21. Oktober 2022: Game Over
Wir starrten ihn an. Ein leises Schluchzen entkam Beas zitternden Lippen. Hannah versteckte sich hinter Christian und mir schwirrte der Kopf. Was um Himmels willen wollte er noch von uns wissen? Furcht und Widerwillen verwandelten sich zusehends in Verzweiflung. Auch wenn Dampier mein Vorfahr war, wusste ich nichts über Hongjoongs Schatz. Und selbst Christian würde mit seinem Latein sicher bald am Ende sein und könnte uns nicht ewig den Arsch retten.
Es sah nicht gut für uns aus.
Warum kann er uns nicht endlich in Frieden lassen?
Ich wünschte mir nichts sehnlicher. Ruhe. Frieden. Sicherheit.
Wir alle wären sofort geflüchtet, hätten wir nur den Hauch einer Chance gewittert. Hätten ihn mit der verdammten Flasche hier sitzen lassen und wären abgehauen. Ich wäre sogar über die Reling drei Meter tief ins Meer gehüpft und das, obwohl ich noch nicht mal das Seepferdchen habe. Zur Schwimmprüfung in der Grundschule war ich krank gewesen und meine Eltern hatten einen Schwimmkurs ohnehin nie für wichtig gehalten. Aber natürlich kann ich schwimmen, hattes es mir mit Fünf selbst beigebracht.
Hongjoong war unsere fehlende Begeisterung nicht entgangen:
„Weshalb so zurückhaltend, weshalb so ängstlich? Findet ihr kein Gefallen an unserem kleinen Spiel?" Seine Stimme triefte vor Spott und er schüttelte gespielt verstimmt den Kopf, während er sich zurücklehnte und mit den Fingern seiner rechten Hand aufs Holz tippte, als spiele er eine Melodie auf dem Klavier. „Ich nehme mir extra Zeit für euch, doch jeder will seine Geheimnisse für sich behalten. Schade."
„Geheimnisse?" Zu spät schlug ich mir die Hand vor den Mund.
Hongjoong lächelte. „So ist es. Deine Freunde ihre und du deine."
Sein Blick drückte es deutlicher aus als seine Worte. Er war uns um Welten überlegen. Mir kitzelte es unangenehm auf der Haut.
Meine Freunde haben Geheimnisse vor mir?
Hongjoongs Lächeln war bösartig. „Natürlich haben sie das." Diesmal hatte ich meine Gedanken für mich behalten und dennoch spielte er damit.
„Es gibt viele Wahrheiten, die darauf warten, ans Licht zu kommen."
Für einen kurzen Moment suchten seine Augen den nachtschwarzen Ozean. Der Anker an seinem Ohrläppchen zog mit seinem Glitzern meine Aufmerksamkeit auf sein Profil. Und da war sie wieder, die Melancholie in seinen feingeschnittenen Zügen, die ihn wirken ließ, wie ein Kunstwerk aus einer anderen Epoche. Ich musste schlucken, als mir bewusst wurde, wie dicht dran dieser Gedanke an der Wahrheit war. Gänsehaut bildete sich in meinem Nacken. Er kam aus einer anderen Zeit, aus einer Legende.
Und doch war er hier. Neben mir. Lebendig. Zum anfassen.
Wie als hätten sie ein Eigenleben tasteten sich meine Finger über den ungeschliffenen Holzboden näher an ihn heran.
Er war das größte Geheimnis auf diesem Schiff. Aber er vermied es, über sich zu reden.
Da ich ihn aufmerksam beobachtet hatte, entging mir die Veränderung in seiner Mimik nicht. Der Moment war vorbei. Der Ausdruck unter seinen seidigen Wimpern wurde klar aber frostig. Schnell zog ich meine Hand zurück.
Nicht nur sein Blick hatte sich verändert; seine Züge wirkten scharfkantiger und er griff zielgerichtet die Flasche und drehte sie auf Hannah. „Hat deine Freundin dir schonmal erzählt, dass sie dich zutiefst beneidet? Nein? Darüber solltet ihr mal sprechen. Lohnt sich." Über den ausgestreckten Arm, mit dem er die Flasche festhielt, behielt er mich genau im Blick. Sein Ton versprühte Gift. Seine Augen glichen denen einer Kobra und ich fühlte mich klein wie eine Maus. Ich weigerte mich, ihm Glauben zu schenken und dennoch; starrte ich Hannah unverwandt an, bis sie so rot wurde, dass ihre Sommersprossen kaum mehr zu sehen waren.
Hongjoong zog kurz Luft ein und ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten, doch ich schaffte es nicht, mich zu rühren. Es war ein bisschen so wie im Chemieunterricht bei Frau Haubold, wenn der Notenspiegel mit lauter Vieren, Fünfen und Sechsen an der Tafel prangt und sie mit ätzenden Kommentaren die Arbeiten austeilt: Man weiß, es kann nur mies werden, will am liebsten zur Toilette flüchten und bleibt doch brav auf seinem Platz und lässt alles über sich ergehen.
„Oder das Lockenmädchen", er gab der Flasche einen Stups, die daraufhin einen Tick weiter rutschte. Natürlich meinte er Christian. „Weißt du, dass er fast täglich an euren Kuss denkt? Es war sein erster." Christian zog seine Kapuze hoch. Seine Miene verschwand darunter, aber ich sah, dass seine Schultern bebten.
Es war kniffliger als beim Kakerlakenpoker: Der Kapitän knallte seine Karten auf den Tisch und wir blufften zu schlecht, es mangelte uns an Selbstvertrauen und Schlagfertigkeit, um gegen ihn auch nur einen Stich zu gewinnen.
„Aber was dich wohl mehr interessieren dürfte, ist die Tatsache, dass das Püppchen", er machte sich doch glatt die Mühe, die Flasche auf Bea zu drehen, „mit diesem Noah", er spuckte den Namen aus, als würde es sich um Abfall handeln, „im Bett war."
Sein fieses Lächeln wurde so breit wie die Fensterfront im Raum. Jetzt war mir richtig schwindelig. Ich taumelte und war froh, dass ich am Boden auf meinen vier Buchstaben saß.
Noch einen Fausthieb dieser Art würde ich nicht verkraften.
Das ist Absicht. Lass dich davon nicht aus der Bahn werfen, lass nicht zu, dass ...
Mein Verstand gab sein Bestes, doch mein Herz war getroffen. Es blutete und mir lag ein ekelhaft bitterer Geschmack im Mund, wie Eisen.
Ich versuchte es mit aller Kraft, doch mein Blick ließ sich nicht auf den Holzdielen vor mir festnageln. Er flatterte zu Beatrice, wie eine Motte zum Licht fliegt, obwohl sie sich daran die Flügel verbrennt.
Vielleicht weigerte sich ein Teil von mir auch, Hongjoong zu glauben und wollte es selbst überprüfen. Oder ich war Hobbymasochist. Keine Ahnung.
In Beas Gesicht spiegelte sich die volle Wahrheit: Die Wangen rosa, die Wimpern in falscher Bescheidenheit gesenkt, setzte ihr triumphierendes Lächeln dem bösen Spiel die Krone auf. Ich kam mir nie so dumm vor, selbst nicht, wenn ich in Chemie die einzige Sechs abbekommen hatte. Warum hatte ich es nicht schon eher bemerkt? Die waren garantiert nicht nur einmal in der Kiste.
Hitze kroch aus meinem blutenden Herz durch meinen Hals bis in die Wangen. So bloßgestellt und alleine hatte ich mich noch nie gefühlt. Fast hätte ich laut losgeschluchzt. Doch die atemberaubende Geschwindigkeit in der Hongjoong seine vermeintlichen Wahrheiten wie Faustschläge verteilt hatte, hatte auch etwas Gutes: Der Schock war noch frisch und so heftig, dass er die Tränen zurückhielt.
Mein Blick schwirrte von einem zum anderen, ohne Halt zu finden.
Schwarze Schatten schienen die Gesichter meiner Freunde zu verdecken und von allen Seiten auf mich zuzukommen. Ein Strudel aus Finsternis saugte mich ein, um mich mit Haut und Haar zu verschlucken. Doch dann ging mir ein Licht auf:
Das war Absicht. Hongjoong verfolgte ein Ziel. Er will uns verunsichern, uns schwach machen, uns aufhetzen, was weiß ich denn, was er will. Aber es soll uns schaden.
„Und?" Es klang nicht so fest, wie ich es mir gewünscht hätte. Doch ich richtete mich zur vollen Größe auf. „Und wenn schon? Lass sie halt Spaß haben", ich gab mich gewollt locker, während meine Augen Beas suchten, dann hüpften sie flink weiter zu Christian und ich ergänzte etwas leiser: „Den Kuss habe auch ich nicht vergessen." Ich meinte ein vorsichtiges Lächeln in seiner Kapuze zu erkennen und mit einem ebenso zaghaften Lächeln wandte ich mich an Hannah: „Ich bin sicher, dass sie ihre Gründe hat." Dass Hannah Probleme mit ihren Eltern hatte, hatte sie nie angesprochen, doch die Anspannung die bei ihr zu Hause durch die Luft waberte, hatte ich wahrgenommen. Ich konnte nur nie den Finger darauf legen. Jetzt pikte ein sehnsuchtsvoller Schmerz in meiner Kehle, der mir Tränen in die Augen treten ließ. Wenn ich sie nur mal danach gefragt hätte .... Vielleicht hätte sie darüber reden wollen?
Ha! Wie als wöllte man über so etwas reden! Du hast dich doch auch niemandem anvertraut!
Keine Ahnung, wo diese Stimme, die alles andere überbrüllte, so plötzlich herkam, aber sie hatte Recht: Über das, was in meiner Familie aus dem Ruder lief, hatte ich nie mit jemandem gesprochen. Dieser bittere Verdacht, dass meine Eltern etwas vor mir verheimlichten, dass bei uns etwas grundlegend anders war, als in anderen Familien ...
Sie hätten es eh nicht verstanden. Du verstehst es ja selbst nicht. Selbst jetzt nicht.
Die Stimme war lauter als Herr Schreier beim Sport. Und der konnte wirklich über den ganzen Platz brüllen.
Nun da ich mit meinen Freunden im Kreis saß und jeder scheu zum anderen sah, um gleich wieder seine Schuhe zu beguggen, als müsste er sie genau in Augenschein nehmen, weil sie plötzlich schrecklich drückten, erkannte ich es: Es wurde Zeit dem Schreihals die Stirn zu bieten.
„Es ist nicht wichtig." Die Worte stolperten aus mir heraus.
Wie auf Kommando hoben alle ihre Köpfe.
„Wichtig ist, dass wir zusammenhalten. Und das kannst selbst du mit deinen dämlichen Spielchen nicht verhindern."
Es war ein Angriff und ich wäre gern aufgesprungen, um größer zu sein. Doch etwas hielt mich zurück. Die Schwerkraft hier schien stärker zu sein als anderswo. Ich sollte es dem Piratenkönig gegenüber auch nicht übertreiben.
Hannah nickte, dass ihre Locken ins Hüpfen kamen. Beas Lächeln gewann an Wärme und Aufrichtigkeit und Christian legte die Kapuze ab. Anscheinend hatte ich was verdammt Richtiges gesagt.
Zwischen Hongjoongs Brauen klaffte eine steile Kerbe und fast hörte ich ihn mit den Zähnen knirschen. Doch meine Wangen glänzten Rosa vor Stolz.
„Schön." Er hob die Hände, als wolle er sich ergeben, doch die Boshaftigkeit lauerte noch immer in seinen Augen- und Mundwinkeln.
„Dann kommen wir zu den wirklich spannenden Wahrheiten", wie er das spannend betonte war grausig.
Mir rutschte das Herz bis zur Kniekehle, als er zur Flasche griff. Er lenkte sie so, dass sie direkt auf mich zeigte. Sein Lächeln entblößte seine Zähne im Oberkiefer und er schien so siegessicher wie ein Wolf, der sich einem verletzten Reh nähert. Das Spiel war vorbei. Game Over.
„Wo zum Henker ist mein Schatz?" Ich weiß nicht, ob ich es fair nennen sollte, dass er endlich zur eigentlichen Sache zurückkehrte und mit der entscheidenden Frage über mich herfiel. Ich schluckte schwer.
Seine dunklen Augen waren schwarz wie der Tod. Ich kämpfte, um seinem Blick standzuhalten, aber in meinen Augenlidern brannte und juckte es und meine Kehle wurde rau wie Sandpapier.
Mit zittrigen Fingern zog ich das Astrolabium hervor.
„Hier." Den Strick um meinen Hals, hielt ich ihm den Anhänger vor die Nase. „Ich weiß nicht, wo der Rest ist", murmelte ich kleinlaut, während ich mit dem Mittelfinger über den Zeiger strich, der genau auf Hongjoong zeigte. „Aber das Astrolabium ist hier."
Ich verfluchte mich dafür, es ihm preiszugeben. Doch anders hätte ich auf seine Frage nicht antworten können.
Er blinzelte nicht mal. Stumm streckte er die Hand aus. Auf seiner Handfläche zeichneten sich Schwielen ab. Zeugen seines rauen Lebens auf See.
Im Bruchteil einer Sekunde schlossen sich meine Finger um den Anhänger, wie das Blatt einer fleischfressenden Pflanze um eine Fliege. So einfach würde ich es ihm nicht machen. Der Sternenmesser gehörte zu mir.
Jetzt zuckten Hongjoongs Lider und er blinzelte. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ich verkniff mir ein Grinsen, denn bei aller Schadenfreude, hatte ich nicht vergessen, wen ich da vor mir hatte.
„Lässt du uns gehen, wenn ich es dir gebe?" Meine Hoffnung war mickrig und doch versuchte ich es.
„Nein." Seine Antwort war so klar und abwartend wie seine braunen Augen. Ja, wenn ich ihn jetzt so betrachtete, wirkte er beinah amüsiert. Die Mundwinkel nach oben geschoben, warf er mir einen abschätzenden Blick zu.
Wie weit würde ich gehen?
Ich stopfte das kühle Metall wieder zurück unter meinen Pulli. Ein Frösteln überzog meine Brust. Hatte es sich schon immer so eisig angefühlt?
„Es ist meins." Ein Hauch, nicht mehr. Meine Stimme kapitulierte vor den drei Wörtern, so schwach klang sie.
Ich spielte mit dem Feuer und ich wusste es.
„Es gehört zu meinem Schatz." Im Ton des Piratenkönigs lag eine Kraft, die ein Erdbeben entfesseln könnte.
„Du hast es geraubt", entgegnete ich kleinlaut. Vor Angst zitterte meine Stimme eher, als dass sie bebte. Das Astrolabium an meiner Brust vibrierte.
Es war trotzig, dumm und gefährlich. Und dennoch...
Hongjoongs Mund stand jetzt weit offen, ja er lachte fast, aber in seinen Augen blitzte es gefährlich. Seinen Ausdruck konnte ich nicht deuten, denn zum Denken war ich nicht mehr in der Lage.
„Es gehört mir." Er sagte es so ruhig, dass ich das Atmen und Blinzeln vergaß.
Stur schüttelte ich den Kopf. „Es gehört jetzt der Familie Dampier." Ich reizte ihn und ich wusste es. Die Flammen in seinen Augen blitzten wild und seine Haare schienen dunkelrot feurig zu lodern.
„Gib es mir, solange ich dich noch darum bitte." Das Beben in seiner Stimme steigerte sich ins beinah Unerträgliche. Ich drohte, den Halt zu verlieren.
Um uns war es still geworden. Fast so, als existierten nur wir beide und diese Scheibe, deren Wert ich anscheinend über mein Leben stellte. Ich verstand es selbst nicht so ganz.
Bestimmt dachten meine Freunde, ich hätte den Verstand verloren. Kann sein. Vielleicht steckte er in dem Ding, das um meinen Hals hing.
Wenn ich Glück hatte, verfolgte ich einen Plan. Ich war mir selbst nicht sicher.
„Wenn du uns alle wohlbehalten an Land absetzt - gebe ich es dir." Es war dumm und gefährlich, aber versuchen musste ich es. Das Astrolabium war alles, was wir ihm entgegenhalten konnten. Er wollte es haben, die Frage war, wie weit er dafür gehen würde.
Seine kunstvoll getrimmten Brauen verschwanden unter seinen Haarspitzen.
„Mit mir kann man nicht verhandeln. Ich dachte, dass hätte ich vorhin deutlich gemacht." Seine Kiefer zuckten. Kein gutes Zeichen. Er verlor langsam die Geduld mit mir.
Seine Zunge strich kurz über seine Schneidezähne und die Drohung, die er ausgesprochen hatte, als Bea versucht hatte, ihm einen Handel abzuringen, spukte wie ein Gespenst durch mein Bewusstsein: Dem Nächsten, der versucht mit mir zu handeln, schneide ich die Zunge ab.
Herrje. Ich klemmte mir die Zunge zwischen meine Zähne und musterte ihn genau: Diese eigenwillige Beherrschtheit in seinen Zügen machte mir noch mehr Angst als unbändige Wut.
Und dann passierte es: Seine Hand schnellte an meinen Hals und packte den Lederstrick des Astrolabiums. Im selben Moment sprang er auf die Füße. Der gewaltige Ruck übertrug sich auf meine Wirbelsäule, dass ich fürchtete, sie könnte in ihre Einzelteile zersplittern. Das Lederband schnitt wie ein scharfes Messer in meinen Hals und Nacken und ich folgte hastig seiner Bewegung, um nicht den Kopf zu verlieren.
Ich stand nicht mal richtig, da zog er mit einem Schwung an dem Band, dass ich gegen ihn prallte. „Wo hast du das her? Wer hat es dir gegeben?", zischte er in mein Ohr. Die Kobra hatte die Maus geschnappt und war kurz davor, sie zu verschlingen.
Meine Knie zitterten und ich versuchte, mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Doch er hielt das Band so straff und eng umfasst, dass es kein Entrinnen gab.
„Wo . hast . du . es . her?" Jedes einzelne Wort stach wie ein Biss in meine Ohrmuschel und seine Stimme klang vor Anstrengung beinah tonlos. Er rang mit seiner Beherrschung, während er das Lederband vor meinem Kehlkopf straffer zog.
Ich japste hilflos. Schweiß perlte auf meiner Stirn. Die Situation war verloren. Ich war verloren. Opa hatte es mir geschenkt, aber ich wollte ihn unter keinen Umständen Hongjoongs Wut preisgeben. Sämtliche Urinstinkte schrillten Alarm. Meine Familie galt es genauso zu schützen, wie meine Freunde. Auch wenn sie mir nicht alles erzählt hatten, wusste ich doch, dass sie es nur gut gemeint hatten.
Der Druck war unerträglich. Das Band schnürte mir die Luft ab. Meine Arme sackten herab. Meine Knie zitterten und meine Lippen liefen blau an, doch bis auf ein abgehacktes Röcheln kam kein Ton über sie.
Der Widerstand kostete mich meine ganze Willenskraft und doch war er zwecklos.
„Von deinem Großvater also." Hongjoong ließ los und trat zurück.
Ich klappte nach vorn und stütze die Hände auf den Knien ab, gierig zog ich Luft ein. Eine einsame Träne rann mir über die Wange und tropfte auf den Boden. Ich hatte versagt.
Elender Geisterpirat.
Seine Stiefelspitzen ragten in mein Blickfeld und ich hätte sie zu gern bespuckt. Doch mein Hals war trocken wie die Wüste Gobi.
Noch ehe ich mich erholt hatte, packte Hongjoong meinen Oberarm und zerrte mich mit.
„Genug gespielt."
Panik verschlang mich förmlich, doch alles, was aus mir herauskam, war ein trockener, kehliger Husten.
Nur am Rand bekam ich mit, wie die Flügeltür hinter uns ins Schloss fiel. In meinen Augen brannten Tränen und meine Welt versank in Verzweiflung.
Mit dem freien Arm wischte ich die Tränen beiseite, während ich neben ihm her stolperte und meine Füße über die Dielenbretter rutschten, doch es war zwecklos.
Das Rütteln an der Tür und die Rufe der Anderen übertönten mein Schluchzen.
Ich hatte sein Spiel verloren. Haushoch.
Und zu allem Überfluss erklang das knochenzerschmetternde Schlagen der Glasenuhr.
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