Kapitel 23

Wir betraten die große Aula unserer Schule. Es war extrem stickig und viel zu viele Menschen waren da. Ich nahm Joshs Hand, um ihn nicht zu verlieren.
,,Wie voll!" sagte Josh erstaunt und zog mich hinter sich her.
,,Ja, wenn jeder seine Familie mitbringt." Jane zuckte die Schultern.
,,Wir sollten da vorne Platz nehmen." Evelin zeigte auf einen Platz zwischen all den Stühlen. Ich hob mein Kleid etwas hoch, damit andere nicht drauf treten konnten. Jane und ich fielen mit unseren hellen Kleider in der großen Masse stark auf, da die meisten dunkle Klamotten trugen.
Als wir auf unseren Plätzen saßen, wurde mir mulmig. In meinem Bauch machte sich ein unwohles Gefühl breit und ich wollte hier nicht sein. Lag das an der Aufregung? Ich schaute zu Josh. Seine Hände lagen gefaltet auf seinem Schoß und er wippte mit seinem Bein nervös auf und ab.
,,Geht Chris in deinen Jahrgang?" fragte ich Josh leise und warf einen Blick auf Chris. Sein aschschwarzes Haar war zurück gegeelt und er trug wie immer seinen Ohrring, am linken Ohr. Es war ein einfacher schwarzer knopfartiger Stecker. Er legte einen Arm um Jane und musterte sie mit seinen grünen Augen.
,,Ja." flüsterte Josh zurück und schaute ebenfalls zu Chris. Mir fiel just in diesem Moment auf, dass Chris ebenfalls ein Septumpiercing besaß. Es war ein einfacher silberner Ring und fiel bei seiner blassen Haut kaum auf. 
,,Sie sieht hübsch aus." sagte ich mehr zu mir, als zu Josh und sah Jane an. Jane sah in meinen Augen immer bezaubernd aus. Ihr stand fast alles und sie trug immer schöne Klamotten. Außerdem hatte sie ein wunderschönes Gesicht, wunderschöne Augen und ein bezauberndes Lächeln.
,,Ja, sie ist wirklich hübsch." sagte Josh und legte einen Arm um mich. Das Gefühl in meiner Magengrube wurde stärker und mein Herz zog sich zusammen. Es war kindisch, wegen so etwas verletzt zu sein. Mir war klar, dass es Mädchen gab, die hundertmal hübscher, als ich waren. Dennoch verletzte es mich.
Ich gab ein brummen von mir und schlug ein Bein über das andere.
,,Du bist aber hübscher." sagte Josh nach längerem Schweigen. Ich blickte zu ihm auf und betrachtete sein Gesicht und er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
,,Ich muss auf Toilette." sagte ich zu Josh. Ich stand auf und schlängelte mich an Josh, Evelin, Moritz und anderen Leuten auf den Stühlen vorbei. Ich musste nicht auf Toilette. Ich hatte das Gefühl mich gleich zu übergeben, aber ich war mir nicht sicher.
Ich verließ die Aula und ging den kalten Schulflur entlang und suchte die Toiletten.
Als ich aus der Toilette wieder herauskam, stand Mark vor mir.
,,Hallöchen." sagte er munter und kam einen Schritt auf mich zu. Ich packte aus Reflex meine Tasche und wich zurück.
,,Was willst du?" fragte ich und versuchte so fest wie möglich zu klingen.
,,Hmm" gab er von sich un musterte mich. ,,Du siehst wirklich hübsch aus."
Leider schmeichelten mir diese Worte garnicht, sondern ekelten mich an.
,,Ich muss zurück." sagte ich und wollte gehen. Mark stellte sich mir in den Weg und drängte mich mehr an die Wand. Ich spürte an meinem freien Rücken die kalte Wand und bekam eine Gänsehaut.
,,Lass mich gehen oder ich trete dir so feste in die Eier, dass du keine Kinder mehr zeugen kannst." ich spuckte ihm ins Gesicht.
,,Dummes Ding." er wischte sich meinen Speichel aus dem Gesicht und lächelte böse. Mark packte plötzlich meine Arme und drückte sie gegen die Wand. Mein Mund war plötzlich total trocken und ohne ein weiteres Wort machte ich meine Warnung wahr. Ich schlug mein Knie so feste zwischen seine Beine, dass er von mir weg sprang. Er schrie gequält auf und sank zu Boden.
,,Ich hoffe der Teufel holt dich!" mit diesem Worten ließ ich ihn allein und eilte zurück zu meinem Stuhl.

Unsere Direktorin hielt eine lange, viel zu lange Rede, die Musikgruppe stellte ein selbst geschriebenen Song vor und einzelne Lehrer hielten Abschlussreden. Irgendwann mussten die Klassensprecher nach vorn und ebenfalls Reden halten. Ich war froh, unauffällig und uninteressant zu sein. Ich bekam oft Panik, wenn ich vor so vielen Menschen sprechen musste.
,,Kommen wir nun zu den besten aus diesem Jahrgang. Kommt bitte hier hoch auf die Bühne und holt eure Urkunde für besondere Leistung ab." rief irgendein Lehrer ins Mikrofon. Ich gähnte und wusste, dass ich sowieso nichts bekommen würde.
,,Aus der 10a kommen bitte einmal Maurice Christopher Kamp und Marie Sovren nach vorne." wie auch bei allen vorherigen Sachen klatschten alle. Ich sah mich um, um sie zu sehen.
,,Aus der 10b bitte Jane Stonsten und Max Amon Bauer." ich schaute erschrocken zu Jane,, die mich ebenfalls anstarrte.
,,Ich?" sie zeigte mich dem Finger auf sich und starrte mich an. Evelin fing an lauter zu klatschen als die anderen und jubelte. Jane stieg die Röte ins Gesicht und sie stand langsam auf. Chris drückte ihre Hand kurz, ehe sie auf die Bünhe zusteuerte.
,,Aus der 10c hätte ich gerne Abdul Marut und Mark Maddon. Würdet ihr bitte nachvorne kommen?" bei Marks Namen zuckte ich zusammen. Musste aus meiner Klasse ausgerechnet Mark eine Urkunde bekommen? Ich verkniff mir das Klatschen und merkte, wie ich verspannte. Josh merkte es offenbar, da er mich merkwürdig musterte.
,,Alles okay?" fragte er leise und hörte auf zu klatschen. Mir wurde heiß und schwindelig.
,,Ich muss glaube kotzen." sagte ich und stand auf. Die Leute hinter mir starrten mich an. Josh stand ebenfalls auf und begleitete mich aus der Aula raus. ,,Brauchst du frische Luft?" fragte er fürsorglich und legte einen Arm um mich. Ich nickte benommen und somit gingen wir raus.
,,Was ist los?" fragte Josh mich, als wir auf einer Bank saßen. Es dämmerte, aber die Luft was noch angenehm warm. Josh zog trotzdem sein Jackett aus und legte es mir über die schultern. Wärme umschloss mein Herz und ich wollte Josh einfach an mich drücken.
,,Mark, der Junge, der eben aufgerufen wurde, will schon länger was von mir." ich konnte sehen, wie sich Joshs Unterkiefer anspannte. ,,Die Story ist zu lang, um sie jetzt zu erzählen. Auf jeden Fall hat er eben versucht mich zu küssen oder Gott was weiß ich was er noch getan hätte, wenn ich-"
,,Er hat was?!" schrie Josh und schaute mich entsetzt an.
,,Er hat mich gegen die Wand gedrückt.. Ich hab ihm in die Eier getreten." ich gluckste etwas.
,,War es das erste Mal?" Josh rückte näher zu mir. Ich schüttelte fast unmerklich den Kopf.
,,Oh Gott. Wie oft?"
,,Es war das dritte mal."
Plötzlich sah ich in der Dämmerung jemanden heraus kommen. Es war jemand in unserem Alter und er zündete sich eine Zigarette an.
Es war Mark.
Bei seinem Anblick drehte ich mich ruckartig um und übergab mich auf den Rasen. Josh erschrak so sehr, dass er zusammenzuckte und weg rutschte. Mark sah zu uns herüber, aber erkannte nicht, dass ich es war.
,,Ist er das?" fragte Josh und seine Stimme bebte.
,,Ja, tu ihm aber nichts. Nicht heute." ich legte meine Hand aufs Joshs Unterarm.
,,Okay, aber sobald wir ihn wiedersehen poliere ich seine Fresse." zischte Josh mir zu. Ich nickte zustimmend und wendete den Blick von Mark ab.
,,Wir sollten wieder rein." sagte Josh und stand auf. Er streckte mir seine Hand entgegen und ich nahm sie. Wir liefen an Mark vorbei und ich schaute zu Boden. Als wir wieder an unseren Plätzen saßen, ging es gerade mit den Zeugnissen los.
Ein anderer Lehrer fing an nach Klassen die Schüler aufzurufen.

,,Amena Paris!" rief der Lehrer irgendwann und alle klatschten. Amena saß zwei Reihen hinter mir und war in der Klassenliste vor mir. Also musste ich als nächstes kommen.
,,Kaithlyn Piers Ja-Jora-" der Lehrer stammelte vor sich hin und ich musste anfangen zu lachen.
,,Jaronas!" rief Moritz durch die Aula und Josh und ich lachten noch mehr.
,,Kaithlyn Piers Jaronas" rief er erneut ins Mikrofon. Ich stand auf und drängelte mich aus der Reihe. Evelin, Moritz, Josh, Jane und Chris klatschten besonders laut und jubelten. Ich schämte mich keines Wegen. Ich war froh solch eine Familie und eine so tolle Freundin zu haben. Und noch mehr freute ich mich darüber, dass Josh mein Freund war.
Nach dem langen sitzen fühlten sich meine Beine taub und fremd an und die hohen Schuhe machten es nicht besser. Ich stieg vorsichtig die kleine Treppe hinauf auf die Bühne. Mein Kleid schlürfte über den Boden und ich ging auf den Lehrer zu. Ich kannte ihn nicht, und hatte ihn auch noch nie zuvor gesehen.
,,Glückwunsch." sagte er und überreichte mit mein Zeugnis. Ich schüttelte seine Hand und nickte ihm zu. Ohne ein weiteres Wort ging ich weiter zu den anderen Lehrern und gab ihnen ebenfalls allen die Hand. Sie gratulierten mir alle und lächelten freundlich. Als ich endlich mit allen durch war, stellte ich mich zu dem Rest meiner Klasse.
Wir machten alles zusammen ein Abschlussfoto, als alle da waren.
,,Ich werde euch vermissen!" rief meine Klassenlehrerin mit Tränen in den Augen. ,,Es war eine wunderschöne Zeit. Auch wenn ich einige von euch noch sehen werde, wüsche ich euch eine wundervolle Zukunft."

,,Sekt?" fragte ein Mädchen, das um die 15 Jahre alt war. Sie hielt ein Tablett mit Sektgläsern darauf und schaute uns an. Ich erinnerte mich daran, dass ich damals ebenfalls bei dem Abschluss der 10er geholfen hatte.
,,Nein, danke." sagte ich und lächelte ihr zu. Sie drehte sich um und verschwand.
,,Mögt ihr lieber Zuhause was essen oder sollen wir irgendwo hin?" fragte Moritz und strich sich durchs Haar. In diesem Moment wurde mir bewusst wie hungrig ich war.
,,Ich hätte Lust auf Fast Food. Natürlich haben Chris und ich unser eigenes Geld dabei." sagte Jane und schaute zu Chris.
,,Auf keinen Fall! Das geht auf uns. Wenn ihr heute nicht unbedingt in eurer WG schlafen wollt, könnt ihr bei uns übernachten. Kait und Joshg würden sich bestimmt freuen, oder?" sie schaute zu Josh und mir.
,,Na klar! Du könntest Klamotten von mir für die Nacht." sagte ich zu Jane und strahlte über das ganze Gesicht. Es war so lange her, das jemand bei mir übernachtetet hatte.
Jane sah zu Chris auf, der nickte und lächelte. ,, Von mir aus ja."
Mit diesen Worten verließen wir die Aula und fuhren ins nächste Fast Food Restaurant.

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