Wer bin ich?
Und ich? Wer bin ich?
Ich bin weder Gott noch Teufel, weder Engel noch Dämon. Ich bin einfach ich. Einmal war ich wie jeder andere. Ich hatte nur das Pech, als erster Mensch überhaupt etwas Schlechtes getan zu haben. Und nachdem ich einmal damit angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.
Ich werde erst noch leben.
Aber wenn ich der erste Mensch war, wie ging das dann? Oder besser, wie wird es gehen?
Wer sagt, dass die Zeit geradlinig verläuft? Ich bin der erste Mensch, lebte aber weiter in der Zukunft als alle anderen. Paradox, nicht wahr? Wie so vieles im Leben.
Die Zeit wurde nach meinen Fehlern wieder zurückgespult. Denn das Schicksal hoffte, so verhindern zu können, dass weitere Fehler passieren. Zuerst nahm es den Menschen alles, jeglichen Fortschritt, und ließ sie wieder bei Null anfangen.
Das Ziel war es, die begangenen Fehler zu vermeiden, sie ungeschehen zu machen.
Aber kaum gab es wieder Menschen, begann es wieder.
Natürlich, denn irren ist menschlich, wie es so schön heißt. Dafür habe ich gesorgt.
Bedeutet das, das jemand, der nicht irrt, kein Mensch ist? Ich mag nicht darüber richten. Jeder irrt sich einmal, selbst jemand, der unfehlbar wirkt und den alle anderen darum beneiden. Sie alle schauen hier vorbei, in diese Schlucht. In den Abgrund ihres Lebens, der sich am Ende des Irrweges auftut.
Allerdings kann selbst das Schicksal sich nicht selbst entkommen. Und indem es mich machen ließ, eröffnete es den Pfad der Verdammnis erneut. Ich sorgte dafür, dass die Menschen weiter irrten, dass ihre Fehler schrecklicher und verhängnisvoller wurden.
Dafür habe ich gesorgt, denn ein Schäfer braucht seine Herde. Ich wollte nicht der einzige bleiben, der etwas falsch gemacht hat.
Niemand kann den Weg des Lebens laufen, ohne einmal zu stolpern. Niemand lernt laufen, ohne hinzufallen. Und wie viele Menschen stolpern über die Frage, wer sie selbst sind? Wer sie sind, was sie dazu gemacht hat und was sie sein wollen. Einige beantworten sich diese Frage mit den falschen Mitteln, auf eine falsche Art.
Sie sind die, die zuerst zu mir kommen.
Und eine Herde braucht ihren Schäfer. Sonst wird sie auseinanderfallen.
Aber wäre das so schlimm?
Für mich wäre es schlimm, denn ich wäre wieder allein hier. Vielleicht würden die Trugbilder gar aufhören zu existieren, wenn die Menschen, die sich an diese Trugbilder klammern, weg sind. Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass wenn ich nicht mehr existieren würde, wenn dieser Ort hier nicht mehr existieren würde, die Menschheit besser dran wäre.
Aber braucht es nicht Fehler im Leben eines Menschen, Abwege, um das Richtige, den richtigen Lebensweg für sich, zu finden? Denn woher sollen die Menschen sonst wissen, was richtig ist und was nicht?
Vielleicht wäre die Menschheit ohne mich also doch nicht besser dran.
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