Kapitel 47
POV JOSH
Kaithlyn stemmte sich langsam auf ihre Hände und schaute sich um.
,,Scheiße, was ist passiert?!" fluchte sie leise und schaute sich um. Ich war drauf und dran mich neben sie zu stürzen. Ich machte einen Schritt nach vor, aber Veronika brachte mich mit ihrer Hand, die sie nach vorn schnellen ließ, zum Stillstand. ,,Bleib dort!" zischte sie.
Kait drehte ihren Kopf zu Veronika und erst jetzt erkannte ich die Platzwunde an ihrem Hinterkopf.
,,Wer hat ihr das angetan?" brüllte ich und Kait zuckte zusammen. ,,Du?" fragte ich Noah mit etwas leiserer Stimme, aber sie bebte immer noch.
Er grinste höhnisch und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Möglich."
Mir entwich ein bedrohendes Knurren. Noah sah für einen Moment erschrocken aus, fing sich schnell wieder.
,,Lasst es endlich hinter uns bringen." murrte Noah. Ich atmete einmal tief ein und drehte mich zu Evelin um.
Ihr Gesicht war Tränennass, ihre Augen waren total verquollen und sie schluchzte stark. ,,Das kannst du nicht tun." flüsterte sie und verschluckte sich fast.
,,Ich muss."
,,Nein! Das musst du nicht! Du bist unser Junge und du wirst dein Leben nicht opfern!" schluchzte sie und weinte noch mehr.
,,Ich liebe sie und sie hat es mehr verdient zu leben." flüsterte ich und mein Herz zog sich dabei zusammen. Auch, wenn ich es ungern zugab, gehörten Evelin und Moritz zu den wichtigsten Menschen in meinem verkorksten Leben. Sie waren all die Jahre, nach dem Tod meiner Eltern, alles für mich gewesen und hatten mir super durch diese schwere Zeit geholfen. Sie haben mir durch die Therapien, die Depressionen und selbst durch meine rebellische Pupertätsphase geholfen. Sie waren immer für mich da gewesen.. und ich wollte jetzt gehen. Für sie. Mein Mädchen, das mir eigentlich gar nicht gehörte und mich auch nicht liebte. Aber sie würde für immer mein Lieblingsmädchen bleiben.
Evelin schüttelte den Kopf, vergrub ihr Gesicht in den Händen und lehnte sich an Moritz, der mich ausdruckslos anschaute.
Mein Kopf tat unglaublich weh und mein Herz stand förmlich in Flammen.
,,Es tut mir so leid." meine Stimme brach und ich fing Kaits verzweifelten Blick auf. Ihre dunklen Zigeuneraugen schauten zu mir empor.
,,Was passiert hier?" flüsterte sie.
,,Was hier passiert, Schätzchen? Du hast meinen Sohn getötet und dafür wird jetzt jemand bestraft. Aber natürlich nicht du, weil dein lieber Retter von Bruder oder was auch immer möchte sich für dich opfern" Veronikas blonde Afrolocken traten in der Dunkelheit hervor wie ein Stern am Himmel.
Kaithlyn schaute von Veronika zu mir herüber und schüttelte den Kopf. ,,Das kannst du nicht machen."
Veronika stampfte mit ihren Boots durch das hohe Gras auf mich zu.
,,Verabschiede dich von ihr, bevor ich dir das Genick breche." flüsterte sie an mein Ohr und rempelte mich an, bevor sie weiter ging.
Ich stürzte mich zwischen das hohe Gras und nahm Kaits schmales Gesicht in meine riesigen Hände.
,,Kait, Kait, oh Gott, Kait." flüsterte ich und erneut musste ich die Tränen zurückhalte. Verdammte Scheiße, sie war so wunderschön. ,,Es tut mir so leid." ich hörte hinter mir Veronikas Knochen knacken, bis ich ihr tiefes Atmen hörte.
,,Josh, das kannst du nicht machen." sie griff nach meiner Hand, die immer noch ihr Gesicht umfasste. Tränen füllten ihre wunderschönen Augen und mein Magen zog sich zusammen.
,,Ich liebe dich so sehr, Kaithlyn. Das werde ich immer tun." ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Vorsichtig löste ich meine zitternden Hände von ihren Wangen, musterte noch eben ihr Gesicht und stand dann auf.
,,Los! Tu es, wenn es das ist, was du unbedingt tun willst!" schrie ich Veronika, die weit von mir weg, in Wolfsgestalt stand.
Veronika knurrte bedrohlich und senkte den Kopf. Evelin schrie auf, Kait versuchte aufzustehen und Noah lachte schrill. Ich machte mich auf ihren Angriff bereit und blendete Kait, die verzweifelt an meinem Schnürsenkel zupfte, aus. Mein Herz tat schon genug weh und würde ich sie noch einmal anschauen, dann würde ich wahrscheinlich einen Rückzieher machen. Mein Blick wanderte zu meinen Eltern, die mich entsetzt anstarrten. Evelins Augen waren blutunterlaufen und ganz verschmiert von ihrer Wimperntusche. Meinem Herz wurde ein weiterer Stich versetzt und ich musste mich wirklich zusammenreißen. Vielleicht war ich egoistisch oder selbstsüchtig oder sonst was, aber ich liebte dieses Mädchen mehr als das Leben. Verdammt noch mal!
Ich sammelte mich einen Moment lang und atmete einmal tief ein und aus. Ich formte mit meinen Lippen ein Ich liebe euch und rang mir ein Lächeln für die Zwei ab.
Veronika machte einen Schritt nach vor und senkte den Kopf noch weiter.
Gerade, als ich dachte, dass sie los laufen würde und ich mich vorbereitete, wurden wir unterbrochen.
,,Stopp!" schrie eine Frauenstimme und bevor ich erkennen konnte, wer es war, kam Klara schon zwischen den Bäumen hervor.
,,Klara?" rief ich und sie kam mit schnellen Schritten auf uns zu.
,,Kaithlyn, hör mir zu! Mag sein, dass ich den Großteil unserer Freundschaft nicht fair zu dir war, aber du bedeutest mir doch was. Josh, bevor du etwas sagst: Ich habe zu dir etwas anderes gesagt, ich weiß, aber verdammt sie ist mir wichtig. Und das hier lasse ich nicht zu! Ich habe sowieso niemanden. Ihr wisst alle genau, dass mich hier nichts hält. Meine Eltern sind tot, mein Freund hat Schluss gemacht, ich habe kein Rudel! Kein verfickten Schlafplatz!" bellte sie und kam immer näher, bis sie keine fünfzig Meter von mir entfernt stand. ,,Ich habe nie was von Jungs gehalten, weißt du, Kaithlyn. Ich wollte doch immer nur dich. Ich wollte nie etwas von Josh. Ich wollte nur, dass wir etwas zum bereden hatten." sie seufzte und Kait auf dem Boden schnappte nach Luft. Meine Muskeln entspannten sich etwas und ich atmete all die Luft aus, die ich angehalten hatte.
,,Lass es uns tun, Veronika. Ich weiß, dass du mich all die Zeit töten wolltest." sie kehrte uns den Rücken zu und schaute den grauen Wolf vor ihr an. ,,Töte mich."
Bevor wir alle irgendetwas tun konnten, sprang Veronika Klara bereits an. Kaithlyn schrie auf, aber ihre Stimme versagte sofort. Ich zuckte zusammen und meine Beine, die ohnehin schon gezittert hatten, knickten ein. Ich fiel neben Kait und tastete sofort nach ihrer Hand. Verdammt Scheiße. VERDAMMTE SCHEIßE. Ich keuchte und meine Atmung ging schnell.
Evelin und Moritz schrien ebenfalls und ich zuckte sofort zusammen.
,,Oh mein Gott." flüsterte Kait und schlug sich die Hand vor den Mund.
Plötzlich ließ Veronika von Klara ab und legte sich auf den Boden. Ich konnte jeden ihrer Knochen brechen hören und wie sich alles wieder zurückbildete. Dies alles war gegen die Gesetze der Natur und wir machten es trotzdem andauernd. Ich machte es jetzt seit so vielen Jahren, aber es war immer noch absolut krank.
Veronika erhob sich langsam vom Boden und schaute uns alle belustigt an.
,,Ich will euch eins sagen!" sagte sie laut, weil sie genau wusste, dass wir sie perfekt verstanden. ,,Ich habe sie nicht getötet. Ihr wisst alle bestimmt, wie schlecht und wie schmerzhaft Wolfsbisse von uns verheilen. Oder man kann sogar daran sterben. Also lasse ich sie doch lieber qualvoll verrecken." sie grinste zufrieden und schaute auf Klara herab. ,,Ich würde euch am liebsten alle so verletzen, aber einer für meinen Sohn. Auch wenn es nicht sie ist, befriedigt es meine Reue ein wenig." sie schmunzelte und schaute dann zu Noah.
,,Wir sollten gehen." sie kam näher und Noah nickte zustimmend. Mills schaute das erste mal an diesem Abend zu mir herüber. Sein Gesichtsausdruck war elend und er flüsterte, dass es ihm leid tun würde. Toller Freund! Wirklich.
Ich stand auf, aber konnte mich auf meinen wackeligen Beinen kaum halten.
Noah nickte mir noch provokativ zu, bevor er mit Veronika und Mills davon marschierte. Wie upgefuckt konnte es noch werden?
Moritz ließ Evelin los, die leicht wankte, sich aber schnell wieder fangen konnte, und rannte sofort auf Klara zu. Als ich mich endlich wieder gefangen hatte, blickte ich auf Kait hinab. Sie lag dort und wimmerte.
,,Scheiße." fluchte ich leise und bückte mich, um sie hoch zu heben. Kait zitterte am ganzen Leib, wimmerte und schluchzte. ,,Hey.. alles wird gut." flüsterte ich und trug sie zu Evelin und Moritz, der Klara trug. Ihr Hals war mit schlimmes Bisswunden versehrt und ihre Schultern ebenfalls. Fetzten von Moritz' Shirt stoppten die Blutungen und dienten als Bandage.
,,Wir müssen schnellstmöglich Heim, damit Evelin ihre Wunden nähen kann." sagte Moritz und schaute zu Evelin.
,,Ja, ja, wir müssen noch Sachen Zuhause haben, um Wunden zu nähen. Von Josh noch." antwortete sie zerstreut und nickte. Sie war im Krankenhaus ziemlich weit oben als Ärztin und hatte schon so viele Operationen erlebt, aber das hier machte sie fertig.
Kaithlyn zuckte zusammen schmiegte ihren Kopf enger an meine Brust. ,,Mir ist so kalt." wimmerte sie.
,,Wir gehen jetzt nach Hause." flüsterte ich an ihr Haar.
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