Ruhe in Frieden

Sie lebte voll erfüllt und lange,
fiel selten, niemals je gefällt,
nie schlug man auf ihr' weiche Wange,
kein Vöglein fraß ihr Frucht und Feld.
Von warmem Busen sie geboren(1),
auf Felsen sicher sie gefußt,
kein Eidbruch, da sie nie geschworen,
kein Zeitbruch, niemals je gemusst.

So singen bedauernd sie alle
voll edeler, menschlicher Stimme
das Lied vom lindesten Falle,
"ruhe in Frieden, und sanftens verglimme."
Ruhe in Frieden.

Sie liegt, verloren an der Welten
Verbrechen und des Grauns Geschick,
Gewalt, die waltet', will vergelten,
wer lebt noch, wütend, leer der Blick.
Ihr Licht und Leuchten beinah magisch,
doch brach die gute Seel entzwei,
dem niemand standhält, traurig, tragisch,
Erinnerung geht nie vorbei.

So klagen die Greise, die Bengel,
gebrochener, trauriger Kehlen
zum Lied vom gefallenen Engel,
nunmehr musst du uns wohl allen
fehlen"
Ruhe in Frieden

Verblutet, -gangen, ver-, zerstoßen,
war hart und trocken, niemals gut,
den Leib vergab er, seinen bloßen,
die letzte Reinheit, voller Blut.
Im Drecke trieb er durch die Gassen
des Grauens, brach, zerschlug und schwor,
wer mocht ihn mögen, so verlassen,
bis er das letzte Selbst verlor?

So schrecken sie stolpernd zusammen,
blockiert uns, was von ihm geblieben,
wir sehen, und wünschen ihm Flammen
der Hölle, er muss uns betrüben.
"Weg mit der Leiche!"

1) letztlich doppeldeutig

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