Kapitel 15
Evelin hatte tatsächlich eine Feier gemacht. Sie hatte verschiedenste Leute eingeladen und hervorragendes Essen gekocht. Ich habe viele Familienmitglieder kennen gelernt und mich näher mit Jane angefreundet. Wir hatten ein langes Gespräch geführt, da ihr Freund, Tim, schluss gemacht hatte.
Außerdem hatten Josh und ich uns noch einmal geküsst, als wir in der Küche allein waren. Jedes mal, wenn ich ihn sah, wurde mir heiß und mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich war tatsächlich verliebt in Josh.
Inzwischen war es um die 22 Uhr und ich war froh ins Bett zu kommen. Ich räumte mit Moritz noch die letzten Teller in die Spülmaschine und die Küche auf.
,,Gute Nacht." rief ich und ging die Treppe hoch.
,,Gehst du schlafen?" fragte Josh mich, als ich mein Zimmer betrat. Ich zuckte zusammen.
,,Erschreck mich bitte nicht so." gab ich müde zurück und schmiss mich auf mein Bett.
,,Tschuldige." nuschelte er und lehnte sich wieder am Türrahmen an.
,,Willst du vielleicht bei mir übernachten? Ich- nur-" er schaute mich verunsichert an.
,,Von mir aus gerne. Dein Bett ist gemütlich." ich zuckte die Achseln, suchte mir meinen Pyjama und ging ins Bad.
,,Kann ich dich was fragen?" Josh sprach leise. Ich lag neben ihm in seinem Wasserbett. Ich war eingewickelt in meiner Decke und starrte die Decke an. Es war unangenehm, wie ich neben ihm lag. Mein Körper war total steif und ich lag hier, wie ein Stock.
,,Hm, ja."
,,Also, ich weiß kaum was über deine Vergangenheit. Magst du darüber nicht reden?" er drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich an. Durch den Schein, der Lampe, die auf seinem Nachttisch stand, konnte ich seine blauen Augen sehen.
,,Ich rede einfach nicht darüber. Naja, bis jetzt auch noch keiner gefragt." ich schaute die Decke weiter an.
,,Redest du mit mir darüber?" fragte er vorsichtig. Ich wusste nicht, ob ich sollte. Ich hatte bis jetzt erst mit einer Person darüber geredet. Diese Person war Klara.
,,Na gut." sagte ich nach einer längeren Pause. Den Klos in meinem Hals ignorierte ich. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und musterte sein Gesicht. Er schien wirklich interessiert.
,,Als ich 5 war sind meine Eltern bei einem Autounfall gestorben. Zumindest wurde mir das erzählt." ich schaute verunsichert zu ihm herüber. Seine Stirn lag in Falten und er hatte seine Augenbrauen zusammen gezogen. ,,Ich kann mich nur noch schwach an meine Zeit mit ihnen erinnern. Leider waren meine Eltern Einzelkinder und der Rest, der Verwandtschaft, war bereits tot. Also musste ich ins Heim.
Ich kam mit 10 Jahren zu Pflegeeltern. Sie waren wirklich sehr nett, wirklich sehr. Ich war schon immer merkwürdig ge-"
,,Du bist nicht merkwürdig." unterbrach Josh mich und ich musste lachen.
,,Ich war damals wirklich sehr merkwürdig, glaub mir. Auf jeden Fall habe ich dort ein halbes Jahr gelebt. Sie hatten ein wunderschönes Haus und einen tollen Garten. Ich hatte dort ein wunderschönes Zimmer und eine wirklich schöne Zeit. Sie waren immer lieb zu mir, haben mir Aufmerksamkeit geschenkt, sich um mich gekümmert trotzdem musste ich zurück ins Heim. Es war frustrierend. So ein Leben würde ich echt keinem Wünschen. Ich habe nie den Grund erfahren, weshalb ich gehen musste. Es waren scheiß Zeiten.
Mit 14 wurde ich das erste Mal für eine Probezeit aufgenommen. Damals ging sie etwas länger und komplizierter. Zwei tolle Menschen, mit einem tollen Haus und einem tollen Hund. Sie waren wirklich süß zu mir, haben mich anscheinend echt lieb gehabt. Nur ich Vollidiot hatte voll die schwere Phase und hab's den echt schwer gemacht."
,,Wie jetzt?"
,,Ich hatte starke, starke Depressionen." ich zog die Decke weg und zeigte ihm meine Beine. Unter der kurzen Hose konnte man meine vernarbten Oberschenkel sehen. Ich zog ebenfalls die Ärmel meines Oberteils hoch, um ihm die Narben an meinen Armen zu zeigen. Josh richtete sich auf und betrachtete all die Narben.
,,Das hast du dir selber zugefügt?" fragte er erschrocken und nahm meinen rechten Arm in seine Hände. Ich nickte kaum merklich und schluckte die Tränen herunter.
Er fuhr mit seinem Finge über meinen Unterarm, drehte ihn und fuhr über den Rest meines Armes. Bei der Berührung seines warmen Fingers zuckte ich leicht zusammen.
,,Wie lange ging das?" er schaute sich meine Oberschenkel an.
,,Ganze 3 Jahre. Es hat sich aber länger angefühlt." ich zog die Decke wieder über meine Beine. ,,Sie haben mich anschließend nicht genommen und ich kam zurück ins Heim. Damit hatte sich alles nur noch verschlimmert. Meine Depressionen wurden stärker und die Selbst-" meine Stimme versagte. Einzelne Tränen liefen über meine Wangen und mein Hals brannte. Josh rückte näher zu mir heran und wischte die Tränen weg.
,,Du musst nicht weiter reden, wenn du nicht willst." sagte er leise und rückte wieder weg.
,,Doch, doch du solltest es wissen." ich rupfte die Nase und atmete einmal tief durch. ,,Als ich 15 war, kam das Mobbing dazu. Von Klassenkameraden, im Internet, egal wo ich hin ging. Ich habe die Schule gewechselt, weil es zu viel wurde..." ich atmete tief durch. ,,Mit 16 habe ich versucht mir das Leben zu nehmen. Mit Schlaftabletten. Regina hat mich gefunden und den Notruf gerufen, bevor ich tot war." ich wagte einen Blick in sein Gesicht. Josh starrte mich an und seine Augen waren ganz glasig. Weinte er? Weinte er wegen mir? Mir wurde plötzlich warm ums Herz.
,,Das tut mir so leid." brachte er hervor.
,,Ist okay. Habe damit abgeschlossen. Ich kam für über ein halbes Jahr in die Psychiatrie. Ich glaube, dass war die unschönste Zeit. Ich habe mich da nicht wohl gefühlt. Es ist ein scheiß Gefühl, glaub mir." ich schaute in seine blauen Augen und dann auf die Uhr. Es war halb elf. Hatte ich so lange geredet? Dann fiel mir wieder ein, dass Moritz morgen Geburtstag hatte.
Ich ließ ein genervtes Stöhnen ertönen und wälzte mich auf die Seite.
Josh und ich redeten noch weiter, bis ich einschlief.
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