Wie alles begann
„Laneia, komm schon steh auf!"
Ich konnte überhaupt nicht zuordnen, von wem diese Aufregung kam. Es war definitiv eine männliche Stimme, also zog ich reflexartig meine Decke etwas höher. Meine müden Augen öffneten sich und ich sah ein mir all zu bekanntes Gesicht. Orophin mein Ausbilder schaute mich schelmisch grinsend an. „Komm schon Laneia deine Tante will dich sehen! Es scheint was wichtiges und dringendes zu sein! Also bewege dich!" Sagte er zuletzt etwas schroff und wollte mir dabei die Decke weg ziehen. Ich konnte froh sein, dass Orophin geschickt wurde, um mich noch vor Sonnenaufgang zu wecken. Wäre Haldir geschickt worden, der hätte nicht lange gefackelt.
Ich sah ein, dass es dringend sein musste, wenn Tante Galadriel mich so früh holen ließ. Ich nahm das nächst beste Kleid aus meinem Schrank und schickte Orophin harsch aus dem Zimmer. „Ich komme gleich! Du kannst jetzt gehen. Ich finde den Weg zu meiner Tante selber!" Er nickte und verschwand aus meinem Zimmer genauso schnell wie er kam. Die Elbenmänner in Lorien sind, wie mir manchmal scheint aus groben Holz geschnitzt. Kein Wunder dass wir Elbinin uns oft Männer aus anderen Ländereien wie Bruchtal oder Düsterwald suchten. Ich zu meinen Teil war nicht auf der Suche. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Richtige kommen oder mich finden würde. Ich war eben nicht verzweifelt auf der Suche.
Ich wusch mir den Schlaf aus den Augen und betrachtete mich im Spiegel. Es gab nichts außergewöhnlich hübsches an mir, was mich begehrenswert machen könnte. Ich war halt eine einfache Elbin mit der Vorliebe zu Waffen und Pferde. Meine Tante ließ mich zur Kriegerin ausbilden und versuchte nicht eine Elbin aus mir zu machen, die ich nicht war. Ich schüttelte die Gedanken von mir und lief zu Galadriel.
Ich beeilte mich so sehr, dass ich etwas aus der Puste war. Bevor ich eintrat hielt ich inne um Luft zu holen. Ich hörte Haldir, der gerade aufgebracht mit Celeborn diskutierte. Dann vernahm ich Galadriels glasklare, bestimmende aber dennoch freundliche Stimme. „Es ist genug! Ich habe entschieden Haldir! Dein Bruder und ihr habt sie Jahrzehntelang ausgebildet! Hab Vertrauen in ihr!" Ich beschloss die Tür zu öffnen und ein zu treten. Respektvoll verneigte ich mich vor den Herrschern aus Lothlorién. Mein Onkel und meine Tante bedeuteten mir, mich gegenüber von ihnen zu setzen. „Laneia, wir wollen dich nach Bruchtal schicken. Es wird ein Rat einberufen, der über das Schicksal Mittelerdes entscheidet. Wir wollen, dass du Lorien vertrittst! Düsterwald wird durch Prinz Legolas vertreten sein und Elrond spricht für Bruchtal. Wir geben dir Wachen mit, die auch deine Gesandte sein werden, solltest du nicht unmittelbar nach dem Rat zurückkehren." Ich spürte innere Unruhe und blickte mich im Raum um. Jeder der Anwesenden schaute mich mit ernstem Gesicht an. Ich nickte nur, zum Zeichen meiner Einverständnis. Lächelnd erhob sich Galadriel und verkündete allen Anwesenden: „Nun dann ist es beschlossen! Laneia vertritt uns in dieser Sache! Sie wird in unserem Namen sprechen und handeln und genießt unser vollstes Vertrauen!" Alle erhoben sich und verneigten sich vor der Herrin und mir. Mit einem Zwinkern nahm sie meine Hand und ging mit mir in den Gärten spazieren. Wir sprachen immer ehrlich und offen über die Geschehnisse in der Welt. Ich wusste also wobei es bei dem Rat ging. Der eine Ring wurde gefunden und nun musste darüber entschieden werden, was damit geschehen sollte. Lange sprachen Tante und ich über die Möglichkeiten. Durch ihre Gabe der Voraussicht prophezeite sie mir, wie sie es kommen sah. Sie redete mir Mut zu.„Tante, wenn es wirklich so kommen sollte, dass ich in den Krieg ziehen werde, um Mittelerde zu retten ... warum habt ihr mich gewählt? Lorien hat bessere und würdevollere Kämpfer als mich!" Sie schmunzelte und legte ganz vorsichtig Ihre Hand auf meine Brust.„Dein Herz sagte es mir. Mein Herz sagte es mir auch. Ich kann dir keinen besseren Grund nennen Laneia. Ich vertraue dir und das solltest du auch! Hab keine Angst! Du bist besser und mutiger als du denkst! Außerdem wirst du nie allein sein. Niemand weiß wie es enden wird. Aber ich hoffe auf ein gutes Ende und glaube mehr daran, wenn du dabei eine Rolle spielst! Geh schlafen und dich ausruhen. Du wirst geweckt und dann direkt aufbrechen. Es bleibt nicht viel Zeit lebewohl zu sagen." Mit diesen Worten stand sie auf und ging.
Als ich mich umdrehte, sah ich Haldir und Orophin wie versteinert da stehen. Ich habe den Beiden so manche male Ärger bereitet und sie lieb gewonnen, wie Brüder, die ich nie hatte. Beide geleiteten mich auf mein Zimmer und redeten ununterbrochen, um Ratschläge zu geben. Sie hörten erst auf zu reden, als ich ihnen meine Zimmertür vor der Nase zuknallte. Ich ließ mich in mein Bett fallen und fand trotz der ganzen Aufregung schnell meinen Schlaf.
Ich erwachte von alleine und machte noch ein wenig Ordnung in meinem Zimmer. Fertig in Reisekleidung angezogen, mit Pfeil und Bogen sowie Kurzschwertern ausgestattet und meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden saß ich auf meinem Bett und ließ den Blick schweifen. Niemand wusste, ob und wann ich wieder nach Hause kommen würde. Ich spielte nervös an meinen langen dunkelblonden Haaren und wartete, bis mich jemand holen würde. Ungeduldig wie ich war, wollte ich mich doch schon auf dem Weg machen und lief natürlich Haldir direkt in die Arme. Das war wieder so typisch für mich. Doch anstatt mich von sich zu drücken, hielt er mich für einen Moment fest. „Pass auf dich auf tollpatschige Laneia!" Er ließ mich los und ich schenkte ihm noch ein Lächeln bevor er mich zu den Ställen brachte. Ich hoffte, dass man mir mein Lieblingspferd gab. Er hieß Leo und war ein prachtvoller Rappe. Zu meiner Freude stand er fertig gesattelt in der Stallgasse.
Galadriel richtete noch letzte Worte an mich und auch die übrigen Versammelten verabschiedeten sich von mir und wünschten Glück. Orophin verabschiedete sich nicht, denn er war einer der 4 Gesandten, die mich begleiteten. Wenigstens ein bekanntes Gesicht hatte ich bei mir. Ich war kein Freund von langen und tränenreichen Verabschiedungen. Ich konnte allerdings nicht verhindern, dass beim davon galoppieren mir Tränen über die Wange liefen.
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