Kapitel 43

Evelins Worte hatten sich mittlerweile in meinem Kopf verankert wie Wurzeln im Boden. Es waren nun drei Wochen vergangen, seit unserem Gespräch. Jedes Mal wenn ich mit Noah schrieb, waren Evelins Worte in meinem Kopf. Immer wenn ich mit ihm zusammen war, waren sie da. Ihr gehört zueinander, aber das wirst du bald selber herausfinden. Selbst jetzt waren sie in meinem Kopf. Drei Wochen später.
,,Hey, was ist los?" riss Noah mich aus meinen Gedanken. Wir saßen auf seinem weichen Bett und schauten irgendeinen Film. Mir war der Film völlig egal. Das einzige, was mich wirklich interessierte, waren Noahs großen Arme, die mich umarmten.
,,Ja, ja, alles ist in Ordnung." murmelte ich und lehnte mich noch mehr an ihn.
,,Sag schon." forderte er und rüttelte mich leicht. Seine grauen Augen schauten auf mich herab und betrachteten mich mitleidig.
,,Es ist wirklich alles in Ordnung." ich rang mir ein Lächeln ab, um ihn zu beruhigen. Er gab sich anscheinend mit der Antwort zufrieden, weil er sich wieder dem Fernseher zuwandte. Ich liebte Noah, aber ich bekam andauernd Bauchschmerzen, wenn mir Evelins Worte im Gedächtnis herumschwirrten. Es fühlte sich so an, als würde ich Noah betrügen, weil ich wusste, dass es sowieso nicht klappen würde. Und die Tatsache, dass ich es bald selber herausfinden würde, bereitete mir noch mehr Bauchschmerzen.
Ich seufzte und schaute auf mein Handy. Fast achtzehn Uhr.
,,Ist es nicht komisch, dass dein Ex- Freund dich immer noch abholt?" fragte Noah plötzlich und schaute auf mein Handy herunter. Er musterte meinen Hintergrund, der uns beide zeigte, bis der Display erlosch.
,,Er ist auch immer noch mein Bruder. Und er holt mich gleich ab." ich stand auf und richtete mein Kleid.
,,Bleib doch noch!" er machte einen Schmollmund und rutschte an die Bettkante herüber. Ich stellte mich vor ihn, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und umarmte ihn. Sofort schlang er seine Arme um meine Taille und zog mich zu sich herunter.
,,Ich liebe dich." flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
,,Ich liebe dich auch." sagte ich nach unserem Kuss und gab ihm erneut einen Kuss auf die Stirn. ,,Ich muss aber leider los."
,,Bis bald, Baby!" rief er mir hinterher, als ich sein Zimmer verließ. Ich lief die Treppe hinunter und durchquerte das Wohnzimmer.
,,Bis bald, Kaithlyn!" rief mir Noahs Mutter zu, die auf dem Sofa saß. Ihr langes, braunes Haar war zu einem hohen Zopf hochgesteckt und sie trug ein orangenes Kleid.
,,Tschüss!" rief ich und lief fast in Mills hinein. ,,Sorry." entschuldigte ich mich und er lächelte nur.
Ich öffnete die Haustür und Josh stand bereits am Straßenrand und wartete.
,,Hey!" sagte ich, als ich auf dem Beifahrersitz saß. Die Beziehung zwischen Josh und mir war immer noch etwas komisch, aber es war besser geworden. Ich war mir immer noch unsicher, wie ich mich verhalten sollte, weil Evelin mir schließlich all das über uns gesagt hatte... aber was sollte ich sonst tun? Ich wohnte mit ihm zusammen und musste ihn schließlich jeden Tag sehen. Ich war in einer Zwickmühle. Entweder ich ließ mich wieder auf Josh ein und ließ mich auf die ganze Prägenscheiße wieder ein. Oder ich versuchte es mit Noah noch so lange, bis ich eh wieder auf Josh stoßen würde. Vielleicht war es doch keine Zwickmühle.. Die Tatsache war einfach, dass ich so oder so wieder zu Josh kommen würde. Zu seinen blauen Augen, seinem braunblonden Haar, zu seinen wunderschönen Musk-... sofort unterbrach ich meine Gedanken, in dem ich meinen Kopf schüttelte.
,,Hey." sagte er und fuhr los. Er lächelte noch schnell und zeigte seine weißen Zähne. ,,Hör mir erst zu, bevor du irgendwas sagst, ja?"
,,Okaay?"
,,Gut." er holte tief Luft. ,,Weißt du noch, als Noach ganz neu an unserer Schule war? Und ich meinte, dass er so komisch riechen würde?"
,,Ja."
,,Er riecht immer noch so. Ich konnte es bis jetzt nicht einordnen, aber jetzt weiß ich's. Als ich dich vorgestern abgeholt habe, da hab ich es gecheckt. Seine Mutter kam da mit an die Haustür und hat dir gewunken. Sie riecht genauso, aber hundertmal stärker." er schaute mich flüchtig an, bevor er um die Ecke bog. ,,Lass mich verdammt sein, wenn ich nicht richtig liege, aber sie ist ein Wolf. Ich hab es am Anfang nicht kapiert... jetzt ist es aber glasklar."
,,Was zum Teufel laberst du da?!"
,,Lass mich ausreden! Er ist kein Wolf, aber hat den Geruch seiner Mutter an sich. Seine Mutter ist bestimmt einer, ich meins ernst. Und so wie die riecht... Ich glaube, sie ist eine von Veronika Leuten."
,,Verdammt, Josh, was ist in dich gefahren!" rief ich und schaute ihn an. ,,Ich hab's auch gerochen, aber... Nein!" ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, weil ich keine Argumente fand. Natürlich hatte ich es gerochen! Wie sollte ich mit solch einer Nase das nicht bemerken. Aber ich hatte mir nie etwas dabei gedacht.
,,Kaithlyn! Mach doch die Augen auf!" rief er zurück.
,,Kann möglich sein, dass seine Mutter eine Wölfin ist, aber muss nicht heißen, dass sie zu Veronika gehört! Sie kann ja wohl auch normal sein, nett!"
,,Mir scheint das alles ziemlich komisch." er runzelte die Stirn und fuhr auf unsere Einfahrt. ,,Ich mag ihn nicht."
,,Ich aber, Josh." sagte ich grimmig und schaute zu ihm herüber. Er stellte den Motor ab und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Mich durchzuckte das Schuldgefühl, aber ich ignorierte es.
,,Pass auf. Wenn er dir wehtut, verprügle ich ihn." presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Er riss die Autotür auf und schlug sie wieder viel zu feste zu.
Ich blieb noch einen Moment sitzen, bevor ich ihm folgte.

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