Kapitel 7
Die ganze Fahrt über saß Manuel an einem Gerät, genau konnte ich dies jedoch nicht erkenne, da ich in diesem hinterem Teil saß, während Manuel im vorderen Teil mit seinem Fahrer saß.
Michael saß neben mir, blickte immer wieder zu mir, doch traute sich nicht zu reden, aufgrund der beiden Breeder vor uns. Vermutlich wäre ich genauso ängstlich, wenn ich genau solange wie er in einem dieser Gebäude gewesen wäre, jedoch hatte ich das Glück zum einen meine..meine Familie gehabt zu haben in der Anfangszeit, welche mir beibrachte wie ich zu überleben hatte, ehe ich sie verlor. Noch immer schmerzte mir der Gedanke an meine Eltern sowie meine Schwester, noch immer wachte ich manchmal Nachts schreiend auf, weil ich das Flehen und schreien meiner Mutter, und das schreckliche Knacken im Ohr hatte, welches verkündete, dass ich sie verloren hatte.
Und auch nun fing ich allein bei dem Gedanken an sie zu zittern und meine Brust zog sich zusammen.. Noch immer war genau dies mein Schmerzpunkt, der Punkt, mit dem man mich wirklich treffen konnte. In meinem Inneren machte ich mich selbst teils dazu verantwortlich was mit ihnen geschehen war, obwohl mir rational genau bewusst war, dass die Breeder als einzige an ihren Toden schuld waren. Sie hatten sie ohne zu zögern umgebracht, einem kleinen Mädchen die Eltern genommen während sie zusehen musste. Sie waren die einzigen Monster. Jedoch.. überfiel mich Nachts besonders nach diesen Träumen, ein Schuldgefühl. Schlimmer als das der unschuldigen Frau, welche an meinem ersten Tag dort gefoltert und danach umgebracht wurde. Es war wie ein ekelerregendes, unaufhaltsames Kribbeln, welches sich immer weiter in meinem Körper sowie Verstand breit machte. Mein logischer Verstand schwand langsam dahin, und plötzlich schien es Sinn zu ergeben, obwohl es dies eigentlich genau nicht tat. Ich hatte damals genau das getan, was mir meine Eltern Minuten zuvor gesagt haben. Ich solle mich verstecken, nicht zurück blicken egal was die Breeder tun würden, und wenn sie mich finden sollten, sollte ich rennen, und nicht auf meine Familie achten.
Meine Hände zuckten nervös hin und her, genauso wie mein gesundes, noch funktionierender Fuß. Überall auf mir schien Spannung zu liegen, welche ich nicht anders los werden konnte als genau dem Instinkt zu folgen, zu zucken. Meine Hände waren eiskalt, obwohl es Sommer war und mir war speiübel. Die beiden Breeder im vorderen Teil des Autos schienen es nicht zu bemerken, zu fixiert waren sie entweder auf das Geschehen auf der Straße oder dieses komische Gerät.
Michael bemerkte es jedoch und sah ich hilflos an, vollkommen überfordert war er. Die Situation war vollkommen neu für ihn, er hatte große Angst, dass Manuel gefährlich sein könnte und ihn für die Verbrechen seines Vater bestrafen würde, obwohl er rein gar nichts dafür konnte, und nun meine erneute Überlastung mit meinen Gefühlen. Schon mehrmals hatte ich dies am heutigen Tag, dass ich vollkommen überfordert von diesen Situationen war, obwohl vieles eigentlich Alltag war. Die tägliche Angst, dass einer der Wärter sich an einem vergeht, die täglichen Schuldgefühle wegen der Frau, und die nächtlichen wegen meiner Familie. Zu sehen wie sich die Breeder an dem Leid der Menschen ergötzten war eigentlich schon unsere Realität, jedoch kam am heuigem Tag die Komponente Manuel dazu. Die Komponente, die all dies nur noch realer, furchterregender und schlimmer wirken ließ.
„P-patr-patrick.. B-beruhig dich!" plötzlich machte sich ein leichter, dennoch realer Schmerz an meiner rechten Schulter bemerkbar. Michaels eisblaue, matte Augen blickten mich erschrocken und unsicher an. Anscheinend hatte er versucht mich zu beruhigen indem er immer wieder auf mich einredete, jedoch schien des nicht geklappt zu haben, weswegen er mich gekniffen hatte.
Doch nicht nur Michael blickte mich an, auch ein grünes Auge hatte mich fixiert. Ein weiteres Unwohlsein breitete sich in mir aus.
Er schien es erst durch Michael bemerkt zu haben, dass mit mir irgendetwas nicht zu stimmen schien, hatte es jedoch nicht von allein bemerkt.
„Was ist denn los? Hast du Angst oder so?" verwirrt zog er seine Augenbrauen zusammen. Natürlich war für ihn diese Reaktion wie aus dem nichts gekommen, und er verband sie natürlich auch sofort mit dem, was die Breeder dachten wir Menschen würden nur empfinden. Angst, Angst vor den Breedern und unserem Schicksal.
Aber Angst empfand ich nicht wirklich. Hass und Verachtung, das war das einzige was sich für die Breeder übrig hatte.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, in der Hoffnung diesen unerträglichen Druck irgendwie los zu werden Leicht knackten meine Fingerknöchel, als ich meine Hände immer fester zusammen ballt. Noch immer fuhren wir, der blonde schien sich nicht dafür zu interessieren was wir hier hinten taten. Jedoch Michael und der Augenklappenträger sahen mich an. Allein die Anwesenheit fremder, nicht einzuschätzender oder gar gefährlicher Breeder schüchterte mich ein, sorgte dafür dass ich unfähig war irgendwie zu reagieren.
„Michael" Kannst du ihn irgendwie beruhigen?" der braunhaarige klang genervt, schien nicht zu wissen wie zu reagieren. Unsicher blickte Michael Manuel an, schätze ab was er tun konnte was mir in dieser Situation helfen könnte.
Meine Hände schmerzten, was tatsächlich den Druck zu lindern schien, sodass ich tief durch atmen konnte. Dieser.. Druck schien also dadurch gelindert zu werden, indem ich ein Ventil hatte, wo ich diesen auslassen konnte. Auf der Flucht hatte ich diesen Druck auch gehabt, jedoch noch nie in dieser Form, noch nie so stark. Ich hatte ihn einfach abbauen können, in dem ich mein Überleben sicherte, Nahrung oder einen Schafplatz suchte. Doch nun? In den Höllen, in welchen ich gefangen gewesen war, hatte ich nichts. Immer weiter hatten sich die zu Anfangs leichten Schuldgefühle in mich hinein gefressen, sorgten dafür dass ich immer schlechter schlief und Alpträume hatte.
Vorsichtig fuhr mir eine raue, kaputte Hand die Schulter und den Oberarm hoch und runter. Der jüngere flüsterte mir Dinge zu, jedoch waren diese nicht zu verstehen. Es sollte vermutlich irgendetwas heißen, wie dass es alles gut wurde, wir irgendwie vielleicht bei jemanden gelandet waren der freundlich war. Doch tief in unserem Inneren war uns sehr wohl bewusst das wir in einer Realität gefangen waren, in welcher wir nur gehasst wurden. Er dadurch, was sein Vater getan hatte und ich, ich weil ich überleben wollte.
Langsam fing sich an alles in mir zu normalisieren, sich zu beruhigen.. Ein leichtes, versuchtes Lächeln stahl sich auf Michaels Lippen, als er bemerkte dass ich mich beruhigte. Er setzte ein Lächeln auf um mir zu zeigen dass alles anscheinen gut war, doch wusste ich genau dass es falsch war, dass wir in unser Verderben fuhren und nichts unternehmen konnten, als uns umzubringen, sollte irgendetwas passieren.
Genau wusste uch, dass wenn wir uns versuchen sollten uns umzubringen, und uns dies nicht gelang viel Leid und Qual auf uns warten würden, vielleicht würde man uns bis an den Punkt bringen dass wir nicht einmal mehr sterben wollten, mit Drogen voll gedröhnt welche uns jegliche Gefühle und Sinn nahmen.
„Geht es wieder? Weißt du was los war?" die Stimme des grünäugigen ertönte und ich richtete meinen Blick zu ihm. Seine Haare hatte er mittlerweile mit irgendetwas zusammengebunden und musterte uns mit seinem Auge. Wütend wirkt er nicht, jedoch waren stille Wässer tief, er könnte jederzeit seinen Fahrer bitten ran u fahren, damit er uns verletzen könnte. In der Sonne glänzten seine Haare und sein Auge schien grüner als alles, als man je gesehen hatte. Ich vertraute ihm nicht, was man mittlerweile bemerkt haben sollte, nein ich verabscheute ihn. Sich unseren Besitzer zu nennen, obwohl wir ebenso wie er Lebewesen waren, welche fühlten intelligent waren und Scherz sowie Angst empfanden.
Seine Ohren wirkten im Gegensatz rötlicher, als das Licht durch sie fiel. Sie schienen eher dünne Häute zu sein, als richtige Ohren, jedoch zuckten sie immer wieder in Michaels sowie meine Richtung.
„Ich werde euch nichts tun. Du musst wirklich keine Angst vor mir haben." er redete auf mich ein, ich solle keine Angst vor ihm haben, obwohl ich ihn nicht kannte, obwohl er ein Breeder war. Mein Blick verfinsterte sich, niemals würde ich einem seinesgleichen vertrauen. Sie waren Monster, Wesen welche stolz darauf waren sich nicht als menschlich zu beschreiben. Ich hatte Angst, ja, jedoch nicht explizit vor ihm, sondern davor, dass ich ihn nicht einschätzen konnte.
Leise seufzte er, schüttelte kurz den Kopf und blickte mich wieder an.
„Du misstraust uns, oder?" sprach er letztendlich aus, was eigentlich offensichtlich war. Anscheinend hatte ich ihn zu früh für intelligent gehalten.
„Du schreist es förmlich, ohne irgendetwas zu sagen. Nun.. ich denke übel nehmen kann man dir dies sicherlich nicht. Man sieht ja wie ihr beide zugerichtet worden seid. „ leicht lächelte er, ehe sich in mir irgendetwas zusammen zog. Er las mich, obwohl er mich überhaupt nicht kennen konnte.
Ein Lächeln breitete sich auf seinen schmalen, leicht rosigen Lippen aus. Kleine Fältchen bildeten sich unter seinen Auge und er kicherte.
„Du darfst uns ruhig misstrauisch gegenüber sein, das ist dein gutes Recht. Jedoch würde ich dich bitten uns Bescheid zu geben, sollte wieder etwas ähnliches wie gerade passieren." er lehnte sich zurück und irgendetwas vibrierte.
Noch immer beobachtete ich den spitzöhrigen. Bei jeder meiner Regungen zuckten sie in meine Richtung, schienen auch mit zu bekommen, wenn ich auch nur einnicken würde. Er holte das Gerät hervor und drückte auf eine Art Knopf. Das erst schwarze Glas wurde plötzlich hell, weswegen ich zusammen zuckte und es musterte. Technik, jetzt fiel mir auch ein, dass ich öfter in verlassenen Wohnungen diese Geräte gefunden hatte, sie jedoch kaputt waren. Menschen hatten damit früher Kontakt gehalten, hatte mir meine Mutter früher erzählt, sie selbst soll auch eines besessen haben.
„Was hast du mit uns vor.." sprach ich die Frage aus, welche viele Szenarios in mir ausgelöst hatte. Würde er uns verletzen? Sich vielleicht an uns vergehen oder ähnliches?
„Sieh mal einer an..du sprichst ja mit uns. Ich dachte schon dass dein Fuß das einzige Thema ist bei dem du gesprächig wirst." provokant grinste er und der blonde Riese, welcher alles stumm mitbekommen hatte seufzte auf.
„Manu, lass die beiden in Ruhe.. Wen du so weiter machst gibt's echt Ärger."
der einäugige lachte darauf hin nur und machte wieder etwas an seinem Gerät.
„Das ist ein Smartphone kleiner. Damit können wir Breeder einfach miteinander kommunizieren und auch Spiele spielen oder Bilder aufnehmen." erklärte er mir, doch schien nur halb bei der Sache dabei zu sein, da er die ganze Zeit etwas an diesem Gerät machte.
„Komm schon Mauri, endlich mal einer von den Menschen der sich nicht vor Angst in die Hose macht."
Leise knirschte ich mit den Zähnen. Er schien seriös wirken zu wollen in dem Gebäude doch hier, hier schien er ein arrogantes Arschloch zu sein. Micha verfolgte das ganze ohne irgendetwas zu sagen, achtete aber auf meine Körperhaltung. Dieser.. er hielt sich tatsächlich für etwas besseres als wir Menschen. Er machte sich darüber lustig, wie wir Menschen unter ihnen litten. Wie wir Angststörungen entwickelten. Und ihnen nicht über den Weg trauten. Still waren wenn sie anwesend waren.
Resigniert seufzte „Mauri" und blickte weiter auf die Straße. „Du weißt genau dass wir die beiden brauchen werden, oder? Wir werden eh schon Probleme haben ihr Vertrauen zu erlangen, dadurch was ihnen angetan wurde und du streust weiter Salz in die Wunde.."
„Ach komm schon. Ich wette ich kriege es schneller hin als du, dass sie mir vertrauen."
Ja gut.. wer hätte gedacht dass ich irgendwelche Fehler mache und es erst am Ende merke..
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