Kapitel 44
,,Fandest du den Film wirklich so schlimm?" fragte Noah lachend und nahm meine Hand. Er verschränkte unsere Finger miteinander und führte mich aus dem Kino.
,,Es ging." antwortete ich und atmete die warme Luft ein. Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet und langsam wurde die Hitze erdrückend.
,,Gib es zu! Zombies sind nicht dein Ding."
,,Vielleicht."
,,Magst du noch mit zu mir? Es ist erst fünf." murmelte er und drückte meine Hand.
,,Hmm.. na gut, aber nicht allzu lang." damit gab er sich zufrieden und zog mich weiter durch die Stadt.
Noah schwang die riesige Haustür auf und bedeutete mir, dass ich vorgehen solle.
,,Ey, Noah!" rief Mills und kam in den Flur, wobei er auf sein Handy schaute. ,,Die Wölfe kommen glei-"
Noah unterbrach ihn mit einem räuspern und Mills schaute von seinem Telefon auf. Als er mich bemerkte, wurde sein Gesicht sofort kreidebleich. ,,Du bist da." murmelte er. Ich starrte ihn bloß an und hätte fast laut los gelacht. Wölfe? Am liebsten, hätte ich einen Witz gerissen, aber das ging ja nicht, weil ich schlecht unsere Existenz freigeben konnte. Solche Witze konnte ich ja wohl schlecht bringen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, bei dem Gedanken, wie Mills und Noah geschockt gewesen wären, wenn ich einen solch riskanten Witz bringen würde.
Aber Moment! Ich schaute zu Mills herüber, der mich musterte, als wolle er schlau aus mir werden. Wölfe? Kommen? War.. war Noah etwa ein Wolf? Mein Freund, den ich mittlerweile besser kannte, als irgendjemanden?
,,Alles gut?" fragte Noah vorsichtig.
,,Was für Wölfe?" fragte ich und versuchte mich dumm zu stellen.
,,Eh.. das... das ist von so ein Videospiel." versuchte Mills sich irgendwie zu retten.
,,Ah, sicher doch."
,,Kann ich dich kurz sprechen?" presste Noah hervor und fokussierte Mills mit seinen grauen Augen. Wütend drehte er die Ringe an seinen Fingern, wie er es immer tat.
,,Sicher."
,,Geh doch schonmal ins Wohnzimmer. Ich komme gleich nach." er gab mir einen schnellen Kuss aufs Haar und verschwand mit Mills in der Küche. Dickköpfig, wie ich war, blieb ich stehen und lauschte. Als ob ich Mills' Lüge glauben würde! Josh hatte selbst gesagt, dass Noahs Mutter wahrscheinlich ein Wolf war und Noah roch eindeutig nach ihr! Außerdem roch Mills mindestens doppelt so schlimm. Ich konnte ihre Gerüche überall im Haus wahrnehmen.
Wo war Noahs Mutter? Und Mills' Vater? Ich stand immer noch im Flur und starrte die Küchentür an, die geschlossen war.
Ich konzentrierte mich ganz darauf, dass ihre Stimmen klar und deutlich zu hören waren.
,,Das war dumm!" schimpfte Noah mit Mills.
,,Es tut mir doch leid!" entschuldigte sich Mills.
,,Wir haben einen Plan! Und den kannst du nicht einfach so kaputt machen! Die Sachen mit dem Videospiel hat sie wahrscheinlich eh nicht geschluckt. Jetzt glaubt sie bestimmt, dass wir Wölfe sind!" Noah schäumte förmlich vor Wut über.
,,Erstens: Ich dachte du wärst allein! Und unser Plan war, dass du alleine nach Hause kommst und sie später abholst! Zweitens: Wir sind doch auch welche! Soll sie es doch wissen!" sagte er viel zu laut.
,,Sei leiser! Du weißt ganz genau, dass sie einer ist und sie hört das locker!" murrte Noah.
Erschrocken kehrte ich in die Wirklichkeit zurück und musste erst Einmal schlucken. Sie sind auch welche? Sie wissen, dass ich einer bin? Sie haben einen Plan? Noah wollte mich hier mithin bringen? All die Inforationen schlugen auf mich ein wie Fäuste.
Tränen brannten in meinen Augen, weil Noah mich anscheinend für irgendeinen bescheuerten Plan ausgenutzt hatte. Hatte er mich überhaupt irgendwann richtig geliebt?
Unfähig mich zu bewegen, blieb ich einfach dort stehen. Mein Körper, der sich plötzlich schwer wie Mehlsäcke anfühlte, lehnte sich automatisch an die Wand neben mir.
Nach Minuten, ich wusste nicht, wie viel, weil ich mich wie betäubt fühlte, ging die Tür wieder auf und Noah trat heraus. Er schaute mich mitleidig an und kam auf mich zu.
,,Geh weg." brachte ich leise hervor, aber Noah wich kein Stück zurück.
,,Was ist denn?" fragte er dreist und Mills schaute mich mitleidig an. Wirklich mitleidig, als hätte er wirklich Mitleid mit mir.
,,Was ist?" ich gab ein heiseres Lachen von mir. ,,Bist du auch einer?"
,,Einer? Ein was?" seine grauen Augen schauten auf mich herab, wie ich da erschöpft stand.
,,Ein vefickter Wolf, du Hund!" ich spuckte ihm die Wörter ins Gesicht.
,,Nein! Heilige Scheiße, nein! Ein Glück. Den Typen hats schlimmer getroffen." er deutete mit dem Kopf zu Mills herüber und Mills zuckte zusammen. ,,Aber ich? Ich nicht. Aber, meine liebe Kaithlyn, du bist einer. Und es gibt zufälliger Weise eine Freundin, die dich ganz schön gern tötet würde. War ja schon ein wenig unfair, ihren Sohn zu tötet, nicht?" höhnte er.
,,Er hatte es verdient! Vielleicht nicht so schlimm, aber mir ist er in der Vergangenheit an die Wäsche gegangen und ich will gar nicht wissen, wie vielen anderen Mädchen noch."
,,Dumme, kleine Kaithlyn." er strich mir über meine Wange und machte einen Schmollmund. ,,Leider, habe ich geschworen, dich zu ihr zu bringen. Breche ich dieses Versprechen, dann sterbe ich. Sie will dich."
,,Hast du mich nicht geliebt?" hauchte ich und ignorierte all seine anderen Worte. Ich wollte sie nicht wahr haben. Wollte nicht.
Er lachte bitter auf. ,,DAS ist deine einzige Frage? Aber, um sie zu beantworten: nicht wirklich. Es gab Momente, in denen du mich wirklich umgehauen. Weißt du, Kaithlyn, du bist eine hammer Frau mit einem hammer Körper und all dem, aber einfach nicht die richtige für mich. Wir sind hier her gezogen, um in Veronikas Rudel zu kommen. Beziehungsweise meine Mutter. Mills und Mills' Vater sind bereits Mitglieder. Ich habe diese Dreckssache nicht geerbt. Ich verachte es. Und dann hast du einfach so Mark getötet und ich hasse solche Leute wie dich. Armes kleines Mädchen, das ein wenig ihr Badboy Klischee ausleben möchte. Getrennt von ihrem Freund, schwieriges Leben, Depressionen. Es ist erbärmlich, wirklich." er verdrehte die Augen und spielte wieder mit seinen Ringen. ,,Dann habe ich Veronika geschworen, dich ihr zu bringen, damit sie es vollenden kann. Erst verweigerst du dein eigentliches Rudel, dann tötest du ein Mitglied und, weil du es unbedingt toppen willst, wirst du noch verstoßen! Oh Gott, Kaithlyn. Meine Güte, es ist wirklich erbärmlich." ich ließ all das über mich ergehen und nahm das klaffende Loch in meinem Herzen und den Schwerz in meiner Brust wahr. All das ließ ich zu und ließ mich zurück in das Loch fallen, aus dem ich vor Jahren heraus gekommen war.
,,Ich gehe jetzt." sagte ich mit zittriger Stimme und hielt die Tränen immer noch zurück. Ich würde nicht vor ihm weinen. Diesen Triumph würde ich ihm nicht schenken.
,,Du gehst nirgendwo hin!" er packte mich beim Arm und hielt mich fest.
,,Und ob!" ich befreite mich aus seinem Griff und drehte mich um.
,,Nein, das wirst du nicht!" bellte Noah. ,,Ich werde dich zu ihr bringen! Heute noch!"
Ich streckte gerade Hand nach der Klinke der Haustür aus, als ich einen heftigen Schlag auf meinem Hinterkopf spürte und alles nur noch verschwommen wahr nahm.
Ich spürte plötzlich die kalten Fliesen unter mir und dann war ich weg.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top