6. Frimstags bei den Puschkats
(Anmerkung: Hi, ich lebe noch! Ich hab mir selbst eigentlich versprochen wöchentlich ein Kapitel hochzuladen, aber anscheinend bin ich besser im Prokrastinieren als im Schreiben...
Zu meiner Verteidigung, ich arbeite zur Zeit an meinem ersten, professionellen Comic, und hab nebenbei noch einen Instagram Kanal wiederbelebt, da geht einige Zeit drauf- aber genug des Selbstmitleids, hier ist das sechste Kapitel, in dem wir erfahren, was Lara passiert, nachdem sie ohnmächtig geworden ist.)
Das Erste, was Lara bemerkte, als sie aufwachte, war, dass sie in einem weichen Bett lag. Sie öffnete die Augen, und sah über ihr einen kupfernen Kronleuchter hängen. Wo war sie?
Die letzten Erinnerungen an die vorangegangen Geschehnisse fielen ihr plötzlich wieder ein, und ihre Hand schoss unter der Bettdecke hervor, und fasste an ihre Stirn. Tatsache, dort prangte ein mächtiger Hügel, der schmerzend pochte, als sie ihn berührte.
Sie war wirklich von einer Trollfrau verfolgt worden! Sie war tatsächlich durch ein Portal in eine andere Welt gelangt! Diese ganzen Realisationen schossen ihr unkontrollierbar wie wilde Flummis durch den Schädel, und panisch riss sie die Augen ganz auf.
Noch bevor sie sich im Bett aufrichten konnte, wurde ihr plötzlich von hinten etwas Weiches, Flauschiges sanft aber bestimmend auf den Kopf gedrückt, das sie daran hinderte, aufzustehen, und ihr die Sicht nahm. Sie versuchte, sich zu wehren, was ihr aber aufgrund der schläfrigen Schwäche, die noch in ihren Muskeln lag, misslang. Verzweifelt öffnete sie den Mund, um nach Hilfe zu schreien, was ihr Angreifer jedoch hinterhältig ausnutzte, und ihr einen Becher mit warmer Flüssigkeit an die Lippen setzte. Ehe sie auch nur „Hilfe!" schreien konnte, war der ganze Inhalt des Bechers ihre Kehle hinuntergelaufen, und in ihrem Magen gelandet.
Was war das? Wollte man sie vergiften? Sie versuchte, so viel wie möglich auszuspucken, doch es war sinnlos. Der bittersüße Geschmack hatte bereits ihren ganzen Mund benetzt.
Auf einmal war ihr, als würde ein heftiger Windstoß durch ihr Hirn fegen, und alle Flummis mit sich reißen. Ihre Gedanken wurden klarer.
Ihr wurde plötzlich klar, dass sie nicht vergiftet worden war, denn hätte man sich ihrer entledigen wollen, hätte man das schon machen können, während sie geschlafen hatte.
Sie hörte auf, Widerstand zu leisten, und ließ sich in das Kopfkissen zurückfallen.
Die fremde Person merkte das, entfernte das flauschige Ding von ihren Augen, und Lara drehte ihren Kopf, um zu sehen, wer da war.
„Keine Sorge, dir geht's gleich besser.", sagte der Junge, der neben ihrem Bett stand. Zumindest vermutete sie aufgrund seiner Stimme, dass er ein Junge war, denn sein Gesicht hatte auf den ersten Blick keine maskulinen Züge aufzuweisen. Oder Menschliche.
Er hatte den hellbraunen Kopf einer übergroßen Katze, an dessen Backen das Fell unnormal buschig war. Zudem trug er einen seltsamen, arabisch anmutenden Hut, in dessen roter Krempe ein smaragdgrüner Edelstein eingelassen war, dazu eine weinrote Weste, und eine weite, sackartige Hose. Außerdem war er ungefähr einen Kopf kleiner als sie.
Was seltsam daran war, war, dass das Lara überhaupt nicht seltsam vorkam. Es war fast so, als hätte sie Katzenmenschen schon ihr ganzes Leben lang gekannt, so wie Bäume, oder Häuser. Als wäre es ein total banaler und natürlicher Fakt, dass es so etwas gab. Und das wiederrum beunruhigte sie ein wenig.
Der Katzenjunge runzelte die Stirn, oder das, was er unter dem Fell an der entsprechenden Stelle hatte, und meinte: „Oder auch nicht. Warum schaust du denn so? Ist es der Kopf?"
Lara wollte antworten, doch sie war noch damit überfordert, zu realisieren, warum sie bei der Konfrontation mit der Tatsache der Existenz von menschlichen Katzen nicht ausflippte, und deutete nur mit den Finger in Richtung ihres Kopfes, während ihre Lippen tonlose Worte formten, und sie nickte.
Ja, mit ihrem Kopf war gerade so einiges los.
„Mal schauen, ob ich da was dagegen hab", sagte der Junge, ging zu einer großen Tasche, die auf einem Schemel hinter ihm lag, und begann, darin herum zu wühlen, wobei einige gläserne Behälter bedrohlich klirrten.
Währenddessen sah sich Lara in dem Raum um, in dem sie sich befand. Er war recht karg eingerichtet, durch ein kleines Fenster mit runden Butzenscheiben fiel helles Tageslicht, und das einzige andere Möbelstück außer dem Bett mit der blütenweißen Decke, in dem sie lag, und dem Schemel war ein Tischchen, auf dem getragene Bandagen und nasse Tücher lagen. Offenbar hatte man ihre Beule während ihrer Bewusstlosigkeit gut behandelt.
„Welchen Tag haben wir?", fragte Lara, weil es ihr sinnvoll vorkam, dass zu fragen.
„Frimstag", antwortete der Junge gedankenverloren, während er die handgeschriebenen Etiketten auf den Fläschchen in seiner Tasche las.
„Frimstag", wiederholte Lara ungläubig. Wollte er sich über sie lustig machen? Da kam ihr plötzlich der Gedanke, dass es gar nicht so abwegig war, dass an einem Ort, wo es Menschen mit Katzenköpfen und grünhäutige Leute gab, auch die Wochentage anders hießen.
„Ah, da ist es ja. Perkulin!", jubilierte der Junge, und hielt ihr seine pfotenartige, pelzige Hand entgegen, in der er eine kleine Phiole mit giftgrünem Pulver hielt, „das sollte die Schmerzen lindern."
Lara nahm sie entgegen, obwohl das Pochen eigentlich schon fast aufgehört hatte.
„Danke, aber ich glaube nicht, dass—"
Abrupt hörte sie auf zu sprechen, denn als sie sich im Bett aufgerichtet hatte, war ihr eine dröhnende Welle aus Schmerz durch den Kopf geklungen, die sich anfühlte, als hätte man ihren Körper als Schläger für einen überdimensionalen Gong missbraucht.
Sie bewegte keinen Muskel, als sie darauf wartete, dass der Schmerz in Schüben abebbte.
„Glaub mir, nimm das Pulver, und der Schmerz ist wie weggeblasen!", meinte der Katzenjunge ermutigend.
Zögernd setzte sie die Phiole an ihre Lippen. Das erste Mittel hatte ihr nicht geschadet, also würde sie das Pulver hier auch nicht umbringen.
Hoffentlich.
Es prickelte auf ihrer Zunge, als das saure Pulver sich mit ihrem Speichel vermischte, und schon nach wenigen Sekunden merkte sie, wie das Mittel zu wirken begann.
Der Schmerz ließ plötzlich nach, und verblüfft fasste sich Lara an die Stirn. Die Beule war weg, und mit ihr der Schmerz.
Es war, als wäre sie nie mit diesem Türpfosten zusammengestoßen.
„Das ist ja irre!", staunte sie.
Der Junge grinste, wobei er ein paar spitze Zähne aufblitzen ließ.
Dann wurde sein Ausdruck wieder ernst. „Geht's dir soweit gut? Kannst du aufstehen?"
„Ich denke schon.", meinte Lara, und tatsächlich gehorchten ihr ihre Beine, als sie sie aus dem Bett schwang. Sie trug noch immer ihre kurze Cargo Hose.
„Dann komm mit mir mit. Du wirst erwartet.", sagte der Junge, wobei er sich den Gurt der Tasche über die Schulter schwang, und zur Tür ging.
Lara folgte ihm, schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, und sie betrat einen schlichten Gang, dessen Decke von massiven Holzbalken gestützt wurde. Die langen Dielen knarzten unter ihren Schritten, als sie dem Jungen hinterhereilte.
„Von wem werde ich denn erwartet?", fragte sie ihn, als sie ihn eingeholt hatte.
„Das wirst du gleich sehen", erwiderte er. Er schien es zu genießen, sie auf die Folter zu spannen, und Lara sah ein, dass es wohl nutzlos war, weiter zu versuchen, Informationen aus ihm heraus zu kitzeln.
Stattdessen sah sie sich die Umgebung an, durch die sie schnellen Schritts marschierten.
Anscheinend befanden sie sich in einem weitläufigen Gebäude, dessen Fenster leider alle so milchig waren, dass sie Lara jeden Blick auf die Außenwelt verwehrten.
Die Wände waren mit teilweise Gemälden behangen, die Portraits verschiedener Katzen- und Schweinsnasenköpfe zeigten. Lara war, als würde sie von ihren stechenden Augen angestarrt werden, und beschleunigte ihre Schritte noch mehr.
Schließlich kamen sie in einer relativ großen Halle an, an deren Seiten je zwei Treppen in ein höher gelegenes Stockwerk führten. An einer Seite hing ein prächtiger, kunstvoll gewebter Wandteppich, und an der gegenüberliegenden Seite befand sich ein massives, zweitüriges Holztor, das mindestens viermal so hoch war wie sie selbst, und fast bis zur Decke reichte.
In den Ecken standen Ritterrüstungen, die ihrer Größe nach zu urteilen definitiv nicht für Menschen gemacht worden waren.
„Du wartest hier, ich bin gleich wieder da.", sagte ihr Begleiter zu ihr, wobei er mit einer Kralle an seinem Finger auf sie zeigte, und huschte dann durch eine kleine Nebentür, die Lara in Anbetracht des gigantischen Tores gar nicht bemerkt hatte, in den Raum dahinter.
Bevor die Tür wieder ins Schloss fiel, konnte sie noch ein paar Worte hören, die in der Halle dumpf umher echoten.
„Frau Protektorin, sie ist wach. Ist eine Audienz-"
Dann schnitt das Zukrachen der Tür seine Worte ab, worauf eine lange Stille folgte, die so lange anhielt, dass Lara sich zum Zeitvertreib den Wandteppich genauer anschaute.
Auf ihm war der Kampf zweier menschlicher Gestalten dargestellt. Nein, es war kein Kampf, sie küssten sich. Oder etwa doch beides zugleich? Die eine schien Männlich zu sein, und war mit pechschwarzen Fäden gewebt, die andere, weibliche Figur war von einem hellen alabasterfarbenen Weiß. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie erweckte das Bild in ihr eine seltsame Emotion, obwohl er nur Stoff an einer Wand war. Es war, als würde sie an einen lange vergessenen Traum erinnert werden...
„Die Audienz kann beginnen. Du darfst jetzt eintreten.", kam es plötzlich von der Tür, und Lara wurde aus ihren Gedanken gerissen.
„Na, dann erfahre ich endlich einmal, wer diese mysteriöse Person ist, die mich erwarten soll.", meinte sie, als sie auf die Tür zuging. Tatsächlich hatte sie insgeheim eine dumpfe, aber total hirnrissige Ahnung...
Als sie an dem Jungen vorbei ging, und die Halle betrat, wehte ihr eine frisches Lüftchen entgegen, und sie wurde leicht von dem lichtdurchfluteten Raum geblendet. Er war etwa dreimal so groß, wie der mit dem Wandteppich, und die Wände waren fast vollständig mit bunten Fenstern ausgestattet, die aber lichtdurchlässiger waren als sie aussahen, und deswegen den Raum nicht wie eine düstere barocke Kirche wirken ließen, auch wenn sie sich in der Bauweise sehr ähnelten.
Am anderen Ende stand ein großer Thron, der so aussah, als wäre er aus einem Baumstumpf geschnitzt worden, und darin saß, in weite, gelbe Gewänder gehüllt--
„Oma?!"
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