Kapitel 48

POV JOSH


Wir waren den ganzen beschissenen Weg zurück gelaufen. Den kompletten bescheuerten Weg.
Meine Fußsohlen taten scheußlich weh und meine Arme wurden immer schwerer, weil ich Kait immer noch trug. Sie war mittlerweile wieder eingeschlafen, aber zitterte immer noch.
Als ich endlich unser Haus erkannte, keuchte ich erleichtert auf. Heilige Scheiße.
Heute Nacht war zu viel passiert. So etwas konnte man nicht vertragen. Kait konnte es nicht vertragen. Verdammt, sogar Klara hatte das alles nicht verdient.
Moritz schien ebenfalls erleichtert und ein kleines Lächeln schob sich auf seine schmalen Lippen. Es gab endlich einen Grund zum lächeln. Wir waren endlich Zuhause.
Wir traten aus den Bäumen hervor und die Beleuchtung unserer Auffahrt ging an. Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ Kaithlyn fast fallen. Sie gab einen verschlafenen Laut von sich und öffnete verwirrt die Augen.
,,Wir sind Zuhause." murmelte ich und betrat den Kiesweg, der unsere Auffahrt zierte. Das Knirschen unter meinen Chucks war fast wie Musik in meinen Ohren. Es war ein Zeichen, dass wir wirklich Zuhause waren.
Wir stiegen alle die kleine Treppe vor unserer Haustür auf und Evelin schloss die große Tür auf.
Sie atmete erleichtert aus, als wir drin waren. ,,Endlich." flüsterte sie und ging sofort ins Badezimmer, um das Nähzeug zu holen. Moritz folgte ihr stumm.
Ich ging sofort auf das Wohnzimmer zu und legte Kaithlyn auf die Couch.
,,Hey." sagte ich leise und rüttelte sie leicht. Sie schaute verwirrt zu mir auf und lächelte leicht.
,,Sind wir Zuhause?" sie richtete sich langsam auf lehnte sich in die Kissen zurück.
,,Ja. Ja, wir sind Zuhause. Bleib liegen, ja? Evelin näht Klaras Wunden und ich gehe kurz zu ihnen." ich strich ihr eine Strähne ihres zerzausten Haares aus dem Gesicht und lächelte etwas. Sie war selbst jetzt wunderschön.
Sie nickte und versuchte sich hinzusetzten. Ich machte einige Schritte zurück und stieß fast gegen den Couchtisch. Ich weichte schnell aus und ging mit schnellen Schritten aus dem Wohnzimmer.
Ich stieß die Tür zu dem riesigen Badezimmer auf und musste nach Luft schnappen.
Klara saß Oberkörperfrei in der leeren Badewanne und Evelin desinfizierte ihre Wunden. Üble Bisswunden zierten ihre Schulter, Brustkorb und Hals.
Klara zuckte zusammen, als Evelin erneut das Wattebäuschen ansetzte.
,,Oh-" ich wandte meinen Blick sofort ab. Ich hatte nicht erwarten, sie hier halbnackt zu sehen. ,,Ich wollte nur eben schauen, wie es ihr geht." murmelte ich und hielt meinen Blick am Boden.
,,Sie ist bei Bewusstsein. Du weißt, wie schrecklich schlimm Bisswunden von uns Wölfen verheilen. Und es sind so viele. Wir hoffen sie kommt durch." sagte Moritz, der am Waschbecken lehnte.
,,Näht ihr ihre Wunden?" fragte ich und schaute zu Klara herüber. Ihr langes, viel zu langes, welliges Haar hatte Evelin zu einem Zopf zusammen gebunden. Ihre riesige Brille war in der Mitte durchgebrochen und die Gläser waren zersplittert.
,,Wahrscheinlich nicht." sagte Evelin müde.
,,Wieso? Das war doch geplant." ich schaute jetzt zu ihr und dann wieder zu Moritz.
,,Es ist besser, wenn sie von allein verheilen-"
,,Allein verheilen? Heilige Scheiße! Sie könnte an den Wunden verrecken." unterbrach ich sie und schaute grimmig.
,,Ich bespreche das nicht mit dir! Es ist Mitten in der Nacht! Mit dir werde ich sowieso nochmal ein Wörtchen reden! Was erlaubst du dir eigentlich, dich hier töten zu lassen!" sie richtete sich auf und schaute mich mit ihren müden Augen wütend an. ,,Wir gehen jetzt aller Mann ins Bett und beruhigen uns von diesem Schock! Kait wird wahrscheinlich absolut durch den Wind sein! Ich bringe Klara ins Gästezimmer. Sie wird erstmal hier bleiben." sie stupste mit ihrem Finger gegen meine Brust und schaute mich noch wütender an. ,,Jetzt geh und sorg dich bitte um Kaithlyn."
Ich nickte langsam und drehte mich um. ,,In Ordnung." sagte ich leise und verließ das Badezimmer.
Ich schloss die Tür, lehnte mich dagegen und atmete erstmal einige Moment tief durch. Scheiße.
Ich schaute den dunklen Flur entlang und bekam ein merkwürdiges Gefühl in meiner Magengrube. Mein Magen zog sich merkwürdig zusammen und ich schaute zur Treppe herüber. Ich stieß mich von der Tür ab und, als würde ich dorthin gezogen werden, ging ich auf die Treppe zu.

POV KAITHLYN

Mein Herz pochte wie verrückt und meine Augen schmerzten. Verwundert packte ich mir an den Hinterkopf und spürte das verklebte Blut. Ekelhaft.
Die Ergebnisse der vergangen Stunden schlugen auf mich ein und ich bekam Herzrasen. Noahs Verrat, Joshs Entschlossenheit, sich für mich töten zu lassen, meine Verletzung, Klaras verwirrenden Worte.
Klara. Wo war sie? Lebte sie noch?
Ich richtete mich auf und stand langsam von der Couch auf. Ich konnte auf meinen schwachen, wackeligen Beinen kaum stehen und musste mich wieder setzten.
Ich nahm Evelins laute Stimme wahr und spitze die Ohre. Anscheinend brüllte sie Josh an. Richtig so. Wie konnte er sich nur für mich opfern wollen? Wieso wollte er das nur?
Ich nahm all meine Kraft zusammen und stand auf. Wackelig torkelte ich zur Tür des Wohnzimmers und blieb ruckartig stehen.
,,Kait?" fragte Josh, der gerade die Treppe herunter kam und mich anstarrte. Ich stütze mich am Türrahmen ab und starrte Josh ebenfalls an. Meine Beine wurden ganz weich und ich sank auf die Knie.
,,Kait, was ist-" Josh verstummte und starrte auf mich herunter. Seine Augen weiteten sich und er schnappte hörbar nach Luft. Ich war plötzlich total verwirrt und verlor die Kontrolle über meinen Körper.
Von einen auf den anderen Augenblick schlossen sich meine Augen und ich verlor das Gleichgewicht. Ich schwankte einige Male umher, bis mein Körper die Augen wieder auf machte. Ich hatte die komplette Kontrolle über mich verloren.
Vor meinen Augen war alles dunkel. Alles bis auf Josh. Josh starrte mich mit aufgerissenen Augen an und ihm klappte die Kinnlade runter.
Ich spürte wie sich jede Faser meines Herzens, jeder Nerv meines Körpers und jede Zelle sich plötzlich zu Josh hingezogen fühlte. Der Sog, zu ihm zu gehen, war so stark, dass ich dagegen ankämpfen musste. Ich musste mich dagegen stellen und dagegen ankämpfen. Sonst wär ich jetzt aufgestanden und auf ihn zugegangen. Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich mit ihm verschmelzen würde.
Plötzlich wurde ich nicht mehr von der Erde angezogen, von dem Boden, nein. Ich wurde verdammt nochmal von Josh angezogen.
Er war mit einem Mal der einzige Mensch, der für mich wichtig war. Der einzigen, den ich brauchte.
Ich brauchte bloß Josh und seine Nähe. Seine Wärme und all seinen liebevollen Worte.
Mein Herz verkrampfte sich und ich krümmte mich nach vorne. Immer noch hatte ich die Kontrolle über meine Handlungen nicht zurück gewonnen.
Mit einem Mal schlossen sich meine Augen und sofort schlug ich sie wieder auf.
Stark keuchend schaute ich zu Josh auf, der mich anschaute.
,,Was zum Teufel war das? Ich hatte keine Kontrolle und ich fühl mich so... so.." stammelte ich und schaute an mir herab.
,,So zu mir hingezogen? So besessen von mir? So gierig nach Liebe von mir?" er hielt mir eine Hand hin, und half mir hoch. Ich nickte leicht und schluckte. Mein Herz hämmerte immer noch stark gegen meinen Brustkorb und mein Kopf dröhnte auf einmal.
,,Dann bin ich wohl nicht mehr allein." murmelte er und legte die Arme um meine Taille.
,,Womit?"
,,Mit dem, wie du es ausdrücken würdest, Prägenscheiß." er grinste und zog mich an sich heran.

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