IX
Ich hoffe mal, das trifft nicht ein, aber es ist gut möglich, dass in den kommenden zwei Monaten Updates seltener und unregelmäßiger erscheinen. Das Abitur nimmt einfach keine Rücksicht auf kreative Schreiberlinge. :)
Dem ersten Ork wurde die Kehle durchtrennt, bevor er überhaupt merkte, dass hinter ihm ein ungewöhnlich menschliches Wesen stand. Alassen schnappte sich den Leichnam des toten Orks und schleppte ihn in einen naheliegenden Busch, damit umherstreifende Orks sein erstes Opfer nicht sofort entdeckten. Er hatte die Festung inzwischen einmal komplett umrundet und einen kleinen Hintereingang entdeckt, der außer der Reichweite des Fackelscheines lag und nur äußerst spärlich bewacht wurde. Dennoch war ihm klar, dass er nun mit absoluter Vorsicht agieren musste, wenn er nicht wollte, dass dieser Wald sein Grab bildete. Langsam schlich er auf die Lichtung, sah sich dabei immer wieder um und huschte schließlich über das am Boden liegende, ein wenig zusammengefrorene Laub durch die baumfreien Stellen. Als Alassen am steinernen Sockel der Festung angelangt war, presste er sich dagegen und atmete tief durch. Nun begann der schwierigste Teil, er musste unbemerkt in die Festung gelangen. Vorsichtig spähte er um die Ecke und sah einen einzelnen Wachposten am Eingang stehen, ihm die linke Schulter zugewandt. Mit größter Vorsicht schlich er um die Ecke und tastete sich, den Rücken stets an die Wand gepresst, an der kalten Mauer entlang. Sein kleines Messer wog ihm schwer in der Hand, gleich würde er den Ork erreicht haben. Als Alassen noch etwa vier Meter von ihm entfernt war, begann der Ork, sich langsam zu bewegen. Alassen blieb sofort stehen, er musste nun äußerst vorsichtig agieren. Plötzlich drehte der Ork ihm den Kopf zu und seine schwarzen Augen blickten direkt in Alassens graue. Einen Moment lang herrschte absolute Stille und keiner der beiden rührte sich, bis Alassen sich zuerst losreißen konnte und auf den Ork zustürmte. Durch die Überraschung nicht imstande, sein Schwert zu ziehen, öffnete er seinen Mund, um einen warnenden Schrei auszustoßen, als Alassen sein Messer bis zum Anschlag in seine Kehle bohrte. Ein stummer Schrei verließ die Lippen des Orks, dann sank er tot zusammen. Alassen atmete erneut tief durch, dann wischte er sein Messer ab und spähte durch den kleinen Eingang. Vor seinen Augen erstreckte sich ein kleiner, düsterer Gang, der vollkommen ausgestorben schien. Weit und breit war kein Ork zu sehen bis zu einer Mauer am Ende des Ganges, die den kurzen Durchgang abrupt abschloss. Alassen warf noch einmal einen Blick über die Schulter und als er auch dort nichts außer Dunkelheit und Bäumen erkennen konnte, betrat er mit größter Vorsicht den kleinen Gang. Kaum war er eingetreten, erfüllte ihn absolute Stille. Kein Laut war zu hören außer den ganz leisen Schritten, die Alassen machte. Er hatte viel von Thranduil und Tingilya gelernt und konnte nun beinahe lautlos über jeden Untergrund bewegen, doch die Leichtigkeit eines Elben ging ihm immer noch ab. Vorsichtig schlich er weiter und vernahm durch die Stille erstmals leise Geräusche, die offenbar aus weiter Entfernung kamen. Als Alassen dann am vermeintlichen Ende des Ganges angelangt war, konnte er erkennen, dass, unmittelbar bevor der Gang an der Mauer endete, zwei Wege scharf nach links und rechts von seinem bisherigen Weg abzweigten. An die steinerne Ecke gedrückt, spähte er in beide Gänge hinein, die jeweils von einer einsamen Fackel erleuchtet, ansonsten jedoch ebenfalls vollkommen leer waren. Aus dem Gang auf der linken Seite schienen die Stimmen zu kommen, die Alassen vorhin bereits bemerkt hatte, also schlich der junge Mensch vorsichtig in diese Richtung. Er musste herausfinden, was es mit dieser Festung auf sich hatte. An eine der steinernen Mauern gepresst setzte er Fuß vor Fuß, sein kleines Messer stets gezückt, die Augen wachsam. Die Stimmen wurden lauter und Alassen wurde klar, dass die Gefahr für ihn mit jedem Schritt, den er in diese Richtung tat, wuchs. Er bog um eine Ecke in einen weiteren, nahezu leeren Gang, der ebenfalls nur von einer Fackel erhellt wurde. Offenbar war das Glück auf seiner Seite und die Orks befanden sich zum großen Teil außerhalb der Mauern. Alassen schlich immer weiter, bis er an der nächsten Ecke ankam. Vorsichtig spähte er in den Gang, nur um seinen Kopf augenblicklich zurückzuziehen. Auch wenn dieser Gang ebenfalls nur von einer einzelnen Fackel beleuchtet wurde, deren Licht auf dem Stein der Festungsmauern tanzte, so stand doch mitten in diesem Gang ein einsamer Wachposten, der im Gegensatz zu den Orks, die er bisher erledigt hatte, überaus wachsam wirkte. Alassen kauerte sich hinter die Ecke und dachte nach. Er war den Stimmen nun schon sehr nah gekommen, doch bisher tat er sich noch äußerst schwer, irgendwelche Worte zu verstehen. Erneut sah er um die Ecke, leise Geräusche hatten ihn aus seinen Gedanken gerissen. Inzwischen hatte sich ein zweiter Ork zu dem Wachposten gesellt, nun war jegliche Möglichkeit, unbemerkt dort vorbeizukommen, vertan. Wieder lehnte er sich gegen die Wand, als er spürte, wie etwas ganz leicht an ihm zu ziehen begann. Es war eine große und mächtige Dunkelheit, wie er sie auf seiner Reise schon des Öfteren gespürt hatte, doch diesmal war sie zwar ungleich schwächer, aber irgendwie präsenter, als säße ihre Quelle direkt unter ihm. Hastig schüttelte er den Kopf, um die düsteren Gedanken loszuwerden, dann blickte er zurück. Die einzige Abzweigung, an der er vorbeigekommen war, hatte sich gleich am Eingang der Festung befunden. Noch einmal spähte er um die Ecke, doch die zwei Orks standen weiterhin ungerührt da. Ihm blieb keine andere Möglichkeit. Mit schnellen, leisen Schritten durchquerte er die Gänge, durch die er gekommen war, bis er wieder bei der Abzweigung angekommen war. Er warf einen kurzen Blick Richtung Eingang und sah in den Nachthimmel des Nordens hinaus, bis er schließlich weiterging. Die Gänge auf der anderen Seite der Abzweigung sahen exakt so aus, wie die, die er zuvor betreten hatte, allesamt waren sie unbewacht. Mehrmals kam Alassen an Abzweigungen vorbei, doch eine innere Stimme führte ihn über Treppen, Gänge und Flure immer tiefer hinab, in das Herz der Festung. Schließlich hatte er einen Bereich erreicht, in dem keine Fackel und kein anderes Licht mehr brannte. Einmal warf er noch einen Blick zurück, dann betrat er den Gang, der zu seinem Glück stetig geradeaus ging. Gerade als das letzte Licht, das von den anderen Gängen noch zu ihm drang, zu verblassen drohte, bog der Gang scharf ab und führte in einen dunklen Raum, der aus irgendeinem Grund von sich aus zu leuchten schien. Alassen spürte, dass er hier am Zentrum der Dunkelheit angelangt war. Inzwischen war ihre Anziehung stark gewachsen und Alassen hatte das Gefühl, sie ergreifen zu können, wenn er bloß seine Hand ausstreckte. Vorsichtig sah er sich in dem riesigen Raum um, der bis auf ein seltsames Gebilde in der Mitte vollkommen leer war. Wie in Trance ging Alassen darauf zu und erkannte, dass es sich um einen Thron aus schwarzem Metall handelte, der dem Eingang des Raumes zugewandt war. Immer noch nicht Herr über sich selbst, streckte Alassen seine Hand aus und berührte vorsichtig die Lehne des Thrones. Sofort fiel er auf die Knie, seine Augen schlossen sich und ein Bild brannte sich auf die Innenseite seiner Augen ein. Alassen lief der Schweiß über die Stirn, er zitterte und ihn fror plötzlich. Dann erkannte er das Bild, dass mit jeder Sekunde, die er es betrachtete, näher zu kommen schien. Es zeigte eine eiserne Krone, die direkt in einen eisernen Helm überging, aus dem zwei rote, schlangenhafte Augen herausblickten, hinter denen tiefrotes Feuer zu brennen schien und in deren Mitte glühend weiße Kreise saßen. Oben in der Krone waren drei blendend weiße und wunderschöne Edelsteine eingelassen, die in einem starken Gegensatz zum pechschwarzen Hintergrund standen. Obwohl das Bild in Alassen Abscheu hervorrief, fühlte er sich auch davon angezogen. Immer näher kam er dem Thron, bis leise, scharfe Stimmen ihn aus seiner Vision rissen. Schnell duckte er sich hinter den Thron, das einzige Versteck, dass ihm der Raum zu bieten schien.
"... die Menschen aufhalten, dass sie nicht unverschämt werden", sagte gerade eine der schartigen Stimmen, die Alassen ohne Zweifel einem Ork zuordnen konnte.
"Sie werden sich dem Willen des Herren beugen", antwortete eine zweite, orkische Stimme. "Notfalls brennen wir alle drei Dörfer nieder."
Alassen horchte auf. Offenbar bestanden die Dörfer der Menschen nördlich des Sees immer noch und sie standen unter der tyrannischen Herrschaft der Orks. Vielleicht konnte Alassen sie zum Widerstand überreden.
"Hier ist nichts, lass uns wieder gehen", unterbrach die eine Stimme seine Gedanken.
"Aber ich bin mir sicher, dass ich etwas gesehen habe!" Alassens Atem setzte kurz aus und seine Hand schloss sich etwas fester um den Griff seines Schwertes.
"Wir müssen ausrücken, komm mit", antwortete die erste Stimme, worauf nur ein mürrisches Knurren ertönte, dann entfernten sich Stimmen und Schritte. Alassen atmete einmal tief durch, dann erhob er sich. Er hatte genug gehört, nun sollte er den Rückzug antreten.
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