Exposé eines Psychothrillers
Es ist ein schöner, sonniger Nachmittag. An dem großen Esstisch sitzen ein MANN IN ROT,
eine FRAU IN HELLGRAU, eine FRAU IN DUNKELGRAU und eine FRAU IN
ORANGE. Ein MANN IN GELB sitzt gemeinsam mit seiner Tochter HOPE (5), welche ganz
in weiß gekleidet ist, am Boden und malt gemeinsam mit ihr ein Mandela aus. Alle
Erwachsenen scheinen im selben Alter zu sein und unterhalten sich auf vertraute Weise. Im
Laufe des Gesprächs wird deutlich, dass der Mann in Rot viel Wut in sich trägt und die Frau
in dunkelgrau sehr traurig ist. Die Frau in hellgrau scheint sehr ängstlich zu sein, während die
Frau in orange großen Ehrgeiz zeigt. Der Mann in gelb ist fröhlich, und zwar besonders wenn
es um seine Tochter geht, von der man komischerweise nie das Gesicht zu sehen bekommt.
Nun bekommt der Mann in rot einen Anruf: Die Waschmittelfirma, für die er arbeitet, muss
aus finanziellen Gründen einige Stellen kürzen. Er kann seinen Job Gott sei dank behalten,
jedoch bedeutet dies für ihn umso mehr Arbeit. Und das in einem Beruf, der ihm ohnehin
keinen Spaß macht. Er lässt seine Wut daraufhin bei seinen Freunden raus und beschwert sich
über den zukünftigen Stressfaktor. Die Frau in orange und der Mann in gelb versuchen ihn zu
ermutigen, während die anderen beiden in sein Leiden mit einstimmen.
Plötzlich steht ein MANN IN SCHWARZ in ihrem Wohnzimmer. Er behauptet er habe bereits
gerufen. (Vielleicht haben die wütenden Rufe des Mannes in rot dies übertönt.) Er sei auf der
Durchreise und habe mit seinem Auto wenige hundert Meter entfernt, eine Autopanne gehabt.
„Dürfte ich eventuell kurz Ihr Telefon benutzen? Der Akku meines Handys ist leider leer"
Während der Mann in gelb den fremden Gast mit offenen Armen empfängt, ist die Frau in
hellgrau (wie gewöhnlich) ängstlich was dieses blinde Vertrauen angeht. Nachdem der Mann
in schwarz das Telefonat beendet hat, bittet der Mann in gelb ihn, die Teetassen, die er soeben
vorbereitet hat, zu den anderen ins Wohnzimmer zu bringen. Anschließend äußert die Frau in
hellgrau ihre Bedenken, welche jedoch überhört werden. Somit wird der fremde Mann
eingeladen, sich zu den anderen an den Tisch zu gesellen, solange er auf den Pannendienst
wartet.
Das alte Gespräch wird schnell wieder aufgenommen und der Mann in rot lässt erneut seinen
Emotionen freien lauf. Nach und nach beteiligt sich auch der Mann in schwarz an dem
Gespräch und leitet dieses geschickt, ohne jeglichen Verdacht der anderen, in eine ganz
bestimmte Richtung. Draußen wird es immer dunkler und ungemütlicher.
Der Mann in gelb wird schlagartig müde und legt sich schließlich auf eins der nicht weit
entfernten Sofas. Daraufhin verschlechtert sich die Stimmung der anderen drastisch. Der
Mann in rot richtet seine Wut nicht mehr gegen seine Arbeit, sondern gegen sich selbst. Die
Frau in dunkelgrau versinkt in tiefen Schuldgefühlen bezüglich ihrer Tochter. Es wird
deutlich, dass jeder der Erwachsenen – abgesehen vom Mann in schwarz - eine Tochter zu
haben scheint. Die Frau in hellgrau wird von ihrer Angst diese zu enttäuschen nahezu
überwältigt. An diesem Verlauf des Gesprächs ist der Mann in schwarz keineswegs
unbeteiligt: „Angst ist durchaus nützlich. Sie schützt uns vor Gefahren."
Die Frau in orange beteiligt sich hingegen kaum noch an dem Gespräch und will sich
schließlich zu ihrem Mann auf eins der Sofas legen. Plötzlich schreit sie auf - ihr Mann ist
bewusstlos und hat Schaum vor dem Mund. Da fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: War
etwas in dem Tee? Langsam verliert sie ebenfalls das Bewusstsein. Auch die Anderen
begreifen schließlich was hier vor sich geht und die Frau in hellgrau ruft die Polizei.
„Ihr wisst genau, dass nicht ich der Grund bin für euer Leid. Das habt ihr ganz alleine
geschafft." Der Mann in Schwarz nutzt die letzten Momente, um noch möglichst viel Terror in
den Köpfen der Anwesenden zu verbreiten. Schließlich wird er von der Polizei überwältigt
und abgeführt, während sich ein Notarzt um die bewusstlosen Personen kümmert.
Der Terror scheint vorüber.
Ein neuer Tag. Das Wetter sieht freundlich aus. Alles scheint beim alten. Wobei das nicht
stimmt: Im Leben aller hat sich einiges geändert. Neuer Job, neue Denkmuster, kein Mann in
schwarz. Die Freundesgruppe ist jedoch wachsam und möchte im Fall eines erneuten Angriffs
vorbereitet sein. Und sie bekommen tatsächlich die Chance ihre Verteidigung unter Beweis zu
stellen. Der Mann in schwarz bricht erneut in das Haus ein und kommt diesmal schnell zur
Sache. Trotz der geplanten Strategie schafft es der nun nicht mehr ganz so fremde Mann jeden
von ihnen zu überwältigen. „Versteck dich!", ruft der Mann in gelb seiner Tochter Hope zu,
während er langsam an einem Messerstich verblutet. Auch seine Frau, die Frau in orange,
liegt in einer großen Blutlache. Der Mann in rot und die Frauen in den zwei unterschiedlichen
Grautönen wurden bisher nicht schwerwiegend verletzt. Sie sitzen jeweils gefesselt auf einem
Stuhl und sind somit vollkommen dem Psychoterror des Mannes in schwarz ausgesetzt. „Ich
will, dass die negativen Gefühle euch auffressen. (...) Bis zu dem Moment in dem ihr mich
anfleht, euch von eurem Leid zu erlösen", er schwenkt das blutige Messer vor ihren
Gesichtern hin und her. Draußen ist es nun wieder dunkel und trostlos.
Letztendlich hat er sein Ziel erreicht: Er hat alle Erwachsenen ermordet. Doch etwas fehlt
noch. Er macht sich auf die Suche nach Hope. Schreie verraten, dass er sie nach kurzem
Suchen bereits gefunden hat.
Der Mann in schwarz sitzt nun, blutverschmiert, alleine an dem Wohnzimmertisch. Um ihn
herum nichts als Chaos und tote Menschen.
Wie aus einem Fenster sieht man den Mann dort sitzen. Jedoch ist das kein Fenster- es ist ein
Auge. Der schwarze Mann scheint im Kopf eines anderen Mannes zu sitzen. Dieser neue
Mann hat einen Strick um seinen Hals gebunden und springt schließlich in den Tod. In den
Händen hält er ein Foto seiner Tochter- endlich sieht man ihr Gesicht.
Wer war der Mann in schwarz?
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