8 - Schon wieder alles anders

Lustlos stochere ich im Reis herum, als ich am Tisch sitze.

"Was ist denn los, Schatz?", fragt meine Mutter mitfühlend. Ich weiß nicht, was ich antworten soll, aber aus meinem Mund kommt sowieso nur ein kleines Schluchzen.

"Unglücklich verliebt?"

Ich nicke.

"Achje... komm mal her." Sie nimmt mich in den Arm. Mein Bruder starrt mich an wie ein Alien.

"In Yoongi?", fragt er.

Ich nicke wieder. Das ist mir jetzt unangenehm, weil meine Eltern gar nicht wissen, dass ich auf Kerle stehe. Doch sie sagen gar nichts dazu.

"Aber der ist doch voll in dich verliebt? Haltet ihr nicht ständig Händchen in der Schule?"

"Ja... aber er mag plötzlich nicht mehr...", flüstere ich.

"Hast du es ihm denn schon gesagt, dass du in ihn verliebt bist?", fragt Mama wieder.

"Nein..."

"Vielleicht mag er deshalb nicht mehr, weil er denkt, du wärst nicht verliebt?"

Verwirrt schaue ich sie an.

"Ach Jimin... Dann geh es ihm sagen."

Ich schaue noch verwirrter.

"Sofort", setzt sie nach.

Kurz zögere ich. Dann springe ich vom Tisch auf und renne in mein Zimmer. Mit zitternden Händen suche ich seine Nummer raus. Bitte geh ran.

"Jimin?"

"Y-Yoongi...", schluchze ich.

"Was ist los?", fragt er alarmiert.

Fuck. Wie soll ich anfangen? Ich habe mir das noch gar nicht richtig überlegt. "Yoongi, ich... ich hab Liebeskummer."

"Oh." Seine Stimme klingt plötzlich sehr kalt. "Jimin, ich weiß nicht, ob ich das verkrafte. Ich denke nicht, dass ich da der richtige Ansprechpartner bin. Es tut mir leid."

"Warte! Es ist doch wegen dir...", sage ich noch, doch er hat schon aufgelegt. Ich rufe nochmal an, aber er drückt mich weg, dieser Blödmann.

Jimin 18:43
Yoongi... bitte geh ran. Du bist genau der richtige Ansprechpartner!

Jimin 18:43
Es ist doch wegen dir 💔

Jimin 18:44
Yoongi . Ich brauche dich. Ich war immer für dich da und hab für dich alles gemacht, was du wolltest bitte sei jetzt für mich da

Jimin 18:44
Yoongi bitte geh ran _

Jimin 18:45
Ich heul die ganze Zeit wegen dir

Er hat alle Nachrichten gelesen, doch er antwortet nicht. Kann ich jetzt nochmal anrufen? In dem Moment, als ich auf 'Anruf' drücken will, klingelt mein Handy. Vor Schreck fällt es mir fast aus der Hand.

"Jimin?", fragt er leise, "Was soll das?"

Ich setze zu einer langen Erklärung an. "Du fehlst mir. Mein Herz tut so weh wegen dir und als du heute mit Hobi gegangen bist, war ich so eifersüchtig... Yoongi, ich will dich wieder küssen dürfen, dich anfassen dürfen und... und...", schluchze ich.

"Jimin..." Yoongi klingt so traurig und leise.

"Yoongi?"

"Es tut verdammt weh, das zu hören."

Nein... bitte nicht. Sag jetzt nicht, dass du das nicht willst! Ich schluchze wieder.

"Hör zu, Hobi und ich, wir haben nur gezockt, okay? Verdammt Jimin! Wieso hast du mir das nicht schon viel eher gesagt? Wieso jetzt plötzlich?"

"Ich weiß es doch auch erst seit gestern."

Durch die Leitung höre ich ein leises seltsames Geräusch, das wie ein unterdrücktes Schluchzen klingt.

"Bitte weine nicht... ich will dich doch glücklich machen!"

"Das sind Freudentränen, Mann! Jimin, ich fänd's toll, wenn wir uns wieder jeden Tag küssen... aber das geht für mich nur, wenn du mich wirklich liebst und mein fester Freund sein willst."

"Ja, ich will!", schreie ich in den Hörer und kann sein wundervolles Lachen hören.

"Wollen wir uns sehen? Ich meine, jetzt gleich?"

Ich nicke heftig, dann fällt mir auf, dass er das nicht sehen kann. "Ja! Willst du zu mir kommen? Wir sind noch beim Abendessen."

"Ok, bin sofort da!" Er legt auf und ich stelle mir vor, wie er in Windeseile aufspringt und hierher rennt. Glücklich grinsend gehe ich in die Küche und verkünde die guten Nachrichten.

Keine zehn Minuten später klingelt es an der Tür. Ich springe zum zweiten Mal heute vom Tisch auf, um ihn nicht lange warten zu lassen. Im Flur fallen wir uns in die Arme.

"Hattest du schon Abendessen?"

Er schüttelt den Kopf und entledigt sich nebenbei seiner Schuhe. Ich helfe ihm aus der Jacke und ziehe ihn dann in die Küche.

"Mama, Papa, das ist Yoongi." Meinen Bruder kennt er schon, meine Eltern nicht. Wenn Yoongi mal hier war, waren sie bisher nie da. Alle nicken sich freundlich zu.

"Hallo Yoongi. Möchtest du mitessen?"

"Ja gerne, Frau Park."

"Du kannst gern meinen Teller nehmen", biete ich an. Der ist leer, weil ich vorhin alles hinuntergeschlungen habe. Manche finden das vielleicht eklig, aber in der Schule teilen wir uns auch Essen und Besteck. Außerdem will ich ihn ganz nah bei mir haben, also setze ich mich auf meinen Platz und ziehe ihn auf meinen Schoß, während Mama ihm Essen auftut. Ihm ist das etwas peinlich, aber das muss er jetzt aushalten. Mein Vater guckt auch komisch, aber das ist mir egal. Ich will Yoongi nie wieder loslassen.

Als wir nach dem Essen aufstehen, lasse ich ihn auch nicht los. Ich schubse ihn aufs Bett und kuschele mich an ihn.

"Jimin..." Meine Antwort ist nur genuschelt, weil ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrabe. Er wirkt nervös. "Ähm. Ich weiß nicht, wie ich das fragen soll. Aber jetzt ist irgendwie alles so anders zwischen uns..."

Ich horche auf. "Was ist? Du kannst mich immer alles fragen."

Lächelnd streicht er durch meine Haare. "Ich weiß nicht, ob das unangemessen ist, aber... jetzt, da wir zusammen sind, können wir auch, ähm, miteinander schlafen?"

Wie auf Kommando regt sich etwas in meiner Hose. Ich rücke ein Stück von ihm runter, um ihn ansehen zu können. "Klar... aber ich hab nichts da... also Verhütungskram und sowas."

"Schon okay. Ich meinte nicht jetzt sofort."

"Klaaaaar", grinse ich, "erstmal küssen?"

Wir haben uns noch gar nicht geküsst, seit er hier ist. Das müssen wir dringend nachholen. Erfreut nickt er und zieht mein Gesicht zu sich. Nach zwei endlosen traurigen Tagen berühren sich unsere Lippen endlich wieder - und es enttäuscht mich.

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