlich ist zu dir zu gehen. Aber sie hat nicht Recht. Nicht wahr Pharanee?"
"Ja...sie hat unrecht.", flüsterte ich leise und hoffte dabei, dass ich selbst recht behielt. Ich nahm ihn noch einmal fest in die Arme, bevor ich ihn wieder losließ. "Und jetzt warte hier..." Schnell erhob ich mich und strich mein lockeres Kleid zurecht. Bevor ich mein Zimmer verließ schenkte ich dem Kleinen noch ein aufmunterndes Lächeln und machte mich schließlich auf den Weg in die Küche. Ich konnte hören wie sich einige der Köche und Küchenmädchen bereits an die Arbeit gemacht haben und schlich mich deshalb lautlos um die Ecke um mir eines der flachen, hellen Brote zu schnappen und wieder in den Flur zu huschen. Es war an manchen Tagen beinahe unmöglich etwas aus der Küche zu stehlen, doch heute gelang es mir, was mich ziemlich stolz werden ließ. Bevor es jemand sehen konnte, versteckte ich das Brot unter einem Stoffstück meines Gewandes und machte mich auf den Weg an den vielen Zimmern vorbei zurück zu meinem, wo Arvio brav auf mich wartete. Es war ein Wunder, dass mich niemand der anderen Bewohner hier gesehen und verpfiffen hat. "Hier Kleiner." Ich zog mein Diebesgut hervor und hielt es ihm hin, woraufhin er es mit einem dankbaren Nicken annahm. "Vielen Dank Pharanee. Du bist echt die Beste." Ich erwiderte sein Lächeln und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. "Ich muss los. Vater ruft." Nach dem kurzen Abschied drückte ich mich an dem schweren Stoffstück, welches am Eingang meines Zimmers hing vorbei und ging einige Schritte weiter zu einem nächsten Raum. "Ja Vater? Du hast gerufen." Mein Vater kam mit seinem grauen Haar hinter der Stoffbahn hervor und bedachte mich mit einem kurzen Lächeln. "Du wirst es nicht glauben meine Kleine." Überschwänglich nahm er meine Hände in seine, bevor er glücklich lächelnd fortfuhr. "Ich habe einen Hautwechsler für die Arena erworben. Er wird uns wieder Geld einbringen. Dann können wir uns vielleicht sogar ein eigenes Haus leisten!" Ich konnte nicht anders als sein Lächeln zu erwidern, doch in mir regte sich Sorge. Was wenn dem Gestaltwandler etwas zustoßen würde? Genau wie den anderen Löwen... "Wir werden ihn dann gleich abholen. Das ist wirklich ein Prachtexemplar von Löwe. Man sagt sogar, dass diese Wesen perfekt für die Kämpfe sind. Und weißt du warum?" Ich versuchte mir die Antwort auszumalen, doch mir erschloss sich die Antwort nicht, weshalb ich kurz den Kopf schüttelte. "Nein Vater."
"Sie sind perfekt, weil sie denken können wie ein Mensch, aber die Instinkte des Tieres besitzen." Das war logisch, aber ich habe erst einmal einen von ihnen gesehen. Das war vor fünf Jahren und er hat Cessar getötet. Ich habe Cessar immer gemocht, deshalb habe ich eine Abneigung gegen die Hautwechsler entwickelt. Für mich waren es immer nur kaltblütige Killer. Und jetzt sollte einer von ihnen zu uns kommen. "Ist er wild?", fragte ich leise, fast flüsternd. Ich hatte Angst vor ihnen. Nicht aber vor normalen Raubkatzen. "Ich denke nicht.", antwortete er ruhig, während er mir eine Hand auf den Rücken legte und mich den Flur bis zu meinem Zimmer entlangführte. "Aber der Händler meinte, der Hautwechsler hätte erst wenige Male seine menschliche Gestalt angenommen. Es kann auch sein, dass er es nie tun wird."
"Nicht?", kam mir erstaunt über die Lippen. "Aber dann hat er doch gar keinen Nutzen für dich."
"Doch, das hat er. Auch ohne, dass er zum Menschen wird. Solange er Kämpfe gewinnt ist mir alles Recht. Und jetzt geh dich umziehen meine Kleine." Mit einem Nicken verschwand ich in meinem Zimmer und holte eines der langen, aber schlichten Kleider aus einfacher Seide heraus. Es hatte meiner Mutter gehört, wie viele Stücke meiner Kleidung. Angezogen und mit zu einem lockeren Zopf geflochtenem Haar trat ich wieder in den Gang zu meinem Vater. "Wir können gehen."
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