Kapitel 5

Kapitel 5

Misstrauisch musterte ich diesen Manuel, so hatte er sich zumindest vorgestellt. Dieser Junge trug einen blauen Pullover sowie eine graue Hose, seine Haare sahen gepflegt aus, jedoch wirkte er nicht sonderlich reich, als dass er jemals auch nur einen Menschen aus diesem Gebäude zu sich holen könnte.

Die meisten Breeder, welche Geld hatten und hier jemanden ersteigern wollten, auch wenn dieses Gebäude zu betreten allein schon zeigte, dass man diese Breeder einfach nur verachten sollte, trugen diese Anzüge und Kleider aus Materialien und in Farbe, von welchen ich bis dato nicht einmal wusste, dass es diese gab. Die Haare waren zu extra teuren Frisuren gestylt, sowie passte die Kleidung mehr als nur mäßig zu den Haaren. Doch dieser hier schien nicht so ganz hinein zu passen.

Erneut ertönten schwere Schritte vor der Stahltür, und ein weiterer Breeder trat ein. Mir wurde unwohl, mein Herz schlug schneller und allein dies schien sie zu bemerken. Grinsend sah mich die blonde an, ihr Gesicht glich dem einer Puppe, rosige Wangen, blasse Haut, welche wie aus Porzellan geschaffen schien. Ihre Lippen waren voll, hatten eine von Natur aus rosige Farbe. Allgemein wirkte die ältere nicht sonderlich bedrohlich, jedoch war sie es. Sie war eine Schlange, hinter ihrem Engelsgleichem Aussehen versteckte sich ein Teufel, schlimmer als jeder andere Breeder welchen ich je begegnet war, schlimmer als der Alte einäugige, schlimmer als jeder andere in diesem Gebäude. Die Uniform, welche die blauäugige besaß wirkte selbst wie das Kleid einer Puppe, schien sich ihrem Körper anzupassen. Ihre Proportionen entsprachen denen einer Puppe, lange Beine, schmale Taille.

Finster blickte ich sie an, während in mir alles Alarm schlug, die Wunden, Narben, welche ich wegen ihr hatte begannen zu brennen, je näher sie mir kam. Dieses.. Monster hatte mich seit dem sie erfahren hatte, dass ich hier her gebracht werden sollte. Seit Tag eins, wollte sie mich bestrafen, egal was es war. Zu beginn der zwei Jahre hier war ich aufmüpfig gewesen, sehr zu Freuden der Älteren. Tag täglich nutzte sie meine aufmüpfige, Breeder hassende Art aus, nur um mir noch mehr zu geben, weswegen ich diese Spezies einfach nur hassen konnte.

„Wie ich erfahren habe wirst du uns wohl verlassen mein Lieber.." ein leichter Akzent war aus ihrer Stimme heraus zu hören, doch wusste ich nicht genau welcher. Ein provokatives Grinsen umspielte ihre Lippen, und sie setzte eine gespielt bedrückte Miene auf. Das war ihre Art, einen auf Engel machen, und danach, wenn man mit ihr alleine war, würde sie ihr wahres Gesicht zeigen.

Sie bemerkte meine Unruhen, sie wusste dass sie die einzige war, welche diese Reaktionen bei mir auslöste, die einzige war welche ich tatsächlich hasste und fürchtete.

Meine Hände verspannten sich, teils fühlte es sich so an, als würde ich komplett die Kontrolle über mich verlieren, nur weil sie anwesend war. Sie wusste genau welche Wirkung sie hatte, sobald sie den Raum betrat. Sie wusste dass sich entweder die Breeder nach ihr umdrehen würden, und wir Menschen fast schon in Panik geraten würden.

Manuel drehte sich zu ihr und musterte sie. Die beiden waren etwa gleich groß, vielleicht war die blonde sogar ein wenig größer als er. „Das haben Sie richtig erfahren meine Gute, wie ist wenn ich fragen darf Ihr Name?" höflich und mit einer gehobenen Sprechweise begrüßte er die „Schlange," welche eindeutig gefallen an dem grünäugigen gefunden zu haben schien. Auch Manuel schien dies zu bemerken, denn auf seinen Lippen bildete sich ein Grinsen.

„Mein Name ist Julia, Ich bin die Wärterin, welche meistens für den Guten hier zuständig ist. Dürfte ich fragen wie es zustande gekommen ist, dass Sie sich ausgerechnet für diese beiden entschieden haben mein Lieber?" sie verzog ihren Mund und klimperte mit ihren Wimpern.

Michael blickte mich unsicher an, auch er kannte die Technik der blonden, mit welcher sie sich Informationen über etwas erschlich. Genau wusste niemand wieso sie dies tat, doch etwas Gutes konnte insbesondere sie auf keinen Fall im Kopf haben. Besonders wenn mehr als nur zwei Menschen abgeholt wurden, zeigte sie besonderes Interesse an dem/der Käufers/Käuferin.

„Nun.. ich wüsste nicht was Sie dies angehen sollte Julia. Es liegt bei mir, dass ich mich für diese beiden entschieden habe." sein Auge fokussierte die blauäugige, welche sich ertappt zu fühlen schien. Immer waren, zumindest soweit ich es mitbekommen hatte, die Breeder ihr verfallen, haben ihr genau die Gründe erzählt welche sie wissen wollte, wenn nicht sogar mehr. Auch der jüngere schien überrascht zu sein, er hatte ebenso erwartet, dass sie den grünäugigen wohl auch ausquetschen würde, und er singen würde wie ein Vogel. Erneut hatte ich einen Breeder falsch eingeschätzt. Mir würde übel, mein Herz schlug schneller und Angst machte sich in mir breit. Dieses.. Verhör damals hatte mir mehr zugesetzt als ich jemals zugeben wollte. Jedes Mal versuchte ich mein Gegenüber, oder auch nur jede Person in einem Raum mit mir einzuschätzen, ihren Charakter, ihre Stärke sowie ihre Reaktionen. Jedes einzelne Mal, sollte mir dies nicht gelingen und ich die Person oder den Breeder falsch einschätzen, lief es mir kalt den Rücken runter, und es war so als würde ich erneut auf diesem Stuhl befinden, der einäugige Alte vor mir.

Michael erkannte schnell was mit mir los war. Jedoch durfte er nichts sagen, sonst hätten die beiden anwesenden Breeder das Recht ihm und mir Schaden zuzufügen. Sie waren Abschaum.. Abschaum welcher sich besser hielt, als die die es erschaffen hat. Die Menschen mögen zwar bösartig gewesen sein, jedoch verdient haben wir es nicht. Michael und ich, wir konnten nichts unternehmen dagegen, wir waren kleine Kinder gewesen, oder noch gar nicht geboren.

Nun blickte er zu uns, und auf seinen Lippen bildete sich ein leichtes Grinsen. Misstrauisch musterte ich ihn, während Michael seinen Kopf senkte. Ich konnte Manuel nicht einschätzen. Der junge Mann vor mir schien intelligent zu sein, und seine Gegenüber wie Bücher lesen zu können. Langsam setzte sich der braunhaarige in Bewegung und kam auf uns zu. Die Fragen, wie er uns überhaupt ersteigern konnte wurde von meiner Nervosität sowie Verachtung dieser Wesen gegenüber verdrängt. Er stand direkt vor uns, um wenige Zentimeter, vermutlich ein oder zwei, war er größer als ich. Seine Ohren waren von blau-grünen Adern oder Rissen durchzogen und leicht gewellt. Sie schienen sehr empfindlich zu sein, weswegen er wohl Michaels und meinen schnellen Herzschlag wahrnehmen konnte. Schmerzhaft schlug mein Herz immer wieder gegen meinen Brustkorb, ich schwitzte und ließ meinen Gegenüber nicht aus den Augen. Ein nicht ein zu schätzender Breeder war um vieles gefährlicher als ein Breeder, bei welchem man von dem ersten Blick heran ausgehen konnte, dass er nichts Gutes gegenüber uns Menschen im Sinn hatte. Bei so einem, konnte man schätzen wie genau man sich benehmen musste, um ihn möglichst wenig zu provozieren, jedoch jemand wie der grünäugige könnte von einem zum anderen Moment gewalttätig werden. Nicht dass ich in irgendeiner Weise Angst empfand gegenüber dieser Wesen, jedoch hasste ich es ihnen unterlegen zu sein, doch war ich dies mehr wenn ich verprügelt oder gefoltert werde, als dass ich es ihnen versuche einfach recht zu machen.

Nun wand sich sein Blick zu meinem Fuß, welcher leicht an mich heran gezogen war. Die Ferse war noch immer da, weswegen ich mich möglichst oft versuchte auf ihr abzustützen. Die „Amputation" war unsauber. Kaum erinnerte ich mich daran als sie mir die Hälfte des Fußes nahem, ich wach dabei war. Noch nicht einmal wusste ich was es gewesen war, womit sie mir den vorderen Teil abgetrennt hatten. Nur die unerträglichen Schmerzen und das zerbersten und zerbrechen meiner Knochen. Narbengewebe hatte die abgetrennte Stelle überwachsen, jedoch sah man deutlich dass es unsauber ausgeführt wurde.

„Kannst du laufen?" er kaute auf seiner Unterlippe und sah mich dann wieder an. Leicht verwirrt sah ich ihn an. Niemand fragte mich ob ich damit laufen könnte. Kurze Strecken gingen, jedoch wurde es schnell anstrengend sowie schmerzhaft. Entweder bräuchte er diese Information für den Transport, oder dafür ob ich vor ihm fliehen könnte. Hätte ich meinen Fuß noch vollständig, wäre ich vermutlich innerhalb der ersten Tage in den Wald geflohen, obwohl dies reiner Selbstmord gewesen wäre.

Mein Blick wandere nun auch zu meinem Fuß, jedoch auf keinen Fall aus Demut, oh nein dafür könnten sie warten bis sie tot umfallen. Ich wollte nicht dass er sah, dass ich nicht schlau aus ihm wurde, mich das beunruhigte und sogar ein wenig verängstigte.

„Bedingt.." antwortete ich nur. Er sollte nicht jetzt schon zu viele Informationen über mich haben. Solange es gehen würde, würde ich versuchen das meiste für mich zu behalten, egal was es kosten würde. Der anscheinend auch einäugige nickte nachdenklich, und fing an mit einer seiner Haarsträhnen zu spielen. Tat er dies um nachzudenken, oder um mich, Michael und die blonde zu verwirren?

„Natürlich können Sie ihn auch dazu zwingen mehr zu laufen, mit etwas Druck würde er sich vermutlich mehr Mühe geben mehr zu laufen." die blauäugige ging nun auch auf uns zu und Michael spannte sich ein deutlich an, klammerte sich sogar ein wenig an mich. Druck, Gewalt und Folter meinte sie damit, mich zwingen in einem langen Flur zu gehen, die Türen zu verschließen. Oft war der Boden nass, da es sie einen Dreck scherte in welchen Verhältnissen wir lebten. Sobald ich stehenbleiben müsste, weil mein Fuß schmerzte oder ich erschöpft war, würden sie Strom über das Wasser laufen lassen. Es war zwar nicht soviel, dass es mich hätte umbringen können, jedoch sorgte dies immer mehr dazu, dass meine Füße immer mehr vernarbten und noch mehr schmerzten, sobald ich längere Zeit lief.

Sie hatten somit immer weiter dafür gesorgt, dass ich nicht fliehen konnte, ihnen nicht entkommen könnte und das schlimmste von allem, auf sie angewiesen war.

„Ich denke nicht, dass dies erforderlich ist Julia. Michael, richtig? Könntest du ihm zu meinem Auto zu laufen helfen? Es ist zwar direkt vor dem Eingang, jedoch gibt es hier viele Treppen und ich bin mir mit seinem Fuß da sehr unsicher." nun fixierte er Michael mit seinem Blick, welcher sofort zu Boden blickte, jedoch nickte und vorsichtig, mit zitternder Stimme sprach: „J-ja, n-natürlich.."

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Die Breederin folgte uns, während Michael mich stützte. Der jüngere strengte sich deutlich an, leichte Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und außerdem atmete er stockend.

Manuel hatte ihn mehrmals angeboten für ihn zu übernehmen, jedoch wusste Micha von meiner Abneigung gegenüber Breedern mehr als nur genau, und wusste dass ich Manuel nicht einschätzen konnte, und somit , im Gegensatz gegenüber anderen Breedern, Furcht empfand.

„Ihr werdet gleich beide umfallen, also gib ihn mir jetzt." seufzte der braunhaarige genervt, was Michael zusammenzucken und kurz stehen bleiben ließ. Seinen rechten Arm hatte er um meine Schultern gelegt, während mein linker über seien lag. Mit seinem linken Arm hielt er außerdem meinen linken Arm fest, damit ich keinen Falls meinen Halt verlieren und fallen könnte.

„S-sir, Patrick i-ist dreckig, n-nicht dass Sie sich i-irgendwie beschmutzen könnten.." versuchte Michael leise und stotternd den größeren davon abzuhalten, mich zu stützen. Sofort merkte man, dass dies eine Lüge war, und dass es einen anderen Grund haben müsste, da sich Michael sonst niemals widersetzen würde. Empört zog die blonde hinter uns die Luft ein und stampfte mit ihren hohen Schuhen auf. Sofort zog ich Michael ein wenig näher zu mir, was jedoch dafür sorgte, dass wir leicht ins wanken gerieten.

„Du undankbare kleine-!", wollte sie laut kreischend Michael anschreien, und vermutlich auch schlagen, jedoch hielt Manuel sie auf.

„Seien Sie leise. Ich kümmere mich wenn wir bei mir sind darum." sprach der Breeder auf sie ein. Nun war seine Stimme gedrückt, was dafür sorgte, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Erneut kamen die Schuldgefühle hoch, welche ich empfand als die Frau damals gefoltert wurde, ehe man ihre Leiche wegbrachte. Meine Knie begannen zu zittern und Michael sah mich an. Diese Reaktion von mir war für ihn, sowie Manuel völlig neu, weil ich diese eigentlich nur in der Nacht und allein hatte, wenn ich die Schreie von Menschen aus der Kammer hörte, welche mich dann bis tief in die Nacht begleiteten und mich immer wieder an das erinnerten, was an dem ersten Tag in diesem Gebäude passierte. Doch die blonde, sie wusste genau was los war, sie hatte es mehr als nur einmal miterlebt, wie ich an solch einer Reaktion litt.

Grinsend stolzierte sie vor uns, noch immer standen wir, während ich gemusterte wurde und von Michael besorgt angesehen, welcher eigentlich dachte meine Reaktionen auf bestimmte Situationen zu kennen. Die blauen, kalten Augen der Breederin musterten mich, ehe sie sich zu mir beugte und leise in mein Ohr zischte: „Du bist schuld an allem Leid."







Hatte die Tage leider viel zu tun, hatte deswegen leider keine Zeit für das Kapitel, habs heute aber endlich geschafft es fertig zu schreiben.
Und sollte ich wieder irgendwo mich verschrieben, Grammatik- oder Logikfehler eingebaut haben, bitte bescheid geben.
Noch eine schönen Abend :)



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