Kapitel 20

Hallöchen!

Wie kann man einen Sonntagmorgen besser verbringen, als bei einem kleinen familiären Frühstück zu dritt, bei dem man ein bisschen miteinander plaudert und sich noch etwas näher kommt? ^___^

Viel Spaß beim Lesen!

Lg Tina

(Triggerwarnung: Erwähnung einer Essstörung.)

~*~*~*~

Als Shota am nächsten Morgen erwachte, sah er sich verwirrt um. Er brauchte ein paar Augenblicke, ehe ihm klar wurde, dass er sich nicht im Wohnheim der Lehrer befand, sondern angekuschelt an Hizashi auf einem Sofa im Gemeinschaftsraum seiner Schüler eingeschlafen war. Irgendwer hatte die beiden in eine waagerechte Schlafposition gebracht, oder sie waren selbst im Halbschlaf in eine liegende Position gerutscht, um es gemütlicher zu haben. So oder so, war es dem Dunkelhaarigen furchtbar peinlich, während er versuchte, sich aus der klammernden Umarmung des noch immer Schlafenden zu befreien. Auch Eri hatte sich an die beiden angekuschelt und gähnte nun, als sie die leichte Bewegung spürte.

Nachdem Aizawa es endlich geschafft hatte, an der Sofakante zu sitzen, erwachten die anderen beiden, trotz seiner Bemühung, sie nicht zu wecken. Doch die fehlende Wärme seines Körpers hatte den ruhigen Schlaf der anderen gestört. „Guten Morgen", gähnte Hizashi und rieb sich die Augen, ehe er durch seine wirren Haare fuhr und herumtastete, als ob er etwas suchen würde.

Tatsächlich konnte der Dunkelhaarige sich schon denken, was Yamada versuchte zu finden. Schließlich sah er ihn mit zusammengekniffenen Augen an, unfähig viel zu erkennen. Schnell reichte er ihm seine Brille, die auf dem Couchtisch abgelegt worden war. „Morgen ... wir sind wohl während des Films eingeschlafen", seufzte Shota und erhob sich um sich zu strecken.

„Kein Wunder, dass mein Rücken so wehtut", grummelte Yamada und setzte sich die Brille auf die Nase, ehe er sich umsah, „Moment ... heißt das etwa, dass wir immer noch im Wohnheim deiner Klasse sind?" Sofort lief er knallrot an, als ihm bewusst wurde, dass nur eine Decke hier lag und sie wohl zu dritt auf einem Sofa gelegen hatten. Niemand hatte sie geweckt, nachdem der Film vorbei war, sondern sie einfach hier schlafen lassen. Aneinander gekuschelt, wo sie jeder sehen konnte. Wie peinlich.

Shota nickte nur und zuckte anschließend mit den Schultern. „Ich wette mit dir, dass Nemuri ein paar dämliche Bilder geschossen hat." Immerhin war das ihre Art. Anstatt sie zu wecken und darauf hinzuweisen, dass sie in ihre Betten gehen sollten, knipste sie gerne Bilder von peinlichen Situationen. „Und die Schüler haben weiter Stoff zum Tratschen ..." Wieso hatte er sich ausreden lassen, sie alle von der Schule zu werfen? Dann hätten sie nun kein Problem.

„Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir irgendwo nebeneinander eingeschlafen sind", erinnerte Hizashi ihn und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Natürlich war es damals etwas anderes gewesen, weil beide nichts von den Gefühlen des anderen gewusst hatte, aber deswegen sollte man auch nicht zu viel hineininterpretieren. Ansonsten würde ihre bisherige Freundschaft nur seltsam werden und das wollte Yamada eigentlich verhindern. Er wollte Shota als seinen besten Freund keinesfalls verlieren.

Leise gähnend, setzte sich auch Eri auf und rieb sich die Augen, bevor sie zu den beiden hochgrinste. „Ist denn schon Zeit zum Aufstehen?", wollte sie müde wissen.

„Leider, leider, little Listener", meinte Hizashi lächelnd und wuschelte Eri über den Kopf, „hast du schon Lust auf Frühstück?"

Eri zuckte nur mit den Schultern und sah zu Shota, der die Decke, die zu Boden geglitten war, auflas und anfing sie zusammenzufalten. „Wir könnten Frühstückengehen ... am besten weit weg von Nemuri und den Problemkindern", schlug er nebenbei vor. Er hatte schließlich keinen Bock, nun irgendwelchen dämlichen Fragen oder Blicken von Kayama ausgesetzt zu sein, die bestimmt nur darauf aus war, ihn wieder zu verärgern. Shota fühlte sich vom gestrigen Tag noch erschöpft und hatte keine Lust auf eine Wiederholung. Noch immer versuchte er die Informationen, die er erhalten hatte, zu verarbeiten und da war eine neugierige Freundin, die sich aufspielte wie eine große Schwester und Mutter, nicht gerade von Vorteil.

„Die Idee klingt gar nicht mal so schlecht", stellte Yamada fest, der wohl ähnlich dachte wie der Dunkelhaarige. „Was hältst du davon?" Sein Blick glitt zu Eri, die nachdenklich den Finger ans Kinn gelegt hatte. Noch immer war es Aizawa ein Rätsel, wie Hizashi es so schnell schaffen konnte, einen Draht zu dem Mädchen aufzubauen, das schon bei Shota selbst nur langsam auftaute.

„Können wir in das Katzen Café gehen?", fragte sie schüchtern.

„Natürlich! Alles, was du möchtest, little One", flötete Yamada, ehe er damit anfing, die Kissen auf dem Sofa wieder in Ordnung zu bringen. Es sollte schließlich am Ende niemand behaupten, dass sie ein Chaos hinterlassen hätten.

Wenig später machten die drei sich auf dem Weg zu dem Café, wo sie erst einmal nur Getränke bestellten, während sie die Menükarte studierten. Shota bot Eri an, ihr vorzulesen, was es zu Essen gab, doch sie schüttelte den Kopf und warf immer wieder einen Blick zu den Katzen, die herumliefen. Die Erwachsenen hatten ihr erklärt, dass sie erst mit ihnen spielen durfte, wenn sie etwas gegessen hatte. Dennoch rutschte sie ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her und schien an alles andere zu denken, nur nicht ans Essen.

„Hast du dir schon etwas ausgesucht?", fragte Hizashi schließlich nach einer Weile und legte die Karte weg, um dem Mädchen in die Augen zu sehen, während er mit ihr sprach. Doch Eri wich seinem Blick aus und schüttelte bloß den Kopf. „Bist du dir sicher, dass wir dir nicht beim Lesen helfen sollen?", wollte er vorsichtig nachfragen. Der Blonde wusste, dass Eri von ihm und anderen Kollegen Unterricht erhielt, um die Basis Sachen, die sie in ihrem Alter eigentlich können sollte, nachzulernen. Dazu zählte auch das Lesen, was ihr allerdings manchmal noch Schwierigkeiten bereitete.

Erneut schüttelte sie den Kopf und sah starr auf ihre Schuhspitzen. „Ist alles in Ordnung?" Shota sah sie besorgt an und legte nun ebenso die Karte weg. Zuerst schlug Eri dieses Café vor und verhielt sich dann anschließend sehr seltsam. Irgendetwas stimmte da doch nicht. „Du weißt, dass du mit uns über alles reden kannst", erinnerte er sie.

Eri nickte und begann unsicher dreinblickend auf ihrer Lippe herumzuknabbern, ehe sie sich dazu entschied, aufzusehen. Ihre Augen glänzten. „Ich ...musste vorhin nur an gestern denken ...", begann sie leise zu murmeln, „ich war doch schuld, dass ihr Streit hattet und war unartig", ihre kleinen Händen krallten sich in den Stoff ihrer Hose, während sie leicht zu zittern begann, „dafür wurde ich noch nicht bestraft und ..."

„Wow, ich unterbreche dich mal gleich an dieser Stelle", fuhr Yamada dazwischen und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter, das leicht erschrocken zusammenzuckte, bei dieser Geste, weil sie vermutlich dachte, er würde sie schlagen, „wir hatten keinen Streit und du warst ganz sicher nicht unartig! Keiner von uns würde dich je für irgendetwas bestrafen!" Fassungslos sah er zu Shota hinüber, der sich nun zu Eri hinunterlehnte und ihr sachte über die Wange strich, um die Tränen weg zu wischen, die sich aus ihren Augenwinkeln gelöst hatten.

„Ich weiß, dass dieser Mensch, bei dem du zuvor warst, grausam zu dir war, aber hier bist du in Sicherheit, Eri. Wir werden dich niemals bestrafen! Was hast du denn gedacht, was wir tun würden?", wollte Shota wissen und schien bemüht zu sein, nicht wütend zu werden. Es war eindeutig, dass er Overhaul am liebsten die Seele aus dem Leib geprügelt hätte. Ständig erfuhren sie neue Grausamkeiten, die er Eri angetan hatten. Wie konnte man als erwachsener Mann nur ein kleines Kind so sehr quälen?

„Wenn ich unartig war, hat er mich manchmal ohne Essen ins Bett geschickt, oder mich am Tisch bei ihm sitzen lassen, während er gegessen hat und ich durfte nur zusehen", erklärte sie leise murmelnd, sodass es beiden Männern das Herz brach. Hatte sie etwa angenommen, dass sie nun hier sitzen musste, und ihnen dabei zusehen durfte, wie sie frühstückten?

Kurz warf Aizawa seinem Gegenüber einen Blick zu, und bemerkte, dass Hizashi ebenso wie Eri weinte. Im nächsten Augenblick lehnte sich der Blondschopf zu dem Mädchen hinüber und schloss sie in eine Umarmung. „Ich weiß, wie du dich fühlst", murmelte er leise, „meine Eltern haben mich ebenfalls oft damit bestraft, ohne Essen ins Bett zu gehen, wenn ich meine Macke nicht kontrollieren konnte ..." Noch heute hatte Yamada deswegen massive Probleme, ein gesundes Verhältnis zum Essen aufzubauen. Ständig war in seinem Kopf diese kleine Stimme, die danach fragte, ob er es überhaupt verdient hatte, etwas zu sich zunehmen. Er konnte es daher nicht ertragen, dass Eri dasselbe durchmachen musste.

Mit großen Augen sah das Kind zu dem Blondschopf, der sich langsam von ihr löste. „Waren deine Eltern auch Schurken?", fragte sie entsetzt und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.

Bitter lachte Shota auf. „Könnte man annehmen. Sie waren ständig überfordert mit seiner Macke, aber das ist kein Grund dafür, ein Kind zu misshandeln", stellte der Dunkelhaarige wütend klingend fest. Er atmete tief ein, und versuchte sich zu beruhigen. „Eri, ich verspreche dir, dass wir dich niemals bestrafen werden", versicherte er dem Kind, ehe er zu Hizashi sah, „ich werde auf euch beide aufpassen, damit euch niemand mehr so quält."

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, sah der Blonde zu seinem gegenüber und griff nach seiner Hand, die auf dem Tisch lag. „Das ist wirklich lieb von dir." Schuldbewusst versteinerte sich kurz seine Miene, als er zur Seite sah, als ob er mit sich ringen würde, um etwas zu sagen. Doch er brachte es nicht über sich.

Der Blick genügte Shota, um sich an gestern zu erinnern. Eigentlich hatte er vorgehabt, Hizashi auf etwas anzusprechen. „Gestern, wegen der Pizza ... Zashi? Ist im Moment alles in Ordnung bei dir?", fragte er vorsichtig und achtete darauf, nicht zu laut zu sprechen, falls in dem Café jemand anwesend war, der sie kennen könnte.

Zunächst wollte Yamada nicken und versichern, dass alles bestens war, doch er wollte nicht lügen. Lügen und Geheimnisse hatten noch nie viel gebracht. Seufzend ließ er den Blick sinken. „In letzter Zeit fällt es mir schwer, etwas zu essen", gab er zu und zuckte mit den Schultern, „dabei ist es vollkommen bescheuert. Nur weil einer der Anrufer in meiner Show meinte, ich wäre nichts weiter als ein nerviger Kanarienvogel und als Held eine Niete. Eigentlich sollte ich nicht zu viel Wert darauf legen, aber am selben Abend lief ein Einsatz bei meiner Patrouille schief und ... naja ... ich bin eine Niete und habe nicht verdient ..." Als er merkte, dass auch Eri aufmerksam und mit großen Augen zuhörte, verstummte Yamada und biss sich auf die Zunge. Das Kind hatte ähnliches, und sogar schlimmeres durchgemacht als er. Wenn ihn das alles heute noch so belastete, wie würde es dann erst für Eri werden, wenn sie erwachsen war. Vor allem wenn sie so etwas hörte. Sie brauchte starke Vorbilder, die ihr dabei halfen, über all das hin weg zu kommen und niemanden, der davon berichtete, dass er selbst noch immer nicht mit alten Schatten der Vergangenheit zurecht kam.

„Wieso hast du mir nicht schon früher davon erzählt?", fragte Shota entsetzt und drückte Hizashis Hand ganz fest, „wir sind doch Freunde und füreinander da." Natürlich wusste er, dass er nicht das Paradebeispiel für einen guten Freund war, und diese ganze Gefühlsduselei, die nun zwischen ihnen lag, nichts einfacher machte, aber es hatte keinen Sinn weiterhin solche großen Sachen voreinander zu verheimlichen. Aizawa wollte nicht dabei zu sehen, wie Yamada sich weiter selbst zerstörte. Vor allem jetzt nicht mehr, wo er wusste, dass sie mehr füreinander empfanden. „Du bist mir wichtig, Zashi." Er hatte früher schon oft versucht, Yamada aus dieser Abwärtsspirale zu ziehen, wenn er mal wieder drohte, zu versinken. Natürlich hatte es oft nur mit Hilfe von Nemuri geklappt, aber in Zukunft wollte Shota alles tun, um Hizashi alleine eine große Stütze zu sein.

Als Yamada das hörte, setzte er ein leichtes Lächeln auf und sah wieder auf. „Es tut gut, so etwas zu hören, vor allem von dir", meinte er und wischte sich mit der anderen Hand übers Gesicht, ehe seine Mundwinkel weiter nach oben wanderten. „Versprechen wir uns einfach, immer alles zu erzählen, wenn es uns mies geht. Ja?" Dabei sah er auch Eri an, die langsam nickte. Geheimnisse hatten immerhin verhindert, dass die beiden Männer schon viel früher zueinander gefunden hatten. Es war also sinnlos, weiterhin daran festzuhalten, sich nicht alles gegenseitig zu erzählen. „Und jetzt bestellen wir uns einfach eine Familienportion Pancakes! Weil wir das alle verdient haben."

Damit schaffte er es, ein Lächeln auf Eris Gesicht zu zaubern, bevor er sie in eine Umarmung zog und fest an sich drückte. Hizashi nahm sich fest vor, gegen diesen Dämon zu kämpfen, und dafür zu sorgen, dass Eri später deswegen nicht ebenso solche Probleme hatte, wie er selbst. Immerhin hatte sie verdient, glücklich zu sein, und das alles hinter sich lassen zu können. Sollte es schließlich klappen, dass er und Shota sich endlich näher kamen, wäre er genauso für das Mädchen verantwortlich wie der Dunkelhaarige. Er konnte aus seinen eigenen Erfahrungen lernen und ihr helfen, darüber hinweg zu kommen. Mit diesem Ziel vor Augen fiel es ihm viel leichter, den Pancakes entgegen zu sehen.

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