Kapitel 45

POV JOSH

,,Hier stimt was nicht!" rief ich erneut und versuchte es schon wieder bei Kait.
,,Beruhig dich." sagte Evelin vorsichtig und berührte meine Schulter. 
,,Nein, sie geht sonst immer ins Telefon. Sofort!" ich schmiss mein Handy auf den Tisch, als wieder die Mailbox ran ging. Was war da nur los?! 
,,Vielleicht.. vielleicht sind sie beschäftigt." flüsterte Evelin fast. Der Gedanke versetzte mir einen Stich. Ich konnte es immer noch nicht begreifen, dass sie mit ihm zusammen war. 
,,Oder es ist irgendwas." 
,,Mach dir keinen Kopf, Junge." versuchte es auch Moritz, der in die Küche kam. 
,,Da draußen ist immer noch Veronika! Wenn irgendwas ist.. oder ihr irgendetwas passiert ist.." ich brach ab und schaute in Evelins Augen. ,,Guck nicht so!" maulte ich. 
,,Wie denn?" sie legte den Kopf schief und lächelte leicht. 
,,So, als würdest du Mitleid mit mir haben. Ihr wisst beide, wie das ist. Ich fühle mich einfach so stark zu ihr hingezogen... ich liebe sie so." sie letzten Worte murmelte ich undeutlich und ich merkte, wie ich rot wurde. Evelin seufzte und ging zum Kühlschrank herüber, um etwas zu trinken heraus zu holen. 
Plötzlich klingelte es und Evelin zuckte zusammen. 
,,Ich geh schon." ich schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Mit wenigen Schritten war ich bei der Haustür und öffnete sie. Vor mir stand ein Mädchen, das mir nur bis zur Brust reichte. Ihr langes, braunes Haar war ganz zerzaust und ihre Brille an einigen Stellen kaputt. 
,,Klara?" fragte ich ungläubig und betrachtete sie. 
,,Genau, hey. Hör zu, Josh, Veronika ist total besessen von Kaithlyn und ich war bei ihnen. Seit dem Zeitpunkt, an dem ich abgehauen bin. Sie haben mich aufgenommen, nach dem ich einige Tage rumgestreunter war. Ich kann dir gar nicht sagen, wie unglaublich besessen sie von ihrem Tod ist. Noah gehört da mit zu und-" 
,,Noah?!" unterbrach ich sie und riss meine Augen auf. 
,,Josh, wer ist da?" rief Evelin und kam zu mir. ,,Klara?" 
,,Hallo. Ja, Josh, Noah. Er ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Er will sie zu ihr bringen und.. Scheiße, Mann! Das ist alles so verkorkst! Wir töten nun mal- ich kann Veronikas Wut verstehen, aber das ist echt verkorkst! Sie will Kaithlyns Tod so sehr wie Fleisch." sagte sie außer Atem.
Mir wurde mit einem Mal schlecht und mein Magen verkrampfte sich. Dieses kleine Stück Scheiße! Wie konnte ich nur zulassen, dass Kait was mit ihm macht? Ich hätte es ahnen müssen. 
,,Hör zu!" sagte sie mir erneut. 
,,Tu ich doch!" verteidigte ich mich und schaute zu ihr herunter. 
,,Gut. Er ist kein Wolf, aber seine Mutter und Mills. Plus den Vater. Er hat es nicht geerbt, aber trotzdem hat er einige extremen Eigenschaften, die ich nicht unterschätzen würde. Ich habe sie miterlebt und musste einmal gegen Mills kämpfen. Diese Familie ist brutal stark. Das ist total absurd, aber was viel wichtiger ist: ich habe keine Ahnung, wie viel Uhr es ist oder welcher Tag. Ich habe hauptsächlich Draußen gelebt und als ich heute Morgen wieder zum Treffpunkt kam, hat Veronika verkündet, dass sie Kaithlyn heute offiziell hinrichten wird. Qualvoll und so... Man kennt es." 
Mir gefror das Blut in den Adern und Evelin neben mir schnappte nach Luft. 
,,Hattet ihr nicht Streit?" fragte ich und musterte sie. Ihre Klamotten waren an einigen Stellen zerrissen und sie hatte im Gesicht Dreck. 
,,DAS ist deine einzige Frage?" rief sie. ,,Ja und ich mag sie auch nicht sonderlich, aber das geht selbst für mich zu weit. Sowas ist ja widerlich!" sie rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf. 
,,Ach du meine Güte." flüsterte Evelin und hielt sich am Türrahmen fest, damit sie nicht umfiel. Mich überkam eine Gänsehaut und mein Herz schmerzte noch mehr. Wenn dieser Drecks-.... Wenn Noah sie irgendwie verletzt hatte, dann blühte ihm was. Dann würde ich nur och rot sehen. Wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat.. 
Evelin legte mir beruhigend ihre Hand auf den Rücken und rang sich ein Lächeln ab. 
,,Kannst du uns zu uns bringen?" Evelin schaute Klara erwartungsvoll an. 
,,Ich werde sterben, wenn sie es heraus finden." flüsterte Klara kaum hörbar. 
,,Wir werden dafür sorgen, dass sie es nicht herausfinden werden." versicherte Evelin ihr und ich nickte. ,,Schatz! Wir müssen sofort weg!" rief Evelin Moritz zu und schubste mich aus dem Haus. 
,,Was ist denn?" Moritz kam angelaufen und als er Klara sah, erstarrte er. ,,Oh."
,,Kaithlyn ist in Gefahr." brachte ich heraus und starrte die Bäume an. Ich fühlte mich wie betäubt und gleichzeitig voller Adrenalin. 
Klara sprang die drei Stufen unserer Treppe, die vor der Haustür war, mit einem Satz hinunter und verwandelte sich im Sprung. Ich erstarrte mitten in der Bewegung, weil ich so erstaunt war. Sie war gut geworden! Richtig gut!
Ihr Fell glänzte in der Abendsonne, die hinter den Wäldern unterging, und sie bleckte aus Spaß ihre scharfen Zähne. 
Ich ging einige Schritte zurück und nahm dann Anlauf. Ich machte es Klara nach und verwandelte mich im Sprung. Ich sprang über Klara und landete auf dem staubigen Kiesweg hinter ihr. Sofort spürte ich die angenehme Wärme des Wolfsblutes in meinen Aderns, die ich so vermisst hatte. Ich spürte das Fell, meine ausgeprägten Ohre und meine wunderbare Nase. Die vier Beine mit Pfoten.. einfach alles am Wolfs sein liebte ich. Ich fühlte mich so viel wohler. 

Wir rannten durch den Wald, zwischen Bäumen her. Die Sonne ging immer weiter unter und es dämmerte bereits leicht. Klara hatte die beste Ausdauer von uns und war auch am fittesten. Es war lange her, dass ich solch lange Strecken am Stück gelaufen war. 
Irgendwann wurde Klara langsamer und blieb schließlich stehen. Meine Atmung ging schnell und unregelmäßig. 
Klara verwandelte sich wieder in eine Menschengestalt und stand vom Boden auf. 
,,Dort ist eine Lichtung." flüsterte sie und zeigte auf einige Bäume. ,,Ihr müsst zwischen die Bäume her und dann seid ihr schon da." sie schnappte nach Luft. Ich verwandelte mich ebenfalls zurück, blieb aber einfach auf dem Boden liegen. Das kühle Moos nahm mich ganz nett auf. 
Evelin landete neben mir ebenfalls auf dem Boden, aber stand sofort wieder auf. 
,,Liebes, du kannst gehen, wenn du magst." sie legte Klara eine Hand auf die Schulter und zog sie dann in eine Umarmung. 
,,Danke. Ich wünsch euch das beste." sie wandte sich ab und als sie an mir vorbei ging, trat sie mir in die Rippen. Super.
,,Komm, wir müssen unsere Familie retten." Evelin hielt mir ihre Hand hin. 
,,Familie und Geliebte." murmelte ich und nahm ihre Hand. Sie zog mich hoch und umarmte mich. 
,,Sie wird verdammt nochmal nicht sterben!" flüsterte sie an mein Ohr, aber ich spürte wie ernst sie es meinte. Moritz knurrte zustimmend zu trat einen Schritt auf uns zu.



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