Kapitel 73

Auf der Fahrt zum Krankenhaus hatten sie ausgeknobelt, wer Hizashi Bescheid geben sollte. Detective Tsukauchi hatte zwar angeboten, den Anruf zu übernehmen, da er schließlich schuld daran war, dass sie sich überhaupt erst zu dieser Mission aufmachen mussten, doch die Schüler hatten dankend abgelehnt. Die drei hatten Shota begleitet, um ihn davor zu beschützen, sich selbst in Gefahr zu bringen und hatten kläglich versagt. Dazu mussten sie nun stehen und auch die Konsequenzen tragen. Dabei würde es schwer werden, dem Blondschopf die momentane Lage zu erklären, und ihm nur zu erklären, dass er ins Krankenhaus kommen sollte, weil er dort mehr Informationen erhalten würde, würde ihm ebenso wenig gut tun und nur seine Fantasie mit ihm durchgehen lassen.

Da sie sich nicht entscheiden konnten, wer am geeignetsten dafür war, entschieden sie sich für einen Videoanruf. Eng zusammengequetscht auf der Rückbank des Wagens hielt Eijiro, der in der Mitte saß, das Handy vor sich und versuchte seine beiden Freunde ebenso mit ins Bild zu bekommen, während sie darauf warteten, dass Yamada abnahm. Nervös wippte Bakugos Bein auf und ab, bis der Rotschopf seine freie Hand dazu nutzte, um ihn daran zu hindern. Um ihn zu beruhigen, griff er nach der Hand des Aschblonden, um sie fest zu drücken. Sie waren alle nervös.

Als Hizashi plötzlich auf dem kleinen Bildschirm auftauchte, an seiner Seite Denki und Mina, während Eri auf seinem Schoß saß, zuckte Eijiro zusammen, sodass ihm das Handy aus der Hand fiel. Schnell fing Sero es auf und hielt es wieder hoch. Der Rotschopf hatte nicht damit gerechnet alle so breit lächelnd zu sehen. Schuldgefühle drohten ihn sofort zu überschwemmen, als sein Blick auf Eri fiel. Die Kleine sollte nicht mit solchen Nachrichten konfrontiert werden.

„Hey ihr drei! Wie läufts so? Hat Sho euch schon so weit gebracht, dass ihr aufgebt und zurückkommt?", wollte der Voicehero belustigt wissen. Er konnte sich im Augenblick keinen anderen Grund vorstellen, wieso die drei ihn anrufen sollten. Vor allem weil Aizawa auch nirgendwo zu sehen war. Wobei die Möglichkeit bestand, dass er auf dem Vordersitz saß, da die drei sich eindeutig in einem Auto befanden.

Doch anstatt das Lächeln ihrer Freunde zu erwidern, blieben ihre Mienen ernst, was Yamada ein wenig stutzig machte. Allein der Anblick den die drei boten, ließ sofort alle Alarmglocken in seinem Kopf angehen. „Ist etwas passiert?", fragte er verwirrt, während er die drei Jungen musterte, die seinen grünen Augen auf diese Frage hin auszuweichen schienen. Ihre Kleidung war staubig und sie wirkten mitgenommen. War das auf Kirishimas Arm etwa Blut? „WO ist Shota?", stellte Hizashi schließlich mit Nachdruck die Frage, die ihn nun am meisten quälte. Drei Worte, die dafür sorgten, dass die jungen Helden sich noch unwohler fühlten und zusammenzuckten. Allein die Reaktion der drei sorgte dafür, dass der Blondschopf den Atem anhielt.

Schließlich war es Sero, der als erste seine Stimme wieder fand. „Er ist in einem Krankenwagen. Wir sind gerade mit Detective Tsukauchi auf dem Weg dahin. Beim Kampf gegen einen riesigen Schurken, der Angriffe absorbieren und wieder abgeben konnte, wurde er nach einer Explosion, am Bein und am Kopf verletzt. Eraser war vorhin bei Bewusstsein, allerdings hat er wirres Zeug von sich gegeben und Eijiro mit jemanden namens Oboro verwechselt", erklärte der dunkelhaarige Junge und biss sich auf die Unterlippe, als er sah, wie bleich der Voicehero geworden war.

„Scheiße verdammte", fluchte Denki laut, weswegen Mina ihm in die Seite knuffte, weil er vor Eri solche Worte benutzte, „autsch!" Sofort protestierte er, ehe er sich wieder dem Mobiltelefon zuwandte. „Wolltet ihr nicht begleiten, um solche Dinge zu vermeiden?", fügte Kaminari an, während er sich die Stelle rieb, an der Ashido ihn geboxt hatte.

Die Pinkhaarige legte sofort ihre Arme um Yamadas Schulter, um ihn zu trösten. „Wohin bringen sie ihn? Wir werden zu euch kommen", sagte sie, ehe sie zu Hizashi sah, der langsam nickte, „es wird alles gut werden, okay? Er war bei Bewusstsein!" Auch wenn sie im Augenblick nur das wiederholen konnte, was ihre Freunde gesagt hatten, würde sie so gut es ging versuchen, den blonden Mann zu trösten, der zu einem Häufchen Elend zusammensank.

„Euch geht's gut?", wollte Kaminari von den drei wissen, die gleichzeitig nickten.

„Es war wirklich dämlich", motzte Katsuki drauf los, während er die Arme verschränkte, „ich wollte ihn angreifen und fertig machen, aber dieser dämliche Schurke hat meine Angriffe geschluckt als wären sie Süßigkeiten, bevor er meine Macke gegen uns verwendet hat, dieser Pisser." Schnell hielt Denki Eri die Ohren zu, in der Hoffnung, dass sie dieses Wort nicht gehört hatte. „Eraser hat mich und Red Riot dann weg geschickt, damit wir die Gegend evakuieren, falls ein Zivilist anwesend sein sollte. Cellophane und er haben inzwischen mit nem ziemlich guten Plan gegen den Typen gekämpft und ihn ausgetrickst", erzählte Bakugo weiter.

Sero nickte, ehe er weiter erzählte. „Es war wirklich ein guter Plan, allerdings ist uns dabei eines dieser explosiven Geschosse durchgerutscht und hat ein Gebäude beschädigt, vor dem Red Riot stand. Die Teile der Mauer fielen auf ihn herunter. Dynamight und Eraserhead sind beide sofort los, weil sie ihm helfen wollten, aber Eraser war schneller. Er hat Eijiro aus der Gefahrenzone geschubst, dann wurde er allerdings selbst unter all dem Schutt begraben", schloss Hanta ab.

Jedes Wort schien wie ein Messerstich auf Yamada zu wirken, der immer kleiner wurde, während er zuhörte. Eigentlich wollte er all das gar nicht hören. Am liebsten hätte er seine Hände auf die Ohren gepresst und laut gesummt, doch er war zu alt für so ein Benehmen. Außerdem war Shota noch am Leben. Es hätte auch anders ausgehen können. Vor allem Hizashi wusste das sehr gut. Es hätte genauso enden können wie damals.

„Ich schicke einen Wagen zur UA um euch abzuholen", erklang eine Stimme aus dem Vordersitz. Naomasa hatte das Gespräch verfolgt und still zugehört. Zum einen, weil er selbst noch nicht haargenau wusste, was passiert war und zum anderen, weil er nicht stören wollte. Nun allerdings hatte er das Gefühl, dass er sich einmischen sollte. „Oder ihr bittet Yagi euch zu fahren. Aber Mic sollte auf keinen Fall hinterm Steuer sitzen!", wies Tsukauchi die beiden Jugendlichen an, die er nicht sehen konnte, aber zuvor gehört hatte. Nichts wäre schlimmer, als wenn Yamada nun einen Autounfall hatte, weil er unkonzentriert und nicht bei der Sache war. So wie der Polizeibeamte im Augenblick die Lage einschätzte, war Present Mic einfach zu betroffen, um sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

„Aye Sir!" Auch wenn er nicht sehen konnte, wer gesprochen hatte, salutierte Kaminari, ehe er sich erhob, um nach Toshinori zu suchen. Eri folgte ihm, verwirrt drein blickend, weil sie nicht ganz verstanden hatte, was passiert war.

„Wir treffen euch dann dort", verabschiedete sich Mina, ehe sie auflegte und das Handy beiseitelegte. Besorgt glitten ihre gelben Augen zu Yamada, der kein Wort mehr von sich gegeben hatte, sondern nur in sich zusammengesunken neben ihr saß. Aufmunternd rieb sie ihm über den schmalen Rücken. Im Augenblick wirkte der Blonde noch zerbrechlicher als in den letzten Tagen. „Er ist zäh. Er steht das durch", versuchte sie ihn irgendwie aufzumuntern, doch es schien keinen Effekt zu haben.

Hizashi war zu versunken. Der Bericht der anderen erinnerte ihn viel zu sehr an etwas aus vergangenen Tagen. Alles klang genauso wie damals. Oder zumindest sehr ähnlich und unnatürlich vertraut. Ein eiskalter Schauer lief dem Voicehero über den Rücken, als die Erinnerung an das blutige weiße Laken vor seinen Augen aufblitzte. Der Anblick hatte sich in sein Gehirn gebrannt. Wie schlimm es wäre, Shota auf dieselbe Weise zu verlieren. Vor allem jetzt, da sie sich endlich näher gekommen waren. Das Schicksal wäre in diesem Fall wirklich ein äußerst mieses Arschloch.

Das Geräusch von hastigen Schritten, die auf die beiden zukamen, riss ihn langsam aus seiner Starre. Als Hizashi langsam aufsah, sah er in Toshinoris besorgte Miene. „Ich habe gehört, was passiert ist. Naomasa hat mir den Namen des Krankenhauses geschrieben. Recovery Girl ist bereits informiert. Wenn du bereit bist, können wir los." Wie könnte der ehemalige Profiheld auch die Bitte ausschlagen, die Jugendlichen und Yamada zum Krankenhaus zu bringen. Nun, da er Bescheid wusste, machte er sich ebenso Sorgen um Shota. Auch wenn die Schüler ihm von den sichtbaren Verletzungen erzählt hatten, konnte man gerade nach solchen Unfällen nie wissen, ob es nicht auch innere Verletzungen gab. Dieser Umstand bereitete dem älteren Mann unglaubliche Sorgen und allein der abwesende Blick und seine emotionsleere Miene seines jüngeren Kollegen zeigte ihm, dass er sich wohl ebenso – zu viele – Gedanken darüber machte.

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