Der Lichtmeister
Der Lichtmeister
„Er hat sie geholt. Der Lichtmeister." Ich deckte sie zu und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. „so, und jetzt wird geschlafen, Kleine." Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stand auf.
Als ich die Wohnküche betrat hob Niko nicht mal den Kopf von seinen vielen Papieren, die sich schon wieder über den ganzen Esstisch verteilt hatten. „du hast ihr wieder vom Lichtmeister erzählt?" ich ignorierte ihn und setzte mich auf den Schuhschrank, um meine hohen Schnürstiefel anzuziehen. Jeder hier kannte die Geschichte, jeder hatte sie als Kind zu hören bekommen und wir alle hatten Angst davor gehabt. „du weißt genau das sie davon Alpträume bekommt." ich zuckte die Schultern. „nicht meine Sache, denn ich wird nicht hier sein. Ich bin unten am Steg."
„Felicitas!" er knallte den Kugelschreiber auf den Tisch und starrte mich Wütend an. „Am Steg? Das da drin ist auch deine Schwester! Es kann nicht sein das ich immer alleine die Verantwortung habe!" Ich verdrehte die Augen. „und? Darf man nicht auch mal Spaß haben?"
„Mal?!" seine Stimme machte einen kleinen Hüpfer. „Mal? Jeden zweiten Abend? Wenn Mama und Papa das wüssten-" „entspann dich Brüderchen. Und lass unsere Eltern da raus." Ich wartete nicht auf seine Antwort sondern ging einfach nach draußen und ließ die Tür hinter mir zu knallen.
Es war Oktober, aber dafür noch relativ warm. Ich zog die Kapuze meiner schwarzen Kapuzenjacke über den Kopf, ließ den Reißverschluss aber offen.
Ich stapfte eilig unsere Einfahrt hinunter und überquerte die Landstraße, an der unser Haus leicht abseits des kleinen Dorfes lag, das man trotzdem zu Fuß in wenigen Minuten erreichen konnte. Auf der anderen Seite folgte ich einem kleinen, fast unsichtbaren Trampelpfad hinunter. Der weg wurde nur vom diffusen Licht meiner Handytaschenlampe erhellt, aber das war kein Problem. Ich kannte die gegen Seit ich ganz klein gewesen war, diesen Weg würde ich auch in kompletter Dunkelheit finden, wenn es nötig wäre.
Am unteren Ende der Böschung konnte ich bereits das Wasser des Sees zwischen den Bäumen glitzern sehen. Ein leichter Wind kräuselte die Oberfläche und das Mondlicht zeichnete ein einzigartiges Muster darauf.
Ich warf einen meiner geflochtenen Zöpfe über die Schulter. Aus der Richtung des Stegs, der mehrere Meter ins Wasser reichte, konnte ich schon die Musik hören.
„hey!" Nova empfing mich grinsend, mit einer Flasche Bier in der Hand. Ich hob eine Hand, zu einem allgemeinen Gruß in die Runde, dann setzte ich mich zu meinen Freunden, die wie immer in unsere Ecke auf den Großen Steinen saßen, die die Sandige Bucht einrahmten.
„Ach, hast dus auch noch hergeschafft?" Reece musterte mich kritisch, während Nova mir auch eine Flasche öffnete. „hat Niko dich nicht gehen lassen, was?" mischte sich auch Lean ein und prostete mir zu. „haha." Ich nahm einen Schluck und verdrehte die Augen. „so ein Langweiler." Liss lehnte sich zurück und schlug die beine übereinander. „der soll mal den Stock aus dem Arsch ziehen und bisschen lockerer sein. Ist ja nicht so, dass er schlecht aussieht." „yoooh, halt mal den Ball flach! Ich will dich nicht an den Loyd verlieren!" Reece legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. Sie ließ sich das natürlich gerne gefallen, immer gingen sie schon seit Jahren miteinander, obwohl das auch mit höhen und Tiefen. „auf Niko Loyd, den Frauenheld!" Lean hob seine Flasche und wir anderen prostet ihm zu und lachten. Auch ich lachte. Es war auch einfach zu absurd.
„wo ist eigentlich das Gürteltier?" erkundigte ich mich eine halbe Stunde später. Das Gürteltier, aka Sam, der so genannt wurde weil er ewig gedacht hatte Gürteltiere wären ausgestorbene Dinos, bis er dann mal im Urlaub einem über den weggelaufen war und dachte er hätte eine echte Sensation gesehen, war eigentlich immer überall dabei. Deshalb wunderte es mich auch, dass ich ihn noch nicht gesehen hatte, heute Abend.
„Ich hab den schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Dass er keine Nachrichten ließt ist ja normal." Lean zuckte die Schultern und gähnte. „Keine Ahnung. Aber der taucht schon wieder auf. Komm, ich will tanzen." Liss packte Reece am Arm und ließ sich dann von ihm stützen, als sie schwankend aufstand. Die beiden verschwanden in Richtung Wasser, Liss kicherte leise als ihr Freund ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Ich lehnte mich zurück und streckte mich, Lean zog Zigaretten aus der Tasche und zündete sich vorsichtig und konzentriert eine an. Nova stöhnte. „Lass mich!" murmelte er. „Ich sag doch gar nichts!" schnappte Nova. Sie konnte Raucher nicht ausstehen, seit ihr Vater an einem Herzinfarkt, der durchs Rauchen hervorgerufen worden war, gestorben war. Sie hatte selbst früher geraucht.
Am See ging ein Knaller los, Lean fiel fast vom Stein vor Schreck. Ich lachte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es inzwischen fast Mitternacht war.
Plötzlich wurden unten am See stimmen laut. Nicht der übliche Lärm, aufgewühlter, ängstlicher. „Was ist da los?" Nova lehnte sich vor, um zu sehen was da drüben vor sich ging. „Keine Ahnung. Gehen wir nachsehen?" ich stand auf, die anderen folgten mir.
Die Musik war leiser gedreht worden und eine Menschentraube hatte sich gebildet. In der Mitte stand eine Person, ich brauchte kurz, um ihn zu erkennen. „Da ist ja das Panzertier." Lean schmiss seine Kippe auf den Boden und trat sie aus. „Schuppentier." korrigierte ich ihn und arbeitete mich durch die Menge nach vorne.
„Ich schwöre, ich hab das gesehen, da im Wald!" er deute aufgeregt hinter sich auf den Wald, der dunkle Schatten auf die Bucht warf. „Du hast zu viel gesoffen, Kumpel." Reece klopfte ihn auf die Schulter. „Nein!" er riss sich los. „Ich hab getrunken. Ja! Aber nicht so viel, dass ich halluziniere!"
„was glaubst du denn überhaupt gesehen zu haben?" schrie Nova, wir waren ja erst später dazu gekommen. „Ein Mann aus Licht, oben im Wald! Und nein ich bin nicht irre!" er versuchte ruhig und sicher zu klingen, aber seine Stimme zitterte.
„Sicher dass es ein Mann war?" schrie jemand. „Genau! Hast du nachgesehen, oder was?" vermehrtes lachen. Einige Leute entfernten sich schon wieder von der Gruppe, die Musik wurde wieder lauter. „Ihr könnt mich alle mal!" fauchte Sam und wand sich wütend zum Gehen. Tuschelnd löste sich auch der Rest der Gruppe auf. Ich folgte ihm. „Wo gehst du hin?" ich hielt ihn am Arm fest. Nova und Lean waren direkt hinter mir. „in den Wald. Beweisen was ich gesehen hab!" er funkelte mich wütend an. „Wollen wir das nicht lieber bei Tageslicht machen?" sprang Nova ein. „wir helfen dir auch, aber renn jetzt nicht einfach wieder in den Wald!" ich sah sie warnend an, sie wusste das ich verdammt wenig Zeit hatte, sie konnte mich nicht einfach verplanen. Sam schnaubte auf und nickte dann genervt. „Okay. Aber nur weil ihr mir helft."
Nova, sie war locker ein, zwei Köpfe kleiner als er, packte ihn am Arm und zog ihn mit sich in Richtung Wasser. Er stolperte halb wiederwillig, halb belustigt hinterher, wenn er wollte, könnte er sie einfach nehmen und locker aus ein paar Metern entfernt in den See schmeißen. Trotzdem ließ er es sich gefallen.
Ein paar Stunden und viele leere Flaschen später war die Erscheinung aus dem Wald schon wieder vergessen, die Stimmung war am Höhe- und die Temperaturen am Tiefpunkt. Jemand hatte ein Schlauchboot angeschleppt, es dümpelte jetzt zwei Meter entfernt vom Steg im See, nur mit einem Brett mit dem Land verbunden. Die Challenge war klar und schon bald war der ganze Steg nass und gefüllt mit nassen Menschen. Auch mein top klebte an meinem Körper, Lean hatte mich gepackt und ins Wasser geschmissen. Es war ziemlich kalt und ich hatte das Gefühl, dass man mehr sehen konnte als mir unbedingt lieb sein sollte, aber es war mir egal.
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem fürchterlichen Kater auf. Wie ich nach Hause gekommen war, wusste ich nicht mehr. Das Licht, das durchs Fenster strahlte, war viel zu hell und mein Kopf hämmerte. Ich blickte auf die Uhr. Halb eins. Stöhnend richtete ich mich auf. Hinter mir murmelte jemand etwas und ein arm schlang sich um meine Hüfte. Ich drehte mich nach hinten, ouh. Lean war auch hier. „Lass mich." murmelte ich und machte mich los, sein Arm viel schlaff auf mein Bett. Mein top klebte immer noch feucht an meinem Körper.
Ich tappte leicht benommen in die Küche. Niko saß am Esstisch und arbeitet. Wie immer. „Was macht der schon wieder hier? Ich dachte ihr wärt nur Freunde?" „was geht dich das an?" brummte ich und öffnete mit Schwung den Kühlschrank. Wir waren nur Freunde, alles andere war eher Gelegenheitssache. Wusste auch sonst ja auch keiner. „Ich bin dein großer Bruder und hab die Verantwortung für dich, solange du nicht 18 bist und unsere Eltern nicht hier sind." „bla bla bla." äffte ich ihn nach und wühlte im Kühlschrank. „Rede nicht so mit mir!" Niko starrte mich über den Tisch wütend an. Ich verdrehte die Augen und knallte den Kühlschrank zu. „Natürlich! Sorry! Entspann dich mal, in zwei Monaten bin ich 18. ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen!" Niko knallte die Faust auf den Tisch, ein paar Papiere wehten auseinander. „Genau! Du wirst in zwei Monaten 18! Verhalt dich doch nur ein Mal, nur ein einziges Mal auch so! Ist das denn zu viel verlangt?!" „morgen." brummte Lean, er stand, immer noch Oberkörper frei, im Türrahmen. „Und du verschwindest jetzt sofort aus diesem Haus, ich will dich hier nicht mehr sehen!" Niko deutete auf die Tür. Lean hob entschuldigend die Hände und ging in Richtung Ausgang. „Du kannst ihn nicht einfach wegschicken! Es ist nicht dein Haus!" schrie ich. „Ich werde nicht mit dir darüber diskutieren! Und du musst jetzt sowieso los, deine Schwester von der Schule abholen." er schob mich zur Tür raus. „Ey!" schrie ich. „Beruhig dicht." Lean legte mir eine Hand auf die Hüfte. „Du fährst mich jetzt in die Stadt und holst deine Schwester ab und dann machen wir einen Plan, wann wir Gürteltiers Wahnvorstellungen nachgehen, Okay?" er führte mich sanft zum Auto. Ich murmelte etwas Unfreundliches und stieg ein.
Als ich Lean bei sich zu Hause abgesetzt und Andy von der Schule abgeholt hatte fuhr ich auf dem Weg nach Hause noch schnell bei mc Donalds vorbei, ich hatte ziemlichen Hunger und Andy hatte auch nichts dagegen.
Mit der braunen Papiertüte in der Hand schloss ich die Haustür auf, Niko schien nicht mehr da zu sein. Am Kühlschrank hing ein Zettel.
Komme spät nach Hause, pass auf Andy auf.
Ich konnte seine Stimme fast höre, wie er mich genervt und enttäuscht ansah und mir die Worte mit diesem komm schon, ein Mal Ton ins Gesicht sagte. Mein Handy klingelte. Ich seufzte. Gürteltier hat einen Gruppenanruf gestartet. Informierte mich ein Handy. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und ging ran. „Morgen." ich lehnte mich an die Theke. „Es ist Nachmittag." seufzte Nova genervt. „Und? Kommt zum Punkt." „hallo." schaltete sich Lean ein. „Also, alle sind da." legte Sam los, bevor noch mehr Kabelleien entstehen konnten. „Am besten direkt heute Abend, je eher desto besser." „worum ging es noch?" fragte Reece. „Die Lichtgestalt? Die Wahnvorstellung, das Ding im Wald, der Engel?" Nova klang genervt. War sie wahrscheinlich auch. „Ach so. Kann mich größtenteils erinnern, denke ich." gab Reece zurück. „Kann ich das in die Mikrowelle machen?" Andy sah mich fragend an und wedelte dann mit der Tüte. „Äh klar." gab ich abgelenkt zurück und konzentrierte mich wieder auf das Gespräch. „Was?" fragte Sam. „Andy. Ich kann übrigens nicht mit heute ich muss auf sie aufpassen." alle möglichen Leute redeten drauf los. „was?" „kann Niko das nicht machen?" „warum?" „nimm sie doch mit!" ich ordnete kurz meine Gedanken, mein Hirn arbeitete ziemlich langsam. „Ich kann sie nicht mitnehmen. Zu gefährlich." „was soll passieren, da ist doch nichts!" Gab Reece zurück. „Ey!" warf Sam ein. „Na gut." ich gab nach. Ich hatte keine Energie für Diskussionen. „Sie kommt mit, okay?" „sehr gut. Wir treffen uns um..." Sam machte eine kurze Pause, „um 19 Uhr am Steg. Denkt an Taschenlampen und so." „mhm klar." Zustimmung von allen, Ich legte auf. Andy schaute mich erwartungsvoll an. „Was?" fragte ich. Sie öffnete den Mund, wurde dann aber von der Mikrowelle unterbrochen, die mit einem lauten ping aufsprang. „Mit wem hast du geredet?" ich steckte mein Handy weg und schob ihr einen Teller hin. „mit Freunden. Willst du heute Abend mit?" „mit wohin?" „mit, den Lichtmeister jagen."
18:56 Uhr. Pünktlich standen wir beide unten am Steg und warteten auf die anderen. Andy hatte eine große Taschenlampe in der Hand und klammerte sich eng an mich. Ich hoffte einfach das wir vor Niko wieder zuhause sein würden. Wenn wir vor ihm wieder da wären, würde er es nie mitbekommen. „Hey! Hallo, kleine!" Reece und Liss traten zwischen den Bäumen hervor, Andy zog schüchtern die Schultern hoch und verkroch sich hinter mich.
Kurz später tauchte Sam auf, dicht gefolgt von Nova, ein paar Minuten zu spät kam Lean, er warf mir einen seltsamen Blick zu und nickte dann unauffällig zu Andy. Ich schüttelte leichten den Kopf, sie würde niemandem etwas von uns verraten,
„Wir hätten zusammen bleiben sollen..." Andy zitterte und klammerte sich mit ihrer kleinen, schwitzigen Hand an mich. Wir waren zusammen zu der Stelle gegangen an der Sam die Lichtgestalt gesehen hatte und suchten jetzt getrennt die nähere Umgebung ab. „keine sorge." ich legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an mich. „Hier ist nichts, und wenn doch, dann beschütz ich dich davor, das weißt du doch!" ich drückte sie kurz und suchte dann weiter.
„Leute, hier ist doch nichts!" Reece wollte Nach Hause, er war genervt und hatte ja von Anfang an keinen Bock gehabt. „Feli, mir ist kalt!" Andy sah mich betteln an, inzwischen war es echt dunkel und deutlich kühler als gestern Nacht. „Leute, ich muss nach Hause!" ich seufzte. „Ich muss vor Niko da sein, sorry." Sam seufzte und nickte dann resigniert. „Ich such noch weiter. Ich ruf dich an wenn ich was finde." „danke. Viel Erfolg noch." ich streckte mich und fröstelte. „Viel Spaß noch, wir sind raus." Liss zupfte sich angeekelt Blätter von den Klamotten. „Werd nicht irre, Gürteltier." unser Lieblings Knutschpärchen verschwand schneller im Wald als ich gucken konnte. Sam hob entnervt die Hände. „Kommt schon!"
Nova seufzte. „ich bleib noch. Lean?" Lean nickte. „Klar." Andy sah mich ängstlich an. „Ich will nicht alleine durch den Wald zurück!" ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich bin doch bei dir!" sie schaute Lean an. „Kann er mit?" schüchtern deutete sie auf Lean. Ich rieb mir die Augen, wollte schon zu einer Erklärung ansetzten, warum wir zu zweit besser dran wären, als Lean lächelte. „okay. Ich bring die Mädels nach Hause uns komm dann zurück. Okay?"
„Echt... danke das du das machst." ich lächelte ihn an, wir waren fast zuhause. Blätter knisterten unter meinen Füßen, Andy lief einen Schritt vor uns, jetzt wo wir so nah an zuhause waren, hatte sie scheinbar kaum noch Angst. „Für dich doch immer." Lean legte einen Arm um mich.
„Aaaah!" Andy kreischte auf. „Feli! Feli was war das? Ohmeingottohmeingottohmeingott was ist das?!" sie deutete panisch nach links in den Wald. Eine Gestalt, komplett aus Licht. „Woaah!" Lean taumelte zurück. „Was zur Hölle?" ich schob Andy schützend hinter mich.
Die Gestalt hob einen Arm und winkte, als wolle sie uns dazu bewegen ihr zu folgen. Andy schluchzte leise und zitterte. Lean trat einen Schritt nach vorn. „Was bist du? Was willst du von uns!" schrie er in den Wald. Das Geisterwesen verharrte kurz, wo es war, und schoss dann überraschend schnell auf uns zu. Wir schrieen auf, ich wich zurück und schob meine Schwester nach hinten. Unwillkürlich schloss ich die Augen, ein dumpfer Aufprall, dann wurde es dunkel hinter meinen Liedern. Ich öffnete die Augen, das Licht war weg. „Lean!" keuchte ich. Er lag auf dem Boden, reagierte nicht. „Lean?" ich berührte seine Schulter. „Wach auf!"
„Andy?" plötzlich war Niko hinter uns. „Was macht ihr hier, was ist mit ihm?" „ich weiß nicht!" mir stiegen Tränen in die Augen.
Niko hatte uns ins Krankenhaus gebracht. Er hatte Andy bei einer Freundin geparkt und uns in die Notaufnahme gefahren, jetzt lag Lean in einem Krankenbett und ich versuchte zu erklären was passiert war. „habt ihr irgendwas eingeworfen oder geraucht?" der Arzt sah mich kühl und genervt an, für ihn war die Antwort schon klar. „Haben wir nicht! Andy hat es auch gesehen, sie ist elf!" „bitte!" Niko sah mich an. „Nach den Bluttests ist es eh klar! sag es doch einfach! Und über Andy müssen wir auch noch reden!" ich schlug mit der Hand auf den Tisch. „Wir haben nichts genommen! Da im Wald war etwas!" „und was? Die lokallegende der Lichtmeister? Ernsthaft?" Niko stöhnte und schüttelte den Kopf. „in Ordnung." der Arzt gab auf. „Die Eltern sind jetzt da, sie können gehen."
2 Tage später
Ich redete nicht mehr mit Niko. Seit er mir vorgeworfen hatte, ich habe Andy mit zu einem Crack treffen genommen hatten wir kein Wort mehr gewechselt. Lean war wieder raus aus dem Krankenhaus und nach einem anfänglichen Fehler war auch der Drogenbefund negativ gewesen. Andy schlief fast gar nicht mehr. Es tat mir leid, aber ich konnte es nicht ändern. Wir hatten das Geschehene mehrfach in der Gruppe durchgekaut und waren zu keinem Schluss gekommen. Die anderen hatten nichts gesehen, aber Liss schwöret darauf im Wald einen Schatten gesehen zu haben, aber keinen aus Licht.
Ich lag gerade unmotiviert und müde auf meinem Bett, als mein Handy klingelte. Das Gürteltier. Mal wieder. Ich ging ran.
„Was los?" stille. Dann ein Rascheln. „Also, Feli, das, was wir hier gefunden hab... boah, du wirst es mir nicht glauben." er machte eine Pause. „komm zum Punkt." „ja, also, du kennst doch diese Halbinsel, im See, diese eine mit dem gruseligen kleinen Häuschen drauf?" „klar?" „also da sind Leute raus gekommen..." ich setzte mich hin. „Wie, Leute?" „naja Leute. In Anzügen. Und die gehen jetzt in den Wald." ich stand auf. „Okay, wo bist du grade, ich komm zu dir. Ich will mir das anschauen." „Okay. Wir sind unten in der kleinen Bucht links vom Steg. Findest du uns?" mit dem Handy am Ohr lief ich in die Küche und schlüpfte in meine Schuhe. „Wer ist wir?"
Lean und Sam hockten in einer der kleinen Buchten, die den See umgaben und starrten auf das kleine unscheinbare Häuschen, auf der anderen Seite des Wassers. „und?" Lean zuckte zusammen. Er hatte mich nicht kommen gehört.
„Hey. Gehen wir rüber und schauen uns das genauer an?" Sam kam direkt zum Punkt. Ich nickte. „Klar."
„Ist die Tür offen?" ich starrte in den Wald. Es war nicht verboten, was wir hier machten, aber trotzdem musste es keiner sehen. „Nein." Sam trat frustriert dagegen. „Woah, lass das!" Lean sah ihn warnend an. „Wer weiß was da drin ist. Lass mich mal ran."
Nach knapp einer Minute war die Tür offen. „Woher kannst du sowas?" fragte ich, als er mir die Tür aufhielt und mich einließ. „Willst du nicht wissen. Wo zur Hölle sind wir hier gelandet?" ich drehte mich um und erblickte eine Art Aufzug. „Labor?" Sam begutachtete bereits die Anzeigetafel an der Wand. „Sollten wir vielleicht die Polizei holen? Nur so ein Vorschlag?" fragte Lean und schaute sich nervös um. „Du bist der der Türen knackt. Keine Ahnung." „und ich bin der der die Kamera gesehen hat, weg hier, sofort!" er packte mich am Arm und deutete in die eine obere Ecke des Aufzugs. „Scheiße!" wie stürzten nach draußen. Ich winkte den anderen, mir zu folgen, ich sagte nicht dass wir zu mir gingen. Falls es nicht nur Video, sondern auch Ton gab.
„Wir müssen die Polizei rufen!" wir diskutierten darüber schon seit wir uns sicher waren weit genug weg zu sein. „Und was erzählen wir denen? Wir haben einen Aufzug gefunden. Mitten im Wald, mit ner Kamera drin, da stand der fährt in ein Labor. Können sie sich das mal anschauen? Übrigens, wir haben nichts getrunken und sind auch nicht high, falls sie fragen wollten? Ernsthaft?" „und selbst wenn." Warf ich ein. „Vielleicht ist das was Offizielles und die wissen davon. Oder sie stehen auf der Gehaltsliste von irgendwem." „also ich geh zur Polizei, ob ihr mitkommt oder nicht. Oh scheiße!" Sam blieb wie angewurzelt stehen. Ich schaute in die gleiche Richtung wie er. Da war nichts. „Kacke!" Auch Lean war blass geworden. „Was ist da?" „sag nicht du siehst das nicht!" ich schüttelte den Kopf. „Die Lichtgestalt? Da auf dem Weg? Direkt da?" er deutete auf eine Stelle vor uns. Da war nichts. „Da ist nichts!" ich ging einen Schritt nach vorn und wedelte mit der Hand in der Luft herum. „nichts!" „jetzt ist es weg." Sagte Lean und zog eine Augenbraue hoch. „wo ist es hin?" Sam schaute sich suchend um. „ihr verarscht mich doch! Das ist nicht lustig!" Lean schaute mich ernst an. „Wir verarschen dich nicht. Wirklich. Da war wieder dieses Ding." Sein ernster Ton machte mir mehr Angst als die ganze Situation an sich.
Es war kurz nach Mitternacht, als mein Handy klingelte. Sam. „Was los?" ich bedeutete Lean, der neben mir in meinem Bett lag ruhig zu sein. Sam musste ja nicht wissen das er noch hier war. „Ich war bei der Polizei, wie ich gesagt hatte, und naja..." er zögerte. „sie haben mir erklärt was da abgeht. Ist schräg und ich glaub auch nicht dass das alles ist, jedenfalls..." ich schaute Lean mit hochgezogen Augenbrauen an. „es gibt ein Labor, die machen da so Tests, ist wohl was Militärisches. Vor kurzem sind da wohl irgendwelche Gase rausgekommen, weil es einen Defekt gab, jedenfalls nichts Schädliches, zumindest nicht in der Menge, die rausgekommen ist. Höher konzentriert mach es wohl Wahnvorstellung und zeigt uns unsere Ängste und so." er schwieg. „Hast du Angst vor dem Lichtmeister?" „naja... es ist schon gruselig...?" „ja, seh ich auch so. Und wenn wir länger unten am See sind, sehen wir ihn." „du meinst also..." „... das da deutlich mehr rausgekommen ist, als man mir erzählt hat? Ja." Ich musste das erst mal kurz verarbeiten. Wir waren also unwissentlich einer Droge ausgesetzt gewesen, mehrfach. „Und was ist mit Leans Drogentests? Ich mein, der war negativ..." „Vertuschung." Kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. „Der Polizist hat mir nicht direkt gedroht, aber er hat deutlich gemacht dass ich besser nicht darüber rede, sonst..." „und warum erzählst du's dann uns?" „weil wir das doch nicht einfach so stehen lassen können? Warte, was meinst du mit uns?" „äh..." Lean sah mich warnend an. „Ich dachte du erzählst es den anderen sich auch noch, oder?" Sam schwieg. „Lean auf jeden Fall, er war ja dabei, Nova auch, aber ich weiß nicht, ob die anderen..." ich entspannte mich und nickte. „hast wahrscheinlich recht. Was heißt das jetzt für uns?"
Ein paar Minuten später, Sam hatte inzwischen auch Lean alles erklärt, saß ich auf meinem Bett und Lean in der Küche und wir Telefonierten im Gruppenanruf mit Sam.
„also das ist krass." Lean spielte echt überzeugend den unwissenden. „Ja, eben. Wir müssen irgendwas machen, um..." „was machst du denn schon wieder hier?!" Shit. Niko. „Ääähh..." Lean brach ab. „Warte." Sam klang verwirrt. Ich legte auf und ging in die Küche, jetzt war es eh zu spät. „Niko beruhig dich!" „was ist denn jetzt los?" hörte ich Sam durch Leans Handy. „Ich finde das echt nicht okay, was du hier machst! Du bist kein gutes Vorbild für Andy!" „aber du, oder was? Komm, wir gehen." Ich zog Lean zur Tür.
„Also ich frag jetzt einfach mal nicht nach. Gibt ja grade auch wichtigeres." Wir lehnten draußen am Auto, Sam hatte eine Weile geschwiegen und klang jetzt eher belustigt. Ich nickte „ja, egal. Feststeht, wir müssen noch mal zum Labor."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top