Kapitel 12

,,Jane, ich habe Kekse gebacken" sagte eine vertraute Stimme.  Ich drehte mich ruckartig um und schaute in Klaras schwarze Augen. Sie hielt eine Dose in der Hand und starrte mich an. Ihr taillenlanges Haar fiel gewellt über ihre Schulter. Als sie zu der Dose schaute, rutschte ihre Brille etwas von ihrer Nase.
,,Klara?" brachte ich hervor und schluckte den Klos in meinem Hals herunter.
,,Was macht sie hier?" fragte Klara Jane und verdrehte sie Augen.
,,Warten?" Jane musterte sie missbilligten. ,,Du weißt, dass keiner Kekse verlangt hat?"
,,Ja, nur ich wollte welche bringen. Außerdem was macht diese Schlampe hier?" sie schaute kurz zu mir und dann wieder zu Jane.
,,Ich bin anwesend!" nun war ich aufgestanden und schaute direkt in Klaras Augen.
,,Dich hat keiner gefragt, Verräterin." sie richtete ihre Brille mit den Fingern und trat über die Schwelle. Sie ging an die Küchenbar und stelle die Keksdose dort ab.
,,Also, wo ist Paul?" fragte sie und rupfte die Nase.
,,Draußen." sagte Jane genervt und warf mir einen Seitenblick zu.
Ohne ein weiteres Wort verließ Klara die Küche und ging raus. Ich lief ihr hinter her. Erst ignorierte sie mich wochenlang und jetzt nannte sie mich Schlampe? Sollte das ein Witz sein? Ich packte ihren Arm und hielt sie fest.
,,Klara, bleib stehen!" sagte ich mit fester Stimme.
,,Was? Was ist?" fauchte sie mich an und befreite ihren Arm. ,,Was willst du, Kaithlyn?"
,,Hey! Was ist hier los?" fragte Paul plötzlich. Ich schaute ihn überrascht an. Er hatte wieder Menschengestalt und stand vor mir. Wann hatten sie sich zurück verwandelt? War ich so unaufmerksam? Ich schaute ihn weiterhin an. Er nahm Klara in den Arm und gab ihr einen Kuss aufs Haar.
,,Was ist?" fauchte ich genauso sauer zurück. ,,DU nennst mich Schlampe und Verräterin? WER von uns beiden hat mir anscheinend Monate lang etwas verschwiegen?" ich deutete auf sie und Paul. ,,Wer von uns beiden hat mich plötzlich ignoriert? WER HAT DEN KONTAKT ABGEBROCHEN?" brüllte ich. Plötzlich kochte ich vor Wut. Alles, was ich Wochenlang aufgestaut hatte, kam plötzlich hoch. Wie konnte sie mir das nur an tun?
,,Halts Maul, Schlampe. Man keinen Kontakt abrechen, wo keiner war." sie warf ihr Haar über ihre Schulter und kniff ihre Augen zusammen.
,,Nenn sie noch einmal Schlampe, Klara, und du bekommst es mit mir zu tun." Josh war an meine Seite getreten und schob mich etwas zur Seite. Ich blickte mich um und sah Jane. Sie lehnte an der Hauswand und hatte die Arme verschränkt. Mit Begeisterung beobachtete sie das Geschehen.
,,Was soll das heißen?" fragte ich sie und ignorierte Josh.
,,Könnte möglich sein, dass ich dich sowieso nie wirklich mochte." sie zuckte mit den Schultern und lachte bitter auf.
,,Wieso? Wieso jetzt?" ich musterte sie und sie lächelte nur noch breiter.
,,Keiner will was mit jemanden zutun haben, der so armselig ist wie du. Mit deiner ganzen Deprischeiße und deinem ich-bin-ja-so-ein-armes-Mädchen-weil-ich-im-Heim-lebe-und-meine-Eltern-tot-sind- Getue! Gott, Kaithlyn! Niemand will das hören!" höhnte sie. ,,Schon vom ersten Tag an. Ich hatte sowieso keine Freunde, also habe ich es akzeptiert, dass unsere gute alte Lehrerin uns verkuppeln wollte. Ich hab mich einfach mit dem, was ich bekommen habe, zufrieden gegeben. Aber irgendwann hab ich einfach die Interesse verloren! Kaithlyn, du bist nichts weiter, als eine daher gelaufene kleine-"
,,Wag es nicht!" bellte Josh und ich zuckte zusammen.
,,Ok." Klara zuckte die Achseln und stellte sich vor Josh auf. Ich machte einen Schritt zurück und Josh baute sich schützend vor mir auf.
Ohne Vorwarnung verwandelte sich Klara in einen Wolf. Ich wich erschrocken noch weiter zurück. Sie war doch einer? Plötzlich gingen mir verschiedenste Szenarien durch den Kopf. WAS ZUM TEUFEL WAR IN MEINEM LEBEN LOS?! Mir wurde auf einmal schlecht und ich taumelte wenige Schritte zurück.
Klaras schwärzliche Fell glitzerte in dem Schein der Sonne. Sie atmete sehr laut und ließ ein bösartiges Knurren ertönen.
Plötzlich verwandelte sich auch Josh in einen Wolf und ich schrie aus vollem Halse. Vor mir stand plötzlich . Wie konnte das bloß möglich sein? Ich ließ ein genervtes Stöhnen raus.
Ich sah, wie Paul aufeinmal weg lief. Plötzlich kam auch Evelin zu mir herüber. Sie legte ihre Arme um meine Schultern und führte mich weg. ,,Wir müssen weg, bevor es gefährlich wird."
Auch Moritz und der Rest des Rudels suchten Schutz. Sie liefen wieder in den Wald hinein und suchten Schutz hinter Bäumen.
,,Idioten" sagte Jane und schüttelte den Kopf. ,,Josh kann mit seinem Gewicht die Bäume easy weg fegen." sie lachte und holte sich was zu trinken.
In mir machte sich währenddessen die Angst breit. Was wenn sie sich verletzten. Ich hätte am liebsten Stopp geschrien, bekam aber kein Wort raus. Der Klos in meinem Hals machte sich breiter und das Atmen wurde immer schwieriger.
Klara setzte zum Sprung an und stürzte sich auf Josh. Ich wollte schreien, rufen oder sonst irgendwas, aber meine Stimme versagte.
Es ging alles viel zu schnell, um es mit anzusehen. Ich kniff die Augen zusammen und drehte mich um. Es war ja irgendwie meine Schuld und wenn ihm jetzt etwas passierte... Ich schluckte.

,,Er lebt.'' rief Moritz. Erleichtert keuchte ich. Josh lag in Menschengestalt auf dem dreckigen Boden. Sein ganzer Körper war verschwitzt und der Schmutz klebte an ihm. An seinen Rippen waren große blaue Flecken und sein Fuß war widerlich verdreht. Als Moritz seine Rippen anfasste, schrie Josh auf. Energisch griff ich nach seiner Hand und versuchte ihn zu beruhigen.
,,Such Klara!" schrie Moritz zu Paul. ,,Sie hat höchstwahrscheinlich ebenfalls Verletzungen. Sie muss behandelt werden, bevor es zu spät ist."
Paul lief ohne ein weiteres Wort in den Wald. Nachdem Josh leblos zu Boden gefallen war, ist Klara in den Wald gerannt. Ich kochte förmlich vor Wut. Wie konnte sie so etwas anrichten und dann einfach abhauen?

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