Kapitel 37

,,Also?" fragte Noah erneut und legte den Kopf schief. ,,Es ist erst Mittag. Du könntest zum Mittagsessen bleiben."
,,Ich weiß nicht." ich starrte auf meine Füße, die in Chucks steckten. Eigentlich wusste ich es schon. Natürlich wollte ich bleiben, aber ich wollte es auch nicht zu schnell angehen lassen.
,,Oder gefällt das deinem Freund nicht?" neckte er mich und traf damit ins Schwarze. Auch wenn meine Gefühle für Josh ziemlich schwach waren, verletzte es mich trotzdem. Es würde irgendwann besser werden. Bestimmt. Ich verzog das Gesicht und nahm mein Oberteilentgegen, das er immer noch hielt.
,,Nein, nein, so war das nicht gemeint." sagte er schnell.
,,Er ist nicht mehr mein Freund." erwiderte ich und versuchte meine Stimme so selbstbewusst wie möglich klingen zu lassen.
,,Das sah gestern noch anders aus." murmelte er und musterte mich genau. Ich atmete bloß einmal tief ein und versuchte irgendwie zu lächeln.
,,Komm, ich mache uns Essen." sagt er schließlich und lächelte breit.
Als wir in die Küche gingen, sah es immer noch genauso schlimm aus, wie vor zehn Minuten. Noah führte mich in die große, elegante Küche und bedeutete mir, mich auf einen der Barhöcker, die an der Kücheninsel standen, zu setzten.
,,Was magst du denn so?" fragte er mich, während er zum Schrank herüber ging.
,,Mir ist eigentlich alles recht." ich zuckte mit den Schultern und beobachtete Noah. Er nickte und holte ein Packet Nudeln aus dem Schrank.
,,Ihr seid also nicht zusammen?" fragte Noah nach, als er die Nudeln in das kochende Wasser gab.
,,Nein, nicht mehr." murmelte ich und blickte auf meine Hände hinab.
,,Hm" gab Noah von sich und ich spürte, wie sein Blick auf mir lag.
,,Soll ich dir irgendwie helfen?" fragte ich schnell, um vom Thema abzulenken.
,,Das geht schon." winkte er ab und holte eine Pfanne hervor.
,,Und du? Hast du eine Freundin?" ich beobachtete genau, wie sich seine Gesichtszüge veränderte und seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.
,,Ich? Ich habe keine Freundin." er schüttelte lachend den Kopf.
,,Ist das so abwegig?" bohrte ich nach und fing an mit einer meiner Locken zu spielen.
,,Absolut." sagte Mills und platzte in die Küche. Er hatte sich mittlerweile eine schwarze Jogginghose angezogen, aber mehr auch nicht. Mills kam herüber und stützte sich mit den Ellenbogen auf die Kücheninsel ab. Noah warf ihm einen flüchtigen Blick zu, den ich nicht deuteten konnte.
,,Und was führt dich hier hin?" fragte er mich und schaute der Soße beim köcheln zu.
,,Ich musste Noah sein Shirt wieder geben." ich schaute Mills direkt ins Gesicht und er lächelte breit.
,,Aha." sagte er und schaute Noah an. ,,Hat Noach also eine neue Freundin."
Noah stöhnte genervt auf und warf den Kopf in den Nacken. ,,Wie oft noch, Mills?"
,,Ja ja, nenn mich nicht bei meinem richtigen Namen, Mills." äffte er Noah nach und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
,,Ich meins ernst." gab Noah kühl wieder.
,,Pass auf, Süße. Der hat echt schlimme Launen." Mills verdrehte die Augen, ging zum Küchentisch herüber und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
Noah verdrehte die Augen und lächelte mich an. Bei seinem Lächeln wurde mir ganz warm und ich lächelte zurück.

,,Danke, nochmal für das Essen." bedankte ich mich erneut und half Noah die Teller weg zu räumen.
,,Wirklich kein Problem, Kaithlyn." er lachte, weil ich mich zum dritten Mal bedankt hatte. Ich lächelte nervös und stellte den letzten Teller in die Spülmaschine.
,,Ich räume dann mal auf." brummte Mills genervt und verließ die Küche. Noah lachte nur.
,,Wieso magst du deinen Namen nicht?" fragte ich vorsichtig und lehnte mich gegen die Theke.
,,Er erinnert mich zu sehr an meinen Vater." antwortete er und mied meinen Blick.
,,Wo ist dein Vater?" fragte ich vorsichtig. Er machte die Spülmaschine an und lehnte sich an die Kücheninsel. Er stand jetzt gegenüber und schaute auf seine Füße.
,,Im Gefängnis." sagte er, aber es war kaum mehr als ein Flüstern. Ohne darüber nachzudenken stieß ich mich von der Theke ab und ging einen Schritt auf Noah zu. Verwirrt blickte er auf und schaute auf mich herab. Seine Augen sahen mich traurig an und er lächelte, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. Es war ein gezwungenes, trauriges Lächeln.
Ich schlang meine Arme um Noahs Taille und drückte ihn feste. Er zuckte leicht zusammen und ich wich sofort wieder zurück.
,,Tut mir leid. Ich- ich weiß nicht woher das kam. Ich wollte nicht." er unterbrach mich, indem er mich wieder zurück zu sich zog. Dieses Mal schlang er seine Arme um mich und drückte mich.
,,Das wollte ich tun, seit dem ich dich das erste mal in diesem beschissenen Klassenraum gesehen habe." flüsterte er mit rauer Stimme. Bei seinen Worten lief mir ein Schauer über den Rücken und mir wurde mollig warm.
,,Ich mag den Namen Noach." ich legte mein Kinn an seine Brust und schaute zu ihm auf. Seine grauen Augen musterten mich eine Weile, bis er etwas erwiderte.
,,Ich aber nicht." gab er trotzig zurück und lachte leise.
,,Vielleicht willst du irgendwann darüber reden." flüsterte ich ungewollt. Sofort packte mich die Panik und ich versteifte mich. Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich versuchte mich von ihm zu lösen, aber vergeblich. Er hielt mich fest.
,,Vielleicht." antwortete er und ließ mich immer noch nicht los.
,,Ey." rief Mills und platzte in die Küche mit meiner Umhängetasche in den Händen. ,,Dein Handy klingelt die ganze Zeit."
Er musterte mich und Noah einen Augenblick und lachte dann. Noah ließ mich immer noch nicht los und gluckste. Sofort ertönte mein Klingelton wieder und ich versuchte mich aus Noahs Griff zu befreien. Dieses Mal gab er nach.
Ich schnappte mir meine Tasche und wühlte darin.
,,Kaithlyn?" rief Jane ins Telefon, als ich abnahm.
,,Wer soll ich sonst sein?"
,,Verdammt noch mal! Wieso nimmst du nicht ab? Ich dachte schon, du würdest irgendwo im Graben liegen!" rief sie hysterisch.
,,Ich liege in keinem Graben." lachte ich und ignorierte ihre andere Frage. Mein Blick huschte zu Noah, der an der Theke lehnte und mich belustigt musterte.
,,Gut. Boah, ich hab voll den Kater, Kait." jammerte sie und ich lachte auf.
,,Dann trink doch nicht so viel!" dieses Mal lachte sie.
,,Um zum Punkt zu kommen. Evelin hat mich gerade angerufen. Wir sollen uns ohne sie treffen."
Genervt stöhnte ich auf und warf den Kopf in den Nacken.
,,Sehe ich so aus, als hätte ich Lust?! Wir müssen uns trotzdem treffen. Chris und ich fahren gleich los und sind dann um halb zwei da." etwas im Hintergrund raschelte und sie kicherte.
,,Kannst du mich vielleicht abholen?" fragte ich mit Blick auf die riesige Uhr an der Küchenwand.
,,Wo bist du denn?" fragte sie neugierig. Ich schaute zu Noah, der sich jetzt etwas zu trinken aus dem Kühlschrank holte.
,,Bei Noah." sagte ich schnell und merkte, wie ich rot wurde. Noah drehte sich bei seinem Namen um und legte den Kopf schief.
,,Was?!" schrie sie und ich konnte hören, wie sie Luft schnappte.
,,Ehh, ich erkläre dir das später. Kannst du mich abholen?" fragte ich erneut.
,,Ja, wir kommen gleich vorbei." sagte sie skeptisch und legte auf. Ich ließ mein Handy in meine Hosentasche gleiten.
,,Ich muss gehen." sagte ich und wartete Noahs Reaktion ab. Er nickte und lächelte unsicher.
Ich wollte lieber bleiben und mit Noah meine Zeit verbringen, aber natürlich spielte das Leben nicht mit. Jetzt musste ich mich mit dem Rudel rumschlagen und Josh!

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