Kapitel 2

Melina riss mich aus meiner Starre, in dem sie an meinem Oberteil zerrte. Ich starrte auf sie herab.
,,Was ist?" fragte ich und versuchte nicht zu gereizt zu klingen.
,,Die starren dich die ganze Zeit an." sie nickte in die Richtung von Regina.
,,Ich weiß." flüsterte ich und stand auf. Ohne auch nur einen weiteren Blick an Regina und das Paar zu verschwenden ging ich rein. Als ich wieder in meinem Zimmer war, stieß ich die Luft aus, die ich angehalten hatte. Wie ich es hasste angestarrt zu werden. Vor allem hier im Heim. Es war wie in einem bescheuerten Laden, in dem man sich sein Essen aussucht. Man nimmt nur das beste. Und dieser Gedanke machte mich fertig. Immer wieder, wenn Leute kamen, die jemanden adoptieren wollten, suchten sie sich die besten Kinder aus. Die kleinsten. Ich war mit siebzehn die Älteste im Heim und es nervte manchmal. Es waren noch genau fünf Monate bis Oktober und dann würde ich endlich achtzehn werden. Ich schaute mich im Spiegel and und warf meinem Spiegelbild einen bösen Blick zu.
Genervt ließ ich mich auf dem Stuhl neben meinem Bett nieder.
Irgendwann klopfte jemand leise an meine Tür und ich zuckte erschrocken zusammen. Als ich nicht antwortete, öffnete sich die Tür einfach.
Der blonde Haarschopf von der Dame schaute herein und sie lächelte mich an.
,,Hallo?" ich schaute sie abwartend an und stand auf.
,,Hallo!" sie stieß meine Tür noch etwas auf und ihr Mann kam hinter ihr zum Vorschein. Ihre hohen Schuhe klackerten auf dem Holzboden und ihr blondes Haar bewegte sich mit.
,,Kaithlyn, richtig?" fragte der Mann und trat neben seine Frau. Ich nickte und rutschte auf dem Holzstuhl hin und her. ,,Ich bin Moritz und das hier ist meine bezaubernde Frau Evelin." er nahm seine Frau in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
,,Okaaay?" sagte ich gedehnt und setzte mich gerade hin.
,,Wir haben uns alles ein wenig angeschaut und als du so schnell abgehauen bist, hat das unsere Interesse erweckt." tastete Evelin sich vorsichtig heran.
,,Ah, als sei ich ein interessantes Tierchen, das man sich jetzt holen möchte?" giftete ich.
,,Nein, magst du uns einen Augenblick zuhören?" fragte Evelin sanft und strich eine ihrer Locken hinters Ohr. Ich nickte verunsichert und sie lächelte erleichtert. Moritz lehnte sich an die Tür und überließ Evelin das Reden.
,,Bei Moritz wurde vor über fünfzehn Jahren festgestellt, dass er keine Kinder zeugen kann. Wir haben es sehr oft versucht, aber es hat nie funktioniert. Vor einigen Jahren haben wir bereits ein Kind adoptiert. Eher gesagt meinen Neffen, weil wir leider einen schweren Todesfall in der Familie hatten." sie schluckte die Tränen herunter und ich wusste nicht recht, was ich von diesem Gespräch halten sollte. ,,Und mittlerweile würden wir gern ein zweites haben, nicht wahr, Schatz?" sie schaute zu ihrem Mann auf.
,,Wieso mich?" ich stand auf und musterte sie genauer. Evelin hatte viele Sommersprossen im Gesicht und ihre Lippen waren wunderschön geschwungen. Ihre Augen hatten eine dunkelblauen Umrandung und innen waren sie wunderschön blau.
,,Wieso nicht?" beantwortete sie meine Frage mit einer Gegenfrage.
,,Du könntest für eine gewisse Zeit zu uns kommen, aber das musst du natürlich nicht jetzt entscheiden." sagte Moritz und lächelte.
,,Mhm." machte ich und seufzte.
,,Du musst dich nicht jetzt entscheiden." beruhigte Evelin mich, obwohl ich nicht mal beunruhigt gewesen war. Ich schmunzelte und schützte meine Ellenbogen auf die Knie.
,,Okay, okay, wartete mal." ich lachte und schaute erst Evelin und anschließend Moritz an. ,,Ihr wollt mich? Ich meine ich bin doch total unauffällig und komisch. Und.. was um alles in der Welt." ich konnte es nicht in Worte fassen, was gerade in meinem Kopf vor sich ging.
,,Wie gesagt, lass dir ruhig Zeit, Kaithlyn." versuchte Moritz es erneut.
,,Darum geht es nicht. Ich meine ich war schon öfters bei Leuten zu einer Probezeit und es hat eh nichts gebracht, aber natürlich, ja. Ich kann zu euch kommen für eine Probezeit." ich zuckte mit den Schulter und sparte mir das Siezen.
,,Würdest du wirklich?" fragte Evelin überrascht, weil die wahrscheinlich mit einer Absage gerechnet hatte.
,,Eigentlich schon, weil mich nichts wirklich hier hält und ich in einigen Monaten sowieso achtzehn werden." ich zuckte erneut mit den Schultern und lachte.
,,Das war leichter, als ich gedacht hatte." lachte Moritz und seine warme Lache verpasste mir eine Gänsehaut.
,,Wir sollten das Regina sagen." meinte Evelin und lächelte ebenfalls.
,,Gut." ich nickte langsam und konnte mir das Lächeln nicht verkneifen.

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