Der Raum des Captains

Immer noch in Gedanken versunken gehe ich die Treppe hoch und sofort scheinen mir einige Fackeln ins Gesicht. Diese sind nicht nur zur Beleuchtung der Räume, sondern auch als Wärmespender gedacht. Obwohl sie in diesem Punkt eher weniger bringen. Wenigsten bekommen sie die Beleuchtung der Räume relativ gut hin.

Möglichst leise gehe ich in den großen Vorraum, dessen steinerne Wände mit wenigen Gemälden ausgeschmückt wurde, damit der der Raum nicht so nackt und verlassen aussieht. An der hinteren Wand befinden sich zwei Türen, welche zum Einen in den Gemeinschaftsraum und zum Anderen in den Raum, in dem der Captain die meiste Zeit verbring führt. Das ist auch der Raum, in dem auch unsere einzelnen Befragungen stattfinden.
Die Befragungen über die Aufträge und unser Leben helfen ihm, da er so immer die Kontrolle über uns behalten kann.

Die Kontrolle über mein eigenes Leben habe ich an dem Tag aufgeben müssen, an dem ich hierhin gebracht wurde. Das müsste jetzt ungefähr vierzehn Jahre zurückliegen. Aber genau kann ich das nicht sagen, da wir nie gesagt bekommen haben, wann ein Jahr vorbei war.

Ich habe deshalb immer mir die Jahreszeiten gemerkt, da ich durch sie ein gewisses Zeitgefühl bekam. Meine Lieblingszeit ist die Zeit, in der es schneit. Ich habe zwar nie wirklich gesagt bekommen wie sie heißt, da der Captain beschlossen hat, dass wir uns auf wichtiger Dinge konzentrieren und „sinnvollere" Sachen lernen sollen, aber ich habe mal irgendwo gehört, dass es Winter heißen soll.
Diese Zeit ist wirklich magisch. Das gesamte Land färb sich weiß, die Tiere bekommen ein dickeres Fell und das Wasser wird zu Eis.

Ich konzentriere mich sofort, als ich vor der Tür angekommen bin.
„Reiß dich zusammen. Keine Zeit um Gefühle zu zeigen. Dafür ist eigentlich nie Zeit!" flüstere ich zu mir selbst du klopfe dann an der Tür.
Nachdem aus dem Inneren eine dunkle Stimme mir erlaubt hat einzutreten, öffne ich die Tür und gehe mit dem Kopf zum Boden gerichtet durch den Raum auf eine Ecke zu, in welcher der Tisch stehen sollte.
Als ich vor dem Tisch stehe blicke ich vorsichtig nach oben und sehe, wie der Captain sich zu mir hin beugt. „Warst du erfolgreich?" fragt er in einem vorwurfsvollen Ton.
„Ja war ich, Captain. Das Ziel wurde beseitigt." sage ich, mit meinem Kopf immer noch leicht nach unten gesenkt.
„Hat dich jemand gesehen?" hackt er nach und ich weiß, dass ich es ihm erzählen müsste.
„Schau mich an!" spricht er relativ laut.
Ich hebe meinen Kopf, aber traue mich nicht so richtig ihm in die Augen zusehen.
„Schau mich an!" schreit er schon fast und ich sehe ihm etwas erschrocken in die Augen, in denen ich die Wut schon ablesen kann, obwohl ich noch nichts gesagt habe.

„Auf einmal stand dort eine Frau, welche mich beobachtet hatte und dann lautstark anfing zu schreien. Ich wollte sie eigentlich zum Schweigen bringen, aber es kamen schon andere Leute und wenn ich die dann auch noch erledigt hätte, wäre dies nicht unbemerkt geblieben. Deshalb habe ich mich nach der Erfüllung des Auftrages gleich wieder in Richtung Ausgang gemacht. Die Wachen, die auf der Mauer standen, haben mich zwar auch gesehen, aber erzählen konnte sie es keinem mehr." sage ich und hoffe in diesem Moment, dass er mir nicht gleich die Arme aufritzt, so wie das letzte Mal.
Zu meinem Glück steht er nur auf, hebt die Hand und lässt sie mit Schwung in mein Gesicht rasen. Zwar brennt meine Wange jetzt, aber ich weiß, dass ein Schlitz im Arm deutlich mehr wehtun würde.
„Es tut mir leid. Ich versuche, dass so etwas nie wieder vorkommt."murmle ich zum Captain und dieser nickt mir nur bestätigend zu und antwortet: „Das wäre auch besser für dich. Ich dulde hier kein Versagen."
Nach einer kurzen Pause spricht er weiter: „Heute Abend, zwei Stunden nach Sonnenuntergang findet eine Besprechung statt. Komm ja nicht zu spät!"

Damit ist das Gespräch beendet und er gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich den Raum nun verlassen soll.

Auf dem Weg die Treppe runter merkte ich, dass es dich eigentlich relativ gut gelaufen ist. Also jedenfalls war er so gnädig und hat mir dieses Mal nichts in die Hand, oder auf den Arm geritzt und er hat mich auch nicht Eingesperrt und mir gesagt, dass ich erst herauskomme, wenn ich irgendetwas bestimmtes gemacht habe.

Als ich unten an der Treppe ankomme, zur Tür laufe und diese öffne, schlägt mir ein eiskalter Wind ins Gesicht. „Der Winter kommt!" rufe ich voller Vorfreude zu mir selbst und laufe zum Stall.

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