[u t o] Sozialwohnungen-Siedlung-Sommerluft
2053
Strahlend weiße Lacoste Sneaker traten aus der Suchtberatungsstelle zwischen den graubunten Plattenbauten. Die Trägerin blinzelte mit ihrer Gucci Sonnenbrille in den heißen Himmel, während Ausländerkinder, die noch kein Deutsch sprachen, barfuß an ihr vorbei rannten und Fange spielten. Kurz sah sie ihnen nach.
Dann senkte sie ihren Blick auf den Flyer von der Suchtberatung und schaute auf ihre Rolex. Sie musste los. Aber noch einmal atmete sie die staubige Sozialwohnungen-Siedlung-Sommerluft tief ein und aus.
Ein. Und; Aus.
Sie war so stolz.
So stolz
ihre Eitelkeit abgelegt zu haben, ihre Drogenprobleme selbst in den Griff kriegen zu wollen.
Sie war so stolz auf sich
Hilfe angenommen zu haben. Endlich.
Ein zerfledderter Fußball rollte über den bröckeligen Asphalt auf sie zu. Ein kleiner Junge mit einem zu großen T-shirt und dunkler Haut sah sie an. Nicht ängstlich, nicht vertrauend, er sah sie einfach an.
Sie kickte ihm den Fußball zurück, und beide lächelten. Nicht ängstlich, vertraut.
Die strahlend weißen Lacoste Sneaker hatten nun eine graue Schramme an der Schuhspitze.
Diese Schramme machte sie stolz.
Weil sie jetzt eine Erinnerung an ihre erste Sitzung in der Beratungsgruppe und an diese Kinder und an diesen Ort hatte.
Sie würde alle Wartelistenplätze bei den Top-Psychologen absagen und wieder hier her kommen. Sie wollte nicht auf eine edle Couch von einem Doktor Professor, sie wollte wieder auf die dünnen Holzstühle in den Kreis zwischen die anderen Frauen. In den Kreis, wo sich nicht alles nur um dich dreht, und man dir aber trotzdem zuhört und dich versteht. Verstehen will. Obwohl man kein Geld von dir bekommt. In den Kreis, der sich irgendwie schließt, wenn alle sich an den Händen halten. In den Kreis, der zeigt dass sich Dinge wiederholen, wenn alle ehrlich das aussprechen können, was in ihnen vorgeht.
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