Die Besprechung

Die Tür zum Gemeinschaftsraum steht offen, als wir die Treppe hoch gehen. Durch die Öffnung kann ich sehen, dass der Captain schon am hohen Tisch sitzt und gerade irgendetwas schreibt.
Langsam gehe ich auf die Tür zu und klopfe zweimal an den Türrahmen. Neben mir stehen Nummer 17 und 15. Dahinter stehen 12 und 9.
Genau wie ich stehen sie alle da und beobachten den Captain, der langsam seinen Kopf hebt uns anschaut. Mit einem kurzen Nicken, erlaubte uns einzutreten.
Als ich gerade tief ein und ausatmen und den Raum betreten möchte, schubst mich Nummer 9 zur Seite und drängelt sich vor, nur um wieder der Erste im Raum zu sein.
Ich versuche gekonnt darüber hinwegzusehen und gehe schweigend hinterher. Als ich mich an einen der tiefen Tische setze, merke ich, dass 9 mir direkt gegenüber sitzt und mich verächtlich anschaut. Ich ignoriere ihn einfach und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich sehe mir wiedermal die Gemälde an der Wand an.
Sie bilden alle nur ein und die selbe Person ab: den Captain.
Nummer 9 ist ja schon selbstverliebt, aber er überschreitet dann mal einfach alles.
Auf eigentlich allen Bilder ist er übertrieben heldenhaft dargestellt. Entweder als Sieger einer Schlacht, oder als Fürst eines Staates, oder in irgendeiner anderen Situation, in der er vermutlich noch nie war.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich der Captain lautstark räuspert, so als würde er eine ellenlange Rede halten.
Nummer 9, welcher gerade Nummer 15 mit irgendetwas gedroht hat, verstummt sofort und wendet sich wieder dem Captain zu.
Auch der Rest hört nun auf zu sehen und alle Blicke sind nun auf den Captain gerichtet, der mit den Armen auf den Tisch gestützt dasitzt und uns der Reihe mustert.
Dann spricht er sehr laut in die Stille hinein, als würde er glauben, dass wir alle schwerhörig sind: „Heute haben wir uns hier versammelt, um die letzten zwei Aufträge auszuwerten und zu besprechen."
Nach einer kurzen Pause spricht er weiter: „Wir fangen mit Nummer 11 an!". „Du hattest einen Auftrag?" fragt mich 9 relativ laut und unterbrich somit die so „dramatische" Ankündigung vom Captain. Ich sage nichts und nicke ihm nur kurz zu, da ich aus dem Augenwinkel sehe, wie der Captain vor Wut schon fast rot anläuft und sich langsam aufrichtet. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen, bis das Donnerwetter losgeht.
„Wie kannst du es wagen mich zu unterbrechen? Hast du vergessen, wer ich bin? Nenn mir einen Grund, weshalb ich dich nicht gleich abschlachten sollte!" schreit er so laut, dass ich
mir am liebsten die Ohren zuhalten würde, doch ich weiß, dass ich jetzt lieber nichts machen sollte.
Nummer 9 schweigt und schaut auf die Maserung des Tisches.
„Der einzige Grund ist, dass ich viel Zeit in deine Ausbildung gesteckt habe. Nimm dir mal ein Beispiel an Nummer 11. Die macht alles, wie sie soll, hat nur die Hälfte der Zeit gebraucht, um so zu werden wie sie sein soll und am wichtigsten ist, dass sie immer ihren Mund hält und weiß, welche der Chef ist. Sei froh, dass ich noch nicht deine Nummer weg nehme, sonst hättest du wirklich nichts mehr." motzt er weiter Und ich merke wie sich langsam beruhigt. Ich schaue Nummer 17 an, welche etwas verängstigt auf ihrem Stuhl sitzt. Als sich unsere Blicke treffen, signalisiert sie mir, dass er wirklich etwas übertreibt.
Zwar versucht sie, ihre Angst unterdrücken, doch ich kann diese in ihren Augen ablesen.
Es fühlt sich grausam an, zu sehen, wie alle Leute aus dem Team in Furcht vor ihm leben.

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