Kapitel 2 - Los geht's

Dann war (endlich) Montag. Heute würden wir losfahren. Allerdings startete der Tag schon sehr gut damit, dass ich verschlief und den Schulbus verpasste, weswegen mich meine Tante zur Schule fahren musste. Außer mir waren schon alle da und als ich es dann auch endlich her geschafft hatte stiegen wir in den Bus ein, der uns zur Jugendherberge bringen sollte.

Ich hatte mich schon darauf vorbereitet, alleine zu sitzen, weswegen ich etwas überrascht reagierte, als Zoë mich fragte: "Ist neben dir noch frei?"

"Klar", erwiderte ich. Hinter uns saßen Salome und Daphne, wie ich im Augenwinkel bemerkte.

Als der Bus losfuhr meinte Daphne: "Erzähl mal was über dich, Nele. Wir kennen dich ja fast gar nicht. Was sind denn zum Beispiel deine Hobbys? Was ist dein Lieblingstier oder deine Lieblingsfarbe?"

"Also mein Lieblingstiere sind Füchse und meine Lieblingsfarbe ist türkis. Früher habe ich im Verein geturnt und auch Hip-Hop getanzt, aber hier habe ich noch keinen Verein gefunden. Außerdem skate ich gerne, sowohl mit Inlinern als auch mit Skate-, Long- oder Pennyboards", erzählte ich ihnen.

"Cool! Turnst du auf einem Gerät oder Boden?", fragte Zoë nach.

"Boden", erwiderte ich.

"Und deine Familie? Hast du Geschwister?", bohrte Daphne nach. Mein Blick ging zu meinen Füßen. Familie war kein Thema über das ich gerne sprach.

Dennoch atmete ich kurz tief ein und aus, dann antwortete ich: "Ich wohne bei meiner Tante und ihrer Familie."

"Was? Wieso denn das?", wollte Daphne es weiter wissen.

"Meine Mutter hatte einen Autounfall", erzählte ich, "Und meinen Vater habe ich nie kennengelernt." Ich wusste selbst nicht, warum ich das erzählte, denn eigentlich hatte ich es noch niemandem so früh erzählt. Auch auf Mitleid war ich nicht aus, so etwas hatte ich nicht nötig.

Betroffen blickten mich die drei an und Salome machte: "Oh." Zoë legte mir ihren Arm auf meine Schulter. Es gibt nur eine Sache die ich mehr hasse als Fragen nach meiner Familie und das ist diese betroffene Stille und die mitleidigen Gesichter.

"Können wir über etwas anderes reden?", fragte ich zögerlich, "Und könnt ihr mich bitte normal behandeln? Ich hasse es, dass mich alle danach behandeln, als wäre ich ein rohes Ei!"

Nach meiner Ansage redeten wir über Gott und die Welt und die anderen drei erzählten mir auch etwas über sich. Irgendwann hörten wir auf zu reden und jede beschäftigte sich mit irgendetwas anderem. Meine Augen wurden immer schwerer, weswegen ich sie schloss. Ziemlich schnell schlief ich ein. 

Der Traum startete wie immer. Ich befand mich in einem Wald auf einer Lichtung, in der Nähe hörte ich einen Fluss, hier und da zwitscherten Vögel, aber ansonsten war es still. Wie immer lief ich zwischen den Bäumen durch, hatte mein Ziel klar vor Augen. In Träumen gab es keine Zeit, dennoch würde ich sagen, es wären dreißig Minuten zu Fuß. 

Bald wurde es wieder heller und ich wusste, es war nicht mehr weit. Der Wald lichtete sich etwas und ich stand auf der nächsten Lichtung. Hier standen lauter kleine Hütten, größtenteils aus Holz aber vereinzelt auch aus Stein. Ich wagte einige Schritte in das Dorf hinein. Direkt kommen mir zwei schwarzhaarige Mädchen entgegen. Direkt vor mir halten die Zwillinge an. "Nele", rief Asya überrascht, "Du bist wieder da!" Caio schloss kurz die Augen und stellte dann fest: "Du kommst näher." "Was?", fragte ich verwirrt. Was wollte sie mir damit sagen? "Du hast deine Welt verlassen", erklärte sie, "Du befindest dich in der Zwischenwelt. Dein Körper verfestigt sich langsam." "Was meinst du?", wollte ich wissen, doch bevor sie antworten konnte wurde mein Körper von etwas davongezogen. Ich landete wieder auf der Lichtung, auf der mein Traum begonnen hatte. Das konnte nur eins heißen: Ich wachte auf!

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