Epilog

Tiefe Stille erfüllte die Hallen von Gorothos, Morgoths dritter Festung. Die in die Tiefen der blauen Berge geschlagenen Hallen glichen zu dieser Zeit mehr einem Friedhof als der geschäftigen Fabrik der letzten Tage. Die Ausbildung hatte ausgesetzt, fast alle Orks waren dabei, die umliegenden Gebiete zu erweitern, Ressourcen zu bergen und in ganz Mittelerde Angst und Schrecken zu verbreiten. Auch im düsteren Thronsaal des gefallenen Valars war es still. Nur zwei Personen befanden sich in diesen Moment dort: Melkor selbst und sein treuer Leibwächter. Das einzige Licht in diesem gewaltigen Saal spendeten kleine Pfannen an den Wänden, in die glühende Kolenfeuer eingebettet waren, zwölf auf jeder Seite. Ihr rötliches Licht spiegelte sich in den feurigen Augen Morgoths wider, außerdem glänzte ihr Schein in den beiden wundervollen weißen Edelsteinen, die in seine Krone eingelassen waren. Sie schimmerten in einem unvergleichbaren Licht, hell wie zwei Sterne voll strahlender Schönheit und dennoch verblasste ihr Licht in der gewaltigen Dunkelheit des Raumes. Es waren die zwei Silmaril, die Morgoth bereits in seinen Besitz gebracht hatte, doch zwischen ihnen gab es noch eine große Lücke, in die der letzte der drei Edelsteine eingesetzt werden sollte: der Silmaril, den Earendil an seiner Stirn als Gil-Estel durch den Himmel fuhr. Obwohl Morgoth seit seiner Rückkehr nur nach der Rückgewinnung der drei Silmaril trachtete, ging ihm zu dieser Stunde etwas anderes durch den Kopf. Knapp eine Woche war es her, dass die letzte Schlacht in Minas Tirith geschlagen worden war. Er, Morgoth selbst, hatte diesen Angriff beenden wollen, indem er den König von Gondor und Arnor, Eldarion, auf dessen Thron hinrichtete. Es hatte ihm nicht gelingen wollen. Als er gerade zum Schlag ausgeholt hatte, hatte ihn ein Sonnenstrahl aus dem Geist seines Dieners Túranto geworfen und ihm keine Möglichkeit zur Rückkehr gelassen. Morgoth hatte sich lange gefragt, wie ein einzelner Sonnenstrahl ihm, dem Herrn von Arda, solchen Schaden hatte zufügen können, bis er zu einer einfachen, aber erschreckenden Erkenntnis gekommen war: Dieser Sonnenstrahl war von den Valar geschickt worden. Sie standen immer noch gegen ihn und hatten die Völker Mittelerdes nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Dieser Umstand hatte in Morgoth eine gewaltige Menge an Wut aufstauen lassen und nun wartete er darauf, dass man ihm berichten würde, wie die Schlacht geschlagen worden war. Langsam erhob er sich aus dem Thron und wollte in Richtung Tür gehen, als er Schritte und Rufe vernahm. Offenbar war die ersehnte Nachricht nun hier. Langsam drehte sich Morgoth mit dem Rücken zur Tür. Keiner dieser Orks war es wert, in sein Gesicht zu blicken. Nur wenige Sekunden später vernahm man nahende Schritte, bis ein Ork den Saal betrat. Er ging nur ein wenig hinein, bis er Morgoths aufragende Gestalt sah. Schnell verbeugte er sich tief. Morgoth spürte, was hinter ihm passierte, auch spürte er, dass sein ergebenster Diener, sein Leibwächter, nur ein kleines Stück hinter dem Boten stand.
“Sprich“, ertönte Morgoths dunkle Stimme und wie immer, wenn er hier unten die Stimme erhob, schienen die Wände vor Ehrfurcht zu erzittern.
“Sehr wohl, Herr“, sagte der Ork unterwürfig. “Ich darf euch berichten, Herr, dass wir Minas Tirith eingenommen haben. Eure Truppen machen sich soeben -“
“Was ist mit dem König?“, unterbrach ihn Morgoth dröhnend. Er hatte keine Zeit für dieses Geplänkel.
“Der, der König“, sagte der Ork stotternd und schluckte. “Er ist tot, hat sich zusammen mit seiner Frau in sein Schwert gestürzt.“
Der Ork klang zuversichtlich, fröhlich, als wäre er sich sicher, nun eine gute Nachricht überbracht zu haben. In der Zwischenzeit rieben Morgoths Zähne aufeinander, seine Wut hatte nun beinahe die Oberhand über ihn gewonnen. Er hatte es befürchtet, nun war es geschehen. Das schwächliche Volk der Menschen hatte es geschafft, seinen Anspruch auf Herrschaft in Mittelerde zu wahren. Sein Leibwächter begann sich dem Boten langsam zu nähern.
“Nun denn, ich danke für deine Nachricht“, sagte Morgoth, sichtlich um Fassung bemüht. Seine Augen funkelten in irrem Durst nach Blut.
“Sei versichert, dass du dafür eine... angemessene Belohnung erhalten wirst.“ Langsam hob der gefallene Valar die Hand, dann rollte der Kopf des Boten über den kalten Steinboden.
“Sei versichert, Alassen, Sohn Eldarions, Sohn Aragorns, dass du das Ende erleiden wirst, dass deinem Vater bestimmt war“, presste Morgoth zwischen den Zähnen hervor. “Dein Blut wird über diesen Boden fließen und dein Tod wird meinen Weg zu ewiger Herrschaft ebnen.“

An dieser Stelle endet das erste Buch der “Der letzte Silmaril“-Trilogie. Vielen Dank fürs Lesen und die weitere Unterstützung. Der zweite Teil “Der letzte Silmaril - Botschaft des Schicksals“ wird zu Beginn des neuen Jahres auf meinem Profil online gehen. Ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest sowie einen guten Start ins neue Jahr wünsche ich euch allen.

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