Kapitel 12

Erschöpft ließ ich mich auf einen der Stühle in der Küche sinken.

Nachdem Kurenai die Situation in den Griff bekommen hatte, konnte sie mir noch bis zum Abend ein bisschen über Genjutsus beibringen.
Dann hatte sie uns Heim geschickt.

Ich wunderte mich, dass Hikuro nicht wie üblich am Herd stand und irgendein Fertiggericht erhitzte. Da ich Hunger hatte, sah ich mich in dem Raum nach etwas Essbarem um und mein Blick fiel auf einen Zettel, der auf der Ablage lag.

Zu faul zum Aufstehen, streckte ich mich vom Stuhl aus über den Tisch und fischte das Papier von der leichten Erhöhung herunter.

Der weiße Zettel war feinsäuberlich zweimal in der Mitte geknickt und als ich ihn auffaltete, sah ich darauf Hikuros ordentliche Schrift, die das totale Gegenteil von der unordentlichen Wohnung darstellte. Wobei der Flur, glaube ich, heute aufgeräumter aussah.

Ich strich das Stück Papier glatt und las:

'Die Langeweile hat mich wieder zu einen kleinen Ausflug getrieben. Ich bin für etwa ein Jahr weg. Der Hokage weiß Bescheid und ab jetzt gehört die Wohnung dir.

Alles Gute,
Hikuro

PS: Auf deinem Nachttisch liegen die Unterlagen für die Wohnung. Du musst sie nur noch ausfüllen und Hiruzen abgeben.

Ein Jahr?! Der kann mich doch nicht einfach so alleine lassen! Und überhaupt, seit wann nennt man ein ganzes, verdammtes Jahr einen kleinen Ausflug?!

Ok Nanashi, ruhig Blut. Heb dir deinen Wutausbruch für nachher auf, wenn du beim Hokage bist. Immerhin hat der Hikuro überhaupt erst gehen lassen.
Gedacht, getan. Und schon befand ich mich auf dem Weg, meiner Wut Luft zu verschaffen.

"Warum haben Sie ihn gehen lassen?! Ich kann doch nicht mit zwölf Jahren alleine wohnen!" Auf den Tisch zu schlagen, traute ich mich nicht, aber ich meckerte trotzdem so laut, dass es schon fast an einem Wunder grenzte, dass nicht sämtliche Anbu aus ganz Konoha hier auftauchten.
Und wisst ihr, wie der Hokage darauf reagiert? Gar nicht! Der sitzt bloß Pfeife rauchend auf seinem Stuhl und macht es sich gemütlich.

"Bist du fertig?" Kam es ruhig von meinem Gegenüber.
"Wa...?" Das brachte mich aus der Bahn.
"Schön, dann kann ich ja jetzt reden. Zum einen, war es Hikuros Entscheidung und zum anderen, ist es hier nicht gerade ungewöhnlich, mit zwölf Jahren alleine zu wohnen." Sagte er immernoch ruhig.

Seine Gelassenheit brachte mich fast schon wieder auf die Palme. Ich konnte mich jedoch zurückhalten und fragte "Wo ist er jetzt?" Vielleicht kann ich ihn ja noch einholen und zurück bringen.
"Er ist heute Morgen losgezogen. Ich weiß nicht wohin." Oder auch nicht.

Ich war mir zwar sicher, dass Hiruzen genau wusste, wo Hikuro war, aber er würde es mir nicht sagen. Also gab ich auf, schnappte mir wortlos die Unterlagen für die Wohnung, die jetzt wohl meine war, und fing an sie auszufüllen.

"Fertig." Grummelte ich nur und verließ, ohne auf eine Erlaubnis zu warten, das Büro. Ich hatte ja auch nicht gefragt, ob ich reinkommen darf, warum sollte ich also fragen ob ich gehen darf?

Zurück in 'meiner' Wohnung, das Wort kam mir immernoch falsch vor, setzte ich mich aufs Bett und wippte darauf. Gedankenverloren schaute ich zu dem leeren Bett von Hikuro. Langsam stand ich auf und stellte mich davor. Ich streckte meine Hand aus und berührte es. Kalt. Was hatte ich auch anderes erwartet?

Während ich zurück zu meinem Bett schlurfte, wirkte das Zimmer irgendwie leerer. Liegt das an Hikuros Abwesenheit oder ist das Zimmer tatsächlich aufgeräumt?
Ich tippte mehr auf Letzteres, denn es fehlten ein paar Dinge.
Trotzdem lag noch jede Menge Krempel in den Ecken.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn obwohl es Abend war, war ich noch lange nicht müde. Also machte ich mich daran, den Kram durchzuschauen und zu gucken, was sich finden lässt.

So wühlte ich eine Weile herum und fand unter Anderem eine Vase mit einem Sprung im Rand, diese Salbe, die ich mal für meinen Ausschlag benutzt hatte und eine silberne Kette mit einem ebenfalls silbernen Blattskelett als Anhänger.

Neugierig zog ich die Kette an und betrachtete mich in dem Wandspiegel im Badezimmer. Das Silber passte perfekt zu meinem grünen Oberteil. Vielleicht sollte ich die behalten, ich meine, die Wohnung gehört ja jetzt mir und was darin ist dann wohl auch.

Ich behielt das Schmuckstück und ging zurück zu der nun wieder unordentlichen Ecke. Super, jetzt kann ich das wieder aufräumen. Mit diesem Gedanken machte ich mich auch schon ans Werk. Ich versuchte alles so stabil wie möglich zu stapeln und eine kleine Pyramide zu schaffen. Vorsichtig legte ich das letzte Teil, ein alter Wecker, auf die Spitze.

Das Ganze war offenbar nicht so stabil wie ich dachte, denn die Konstruktion fing an zu wackeln. Hektisch nahm ich den Wecker wieder weg und hielt die Pyramide fest. Es krachte und schapperte, als sie... nicht zusammenbrach.

Erschrocken fuhr ich hoch und horchte nach dem Geräusch. Aus der Wohnung nebenan konnte ich ein Fluchen hören und verließ kurzerhand meine Wohnung, um in die nächste zu wechseln. Die Tür war nicht abgeschlossen, was mir leichten Zutritt verschaffte zur Wohnung von... Naruto.

Der blonde Junge stand in der Küche mit einem Topf auf dem Kopf und jeder Menge Pfannen und anderer Kochutensilien auf dem Boden.

"Kann ich helfen?" Fragend ging ich auf ihn zu. Naruto nahm sich den Topf vom Kopf und sah mich an. "Äh... hi Nanashi." Sagte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. "Joa, ich könnte Hilfe gebrauchen." Er lachte nervös.
"Was hast du eigentlich mit den Töpfen vor?" Fragte ich weiter.
"Ich hatte keine Fertignudelsuppen mehr und wollte mir welche kochen."
Wow, das kommt sicher selten vor... Naruto ohne Nudelsuppe. Dachte ich kichernd und sammelte die Pfannen und Töpfe vom Boden auf.

"Weißt du was? Ich helf dir beim Kochen. Hikuro hat mir einmal gezeigt wie es geht." Sagte ich, stellte die unnützen Sachen zurück in den Schrank und füllte einen Topf mit Wasser. Diesen stellte ich auf den Herd und wartete, bis das Wasser kochte. Dann gab ich die Nudeln dazu, die Naruto mir reichte, und wir mussten erneut warten.

"Sag mal, wie alt bist du eigentlich?" Fragte Naruto. "Zwölf." Sagte ich knapp, denn unser Essen war fertig. Ja, unser Essen. Wenn ich schon koche, dann für uns beide.

Ich teilte die Nudeln gerecht in zwei Schüsseln auf und wir setzten uns an den Tisch. "Lebst du nur mit diesem alten Mann in der Wohnung?" Versuchte Naruto erneut, ein Gespräch aufzubauen. "Jetzt nicht mehr. Er ist heute einfach gegangen." Sagte ich bitter und pustete auf die Nudeln.

"Dann lebst du jetzt auch allein?" Fragte er weiter.
"Ja."
"Was ist mit deinen Eltern?"
"Ich will nicht drüber reden."
Er sagte nichts mehr und wir aßen stumm unsere Nudelsuppe auf.

"Ich geh dann jetzt wieder." Mit einem Nicken als Abschied wechselte ich zu meiner eigenen Wohnung.

Dort zog ich mich um und ging schlafen.

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LG

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