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Am Dienstag wacht sie wieder mit Mandrik neben sich auf, der ihr ins Gesicht grinst. Sie bleibt im Schlafanzug und macht sich in der Küche einen Kaffee, bevor sie sich wieder an die Arbeit machen. Heute widmen die beiden sich dem Thema Geister an sich. Sie wollen die Chancen nicht Herausforderung. Bisher waren sie bei Catos und seinem Tod noch nicht sonderlich weitergekommen. Die beiden denken nicht, dass sie im Internet etwas über die beiden finden, weshalb sie sich erst einmal einem anderen Thema widmen.
"Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich das googeln will" , versucht Alana Mandrik ihre Sorge zu erklären. Im Internet gibt es jede Menge schräges Zeug. In ihr steigt ein mulmiges Gefühl hoch und ihr Magen beginnt zu rebellieren.
"Hast du etwa Angst vor Geistern?" , fragt er grinsend.
"Nein, aber davor, was ich über Geister herausfinden werde" , sagt sie lachend. Irgendwie gibt Mandrik ihr ein gutes Gefühl und sie beginnt "Geister" in das Suchfeld einzugeben. Der erste Artikel, den sie finden, lesen die beiden nebeneinander.
"Was sind Geister?" , liest Alana vor. Mandrik liegt auf ihrem Bett und hört ihr zu.
"Im Normalfall sind Geister verstorbene Personen. Es können Familienmitglieder, Freunde oder sogar Menschen sein, die vor hunderten von Jahren gelebt haben." , macht Alana weiter.
"Trifft alles nicht auf uns zu, oder?" , fragt Manndrik in die Stille, die sich gebildet hat, seit Alana vor einigen Minuten aufgehört hat zu lesen.
"Das ist es ja, was mich wundert. Ihr seit, soweit ich weiß, keine Familie, Freunde und ihr habt auch nicht vor hunderten von Jahren gelebt" , stellt sie fest.
"Aber es ist schon eine ganze Weile her. Und bestimmt gibt es auch Geister, die erst vor einem Tag oder vor ein paar Minuten gestorben sind. Da wette ich mit dir"
"Um was?" , fragt sie.
"Wenn ich gewinne, musst du in unserem Zirkus auftreten" , sagt er grinsend.
"Und wenn ich gewinne?" , fragt sie.
"Dann darfst du dir was wünschen"
"Deal" , erklärt sie und die beiden wimden sich wieder den ernsteren Themen des Lebens. Alana wimdet sich wieder dem Laptopbildschirm und beginnt, den Artikel weiterzulesen.
"Geister haben keinen festen Körper und können freundlich, böse, lustig oder auch jähzornig sein. Einige von ihnen können sprechen oder irgendwelche Geräusche von sich geben. Sie können Wärme aber auch Kälte ausstrahlen, sodas anwesende Personen sie deutlich spüren können." , liest sie.
"Ich kann sprechen.. Aber nur mit dir. Die anderen nicht. Warum ist das so? Sie können sprechen, mit mir. Aber heißt das, dass Menschen sie eigentlich auch hören sollten?" , fragt er. Alana zuckt mit den Schultern, aber sie ist der Meinung, dass sie die anderen noch nie sprechen oder gar Geräusche machen hat hören. Sie weiß aber, dass es sich kalt anfühlt, wenn sie Mandrik berühren will und durch ihn hindurchfasst. Sie kann ihn allerdings auch sehen und ihn hören, mit ihm sprechen. Sie fragt sich, wie die anderen Menschen es wahrnehmen, wenn die Geister durch sie hindurchgehen. Sie lässt den Gedanken jedoch unkommentiert in der Luft schweben und wimdet sich erneut dem Text.
"Geister können durch Wände, Dinge oder Menschen schweben oder gehen. Manche Geisterarten, können auch Menschen und Gegenstände berühren, um anwesende Personen wissen zu lassen, dass sie da sind."
"Ich kann durch Wände gehen. Das stimmt. Ich kann durch Menschen und Dinge schweben." , sagt er.
Welche Geisterarten können Menschen und Gegenstände berühren?" , fragen die beiden aufgeregt gleichzeitig.
"Das gilt es wohl herauszufinden" , schmunzelt Mandrik.
Alana holt ihren Zettel mit den Fragen heraus und fügt eine Antwort und eine Frage hinzu.
"Parapsychologen haben herausgefunden, dass Geister ihre frühere Persönlichkeit beibehalten und sogar in der Lage sind Gefühle zu spüren."
"Dann habe ich wohl meine frühere Persönlichkeit behalten, auch wenn ich keinen Schimmer habe, wer ich bin. Ich habe alles, wirklich alles, außer meinem Namen aus meinem Leben vergessen" , bemerkt Mandrik. "Aber ich habe Gefühle. Für dich" , fügt er hinzu.
"Die meisten Geistererscheinungen, passieren in den späten Abendstunden oder nachts, weil weniger elektrische Geräte aktiv sind. Des Weiteren sind sich Experten sicher, dass die Chance einen Geist zu sehen, um oder nach Mitternacht am größten ist." , liest Alana den letzten Satz aus dem Artikel vor.
"Ich schätze Mal, aus diesem Grund ist unsere Vorstellung um Mitternacht." , stellt er fest.
"Das weißt du gar nicht, warum es so ist?" , fragt Alana erstaunt.
"Nein" , gibt er zu. "Es war einfach schon immer so. Ich glaube, niemand von uns weiß so genau, weshalb das so ist. Es ist einfach so, wie ein Fakt der besteht"
"Das war lehrreich, aber ich will noch so viel mehr wissen. Ich weiß gar nicht, weshalb ich schon viel früher einfach mal nach Geistern im Internet gesucht habe. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel Schiss, was ich finden würde. Schau Mal, hier. Zwei Bilder" , sagt sie, als sie durch die weiteren Seiten klickt.
Auf dem ersten Bild, welches "The Brown Lady" heißt, ist eine junge Frau zu sehen, so wie Alana das einschätzen würde. Sie sieht aus, als wenn sie ein langes Nachthemd trägt und eine alte Holztreppe heruntergeht. Sie scheint langes Haar zu haben und zu schweben. Sie sieht genauso aus, wie Mandrik, wenn er geht. Sie gibt "The Brown Lady" in die Suchleiste ein und findet noch mehr über das Bild und die Frau darauf heraus. Sie scheint ein Geist aus England zu sein. Alana klickt sich durch die Seiten, dass Mandrik gar nicht mehr hinterherkommt. Sie landet auf einem Geisterforum, indem die wesentlichen Informationen zusammen gefasst werden.
Dort ist auch wieder das Bild abgebildet.
"Es ist aus dem Jahre 1936" , erklärt Alana. Uralt. Noch älter, als als die Geister aus dem Zirkus. "Es soll der Geist von Lady Dorothy Walpule handeln, die 1686 geboren wurde" , staunt Alana.
"Sie soll in dem Haus gelebt haben, in dem der Fotograf das Bild aufgenommen hat. Sie soll an Pocken gestorben sein, angeblich. Es gibt aber Gerüchte, dass sie von ihrem Mann die Treppe herunter gestoßen wurden ist" , haucht Alana inzwischen. Sie hat eine Gänsehaut bekommen.
"Scheiße, all das ist so gruselig. Das sind von den Menschen ja alles nur Vermutungen. Aber es gibt diese Bilder. Sie wurden bisher noch nicht als Fälschungen herausgestellt. Sie könnten also echt sein. Und ich weiß jetzt nunmal, dass es Geister gibt" , erklärt sie und beginnt immer schneller zu atmen.
"Beruhige dich. Die Geister tun dir doch nichts."
"Du und deine Freunde vielleicht nicht. Aber wir haben doch eben gelesen, dass es auch böse Geister gibt" , sagt sie und ist ganz durch den Wind.
"Vielleicht sollten wir für heute Schluss machen mit dem Recherchieren. Es ist doch ganz schön heftrig" , überlegt Mandrik laut.
"Nein. Ich will weitermachen. Ich habe mich doch extra die ganze Woche krank gemeldet. Ich brauche weitere Informationen. Wir sind der ganzen Wahrheit so viel weiter gekommen. Bitte"
"Aber wollen wir nicht vielleicht eine Pause einlegen?" , fragt er unsicher. "Wir haben noch den ganzen Tag, die ganze Woche Zeit" , erklärt er.
"Okay" , sagt sie. "Durchatmen ist vielleicht ganz gut" , sagt sie, denn die beiden sitzten immerhin schon ein paar Stunden vor dem Computer. Sie haben gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht. Die beiden machen einen langen Spaziergang in der Gegend von Alanas Haus, denn sie darf nicht gesehen werden. Immerhin ist sie krank geschrieben. Zum Glück ist ihre Arbeitsstelle im nächsten Dorf. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sie jemand von der Arbeit sieht, aber man musste ja auch kein unnötiges Risiko eingehen. Zumal sich wahrscheinlich auch niemand beschweren würde, wenn sie ein wenig frische Luft schnappen will. Zumal sie von allen anderen alleine gesehen wurde. Trotzdem hatte sie, auch wenn sie wirklich krank war, ein schlechtes Gewissen, wenn sie dann rausging und hatte immer Angst, gesehen zu werden.
*
Die beiden bleiben eine ganze Weile alleine draußen, ohne zum Recherchieren zurückzukehren und es tut Alana tatsächlich sehr gut. Sie hätte nicht gedacht, dass sie das ganze Thema so mitnimmt. Es ist doch heftiger, als gedacht, mehr über Geister und das Leben nach dem Tod zu erfahren. Irgendwie hatte es schon seinen Grund, weshalb man darüber das ganze Leben lang spekulierte und die Menschen dort noch nicht weiter sind mit ihrer Forschung. Sie versteht aber bisher immer noch nicht, weshalb ausgerechnet sie diese Zwischenwelt kennenlernen sollte. Alle anderen Menschen lebten immerhin scheinbar ihr ganzes Leben, ohne je einen Geist zu Gesicht zu bekommen, wie ihre Eltern. Alana bekommt draußen wieder einen klaren Kopf. Es hat heute Morgen geregnet und nun ist es eine schwüle Luft. Es ist warm und sie atmet einmal tief ein, um den Geruch des Regens aufzusaugen. Irgenwo ganz in der Nähe hat jemand Rasen gemäht und sie genießt alles an diesem kleinen Ausflug. Sie würde alles dafür geben, bei diesem Spaziergang Mandriks Hand halten zu können. Es muss doch irgendwie möglich sein. Sie wünscht sich, dass er eine Art dieser Geister sein mag, welche auch immer es sein mag. Sie wünscht sich, dass er eine Art dieser Geister sein mag, welche Menschen berühren können. Es muss einfach einen Weg geben. Er muss diese Art von Geist sein. Sie hasst es, ihn nicht berühren zu können. Sie wünscht es sich so sehr. Sie wünscht sich, dass er diese Art von Geist ist und sie nur noch nicht den richtigen Weg herausgefunden haben.
"Lass uns wieder nach Hause gehen und weiter recherchieren" , erklärt Alana.
"Was hälst du davon, wenn wir noch einen kleinen Abstecher in die Bibliothek machen und schauen, was sie da über Geister haben?" , fragt er.
"Gute Idee" , sagt sie. Sie hatte ihre Bücherhallenkarte, auch wenn sie sie kaum nutzt, immer in ihrem Portmonaie.
Nach einer Weile kommen die beiden in der Bibliothek an und Alana fragt sofort eine der Mitarbeiterinnen nach Büchern über Geister. Erst einmal empfehlt sie ihr viele Geistergeschichten, bevor Alana überhaupt ihr Anliegen äußern kann.
"Da haben wir tatsächlich einiges da. Susannah - Auch Geister können küssen. Das ist der erste Band einer sehr süßen Reihe, die meine Tochter geliebt hat. Dort verliebt sie sich in einen Geist, soweit ich das noch in Erinnerung habe. Die drei Fragezeichen und das Gespensterschloss und es gibt noch eine Menge weitere Fälle. Dann gibt es natürlich noch die Vampirschwestern. Da gibt es aber erst die ersten drei Bände." , sagt sie und sucht die entsprechenden Bücher aus dem Regal, um sie Alana in einem Stapel auf den Arm zu legen. Mandrik steht neben der Bibliothekarin und grinst von einem Ohr zu einem anderen.
"Eigentlich suche ich nach Sachbüchern über Geister" , versucht Alana es ganz vorsichtig. Die Augen der Frau weiten sich.
"Oh, entschuldige" , sagt sie und will die Bücher schon wieder einräumen, als Mandrik noch etwas zu Alana sagt.
"Nein, die nehme ich auch gerne mit. Wenn sie mir auch noch ein paar Sachbücher zeigen, wenn sie haben" , erklärt sie lächelnd. "Alles hilft"
"Warum brauchst du die Lektüre eigentlich?" , fragt sie.
"Ach, ich halte ein Referat in der Schule" , sucht Alana schnell eine Ausrede.
"Du siehst gar nicht aus, als wenn du noch zur Schule gehst"
"Abiturientin. Aber das wird mir oft gesagt" , sagt Alana lächelnd.
"Und da haltet ihr noch Referate? Und dann auch noch über solche Themen?" , fragt sie.
"Ja. Referate immer. Ist zur Übung für unsere Präsentationsleistungen im Abitur. Und ich habe mir das Thema selbst ausgesucht" , sagt sie lächelnd. "Es ist ein freiwilliges Referat in Psychologie" , erklärt sie. "Beziehungsweise Philopsophie" , versucht Alana sich irgendwie heraszureden, macht es aber nur noch schlimmer.
"Verstehe" , sagt sie Bibliothekarin lächelnd und geht mit Alana zu den Sachbüchern.
"Ich habe hier einmal Aufbruch in die Unterwelt" , sagt die Frau und hält Alana eines der dicksten Bücher hoch, dass es in der Bibliotek zu geben scheint. "Und Geister und wie sie leben" , erklärt sie. "Das sind leider die einzigen beiden, die ich so über Geister habe. Bei den Geschichten sind wir wohl besser aufgestellt" , sagt sie schulterzuckend.
"Vielen Dank. Sie haben uns sehr geholfen" , antwortet Alana.
"Uns?" , fragt die Frau.
"Ja, ich halte das Referat mit einem Freund zusammen" , versucht Alana sich schnell herauszureden. Die Frau nervt mit ihrer ganzen Fragerei. Irgendwie hat Alana Angst, dass die Frau Mandrik auch sehen oder spüren kann. Immerhin hatte sie heute Morgen viel darüber gelesen. Vielleicht wird sie jetzt aber auch paranoid und bildet sich alles ein.
"Heißt dein Freund zufällig Mandrik?" , fragt die Frau augenzwinkernd und Alana erstarrt in der Bewegung. Sie starrt die Frau schockiert mit großen Augen, doch auf einmal scheint diese sich in Luft auszulösen, denn sie ist von der einen auf die andere Sekunde verschwunden.
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