Als wir wieder in der Hütte sind, lassen wir uns alle erst mal auf unsere Betten fallen.
Wir sind spürbar erschöpft und jeder einzelne Teil meines Körpers meint, dass es nun die richtige Zeit wäre, um anzumerken, dass er noch da ist und gerne Aufmerksamkeit haben möchte.
„Schafft ihr heute noch eine Einheit? Oder seid ihr schon zu erschöpft?" frage ich in die Runde und als Antwort kann ich nur mehrfaches Stöhnen aus der Ecke des Raumes hören.
„Du vermutlich schon. Kannst ja alleine gehen. Wir ruhen uns bis heute Abend erst mal aus." kommt nach einiger Zeit eine Antwort von Nummer 16.
Ich hebe meinen Kopf und schaue mich um. Alle liegen auf ihren Betten, oder eben schon halb auf dem Boden und ihr schneller Atem ist sehr deutlich zu hören. Mit einem Ruck stehe ich auf und suche mir aus meinen Sachen ein kleines Buch heraus, mit welchem ich dann zum Tisch gehe und mich setze. Vorsichtig öffne ich den Ledereinband und blättere durch die Seiten. Es ist ein Buch, in dem alle Informationen von den letzten Aufträgen notiert habe. Als ich auf die Seite des letzten Auftrages schaue, kann ich beruhigt feststellen, dass ich meinen Plan eigentlich relativ gut in die Tat umgesetzt habe. Ich blättere um und greife nach dem Stift aus Holzkohle, welchen ich immer in meiner Tasche aufbewahre. Fein säuberlich notiere ich mit alle wichtigen Daten, die ich brauche und zeichne anschließend auch noch einen neuen Punkt in die Karte auf der ersten Seite ein, welche das gesamte Land grob abbildet. 

„Was machst du da?". Ich drehe mich ruckartig um. Nummer 17 hat sich unbemerkt angeschlichen und stand nun direkt hinter mir. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich nicht einfach hinter mich schleichen sollst, wenn ich gerade beschäftigt bin?" antworte ich ihr gereizt und stehe auf. Als ich an ihr vorbei schaue, sehe ich wie die anderen Beiden hinter ihr stehen und uns beobachten. „Was tut ihr da?". Sie zucken zusammen und schauen schnell weg. Ich verdrehe die Augen und gehe an Nummer 17 vorbei zur Tür. „Hattest du nicht eine Verabredung mit dem Captain?" fragt mich Nummer 16 als ich gerade den Griff packe.
Mist. Das hatte ich komplett vergessen.
Ich renne schnell zu meinem Bett und ziehe mir die Auftragssachen an. Jegliche Fragen ignorierend, sprinte ich aus der Hütte und begebe mich zum Haupthaus. Die Treppen springe ich schon fast hoch und als ich endlich an der Tür stehe, rast mein Herz wie verrückt. Ich straffe meine Schultern und klopfe mit einem mulmigen Gefühl im Bauch an die Tür. Als von Innen die Erlaubnis einzutreten kommt, öffne ich behutsam die Tür und trete ein, doch als ich mich im Raum umsehe, würde ich am liebsten wieder die Tür schließen und zurück in die Hütte gehen.
Die Männer sitzen neben dem Captain an einem der Tische und alle schauen mich mit einem seltsamen Blick an.
„Nummer 11! Erkläre dein Verspäten!" ruft er mir in einem strengen Ton zu und ich beginne sofort mir eine passable Ausrede auszudenken, doch in stressigen Situationen kann ich nicht gut nachdenken, weshalb mir einfach nicht wirklich etwas einfällt. „Es tut mir leid. Ich hatte Probleme mit der Ausrüstung." sage ich also und hoffe, dass er es mir abkaufen wird.
Sein Nicken lässt mich aufatmen und mit einer kurzen Handbewegung gibt er mir zu verstehen, dass ich bitte vor den Tisch treten soll. 

„Nummer 11. Ich habe bemerkt, dass du dich in der letzten Zeit sehr heraus getan hast und von den Anderen und deine Aufträge fast immer fehlerfrei ausgetragen hast. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, dass du dieses Jahr am Turnier im Tödlichen Wald teilnehmen sollst. Die Herren hier sind da um zu prüfen, ob du geeignet bist. Die Prüfungen beginnen morgen früh bei Sonnenaufgang." sagt er in einer ungewöhnlichen Gelassenheit, welche ich nur sehr selten bei ihm gesehen habe.
Das Turnier! Warum muss er ausgerechnet mich vorschlagen?