Kapitel 7 🐺

Leano POV

Der Wolf vor mir verzog plötzlich das Gesicht. Ich konnte deutlich das Knacken von seinen Knochen hören, als diese brachen und sich wieder verformten. Keine  zwei Minuten später stand Jiro mit einem besorgten Gesichtsausdruck vor mir. ,,Hast du Schmerzen?", fragte er mich sanft. Mein Mate setzte sich neben mich aufs Sofa. ,,Es geht so. Es brennt total und....", weiter kam ich nicht, da meine Stimme durch Tränen erstickt wurde, die mir die Wangen herunterliefen. Anscheinend hatte ich doch mehr Schmerzen, als ich mir eingestehen wollte. Jiro drückte mich sanft an seine Brust. Ich spürte, dass ich immer müder, immer schwächer wurde. Ich spürte das warme Blut zwischen meinen Fingern hindurchrinnen und meinen Nacken herunterlaufen. ,,Jiro, mir ...mir geht es nicht ... geht es nicht gut.", murmelte ich. Ich spürte, wie meine Hand von der Wunde glitt und sich dafür etwas anderes, feuchtes darauf legte. Ich drehte schwach den Kopf und konnte Eliah erkennen. Er stand hinter mir und drückte einen nassen Lappen fest auf den Biss, um die Blutung zu stoppen. ,,David ist sofort da.", informierte uns Jonah, der gerade den Raum betrat. ,,Super.", flüsterte ich, dann wurde plötzlich alles schwarz und ich kippte nach vorne weg.

Als ich es endlich schaffte, meine Augen zu öffnen, blickte ich an eine weiße Decke. Schwerfällig drehte ich meinen schmerzenden Kopf zur Seite. In meinem Arm steckte eine Nadel, mit der ich an einen Tropf angeschlossen war. Ich versuchte, meine Finger zu bewegen, was nach einigen Versuchen auch klappte. Dann drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite und erstarrte. Jiros Kopf lag auf dem Bett, seine dunkelbraunen Haare sahen ungepflegt aus und auch sonst war seine Körperhaltung extrem schwach. Abgenommen hatte er auch. Nun stellte ich mir die Frage, wie lange ich bewusstlos war, denn innerhalb von ein paar Stunden konnte man nicht so viel an Gewicht verlieren. ,,Jiro!", ich stupste ihn mit einem Finger an. Sein Kopf hob sich mit einem Ruck und er blickte mich direkt an. ,,Du bist wach!", er lachte auf, nahm mich in den Arm. Ich spürte, dass meine Schulter nass wurde. Jiro weinte. Ich hob meine zitternde Hand mit der Infusion darin und strich ihm durch die Haare. Ich weiß nicht, wie lange wir einfach in dieser Position verharrten, aber irgendwann wurde die Tür geöffnet und David kam ins Zimmer. ,,Oh.", er wirkte erstaunt, ,,Du bist wach. Wir hatten schon Angst, dass du gar nicht mehr aufwachst."
Ich löste mich vorsichtig von Jiro, strich ihm noch einmal sanft durch die Haare. ,,Warum? Wie lange war ich denn bitte weg?", ich setzte mich auf, fasste mir aber sofort zischend an den Kopf. Jiro sah mich alarmiert an. ,,Hast du Schmerzen?"
,,Ja. Kopfschmerzen.", ich klammerte mich an die Decke und versuchte verzweifelt, die Schmerzen aus meinem Kopf zu verbannen. Nach einiger Zeit schaffte ich dies auch. ,,Du warst ungefähr drei Wochen bewusstlos.", erklärte David mir. Mit den Lippen formte ich ein stummes ,,Oh"
,,Wann kann ich wieder gehen?, wollte ich dann wissen. David überlegte kurz. ,,Ich würde dich gern noch über Nacht hierbehalten, nur um sicherzugehen, das alles wieder in Ordnung ist.", entschied er dann. Ich nickte. David verließ den Raum und ich wandte mich an Jiro. ,,Geh bitte was essen.", hauchte ich, ,,Du bist komplett abgemagert und duschen solltest du auch."
Er nickte. ,,Ich beeile mich. Ich will dich nicht allein lassen. Ich konnte dich drei Wochen nicht richtig berühren. Du hast drei Wochen kein Wort gesagt. Du hast mir so gefehlt.", Jiro beugte sich vor. Er stütze seine Hände rechts und links von mir ab, kam meinem Gesicht immer näher. Ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren, was mir einen Schauer den Rücken hinunter jagte. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, fixierte ich Jiros grauen Augen. Er kam mir immer und immer näher, solange, bis unsere Lippen nur noch ein paar Centimeter voneinander entfernt waren. Automatisch schloss ich die Augen und im nächstes Moment spürte ich ein weiches Paar Lippen auf meinen. Jiro begann vorsichtig seine Lippen gegen meine zu bewegen und ich erwiderte vorsichtig. Man merkte, dass das für uns beide der erste Kuss war, denn wir beide waren unsicher, wussten nicht, wie das ganze funktionierte. Nach einer gefühlten Ewigkeit zog sich Jiro zurück und ich wimmerte leise auf. ,,Wow.", flüsterte er leise. ,,Ja, wow.", ich lächelte Seelig. ,,Na los, jetzt geh duschen. Du stinkst.", ich schlug ihm sanft gegen die Schulter, stahl mir aber noch einen schnellen Kuss von ihm, bevor er das Zimmer verließ. Ich sah ihm noch kurz hinterher, dann berührte ich mit dem Zeigerfinger meine Lippen, die angenehm kribbelten.

,,Er ist einfach nur perfekt.", Jumbos schwache Stimme hallte in meinem Kopf wieder, als sich mein Wolf etwas nach vorn kämpfte.
Ich spürte, dass er sehr schwach war und unbedingt Ruhe brauchte. ,,Jumbo, ruh dich aus. Wir wissen beide, dass wir erst  wieder Kraft tanken müssen. Das wird auch noch ein paar Tage dauern.", meinte ich vorsichtig, um ihn nicht zu verärgern. Er seufzte: ,,Du hast recht. Wir sind bei Dagger und Jiro in den besten Händen."
,,Siehst du, die beiden werden sich gut um uns kümmern. Ich verspreche dir, dass wir schnell wieder fitt werden.", murmelte ich grinsend. Mein Wolf verdrehte die Augen, lächelte dann aber ebenfalls. Ich beendete die Verbindung mit ihm und drehte mich auf die Seite, schloss meine Augen und war innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen.

Ich wurde davon geweckt, dass mir ein frischer Duft in die Nase stieg und mir jemand liebevoll durch die Haare strich. Langsam  öffnete ich die Augen und blickte Jiro an, der mit einem Teller voller Nudeln auf der Bettkante saß. ,,Hier. Du musst was essen.", er lächelte sanft und ich nahm  den Teller vorsichtig entgegen. Dann begann ich, langsam zu essen, da meine Hände immer noch etwas zitterten. Jiro beobachtete mich voller Sorge. Nach ein paar Minuten hatte ich aufgegessen und reichte Jiro den Teller. Dann schwang ich die Beine aus dem Bett und versuchte, vorsichtig aufzustehen. ,,Was tust du da?", mein Mate stand sofort  neben mir und stütze mich. ,,Aufs Klo gehen.", ich grinste ihn an und machte mit wackeligen Beinen einen Schritt nach dem anderen. Jiro wich mir bis zum Badezimmer nicht von der Seite. ,,Jiro, ich kann allein aufs Klo gehen.", damit schob ich meinen Alpha aus dem Bad. Nachdem ich mein Geschäft verrichtet hatte, duschet ich noch schnell und schlüpfte dann in die Jogginghose und den weiten Pulli, den irgendwer auf einen kleinen Schemel neben dem Waschbecken gelegt hatte. Dann tappte ich aus dem Bad wieder zurück ins Zimmer. Jiro stand am geöffneten Fenster und blickte nach draußen. Ich lief langsam auf ihn zu, schlang dann die Arme von hinten um ihn und schmiegte mich an seinen Rücken. Ich spürte, wie sich zwei Hände auf meine eigenen legten. Dann drehte Jiro sich und und drückte mich nahe an seine Brust. ,,Bitte werd schnell wieder gesund.", winsele er an mein Ohr, ,,Ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen."
Ich lächelte nur und strich ihm vorsichtig durch die Haare. Wir blieben einige Zeit so stehen, bis Jiro mit drei Fingern mein Kinn anhob und so dafür sorgte, dass ich ihn wieder ansah. ,,Du solltest schlafen. Es ist schon spät und du brauchst unbedingt Ruhe.", flüsterte er mit heiserer Stimme. Ich nickte. ,,Bleib aber hier, bis ich eingeschlafen bin."
Nun war es Jiro der lächelte. Ich legte mich zurück in das schlichte Krankenbett und schloss die Augen. Ich merkte, wie ich langsam immer müder wurde. Jiro neben mir summte leise eine Melodie, was mich nur noch schläfriger machte. Nur Sekunden später war ich wieder ins Land der Träume abgedriftet.

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