Kapitel 5

Um nicht allein zu sein und Verstärkung dabei zu haben, hatte Tenya kurzerhand seine Freunde mit eingeladen, seinen großen Bruder zu besuchen. Natürlich war das seinen Mitschülern nur recht, weil sie somit sicher sein konnten, dass sich Tenya wirklich an die Abmachung hielt und die nötigen und wichtigen Fragen stellte, die sie alle interessierten. Schließlich traute niemand dem Klassensprecher zu, dass er es wirklich durchzog und seinem Bruder die nötigen Informationen entlockte. Immerhin war der Jugendliche dagegen, seinen Bruder und die Lehrer auszuspionieren, weil er der Auffassung war, dass das noch ein großes Problem mit sich bringen könnte.

Izuku war vollkommen aus dem Häuschen, als er hörte, dass er mitkommen durfte, um den ehemaligen Helden Ingenium zu treffen. Sein Notizbuch musste natürlich ebenfalls mit. Auch Ochaco und Tsuyu waren ein wenig nervös einen ehemaligen Profihelden zu treffen, von dem ihr Mitschüler nur Gutes erzählt hatte. Bisher hatten sie ohnehin noch nicht oft die Möglichkeit, andere Helden als ihre Lehrer oder die Helden ihrer Praktikumsstelle zu treffen. Außerdem war es Tenyas Bruder! Noch eine Möglichkeit, auch etwas über ihren Klassensprecher zu erfahren. Vielleicht hatte Tensei ja die ein oder andere peinliche Geschichte auf Lager, die sie nur zu gerne hören wollten.

„Es ist schön, dass mein kleiner Bruder so viele Freunde gefunden hat", merkte der ältere Iida freudig an, als er die vier UA-Schüler in seine Wohnung ließ. Sie folgten ihm ins Wohnzimmer, ehe Tenya ihm in der Küche half, für alle Tee zuzubereiten und zum Couchtisch zu tragen. Allein kam Tensei sehr gut klar, weil er sich längst damit abgefunden und gelernt hatte damit umzugehen, doch für so viele Menschen war es ein wenig umständlich, ein Tablett voll mit Tassen, Tee und Keksen mit einem Rollstuhl zu transportieren. Aber glücklicherweise gab es immer eine helfende Hand, die ihm zur Seite stand, um zurecht zu kommen. „Na, was verschafft mir die Ehre eures Besuchs?"

Vollkommen überrumpelt von der Frage, liefen Ochaco und Izuku rosa an und Tenya ließ fast die Teetasse fallen, die er gerade an Tsuyu reichen wollte. „Ich wollte dich doch besuchen, weil wir uns lange nicht gesehen haben", verteidigte sich der Blauhaarige sofort und verbarg seinen überraschten Gesichtsausdruck vor seinem Bruder.

„Achwas ...", lachte Tensei über die Reaktionen der Jugendlichen, „mitten im Schuljahr unter der Woche? Und dann tanzt du dabei auch noch mit ein paar deiner Freunde auf?" Der Tenya, den er kannte, wäre viel zu beschäftigt, um sich mit seinem langweiligen Bruder zu unterhalten und ihn sogar zu besuchen. Irgendwas musste im Busch sein. Vor allem wenn er dreinsah, wie sie alle ihre Gesichtsfarben gewechselt hatten. Es war also nicht nur ein Anstandsbesuch, weil Mum und Dad ihm dazu geraten hatten. „Meine Wirbelsäule wurde verletzt, aber nicht mein Kopf, kleiner Bruder!" Seine Kombinationsfähigkeit war zwar etwas eingerostet, aber nicht so sehr, dass ihm entgehen würde, dass die Jugendlichen etwas verheimlichten.

„Wir wollten ihnen eine Frage stellen, quack", gab Asui schließlich zu und legte den Kopf schief.

Natürlich musste Tensei deswegen erneut lachen. „Dachte ichs mir doch. Scheint wichtig zu sein, wenn ihr nun alle hier sitzt", bemerkte er und nippte an seinem Tee, „schießt los!" Ermutigend sah er zu Tenya, der jedoch zu beschämt war, so einfach aufgeflogen zu sein. Lieber starrte er seine Schuhspitzen an.

„Nun ... ähm ... wir haben uns gefragt, ähm", begann Izuku vor sich hin zu stammeln und sah hilfesuchend zu den beiden Mädchen. Doch Ochaco wirkte auch nicht gerade so, als ob sie es schaffen würde, die nötigen Worte über ihre Lippen zu bekommen.

Also blieb es erneut an Tsuyu hängen, zu sprechen. „Aizawa-Sensei wurde gestern krank, als wir Unterricht hatten. Und als ein paar Mitschüler ihn zur Krankenstation bringen wollten, hat er ihm Fieberwahn etwas gesagt, quack", erzählte sie, „er hat Tenya mit ihnen verwechselt und sich dafür entschuldigt, dass er ihnen nicht helfen kann sie mit Midnight-Sensei zu verkuppeln, weil er es einem Freund versprochen hat, der ihm dafür bei jemanden helfen wollte." Je öfter sie davon hörte, oder es selbst aussprach, umso wirrer klang die ganze Sache irgendwie.

Aufmerksam hörte der ältere Iida zu und musste erneut auflachen. „Und ihr neugierigen Kinder fragt euch jetzt, wer damit gemeint ist?", wollte er belustigt wissen. Er bewunderte ihren Mut, dass sie sich wirklich trauten, etwas über ihren Lehrer in Erfahrung zu bringen. Tensei kannte Shota immerhin gut genug um zu wissen, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn er davon Wind bekam. Am Ende würden alle Nachsitzen bekommen und das wäre wohl noch die mildeste Strafe, die sie erwartete.

„Genau ... wir wissen aber, dass wir damit unerlaubt in die Privatsphäre von Aizawa-Sensei eindringen, aber ... es scheint ihn ja noch zu beschäftigen", merkte Izuku an, „auch wenn wir nicht ganz verstehen, warum." Immerhin waren alle drei gute Freunde und niemand schien zerstritten. Normalerweise waren gescheiterte Beziehungen doch ein Grund für Streit und Zusammenbruch von Freundschaften.

„Nun, wenn ihr euch über die Gefahren im Klaren seid, dann kann ich ja etwas aus dem Nähkästchen plaudern: Es stimmt, dass ich ihn gefragt habe, ob er mir ein bisschen helfen kann, um bei Midnight zu landen, aber leider stand auch sein zweiter bester Freund auf Kayama und die beiden hatten einen Pakt", erinnerte sich Tensei und kratzte sich am Kinn. Für Oboro hätte Shota wohl alles getan. Immerhin war der Dunkelhaarige nicht gerade ein Experte in Sachen Liebe und schon gar nicht im Verkuppeln. Und dennoch hatten die beiden etwas vereinbart, um sich gegenseitig zu helfen.

„Also stand nicht Present Mic-Sensei auf Midnight-Sensei?", entfuhr es Ochaco verwundert, „aber ... wer denn dann? Und mit wem wollte Aizawa-Sensei verkuppelt werden?" Es gab also noch einen weiteren Freund in der Runde ihrer Lehrer. Noch etwas, was sie nicht über die drei wussten. Aber wo war dieser weitere Freund? Es war doch seltsam, dass er nicht auch ein Lehrer geworden war, so wie die anderen drei.

Belustigt lächelte Tensei bei der Neugierde der Jugendlichen. „Wie kommt ihr den auf die Idee? Mic und Nemuri wäre wirklich seltsam", meinte er amüsiert, „nein! Oboro war mein Konkurrent ... aber wen er mit Aizawa verkuppeln sollte, weiß ich nicht. Das hat er mir nie verraten." Der Dunkelhaarige war stets verschlossen gewesen, und hatte nicht einmal seinen Freunden alles anvertraut, was ihn bedrückte. Vermutlich wusste nur Oboro, in wen Shota verknallt war. „Tut mir leid, Kinder, ich kann euch leider nicht weiterhelfen", meinte er schulterzuckend.

„Schon in Ordnung, zumindest wissen wir, dass wir auf der falschen Spur waren", meinte Midoriya, „Dankeschön für ihre ehrliche Antwort!" Immerhin wussten sie nun etwas mehr als zuvor, auch wenn die Grundfrage noch immer ungeklärt war. Sie wussten nach wie vor nicht, wer es geschafft hatte, das Herz ihres Lehrers so sehr zu erobern, dass er Hilfe benötigte, um bei dieser Person zu landen. In ihren Gedanken sahen sie den schüchternen kleinen Aizawa vor sich, der es nicht wagte, die Person anzusprechen, in die er verliebt war. Eine niedliche Vorstellung und ein krasser Gegensatz zu dem, wie sie ihn heute kannten. Das machte die Kinder jedoch nur noch neugieriger.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top