Kapitel 20

POV JOSH!!!

Ich war erst sehr spät eingeschlafen. Als ich an diesem Morgen aufwachte, war mir schlecht. Mir tat mein Kopf weh. Ich hörte im Nebenzimmer wie sich etwas bewegten.
Plötzlich fuhr ich hoch und erinnerte mich an Kaithlyn und die vergangene Nacht. Ich sprang auf und lief in Kaits Zimmer. Ihre Tür war geschlossen. Es war alles ganz ruhig, bis ich ein verängstigtes Winseln hörte. Ich konnte dieses sehr gut deuten, da ich es selber manchmal von mir gab.
Ich stieß die Tür auf und sah Kaithlyn. Sie war ein wunderschöner, prächtiger Wolf. Ihr Fell war schneeweiß. Ihre linke Vorderpfote und ihr rechtes Ohr war in ein tiefes Schwarz gefärbt. Sie war erstaunlich groß, da sie einen Kopf kleiner als ich war. Aber als Wolf war sie genauso groß wie ich als Wolf war. Sie hätte eigentlich ein etwas dünnerer und kleinerer Wolf sein müssen, wie Jane oder Mia.
Sie knurrte mich an.
,,Kaithlyn, nein. Ich bin es." ich hob meine Hände und versuchte sie zurück zu halten. Ich war mit ihr auf Augenhöhe und schaute ihr direkt in die Augen. ,,Kaithlyn, alles ist gut." ich konnte ihre Panik und Angst spüren. In meinem Ohren rauschte es und ich konnte nicht mehr klar denken.
Jetzt.
Ich spürte den kurzen Schmerz in meinen Fußgelenken. Genauso wie den Schmerz in meiner Wirbelsäule, in meinen Handgelenken, in Knochen und Mark. Jeder einzelne Knochen musste sich zu einer neuen Gestalt fügen. Ich spürte das Wolfsblut durch meine Adern pulsieren.
Der Boden verschwand unter meinen Füßen und ich landete mit allen viere auf.
Es fühlte sich merkwürdig an, wieder auf allen vieren zu stehen.
Kaithlyn knurrte mich an. Ich stand mit ihr auf Augenhöhe und schaute ihr direkt in die Augen. Sie knurrte erneut.
Ich war positiv überrascht, wie groß ihr Zimmer doch war. Zwei riesen Wölfe standen mitten drin, und es hätte bestimmt noch einer herein gepasst. Ich stieß mit meiner Pfote laut auf und knurrte zurück. Sie war als frischer Wolf äußerst gefährlich und ich hatte großen Respekt vor ihren Fähigkeiten. In den ersten Monaten nach der Verwandlung waren alle Sinne besonders stark und sie hatten viel mehr Kraft.
Sie fletschte die Zähne und ging in die Knie, um zum Sprung anzusetzen.
,,Nein!" schrie Evelin und platzte ins Zimmer. ,,Josh! Nein!" sie hielt sie Hände in die Luft und starrte mich an. Sie war ein wenig kleiner als ich. Ihre Locken waren zerzaust und sie sah sehr erschöpft aus.
,,JOSH!" schrie sie mich an. ,,Sie ist eine Neugeborene! Lass ihr Zeit!"
Ich knurrte sie gereizt an und entspannte mich. Ich spürte wieder den Schmerz in meinen Knochen, wie meine Knochen sich wieder fügten. Ich spürte das Rauschen in meinen Ohren und das Zucken in meiner Nase. Und wie aus dem Nichts spürte ich wieder das menschliche Blut in meinen Adern.
Ich verlor wieder den Boden unter den Füßen und stand vor Evelin.
,,Wieso?" fragte ich genervt.
,,Weil ich das hier gefunden habe." sie hielt die Seite, die ich aus dem Buch gerissen hatte, hoch.
,,Wo-"
,,Sie lag im Flur." unterbrach sie mich und deutete mit dem Kopf Richtung Tür. Ich packte erschrocken an die Tasche meiner Shorts. Die gefaltete Seite war nicht mehr da.
,,Nein.." flüsterte ich.
,,Wir bekommen das hin, Josh." sie kam auf mich zu. Kaithlyn winselte und kam näher zu mir. Ich hielt ihr meine Hand hin und sie roch daran.
,,Kait, du musst dich jetzt zurück verwandeln." sagte ich leise und streichelte ihre Schnauze. Sie kam näher zu mir heran und drückte ihre Schnauze gegen meine Hand.
,,Konzentrier dich auf das Menschsein. Auf deinen menschlichen Körper, auf deine Beine, deine Arme, dein menschliches Blut. Konzentrier dich darauf. Es kann nichts passieren." sagte Evelin leise und umklammerte den Zettel fest.


,,Beeil dich bitte." sagte Kaithlyn leise und drückte mich Richtung Tür. Es war spät am Mittag und Evelin hatte sich dazu entschieden, dass wir alle zusammen zum Platz fahren. Sie wollte mit Kaithlyn trainieren. Ich wollte nicht mit, da ich ein schlechtes Gewissen hatte. Ich wollte mit Kaithlyn reden, aber jedes mal, wenn der richtige Moment war, bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Es tat mir weh sie so zu belügen. Über ihre Vergangenheit, ihre Herkunft, über ihr Rudel.
,,Komm jetzt." sie ging die Treppe herunter und zog mich hinter sich her. Ich folgte ihr unfreiwillig.
,,Moritz sitzt schon im Auto." sagte Evelin und stand an der Tür. Wir gingen hinaus und stiegen ebenfalls in den Wagen. Kaithlyn setzte sich auf den Rücksitze auf den mittleren Platz und klammerte sich an meinen Arm. Sie zitterte und war kalt wie Eis.
,,Hey, alles ist gut." ich streichelte ihr über das Haar. Die Schuldgefühle zerfraßen mich von Innen nach Außen. Kait schüttelte den Kopf und zitterte noch mehr.
,,Alles wird gut." flüsterte ich, aber ich wusste, dass in der nächsten Zeit nichts gut werden würde.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top