Kapitel 34

,,Was ein Idiot." nuschelte Josh und nahm sich einen neuen Becher von dem Typen neben sich an. In mir machte sich eine Wärme breit, die nichts mit der Jahreszeit oder dem Feuer zutun hatte, wenn ich an Noahs Verteidigung denken musste. Die Gruppe fing sofort an weiter zu machen, aber ich hörte kaum richtig zu.
Ohne darüber nachzudenken, stand ich auf und durchquerte den großen Garten. Ich schlug mir einen Weg durch die Menge an Menschen, die im Garten tanzte. In dieser riesigen Menschenmenge versuchte ich Noah ausfindig zu machen. Es war falsch, ich weiß. Josh und ich sind in einer verdammten Beziehung. Wieso interessiere ich mich so für den Idioten?, dachte ich und betrat das Haus. Noah stand auf der eleganten Holztreppe und redete mit einem Typen. Sofort bahnte ich mir einen Weg zu ihm. Die Musik war schrecklich laut und tat in meinen Ohren weh.
,,Noah!" rief ich über die Musik hinweg. Er reagierte nicht. Umso näher ich der Treppe kam, umso gedämpfter wurde die Musik.
,,Noah!" rief ich erneut, als ich am Treppenende stand. Er drehte sich um und strich sich das Haar aus der Stirn. Als er mich erblickte, verdrehte er die Augen und stieg die Treppe weiter hinauf und ließ den Typen allein zurück. Ich eilte die Holztreppe hinauf und versuchte in meinen hohen Schuhen so schnell wie es ging zu laufen.
,,Was willst du? Nur weil ich dich einmal vor ihr vereidigt habe heißt es nicht, dass du mir wichtig wärst oder so." zischte er und die Kälte in seiner Stimme versetzte mir einen Stich.
,,Hab ich das gesagt?" versuchte ich so gelassen wie es ging zu erwidern.
,,Mach dir keine Hoffnungen. Du hast einen Freund und außerdem bist du immer noch nichts für mich." er drehte sich zum gehen um, aber ich packte ihm am Saum seines Shirts.
,,Ne, lass mich los." brummte er und befreite sich aus meinem Griff.
,,Ich wollte bloß Danke sagen." murmelte ich beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Das ist-" begann er, aber wurde unterbrochen. Ein Mädchen mit aschblondem Haar torkelte an uns vorbei und rempelte mich aus Versehen an. Sie versuchte sich an mir festzuhalten und schüttete dabei ihr Getränk auf mein Oberteil. Der weiße Stoff verfärbte sich sofort in ein leichtes Rosa.
,,Oh Gott" lallte sie und betrachtete mich mitleidig. ,,Das tut mir so leid. Hier nimm meins." so betrunken wie sie war, machte sie Anstalten ihr schwarzes Shirt auszuziehen.
,,Nein, bitte nicht." ich hielt ihre Arme fest und hinderte sie daran, dass sie ihr Oberteil vor uns allen auszog.
,,Nochmal sorry." murmelte sie und verschwand auf wackeligen Beinen.
,,Mist." murmelte ich und sah zu, wie der weiße Stoff langsam durchsichtig wurde.
,,Komm mit." stöhnte Noah und packte mich am Handgelenk. Seine Hand war weich und warm und erwärmte mich.
Er holte aus seiner Hosentasche einen Schlüssel, als wir vor einer Tür standen. Er schloss sie auf und zog mich schnell herein. Sofort schloss er dir Tür und schloss wieder ab.
,,Entschuldige, aber ich habe sehr wenig Lust, dass irgendwer in mein Zimmer kommt." murmelte er und schaltete das Licht an. Ein helles Licht erfüllte den Raum und ein Schlafzimmer kam zum Vorschein. Die Wände waren in einem tiefen Schwarz gestrichen und fast so ziemlich alles in diesem Zimmer war schwarz. Das Bett, die Bettwäsche, der Schreibtisch, der Schrank, das riesige Regal über dem Bett. Alles.
,,Dein Zimmer?" wiederholte ich verwirrt und drehte mich ein paar Mal.
,,Ja." sagte er knapp und öffnete eine Schublade. ,,Hier nimm das und tausch es gegen deins." er zog ein schwarzes Shirt heraus und hielt es mir hin.
,,Ich weiß nicht." sagte ich zögerlich. Wäre es eine gute Idee sein Shirt anzuziehen?
,,Ich weiß nicht, ob du so nach unten solltest." er zeigte auf mein Oberteil, das inzwischen komplett durchsichtig war. Was hatte mich getrieben ein weißes Oberteil anzuziehen? Widerwillig nahm ich also sein Oberteil.
,,Beeil dich, bevor uns wer sucht." murmelte er und drehte sich um. Er ging einmal quer durch den Raum um so viel Platz wie möglich zwischen und zu schaffen.
Schnell zog ich mein Crop-top aus und streifte sein Oberteil über. Es roch nach Waschmittel und Zitronen.
,,Fertig?" fragte er nach einer Weile und drehte sich um, als ich nicht antwortete. Das Shirt war so lang wie mein Rock, also beschloss ich, es in meinen Rock zu stecken.
,,Erzähl das keinem. Sonst bilden die sich noch was ein." er musterte mich und musste sich ein kleines Grinsen verkneifen.
,,Wieso?" fragte ich und schaute ihn an. ,,Gefällt dir der Gedanke nicht, dass wir es miteinander treiben könnten?" rutschte es mir heraus. Ich schlug mir sofort die Hand vor den Mund und wartete auf seine Reaktion.
,,Nein... ne, das ist es nicht." sagte er mit rauer Stimme und mein Herz machte einen Satz. Es stört ihn nicht.
,,Also.. wieso ist das hier dein Zimmer?" ich drehte mich um meine eigene Achse und betrachtete all das schwarz.
,,Ich wohne hier." er setzte sich auf das Bett und stützte sich nach hinten auf seine Hände.
,,Du tust was?!" ich schaute ihn verwundert an.
,,Ich wohne hier." wiederholte er sich. ,,Das ist mein Zimmer." er machte eine Handbewegung und deutete somit auf all seine Sachen.
,,Tatsächlich." murmelte ich. ,,Und ist Mills dein Bruder?"
,,Oh, nein." er lachte und fokussierte mich mit seinen braunen Augen.
,,Er ist mein Stiefbruder. Sein Vater und meine Mutter sind zusammen gezogen letztes Wochenende." sagte er, um das Schweigen zu brechen.
,,Aha." murmelte ich und ließ mich auf den schwarzen Stuhl neben mich fallen. Es war merkwürdig. Hier mit ihm in diesem düsterem Zimmer zu sitzen.
,,Wir sollten vielleicht wieder runter." er deutete mit seinem Kopf auf die Tür. Erschrocken über die Unterbrechung der Stille zuckte ich zusammen.
,,Uhm.. ja, sollte wir vermutlich." ich stand auf und schob den Stuhl an den Schreibtisch. Noah stand ebenfalls auf und ging zur Tür.

,,Wo verdammt nochmal warst du?" zischte Josh, als ich wieder im Garten stand. ,,Und wessen Shirt ist das?" er verzog das Gesicht und zupfte an meinem Oberteil.
,,So ein Mädchen hat ihren Drink auf mein Oberteil gekippt. So pinkes Zeug. Da hat Noah mir eines von sich geliehen. Beruhig dich."
,,Mich beruhigen? Komm, wie sollten gehen." er packte mein Handgelenk und zog mich schon Richtung Eingang.
,,Was? Wieso sollten wir jetzt gehen. Es ist doch erst Mitternacht." ich befreite mich aus seinem Griff und schaute ihn sauer an.
,,Weil du dich total komisch verhältst und mit diesem bescheuerten Noah einfach abhaust." er packte mich erneut am Handgelenk, und dieses Mal fester.
,,Ich komme nur mit, weil ich das will! Nicht weil du das willst!" stellte ich klar und suchte nach Jane. Ich sollte mich wenigstens Verabschieden, oder? Ich sah sie nirgends, also ging ich einfach mit Josh mit.

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